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Zwischensparrendämmung – Ausführung, Kosten, praktische Tipps

04.03.2020 | von: now | Kategorie: Dächer, Luftdichtheit

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Alles zur Zwischensparrendämmung, Aufbau, Anforderungen, Besonderheiten, Ausführung, Kosten, praktische Tipps.

Die Zwischensparrendämmung ist eine effiziente und häufig angewandte Methode der Dämmung ausgebauter und beheizter Dachgeschosse. Sie stellt hohe Anforderungen an die Ausführungsqualität der Dämmschicht, insbesondere an die Lückenlosigkeit und die Luftdichtheit. Die Beschäftigung mit den Besonderheiten ist ratsam, da es häufig zu Ausführungsmängeln kommt.

Die Zwischensparrendämmung verlangt bei erstmaligem Einbau bzw. ihrem Ersatz eine Dämmstoffstärke, die sich aus der Energieeinsparverordnung (EnEV) bzw. den staatlichen Förderbedingungen (KfW) ergibt. Die EnEV verlangt einen einzuhaltenen U-Wert von 0,24 W/m²K, was einer Dämmstoffstärke von mindestens 16 cm (gute Dämmeigenschaften des Dämmstoffes, WLG 0,035, Berücksichtigung der Sparrenanteile) entspricht. Wenn eine Förderung (KFW) in Anspruch genommen werden soll, muss der Dämmstoff im Steildach so stark sein, dass ein U-Wert von 0,14 W/m²K erzielt wird.

Zwischensparrendämmung, von innen verlegt

Vollsparrendämmung (unbelüftet) mit Zellulose und Holzfaserdämmplatte
Vollsparrendämmung (unbelüftet) mit Zellulose und Holzfaserdämmplatte

Bei der Zwischensparrendämmung wird ein Dämmstoff zwischen den Sparren verlegt. Man unterscheidet eine belüftete und ein unbelüftete Variante. Die unbelüftete Variante wird auch Vollsparrendämmung genannt, weil der gesamte Hohlraum zwischen den Sparren vollständig mit Dämmstoff gefüllt ist. Die belüftete Variante besitzt dagegen oberhalb des Dämmstoffes bis zum Unterdach einen belüfteten Raum von etwa 2 bis 4 cm Stärke. Dieser Luftraum muss vom Dachkasten (Traufe) bis zum First durchgängig durchströmbar sein, wenn die belüftete Variante funktionieren soll.

Eine unbelüftete Zwischensparrendämmung ist bei der Sanierung immer dann erste Wahl, wenn bereits ein Unterdach (Folie, Brettschalung, Holzfaserdämmplatte) vorhanden ist, welches einen geringen Dampfdiffusionswiderstand besitzt und raumseitig eine luftdichte Dampfbremse mit großem Rücktrocknungsvermögen verlegt werden kann.

Bei einer Neu- bzw. Umdeckung des Daches empfehle ich, geeignete Holzfaserdämmplatten für das die Sparren überdeckende Unterdach ein zusetzen. Bei entsprechender Stärke „überdämmen“ diese die Sparren und kompensieren so die Wärmebrücke Holzbalken. Die Holzfaserdämmplatten bilden den äußeren Abschluss einer unbelüfteten Dämmschicht. Durch die Verlegung der Platten im Verband mit Nut und Feder wird eine hohe Winddichtheit erreicht.

Geeignete Dämmstoffe der Zwischensparrendämmung

Zwischensparrendämmung mit Mineralwolle
Zwischensparrendämmung mit Mineralwolle

Für die Zwischensparrendämmung (Vollsparren) wird überwiegend die gut geeignete Mineralwolle eingesetzt, die vom Heimwerker selbst verlegt werden kann. Mineralwolle ist preiswert in allen gewünschten Stärken zu haben. Die Wärmedämmung ist hoch, die Verarbeitung leicht und Reste lassen sich gut als Stopfwolle nutzen. Wegen der geringen Dichte der Mineralwolle ist die im Sommer erreichbare thermische Behaglichkeit jedoch nicht so gut wie bei einem Einsatz schwererer Dämmstoffe (Zellulose, Holzfasern). Auf eindringendes Wasser reagiert Mineralwolle mit der Bildung von Wassernestern, weil keine kapillare Leitfähigkeit vorhanden ist. Alternativen zur Mineralwolle sind mattenartige Dämmstoffe aus Zellulose und anderen natürlichen Fasern, deren Steckbriefe Sie hier finden.

Als für die Zwischensparrendämmung wenig geeignet erscheint mir Styropor, welches sich nur schlecht zwischen die Sparren einpassen lässt, so dass eine lückenlose Dämmschicht kaum erreichbar ist. Reste lassen sich kaum weiter verwenden. Da Styropor mit der Zeit schrumpft, liegt es nach einiger Zeit lose in den Gefachen. Lückenlos verlegte Dämmschichten sehen anders aus. Ähnlich wie bei der Mineralwolle ist bei Styropor die thermische Behaglichkeit wegen der geringen Dichte eingeschränkt. Kapillare Feuchtigkeitstransporte lässt Styropor, ebenso wie Mineralwolle, nicht zu. Das wirkt sich insbesondere im Fehlerfall, also z.B. bei einem Feuchteschaden, aus

Zellulose, eingeblasen in eine Gefach
Zellulose, eingeblasen in eine Gefach

Eine deutlich bessere Fehlertoleranz weisen Dämmstoffe auf, die gute kapillare Eigenschaften besitzen. Dazu gehören Zelluloseflocken und Holzfasern. Natürlich können auch diese Stoffe nicht endlos Wasser aufnehmen. Doch im Schadensfall wird die Feuchtigkeit rasch in alle Richtungen weitergeleitet, wodurch eine sehr große Trocknungsoberfläche entsteht. Auf kleinere Durchfeuchtungen reagieren kapillaraktive Dämmstoffe also „gutmütig“. 

Zellulose und Holzfasern haben auch den Vorteil, dass die Dämmung nach dem Einblasen in die Hohlräume zwischen den Sparren lückenlos und setzungssicher „sitzt“. Die Masse des eingeblasenen Dämmstoffes ist recht hoch, so dass bessere Behaglichkeitswerte (langsamere thermische Aufheizung im Sommer) als mit Mineralwolle bzw. Styropor erzielt werden. Voraussetzung für das Einblasen ist ein Unterdach, gegen das geblasen werden kann. Einblasbare Dämmstoffe lückenlos und in der geforderten Einblasdichte einzubauen ist Sache eines erfahrenen und gut geschulten Fachbetriebes. Eigenleistungen sind möglich bei der Herstellung der Luftdichtheits- und Installationsebene

Wenn die Sparrenhöhe nicht ausreicht

Bei älteren Gebäuden reicht die vorgefundene Sparrenhöhe meist nicht, um den gesetzlich geforderten bzw. den von der KfW-Förderbank erwünschten U-Wert der Konstruktion zu erzielen. Dazu wären mindestens 16 cm bzw. 26 cm Dämmstoffhöhe erforderlich.  Auch hier hilft es, wenn neu eingedeckt wird, eine entsprechend starke Holzfaserdämmplatte als Unterdach (Stärke ab 4 cm) vorzusehen. Dass Ergebnis entspricht einer gut funktionierenden Kombination von Zwischensparren- und Aufsparrendämmung. Auch andere Materialkombinationen sind möglich.

dach_gedaemmt_vollsparren_aufgedoppelt_schnitt
Durch Aufnageln von Brettern vergrößerte Sparrenhöhe

Zur Erhöhung des nutzbaren Raumes für den Dämmstoff kann die Sparrenhöhe durch zusätzliche Hölzer (quer, längs, aufdoppeln) angehoben werden, was eine Neueindeckung voraussetzt. Hierzu ist ggf. eine Baugenehmigung erforderlich. Bleibt es bei der vorhandenen Eindeckung können Bretter von der Dachbodenseite aus gegen die Sparren genagelt werden, um die mögliche Dämmstoffhöhe nach unten anpassen zu können. Letzteres hat den Vorteil, dass somit gleich die Flucht gerichtet wird, die bei älteren Dachkonstruktionen meist nicht mehr gegeben ist. In allen Fällen muss die Dachkonstruktion mit den zusätzlichen Lasten (Tragkraft) klar kommen. Im Zweifel sollte ein Statik-Ingenieur hinzugezogen werden. Reicht die Tragkraft der vorhandenen Sparren aus, ist auch die zusätzliche Anbringung einer durchgängigen Dämmschicht unter den Sparren möglich. Diese Dämmebene kann z.B. aus Sandwichplatten (Dämmung plus Kaschierung) bestehen, womit auch die Wärmebrückenwirkung der Sparren selbst reduziert wird. Allerdings ist dann keine Konstruktion mit Installationsebene mehr möglich.

Wind- und Luftdichtheit sichern

Das winddichtende Unterdach (in den Abbildungen grün bzw. bräunlich dargestellt) kann sowohl mit

  • einer Unterspannbahn,
  • Brettschalung plus Unterspannbahn oder
  • Holzfaserdämmplatten

ausgeführt sein. Letztere empfehlen sich bei Verwendung von einblasfähigen Dämmstoffen und unter dem Gesichtspunkt verbesserter sommerlicher Behaglichkeit. Die Winddichtheit dieser Ebene ist durch sorgfältige Abklebungen aller Durchdringungen (Schornsteine, Dunstrohre, Dachflächenfenster u.a.m.) herzustellen. Bei Einblasdämmstoffen benötigt die Konstruktion raumseitig eine zweite, „verlorene“ Schalung. Diese Funktion kann die Dampfbremse (in der Abbildung blau dargestellt) übernehmen, die gleichzeitig die Aufgabe der Luftdichtheitsebene wahrnimmt. Sie wird mittels spezieller, armierter Pappen, spezieller Folien oder OSB-Platten ausgeführt. Details zur Ausführung der Dampfbremse bzw. der Luftdichtheitsebene, die unabhängig von der Art des Dachdämmsystems sind, können Sie den Abschnitten Luftdichtheit und Winddichtheit ausgebauter Dachgeschosse  und Sinn und Ausführung luftdichter Konstruktionen entnehmen.

Zwischensparrendämmung von außen

Einbau einer Zwischensparrendämmung von außen mit feuchteadaptiver Dampfbremse
Einbau einer Zwischensparrendämmung von außen mit feuchteadaptiver Dampfbremse.

Ist der Dachgeschossausbau bereits erfolgt, kann eine nachträgliche Verbesserung der Wärmedämmung gewünscht sein. Das verbessert die Behaglichkeit im Winter, senkt die Beheizungskosten und ist auch sinnvoll, wenn im Sommer unerträglich hohe Raumtemperaturen herrschen. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, ein solches Dachgeschoss auch von außen gut zu dämmen. Dazu müssen allerdings die Ziegel abgetragen und die Dachlatten und Konterlatten entfernt werden. Vorhandene Dämmstoffe, z.B. Mineralwollematten, können weiterverwendet werden, wenn der Zustand dies zulässt.

Nachdem die Sparren von Nägeln, Holzspänen u.a. befreit wurden und ggf. vorhanden Dämmstoffe den Gefachen entnommen sind, wird eine spezielle Dampfbremse auf bzw. in die Zwischenräume eingelegt und luftdicht miteinander verklebt. Diese Dampfbremse muss variable bzw. feuchteadaptive Eigenschaften besitzen. Solche speziellen Gewebefolien oder Baupappen bremsen den Wasserdampf im Winter stark, im Sommer dagegen schwach, so dass es zu einer sommerlicher Rücktrocknung kommt. Ist die Dampfbremse sorgfältig verlegt, kommt es auch nicht zu Luftströmungen (Konvektion) durch die Dämmschicht. Somit wird die erforderliche Luftdichtheit der Konstruktion erreicht. Allerdings ist die Verlegung der Bahnen und die Herstellung der Anschlüsse sehr aufwändig und anspruchsvoll. Daher kommt es in der Praxis häufiger zu Ausführungsmängeln, die zu Bauschäden führen können. Ich empfehle daher eine Luftdichtheitsuntersuchung mit Leckageortung durchführen zu lassen.

Nachdem die Gefache mit Dämmstoff aufgefüllt sind, kann noch eine Aufsparrendämmung hinzugefügt werden.

Ausführungsmängel bei der belüfteten Zwischensparrendämmung

Versuch der Schaffung einer Belüftungsebene (mit Dachlatten)
Versuch der Schaffung einer Belüftungsebene (mit Dachlatten)
Versuch der Schaffung einer Belüftungsebene (mit Leerrohren)
Versuch der Schaffung einer Belüftungsebene (mit Leerrohren)

Eine belüftete Zwischensparrendämmung vorzusehen ist möglich aber sinnlos, seit es feuchteadaptive Dampfbremsen gibt. Diese auch feuchtevariable Dampfbremsen genannten speziellen Folien sichern auch dann eine ausreichende Rücktrockung, wenn das Unterdach einen hohen Dampfdiffusionswiderstand besitzt. Dies wäre bei unbekannten Eigenschaften von Folien und Aufbauten anzunehmen. Will man dennoch nicht auf die Belüftung verzichten, ist für einen ausreichenden Belüftungsquerschnitt zu sorgen.

Die Fotos zeigen die nachträglichen Bemühungen, einen ausreichenden Belüftungsquerschnitt in einem mit Mineralwolle gedämmten Gefach mittels eingeschobener Dachlatte bzw. mit Installationsleerrohren zu erhalten. Offenbar hat man nicht damit gerechnet, dass die Mineralwolledämmmatten, die meist stark komprimiert auf die Baustelle kommen, nach der Einbringung etwas aufgehen!

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