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Wärmegedämmte Außenwände

02.03.2020 | von: now | Kategorie: Wandbaustoffe, Wärmedämmung

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Wärmegedämmte Außenwände: Infos zu Funktion und Material, sowie zu Ausführungsvarianten mit hoher Behaglichkeit bei geringen Heizungskosten

Die Außenwände eines Gebäudes bewahren die Bewohner vor allzu großem Einfluss des Wetters, schützen vor Lärm, bieten Blickschutz und geben Sicherheit. Außenwände machen meist den größten Anteil aller Hüllflächenelemente (Wände, Fenster, Dach, Boden) eines Hauses aus. Daher entscheiden gut wärmegedämmte Außenwände über die empfundene Behaglichkeit sowie einen erheblichen Teil des Energiebedarfes für Raumheizung.

Außenwände besitzen eine statische Funktion, die durch unterschiedliche Bauweisen erfüllt werden kann. Über Jahrhunderte haben sich in verschiedenen Regionen der Erde typische, vom Angebot an natürlichen Rohstoffen und den Erfahrungen der Menschen abhängige Konstruktionsarten herausgebildet.

Außenwände eines Niedrigenergiehauses (Kalk-Sandstein plus 20 cm Styropor)
Außenwände meines Niedrigenergiehauses (Kalk-Sandstein plus 20 cm Styropor)

Häuser, in einer Bauweise aus hölzernen Blockbohlen, in Massivbauweise mit bestimmen Gesteinsarten oder ungebrannten Lehmziegeln, oder, in neuerer Zeit, Häuser aus Fertigteilen, Betonplatten, oder fast ganz aus einem Schaumkunststoff zusammengesetzt, kennzeichnen die Bauweise ganzer Regionen. War Holz im Überfluss verfügbar, wurden Holzhäuser errichtet. Später, im städtischen Umfeld, wichen Holzhäuser den langlebigeren und unbrennbaren Steinhäusern aus Ziegeln und Natursteinen.

Welche Bauweise sichert beste Behaglichkeit?

Einsparungen bei verschiedenen Dämmstoffstärken
Einsparungen bei verschiedenen Dämmstoffstärken

Wer heute baut, stellt sich angesichts der zahlreich verfügbaren Baustoffe die Frage, welche Bauweise für gut wärmegedämmte Außenwände ist für meine Ansprüche optimal geeignet? Mit welchen Materialien kann ich gesetzliche Vorgaben über den maximalen Wärmebedarf mit dem geringsten finanziellen Aufwand erfüllen? Stimmt der Schallschutz? Wie steht es um die Luftdichtheit? Befinden sich Außenwände einer Gebrauchtimmobilie bereits in einem fortgeschritten Alter, stellen sich Fragen nach geeigneten Sanierungsmöglichkeiten.

Meiner Meinung nach spielt bei allen Neubau- und Sanierungsvorhaben der bauliche Wärmeschutz, wie Fachleute die Wärmedämmung aller Hüllflächenbauteile nennen, die entscheidende Rolle. Gut wärmegedämmte Außenwände z.B. beeinflussen positiv die Höhe der inneren Wandoberflächentemperatur und verringern die durch große Temperaturänderungen bedingten, zur Rissbildung führenden Spannungen.

Durch gut wärmegedämmte Außenwände lässt sich

  • die Behaglichkeit verbessern,
  • der Wärmeverbrauch verringern,
  • die sommerliche Aufheizung vermindern und
  • die Gefahr der Tauwasserbildung auf der Wandinnenseite mit nachfolgendem Schimmelpilzwachstum beseitigen.

Dafür kommen bei einem Neubau vor allem Konstruktionsprinzipien von Außenwänden in Frage, die einen hohen Anteil von Wärmedämmstoffen ermöglichen. Dazu gehören u.a. neben Holzständerkonstruktionen auch mehrschalige Konstruktionen aus Bausteinen mit zusätzlicher, äußerer  Wärmedämmebene.

Bei einer Sanierung kann die bestehende Wand von außen oder auch von innen gedämmt werden. Beide Varianten verlangen eine hohe Ausführungsqualität bei Einhaltung einiger weniger Montagedetails. Die äußere Dämmung ist der inneren Dämmung vorzuziehen, jedoch überwiegen auch bei einer Innendämmung die Vorteile.

Kerndämmung mit äußerer Ziegelschale
Kerndämmung mit äußerer Ziegelschale

Die Kerndämmung stellt insbesondere im Sanierungsfall von älterem Hohlwandmauerwerk eine interessante Option dar. Mit Hilfe von einblasfähigen Dämmstoffen können wichtige Forderungen an wärmegedämmte Außenwände eingehalten werden. Kerndämmungen besitzen beachtenswerte Vor-, aber auch einige Nachteile gegenüber einer von außen angebrachten Dämmung. Grundsätzlich überwiegen aber die Vorteile, sofern grundlegende Ausführungsdetails eingehalten werden.

Bevor eine Entscheidung für oder gegen ein Sanierungsverfahren getroffen wird, muss die technische Machbarkeit und die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme geklärt sein. In den folgenden Abschnitten werde ich mich mit den Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Konstruktionsprinzipien und Materialien für den Neubau sowie mit der Art und Weise sinnvoller Erneuerungsmaßnahmen der Außenwände beschäftigen.

Der klassische Wandaufbau: Ziegelsteine, monolithisch

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Moderner Liapor Ziegel mit Perlite verfüllt

Ziegel bezeichnen eigentlich ein Stein-Format. Für die meisten Menschen sind Ziegel aber einfach nur gebrannte Mauersteine aus Lehm bzw Ton, die im deutschsprachigen Raum bei allen denkbaren Bauweisen Verwendung finden. Sie werden z.B. als Ausfachung von Holzkonstruktionen genauso verwandt, wie für monolitisch aufgebaute Wände verschiedener Dicken. Auch Mischbauweisen mit Natursteinen, Hohlblocksteinen aus Beton, oder Gasbetonsteinen sind bekannt. Kinder bauen Wohnhäuser im Modell aus „Ziegel“steinen. Die Bezeichnung Ziegel wird allerdings auch für gebrannte Dacheindeckungen aus einem Ton- bzw. Lehmgrundstoff genutzt. Alternativen dazu aus Beton heißen Dachsteine.

Wärmegedämmte Außenwände massiv und gut

Erste Lage einer Wand aus Hochlochziegeln
Erste Lage einer Wand aus Hochlochziegeln

Ein Massivhaus aus Ziegelsteinen hat für die meisten Bauherren etwas Vertrauen erweckendes und Solides. Mit unterschiedlich hart gebrannten Steinen kann man vom Schornstein bis zur Drempelabmauerung allen Anforderungen gerecht werden. Ziegelwände sind standhaft, können in der Regel gut mit Feuchtigkeit umgehen und selbst nicht schimmeln. Die Luft in solchen Häusern sei gut und sauber – meinen viele, und lange Zeit schien dies auch nicht diskutierbar. Den Schutz, den eine Ziegelwand gegen Auskühlung im Winter oder zu große Aufheizung im Sommer bietet, sehen nach meiner Erfahrung die meisten Menschen als ausreichend an. So scheint es hinreichend, lediglich die Stärke der Ziegelwände anzugeben (z.B. 36er Wand), um damit die Dämmfähigkeit, den Schallschutz, die sich einstellende Behaglichkeit, ja den Brennstoffverbrauch ziemlich genau zu beschreiben.

Doch in Massivhäusern scheint es weit häufiger zu schimmeln als in anderen Gebäudearten. Und Massivhäuser haben oftmals höhere Heizkosten als z.B. im gleichen Zeitraum errichtete, so genannte Fertighäuser. Es reicht also offensichtlich nicht aus, ohne Benennung der stofflichen Eigenschaften mit einer Wandstärke die erreichbare Behaglichkeit und Bauschadensfreiheit zu beschreiben,

Moderne Leichthochlochziegel mit sehr guten Dämmeigenschaften
Moderne Leichthochlochziegel mit sehr guten Dämmeigenschaften

Mit dem massenhaften Einsatz porosierter Ziegel seit Anfang der 80er Jahre und mit dem Auftauchen weitere Ziegel-Rohstoffe, wie z.B. Liapor oder Gasbeton (Porenbeton), hat sich vieles geändert. Die Ursache dafür war die Öl-Preiskrisen 1973 und 1979, die die Einführung von verschärften Grenzwerten für den maximal zulässigen Wärmebedarf von Häusern zur Folge hatten. Die rasche Entwicklung neuer, immer besser dämmender Steine für monolithische Wandkonstruktionen führte dazu, dass heute erreichte Dämmwerte bis zu zehnmal besser sind als die Ausgangswerte. Heute hat die Beschreibung „36er Wand“ in Gutachten mancher Immobilienmakler daher keine nennenswerte Aussagekraft mehr.

Moderne Ziegelsteine müssen alles können

Moderne Ziegelsteine für den wärmedämmenden Wandaufbau haben etwas von der eierlegenden Wollmilchsau. Sie sollen ausreichend stabile Wände mit guten Schallschutz und hoher Wärmedämmung bilden. Der (Poroton)- Ziegelindustrie ist dies schon in erstaunlichem Maße gelungen. Eine 36er Wand aus modernsten Ziegeln errichtet, verursacht nur noch ein Zehntel des Brennstoffbedarfes der vergleichbaren Wand vor 50 Jahren.

Mehrschalige wärmegedämmte Außenwände

Dennoch, es geht noch besser, noch sparsamer, noch behaglicher, schaut man sich mehrschalige Konstruktionen an. Bei mehrschaligen Wänden sind die einzelne Aufgaben einer Wand getrennt. Sie werden von hochspezialisierten Bau- und Dämmstoffen übernommen werden.

Mehrschalige Bauweisen der Außenwände

Außenwand aus porosierten Ziegelsteinen plus 16 cm Schaumpolystyrol
Außenwand aus porosierten Ziegelsteinen plus 16 cm Schaumpolystyrol

Bei mehrschaligen Bauweisen sind die Aufgaben einer Außenwand separiert. Die für die jeweilige Schale verwendeten Baustoffe werden als „Spezialisten“ eingesetzt. Im Gegensatz zur monolithischen Bauweise muss bei mehrschaligen Baukonstruktionen ein Baustoff nicht alles können. Das hat zahlreiche Vorteile – aber auch einige wenige Nachteile.

Vorteile der zweischaligen wärmegedämmten Außenwand

Bei einer zweischaligen Mauerwerks-Konstruktion übernimmt in der Regel die innere Schale, das Tragwerk, die Aufgaben Statik und Schallschutz. Hier kommt man meist mit sehr schlanken Konstruktionen hin (11,5 bis 20 cm), wenn der verwendete Baustoff die entsprechende Druckfestigkeit aufweist. Für den Wärmeschutz ist die zweite, die äußere Schale verantwortlich. Hierfür werden reine Dämmstoffe, wie Schaumpolystyrol, Mineralwolle, Holzfaserdämmplatten u. a. in Stärken bis 30 cm (Passivhaus) eingesetzt. Bei einer zweischaligen Wand stellt der Verputz des Dämmstoffes den Wetterschutz sicher. Eine dritte Schale (Schmuckmauerwerk oder hinterlüftete Elemente) wird gelegentlich aus anspruchsvolleren Wetterschutzgründen (Küsten) angewendet.

Beim Setzen der inneren Wandschale ist nur auf die Aufgabe Statik und Schallschutz zu achten, was den Bauablauf beträchtlich vereinfacht. Die später anzubringende Dämmung verlangt vom Maurer nur insofern Aufmerksamkeit, als bestimmte Maße beim Mauerwerk einzuhalten sind. Hierfür sollten Detailzeichnungen des Architekten vorliegen. Das ist wichtig, damit die Dämmung später auch in voller Stärke überall aufgebracht werden kann.

Zweischalige wärmegedämmte Außenwände haben aus meiner Sicht also einige bedeutende Vorteile:

  • Planungs – bzw. ausführungstechnische Fehler wirken sich bei der inneren Mauerwerksschale kaum aus, wenn man die Aufgabenstellung Wärmedämmung betrachtet.
  • Fast alle Wärmebrücken, die die Maurer zurückgelassen haben, können zu einem späteren Zeitpunkt mit der außen liegenden Wärmedämmung kompensiert werden.
  • Spezielle Bauteile, wie wärmegedämmte Stürze oder Ringbalken-Konstruktionen, Dämmungselemente für die Stirnseiten der Massivdecken, u.a.m. werden nicht benötigt.
  • Im Bauablauf können bereits nach dem raschen Hochziehen der inneren Wandschale die Decken aufgelegt und gegossen werden. Die Dachkonstruktion kann montiert, Fenster und Türen können eingesetzt und mit dem Innenausbau kann begonnen werden.
  • Wenn alles gut läuft, bekommen die späteren Bewohner eine lückenlose, wärmebrückenarme Wandkonstruktion mit hohen Behaglichkeitswerten und geringem Heizwärmebedarf, die Wohnraumschimmel nicht zulässt.

Die Planung und der Einbau von Fenstern und Türen verlangen bei zweischaligen Wandkonstruktionen (das gilt auch für den Fall der Sanierung) erhöhte Aufmerksamkeit (siehe dazu: Einbau von Fenstern und Türen)

Nachteile der zweischaligen Wand

Das Armierungsgwebe wird auf die Wärmedämmung gebrach
Das Armierungsgwebe wird auf die Wärmedämmung gebracht

Nachteilig ist vor allem, dass der Bauherr einen zusätzlichen handwerklichen Spezialisten braucht: den fachlich geprüften Dämmstoffverleger. Doch ihn gibt es leider nicht. Hingegen bieten alle, die auf dem Bau ein Gerüst besitzen, die Leistung Wärmedämmung an: Maler, Maurer, Putzer. Das in diesen Berufsgruppen schwach ausgebildete Wissen zu einem komplexen bauphysikalischen Sachverhalt, rechtfertigt meist nicht von Fachleuten zu sprechen. Hier sind der Architekt, besser noch der Bauherr gefragt, die sich im Vorfeld mit den Ausführungs- und Verarbeitungsvorschriften der Systemlieferanten für Wärmedämmsysteme auseinandersetzen sollten. Auf der Baustelle muss regelmäßig kontrolliert werden, ob die Verarbeiter auf der Höhe der Verarbeitungsrichtlinien sind.

Ein geringfügiger Nachteil von zweischaligen Außenwänden ist, dass spätere bauliche Änderungen am Haus etwas komplizierter umzusetzen sind. Durch die außen angebrachten Dämmstoffe ist die Montage von Fallrohren, Lampen, Geländern o.ä. an der Außenwand etwas aufwendiger.

Dreischalige wärmegedämmte Außenwände

Dreischalige Aufbauten bringen zur zweischaligen Bauweise keine wärmetechnischen Vorteile, unabhängig davon, ob es sich um belüftete oder unbelüftete Konstruktionen handelt. Vorteile ergeben sich allerdings bei einer Wohnsituation mit häufigen Extremwetterlagen. In diesem Falle lassen sich zweischalige Wandaufbauten mit einer zusätzlichen äußere Schale aus Stein, z.B. Klinker, oder mit hinterlüfteten Fassadenelementen ausführen. Dieser Wandaufbau wird dann recht dick, wenn man keine Abstriche bei der erforderlichen Dämmung machen möchte. Aber nicht nur die Wandstärke kann zu einem Problem werden: Jede Wetterschutzschale mit hinterlüfteten Elementen führt zu einem deutlichen Mehr an Fehlermöglichkeiten bei der Ausführung (siehe auch: Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade).

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