Wissen:

Wasserdampf beeinflusst Behaglichkeit

03.02.2020 | von: now | Kategorie: Behaglichkeit, Lüften

5/5 - (1 vote)

Warum zu viel oder zu wenig Wasserdampf in der Raumluft die Behaglichkeit negativ beeinflusst und was wir dagegen tun können

Unser Körper reguliert seinen Wärmehaushalt u.a. auch durch Abgabe überschüssiger Wärme mit dem Wasserdampf der Atemluft und durch Verdunstung von Feuchtigkeit über die Haut. Dieser Wasserdampf muss von der umgebenden Raumluft aufgenommen werden können. Ist die Luftfeuchtigkeit der Raumluft schon hoch, wird die Wasserdampfaufnahme eingeschränkt. Die Temperaturregulation des Körpers kann behindert werden. Es wird unbehaglich schwül.

Bei normaler Zimmertemperatur um 20 °C ist der direkte Einfluss normaler Schwankungen der Luftfeuchtigkeit auf das Wohlbehagen der meisten Menschen allerdings gering. Auch trockene Luft stellt für uns im allgemeinen kein Problem dar, sofern der Staubgehalt der Atemluft gering ist. Als gutes Beispiel dient uns die frische Winterluft in den Bergen, die meist einen sehr geringen Wasserdampfgehalt besitzt. Diese staubarme und meist trockene Luft empfinden wir nicht als unbehaglich, im Gegenteil. 

Auswirkung eines Lüftungsvorganges auf die Entwicklung der Luftfeuchtigkeit in den nachfolgenden  Stunden
Auswirkung eines Lüftungsvorganges auf die Entwicklung der Luftfeuchtigkeit in den nachfolgenden  Stunden

Behaglichkeitsdefizite oder sogar gesundheitliche Probleme können aber aus den indirekten Folgen einer zu hohen oder zu niedrigen Luftfeuchtigkeit entstehen. So kommt es bei sehr niedriger Luftfeuchtigkeit unter 30% relativer Feuchte zur überhöhten Austrocknung des Mobiliars, der Teppiche, von Büchern und Textilien usw.. Dies erleichtert die Staubbildung sowie die elektrische Aufladung und beeinflusst die Größe der Staubpartikel. Je trockener die Luft ist, umso kleiner werden die Staubpartikel, die problemlos in der Luft schweben. Unsere natürlichen Filter werden nicht mehr damit fertig. Staubpartikel gelangen in großer Zahl bis in die Lunge und es kommt zu einer Reizung der Atemwege. Bei feuchterer Luft dagegen „klumpen“ die Partikel zusammen und sinken schneller zu Boden, so dass die Luft sauberer wird.

Zu trockene Raumluft kann also durchaus die Entstehung einiger Krankheiten begünstigen. Bei zu trockener Luft laden sich Kunststoffe aller Art, auch bestimmte Fasern, elektrisch auf, was bei Berührung zu unangenehmen elektrostatischen Entladungen führen kann.

In der heutigen Wohnumgebung mit dichten Fenstern und Zentralheizung haben wir es im Winter tendenziell aber mit zu hohen Luftfeuchtigkeitswerten größer 55 % zu tun, wie ich auch auf Grund eigener Langzeitmessungen in zahlreichen Wohnungen feststellen konnte. Durch zu hohe Luftfeuchtigkeitswerte entstehen negative Auswirkungen auf die Behaglichkeit und auf die Gesundheit. So schlägt sich an kälteren Teilen der Außenwand, also so genannten Wärmebrücken, kondensierende Feuchtigkeit nieder. Auf Farben und Tapeten kann sich Schimmelpilz einstellen. Neben Geruchsbelästigungen sind gesundheitliche Gefahren durch Sporen und Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze möglich.

Bei lang anhaltender Durchfeuchtung können zusätzliche Bauschäden durch Versalzung entstehen. Die Wärmedämmung der Wand verringert sich durch den erhöhten Feuchteanteil, so dass die Oberflächentemperaturen weiter sinken. Dies erhöht aber den Wärmestrahlungsaustausch mit dem menschlichen Körper (siehe auch „Die Höhe der Luftfeuchtigkeit begrenzen„). Höhere Luftfeuchtigkeitswerte begünstigen auch die Lebensbedingungen der Hausstaubmilbe

Gut funktionierendes elektronisches Hygrometer mit Datenschreiber und Alarmfunktion
Gut funktionierendes elektronisches Hygrometer mit Datenschreiber und Alarmfunktion

Bedauerlicherweise haben wir kein Sinnesorgan, welches uns zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeitswerte signalisiert. Allein ein gutes und vor allem geeichtes Hygrometer zeigt uns den relativen Wasserdampfgehalt der Raumluft an.

Meine Erfahrungen decken sich mit den Empfehlungen der meisten Lufhygieniker. Danach wird eine optimale Behaglichkeit bei Zimmertemperatur in einem Bereich von 35 % bis 55 % (relative Luftfeuchtigkeit) erzielt. Solche Werte sind im Winterhalbjahr nur einzuhalten, wenn ein ausreichender Luftwechsel sowohl zur Staub- und Schadstoffverringerung, als auch zur Luftfeuchteregulierung beiträgt. Die weit verbreitete Ansicht, dass sogenannte Heizungsluft zu trocken sei ist falsch und führt daher auch zu falschen Schlussfolgerungen. Spätestens mit dem Einbau einer Zentralheizung und dicht schließenden Fenstern ist der Luftwechsel ganzjährig viel zu gering. Im Winter führt dieser Sachverhalt zu meist hoher Raumluftfeuchtigkeit, die bei Vorhandensein von Wärmebrücken in der Bausubstanz Feuchteschäden und Schimmelpilzbildung verursacht.

Die Höhe der Luftfeuchtigkeit in der Wohnung ist abhängig von

  • der Art, Häufigkeit und dem Zeitpunkt des Lüftens bei der Fensterlüftung (siehe Lüften lernen!);
  • der Funktion einer mechanischen Zwangslüftung (siehe Lüftungsanlagen);
  • den im Haus verwendeten Baustoffen und den Materialien der Innenausstattung und
  • der Art und Intensität des Heizens.
952mal gelesen

Das könnte Sie auch interessieren...


Schreiben Sie einen Kommentar

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und akzeptiere sie.