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Indikatoren

#Schadensbild, Sichtprüfung, Messung

Ermittlung der punktuellen Oberflächentemperatur mit dem Infrarothermometer
"Ausgewachsener" verdeckter Schimmelbefall hinter einem Schrank

Ausgewachsener und bereits erneut sporenbildender Befall ist meist deutlich an der Farbgebung des Belages erkennbar. Alles ist möglich – von weißen und grauen Schattierungen bis zu grünen- und rötlichen Farbtönen - und natürlich Schwarz. Beginnender oder leichter Befall ist bei den meisten Schimmelarten jedoch mit bloßem Auge kaum sichtbar. In zahlreichen Fällen wird der Pilz durch Möbel, Deckleisten oder Tapeten verdeckt.

Als relativ sichere Hinweise für eine wahrscheinliche Schimmelbelastung können interpretiert werden:

  • Behaglichkeitsstörungen in der Wohstube (kalte Füße oder Nacken, kalte Luftströmungen) trotz erhöhter Temperatur der Raumluft (25°C)
  • niedrige Oberflächentemperaturen unter 12 °C auf der Innenseite der Außenwände, besonders in Raumecken, Fensterlaibungen, auf dem Fenstersturz
  • fühlbare, erhöhte Baufeuchtigkeit auf Fensterlaibungen, in Raumecken usw.
  • häufige und länger anhaltende Luftfeuchtewerte oberhalb 55 % im Winterhalbjahr (elektronische Hygrometer) in ungedämmten Altbauten
  • starkes Beschlagen der Außenscheibe nach dem weiten Öffnen der Fenster
  • das Auftauchen von Silberfischen, Kellerasseln, vor allen in Erdgeschossbereichen

#Erfassung der Oberflächentemperatur und der erhöhten Baufeuchte

Ermittlung der punktuellen Oberflächentemperatur mit dem Infrarothermometer
Ermittlung der punktuellen Oberflächentemperatur mit dem Infrarothermometer

Die Oberflächentemperatur kann mit einem speziellen Infrarotthermometer gemessen werden. Ein solches Thermometer mit ausreichender Genauigkeit bekommt man heute schon für unter 20 € im Baumarkt. Es sollte bei bekannt kritischen Qualitäten der Hüllflächen des Hauses zum Handwerkszeug des Hausbesitzers gehören. Auch eine Wärmebildkamera (Thermografiekamera) ist hilfreich, wenn sie wegen der höheren Anschaffungskosten geliehen werden kann.

Die oberflächliche Baufeuchte kann mit einem einfachen Baufeuchtemessgerät, wie es für wenig Geld im Baumarkt (für Brennholzfeuchte) gibt, kontrolliert werden. Hierbei ist ein Vergleich mit einer trockenen Innenwand fürs Erste ausreichend.

 zur trockene Wand
Ein einfaches Baufeuchtemessgerät reicht bei vergleichender Messung

Für eine Ermittlung der Schadensursache braucht es andere Messtechnik, die aber in die Hände von Profis gehört.

#Typischer Geruch

Auffällig wäre für den Bewohner der zwar schwache, aber recht typische Geruch. Er wird jedoch häufig vom Eigengeruch der Wohnung überdeckt, an den man sich gewöhnt hat. Meist ist die Geruchsemission von Schimmelpilzen so gering, dass zum Aufspüren des Befalls Schimmelspürhunde zum Einsatz kommen. Extreme und gut wahrnehmbare Geruchsbelastungen mit erdigem, muffigen Charakter kommen eher von Bakterien, die sich in feuchter Umgebung wohlfühlen (z.B. das vergessene feuchte Handtuch in der Sporttasche!). Da bestimmte, Geruch produzierende Bakterien aber immer im Zusammenhang mit Schimmelpilzen auftreten, ist der wahrnehmbare Geruch ein eindeutiger Indikator.

Kommt man dagegen als Außenstehender in eine Wohnung mit „lebendem Schimmel“, so fallen spezifische Gerüche als erstes auf. Ist man Brillenträger, beschlägt noch dazu die Brille, wenn die Außenluft recht kalt war. Doch der merkwürdige Geruch, der zu jeder Jahreszeit auftrat, erinnerte mich immer an verrottende Biomasse, an keimende Kartoffeln, an dunkle, feuchte Kellerräume, leicht nach Methanol und etwas Formaldehyd. Ich habe jedenfalls diese Geruchsnote häufig wahrgenommen, obwohl es bei meinen Begehungen keineswegs immer gleich gerochen hatte - auch bei optisch ähnlichen aussehenden Schimmelvorkommen nicht.

Die Ursache für den "Gestank" sind flüchtige organische Substanzen VOC (volatile organic compounds), die im Zusammenhang mit dem Schimmelwachstum auch von beteiligten Bakterien (z.B. Bakterien der Gattung Bacillus) gebildet werden. Bakterien der Gattung Streptomyces und andere Aktinobakterien sollen dagegen verantwortlich sein für den typischen Geruch in alten, feuchten Kellern.

#Auf die Betauung achten

Betauung der Fensterscheibe von außen nach dem Öffnen des Fensters
Betauung der Fensterscheibe von außen nach dem Öffnen des Fensters

Brillen und andere transparenten Flächen beschlagen sichtbar, sofern diese Flächen vor dem Betreten einer beheizten Wohnung kalter Außenluft ausgesetzt waren. Der gleich Vorgang spielt sich ab, wenn eine Flasche aus dem Kühlschrank entnommen wird. Wenn ich in eine solche Wohnung gerufen wurde, beschlugen bei winterlichen Außentemperaturen auch die Objektive der Kameras und Messwerke anderer Messinstrumente, so dass ich abwarten musste, bis diese Geräte sich auf Raumtemperatur erwärmt hatten. In der Regel berichteten Bewohner solcher Wohnungen auch über meist starke Kondensatbildung auf der Innenseite im unteren Drittel der Fenster („Unsere Fenster schwitzen“) und über das intensive Beschlagen der Scheiben von außen, wenn die Fenster bei kalter Witterung einmal weit geöffnet werden.

Tropfen bilden sich aus der Feuchtigkeit der Raumluft im unteren Glasbereich
Tropfen bilden sich aus der Feuchtigkeit der Raumluft im unteren Glasbereich weil hier die Oberflächentemperatur am niedrigsten ist

#Gesundheitliche Warnmeldungen

Ein ernst zu nehmendes Anzeichen für Sporenbelastungen aus Schimmelquellen können Schleimhautreizungen sein, die oft als „zu trockene Luft“ interpretiert werden und leider eine völlig unangebrachte Gegenreaktion – zusätzliche Luftbefeuchtung - hervorruft. Unklare gesundheitliche Beschwerden, wie eine laufende Nase, Entzündungen der Nasennebenhöhlen, auf Allergien zurückgeführte Probleme können mit Schimmel zusammenhängen.

#Wo sollten wir suchen, falls ein Verdacht besteht?

Die Lage der meisten Befallstellen und die dabei erfassten Oberflächentemperaturen zeigen in der Regel typische Eigenschaften geometrisch und konstruktiv bedingter Wärmebrücken. Sie zeichnen sich durch eine deutlich abgesenkte Oberflächentemperatur und deren Verlaufsbild ab. Das lässt sich mit einem Infrarotthermometer erfassen, das heute ausreichend genau für unter 20 € im Baumarkt zu haben ist. Oberflächentemperaturen unter 13 °C bei einer Raumlufttemperatur von etwa 21 °C deuten auf einen möglichen Schimmelbefall hin.

Vor allem sollte also dort gesucht werden, wo die Gefahr der lokalen Abkühlung der Raumluft besonders groß ist. Das ist insbesondere an Außenwänden der Fall, und zwar hinter

  • Schränken (Küche, Schlafzimmer, Wohnraum),
  • Betten,
  • Bildern,
  • Spiegeln,
  • Sockelleisten.

Daneben kommt es häufig zur Schimmelbildung

  • in Raumecken und Fensterlaibungen,
  • auf Fensterstürzen,
  • auf Silikonfugen,
  • auf Teppichen der Erdgeschossdecke im Außenwandbereich,
  • an Außenwänden kurz unterhalb und oberhalb einer Massivdecke.

Gesucht werden muss also auch dort, wo es dunkel ist. Denn Licht brauchen Schimmelpilze nicht. Sie besitzen kein Chlorophyll.

#Warum schimmelt es gerade im Schlafzimmer?

Vermieter sind schnell bei der Ursache: Es wird zu wenig geheizt! Es ist unstrittig, dass niedrige Grundtemperaturen einen Einfluss haben. Aber nur dann, wenn auch die Grundfeuchte im Raum sehr hoch ist, kommt es zur Ausbildung von Schimmel. In gut durchlüfteten Räumen schimmelt es nicht – auch dann nicht, wenn es in den Räumen sehr kühl ist. Die häufig beobachtete nächtliche Kipplüftung hilft hier allerdings wenig. Kalte Luft nimmt nur wenig der von den Schlafenden abgegebenen Feuchte auf (pro Person und pro Stunde 30 bis 40 g). Überschüssige Feuchte wird stattdessen auf den Scheiben, aber auch im Putz, im Bettzeug, oder anderswo abgelagert. Wenn diese „zwischengelagerte“ Feuchtigkeit am Tag nicht durch mehrere intensive Lüftungsvorgänge mit zwischenzeitlicher Aufheizung der Luft „herausgeworfen“ wurde, beginnt man beim abendlichen Zubettgehen auf einem hohen Feuchteniveau.

#Schimmelpilzbefall in Souterrainwohnungen

In Keller- oder Souterrainräumen kann Schimmelpilzbefall in den ersten Sommermonaten auftreten. Dies geschieht wegen der eindringenden Warmluft im Frühsommer, die zum Tauwasserniederschlag auf den noch kalten Wandabschnitten führt. Souterrainräume sollten wie Kellerräume in den warmen Monaten nur dann gelüftet werden, wenn die Außenluft kühler als die Innenraumluft ist. Dies ist am ehesten in den frühen Morgenstunden der Fall. Das Aufwärmen der Wohnung durch das Hereinlüften der warmen Außenluft führt in vielen Fällen zur Kondensfeuchte mit nachfolgendem Schimmelpilzbefall.

ausführlich: Belüftung von Kellerräumen

Autor: now