Feuchte Wände
Ursachen für feuchte Wände, Erscheinungsbilder, Methoden der Trockenlegung und ihre Kosten
Feuchtigkeit in den Wänden eines Hauses ist ein sehr ernstes Problem, da sie zu schwerwiegenden Bauschäden und Belastungen für die Gesundheit führen kann. So verursacht aufsteigendes Wasser im Mauerwerk in der Regel Salzablagerungen in und auf der Wand. Die Kristallisation der Salzlösung zerbröselt Putz und Ziegelsteine. Die Salze wiederum binden freies Wasser, so dass durch kapillare Kräfte die Salzlösung weiter aufsteigen kann.
In den meisten Fällen kommt es durch feuchte Wände auch zur Schimmelbildung auf Farben, Tapeten und dem darunter befindlichen Putz der betroffenen Wand. In die Konstruktion eingebundene feuchteempfindliche Baustoffe, wie Holzbalken, können faulen oder von Pilzen befallen werden (Hausschwamm). Die Tragfähigkeit der Konstruktion kann dadurch sinken (z.B. bei Holzhäusern oder Holzbalkendecken).
Feuchte Wände trocken zu legen ist also eine wichtige Aufgabe, die, um langfristig Erfolg zu haben, nicht ohne Kenntnisse der Ursachen gelöst werden kann. Die Werbung der Sanierungsfirmen verspricht viel – allerdings ist das Ergebnis bei vergleichsweise hohen finanziellen Aufwendungen sehr häufig nicht zufriedenstellend.
#Ursachen für feuchte Wände
Zu einer Erhöhung der Baufeuchte im Keller- und Erdgeschossmauerwerk und anderen angrenzenden Baustoffen kommt es durch:
- direktes Niederschlagswasser (Spritzwasser, Eindringen von Regen/tauender Schnee) bei fehlenden oder defekten Putzen und Sperrschichten
- Feuchte aus dem Erdreich bei fehlenden oder defekten Sperrschichten (kapillar aufsteigende Feuchte, deren Steighöhe von der Porosität abhängt, drückendes Wasser, Sickerwasser, Schichtenwasser)
- Kondensat aus der Raumluft auf kühlen Oberflächen (Wasserdampfkondensation) wegen mangelhafter Wärmedämmung
- versalztes Mauerwerk, welches Feuchtigkeit aus der Raumluft bindet und kapillar weiter nach oben transportiert,
- Schäden an Wasser-, Heizungs- und Abwasserleitungen
- undichte Jauche- oder Klärgruben bzw. Regenwasserzisternen bei fehlenden oder defekten Sperrschichten
- undichte bzw. defekte Regenwasserableitung (Regenrinne, Fallrohr, Grundrohr)
- konstruktive Mängel bei der Ausführung von Fensterblechen bzw. -bänken, Attikaausbildung
- konstruktive oder Ausführungsmängel bei Verfugungen im Sanitärbereich
Bei einer Durchfeuchtung kommt man/frau also nicht umhin, alle möglichen Ursachen abzuklären. Aber es muss gesagt werden, dass sich Ursachen auch überlagern können und eine Zuordnung nicht immer eindeutig möglich ist.
#Erhöhter Wärmebedarf
Durchfeuchtetes Mauerwerk führt bei beheizten Räumen zu höherem Energieverbrauch, weil Wasser ein viel besserer Wärmeleiter als trockener Stein oder Putz ist. Wenn eine aus saugfähigen Baustoffen befindliche Wand nass ist, wird also Wärme sehr rasch nach außen abgeleitet. Auf der Innenseite sinkt dadurch die Oberflächentemperatur, so dass die Behaglichkeit darunter leidet und Schimmelbildung möglich wird.
Die Trockenlegung von Mauerwerk führt zu einer Verringerung des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) des Mauerwerks. Das hat einen verminderten Brennstoff- bzw. Energieverbrauch zur Folge und reduziert so die Heizkosten. Außerdem verbessert sich die Behaglichkeit durch eine erhöhte innere Oberflächentemperatur. Die Gefahr einer Schimmel- oder Schwammbildung verringert sich.
Eine drastische Verschlechterung der Wärmedämmung infolge Durchfeuchtung beobachtet man vorwiegend bei Mauerwerksmaterialien, die selbst Wasser aufnehmen können (z.B. Tonziegel, Gasbeton, Lehm u.a.). Granit und andere dichte Natursteine nehmen kein oder nur sehr wenig Wasser auf, haben aber wegen ihrer hohen Dichte schon im trockenen Zustand eine schlechte Dämmwirkung Die aufwändige Trockenlegung (nur Putz und Fugen) solcher Naturstein-Wände führt daher auch nicht zu einer nennenswerten Verringerung der Energieverluste.
#Beseitigung der Mauerwerksfeuchte
Maßnahmen zur Beseitigung oder Verringerung der Mauerwerksfeuchte sind technisch schwierig und in der Regel kostenaufwendig. Bevor man sich an eine Trockenlegung macht, gilt es zunächst die Schadensursachen zu klären. Nur eine genaue Analyse der Ursachen bewahrt vor fehlerhaften oder gar ungeeigneten Sanierungen mit hohem finanziellen Risiko.
Nicht selten wird beispielsweise eine Durchfeuchtung, die infolge einer Wasserdampfkondensation auf kalten Wandoberflächen entstanden ist, mit einer teuren Horizontalsperre (die gegen aufsteigendes Wasser wirkt) bekämpft – natürlich ohne wirklichen Erfolg.
Wenig Erfolg verspricht z.B. auch die Anbringung von glasierten Spaltklinkern oder Fliesen auf einer Erdgeschossaußenwand in der Annahme, die Wand wird durch Spritzwasser durchfeuchtet (siehe Abbildung ganz oben auf der Seite). Meist ist die Wand schon vor einer solchen Maßnahme mit Salzen gesättigt (Streusalze, Spritzwasser der Straße). Wird in einer solchen Situation eine wasserdampfdichte, vertikale Sperrschicht im Sockelbereich angebracht, fehlt für aufsteigendes Wasser die Verdunstungsmöglichkeit. So wird die im Mauerwerk vorhandene Feuchte durch kapillare Kräfte weiter nach oben getrieben so dass das Schadensbild über dem Sockel wieder zu Tage tritt. Die dort kristallisierenden Salze binden ihrerseits Feuchte aus der Raumluft von innen bzw. der Umgebungsluft außen und treiben den Schaden noch weiter nach oben.
Die Angebote der Trockenlegungsfirmen und die unterschiedlichen, teils fragwürdigen Methoden sind für den Laien nicht durchschaubar, z.B. wenn Feuchtemessungen der Wand vorgenommen werden. Doch was weiß der Auftraggeber von wirklich aussagefähigen Feuchtemessungen? Oft sind solche Messungen völlig ungeeignet, die tatsächliche Belastung und vor allem die Ursache der Durchfeuchtung zu bestimmen. Ein spektakulärer Zeigerausschlag bei einer Baufeuchtemessung kann die Unterschrift unter den Vertrag schon beeinflussen – aber wie heißt es so schön bei jenen, die beruflich mit Messtechnik zu tun haben? Wer misst, misst Mist!
Ich empfehle daher, bei unklaren Verhältnissen eine Trockenlegungsmaßnahme nur mit Hilfe unabhängiger, spezialisierter Ingenieure oder durch Einbeziehung von öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen in Angriff zu nehmen. Fachingenieure werden zunächst verschiedene Untersuchungen mit dem Ziel vornehmen, die Ursachen der Durchfeuchtung so genau wie möglich zu bestimmen. So wird z.B. durch Bohrungen in der durchfeuchteten Wand die Durchfeuchtung und der Salzgehalt in verschiedenen Tiefen des Bohrlochs bestimmt und ausgewertet. Solche Analysen kosten zwar zusätzliches Geld. Aber die Ergebnisse liefern belastbare Maßnahmeempfehlungen, die das Risiko einer verfehlten Sanierung unter Einsatz erheblicher finanzieller Mittel deutlich mindern.
#Erst Ursache abklären – dann Sanierungsmethode festlegen
Der Analyse von Schadensursachen kommt die entscheidende Bedeutung zu. Nicht selten werden kostspielige Aufträge für Arbeiten vergeben, die nichts an den Ursachen ändern. Aber auch nicht alle Durchfeuchtungen sind als „Schaden“ zu betrachten und erfordern eine Sanierung. Bei alten Gemäuern richtet man durch eine Trockenlegung mitunter größeren Schaden an.
#Ursache: Feuchte Wände durch Wasseraufnahme infolge Taupunktunterschreitung
Ist die Ursache einer Durchfeuchtung die Kondensation von Wasserdampf aus der Umgebungsluft, so hilft weder der kostspielige Einbau einer Horizontalsperre, noch das Aufschachten zur Erneuerung der Vertikalsperre. Denn die Feuchtigkeitsursache ist eine niedrige Oberflächentemperatur, die zur Kondensation von Wasserdampf auf der Oberfläche führt. Das kondensierende Wasser wird von sorptionsfähigen Putzen aufgenommen und über kapillare und sorptive Prozesse in alle Richtungen weitergeleitet.
Fachleute bestimmen mit Feuchtemessungen in der Tiefe der Wand die Ursache genauer. Da die Betauung überwiegend von der Innenseite erfolgt, sinkt der Feuchtegrad von innen nach außen, was mit Hilfe von Tiefenbohrungen und anschließender Trocknung der schrittweise heraus gebohrten Masse nachgewiesen werden kann.
Einen ersten Anhaltspunkt für kondensierendes Wasser liefert das Schadensbild, das keine oder nur sehr geringe Salzausblühungen erkennen lässt. Wer sich traut, kann mittels angefeuchtetem Finger testen, ob die Oberfläche leicht salzig schmeckt. Beiwerk bei dieser Ursache ist, dass sich auch auf der Oberfläche von Rohrleitungen (Kaltwasser) hin und wieder Tröpfchen bilden. Der Schaden tritt häufig in dem Bereich zwischen Oberkante Erdreich und der untersten Geschossdecke auf, da die hier meist schwächere Wärmedämmung der Kelleraußenwand eine niedrige Oberflächentemperatur begünstigt. Ich habe bei zahlreichen Begehungen dieses Schadensbild erkennen können und glaube, dass eine Vielzahl von Durchfeuchtungen auf diese Kondensatbildung zurückzuführen ist.
Die Ursache des Schaden kann – bei funktionierender Horizontal- und Vertikalsperre- nur beseitigt werden, in dem die Wärmedämmung des Bereiches von außen oder innen verbessert wird (siehe Perimeterdämmung bzw. Innendämmung). Flankierend sollte auf eine Reduzierung der Luftfeuchte in den Keller- bzw. Erdgeschossräumen hingearbeitet werden. Ein wichtiges Detail liefert das Lüftungsverhalten mit Kellerfenstern. Wer glaubt, im Sommer durch offene Fenster feuchten Wänden vorzubeugen, irrt. Das Gegenteil ist der Fall.
Kann als Ursache eine Durchfeuchtung infolge Wasserdampfkondensation ausgeschlossen werden, sind geeignete Trockenlegungsmethoden für die jeweils vorgefundenen Bedingungen auszuwählen. Dafür ist Sachverstand und Erfahrung im Bautenschutz erforderlich.
#Ursache: Feuchte Wände durch Wasseraufnahme aus der Umgebungsluft infolge salzbelastetem Mauerwerk
Werden unter bestimmten Bedingungen dunkle Stellen auf dem Putz sichtbar, die nicht infolge Schimmelwachstum entstanden sind, so kann die Ursache in der hygroskopischen Bindung von Wasser aus der Umgebungsluft gesehen werden. Voraussetzung dafür sind Salze, die in unterschiedlichen Konzentration in einzelnen verbauten Steinen oder ganzen Wandabschnitten vorliegen. In Phasen hoher Luftfeuchtigkeit nehmen die kristallisierten Salze Feuchtigkeit auf, ohne dass es dazu geregnet haben muss. Auch hier kann eine fachlich einwandfreie Bauwerksdiagnostik mit quantitativer Bestimmung der Schadsalze Chlorid, Sulfat, Nitrat durch ein Ingenieurbüro helfen, den wirklichen Verursachern auf den Grund zu gehen.
Abplatzungen des Putzes und der Ziegelsteine infolge Salzbelastung unterhalb der Horizontalsperre Abplatzungen des Putzes und der Ziegelsteine infolge Salzbelastung unterhalb der Horizontalsperre Ich habe solche Schäden auffallend oft im ländlichen Bereich beobachtet, wo z.B. Ziegel aus abgerissenen alten Stallungen im Wohnhaus erneut verbaut wurden. Ziegelsteine aus Stallungen oder Scheunen sind oft mit Gülle, Streusalz oder Düngemitteln belastet. Nicht selten wurden früher dem Mörtel in der Bauphase bewusst Salz als Frostschutzmittel zugesetzt. Man kann in solchen Fällen nur mit einem Austausch des Materials der betreffenden Abschnitte reagieren. Dabei ist mindestens 50 cm über das Schadensbild hinaus Material auszutauschen.
#Ursache: Feuchte Wände durch kapillar aufsteigendes Wasser infolge eines Defektes der Horizontalsperre
Bitte beachten Sie: Eine nachträgliche Horizontalabdichtung darf in Deutschland praktisch durch jeden Gewerbetreibenden ausgeführt werden, unabhängig von der Erfahrung und Qualifikation. Es gibt bis heute kein Berufsbild, keine staatlich vorgegebene Aus- oder Weiterbildung und auch keine Fremdüberwachung.
Ist durch Bohrungen und Feuchtemessungen eines Fachingenieurs einwandfrei erwiesen, dass die Durchfeuchtung auf eine defekte oder fehlende Horizontalsperre zurückzuführen ist, kommen folgende Verfahren zur Anwendung:
- abschnittsweises Durchsägen (Schlitzen) der Wand und Einbringen einer Dichtungsbahn aus Kunststoff (Mauersägeverfahren), bitumenkaschierter Metallfolie oder Bitumenpappe, anwendbar bei fast jedem Mauerwerk mit unterschiedlichem Aufwand (Kosten etwa 350 – 500 EUR/m2 Wandquerschnitt)
- abschnittsweises Aufstemmen bzw. Austausch von Mauerwerk und Einbringen einer Dichtungsbahn aus Kunststoff (Maueraustauschverfahren), bitumenkaschierte Metallfolie oder Bitumenpappe (Kosten etwa 400 – 800 EUR/m2)
- Einpressen bzw. Einschlagen von nicht rostenden Edelstahlplatten in die Mauerwerksfuge (Werkstoffe je nach Analyse der Mauerwerksubstanz, Chromstahl, Chrom-Nickelstahl, Chrom-Nickel-Molybdänstahl); Voraussetzung ist eine durchgehende Lagerfuge, Kosten etwa 200 bis 400 EUR/m2
- Bohrlochtränk- bzw. Injektionsverfahren: In geringem Abstand (10 bis 15 cm) und in der Höhe versetzt werden Löcher in die Wand gebohrt, über die mauerwerksdichtende Stoffe, teilweise mit Druck, eingefüllt werden. Dadurch werden die Poren und Kanäle saugfähiger Baustoffe, wie Ziegelsteine oder Gasbeton, verschlossen. Es entsteht eine Barriere gegen aufsteigende Nässe. Als Füllstoff kommen verschiedene chemische Substanzen zur Anwendung. Mischungen von Silikaten und Silikonen, die eine Wasser abweisende Wirkung haben und die kapillare Saugfähigkeit des Materials aufheben, setzen allerdings die Saugfähigkeit des Wandmaterials (Ziegelsteine), also meist einen bestimmte Vortrocknungsgrad, voraus. Andere Substanzen, wie z.B. Paraffin, setzen ein trockenes Mauerwerk voraus. Wasserglas benötigt ebenfalls ein trockenes Mauerwerk. Nach dem Einbringen kommt es zu einer Verkieselung, was jedoch Probleme bei einer möglichen Rissbildung verursachen kann. Größere Hohlräume können durch mehrkomponentige Kunststoffe ausgefüllt werden. Mit dem Injektionsverfahren sind bei sorgfältiger Ausführung vor allem bei der Anwendung dauerhaft elastischer Injektionsmaterialien befriedigende Wirkungen zu erwarten. Die Wirkungsdauer wird mit einem Zeitraum von mindestens 15 Jahren angesetzt. Die Kosten liegen bei etwa 150 – 250 EUR/m2 Wandfläche.
Die Verfahren nach Punkt 1 bis 3 sind in der Anwendung grundsätzlich sehr aufwändig und bei der Anwendung meist laut. Sie sind bei sachgerechter Durchführung aber sicher und langfristig wirksam. Die Standfestigkeit des Mauerwerks kann bei diesen Verfahren beeinträchtigt werden – eine gewissenhafte Beurteilung der statischen Situation ist erforderlich, in komplizierten Fällen kann auch ein statischer Nachweis sinnvoll sein (Schadensfall). Das Verfahren nach Punkt 4. ist weniger aufwändig und die Standfestigkeit wird nicht beeinträchtigt. Allerdings ist das Verfahren nicht immer sicher anwendbar.
Andere Verfahren werden teilweise mit großen Worten angepriesen, erfüllen aber oft nicht die Erwartungen (nicht empfehlenswert!):
Beschichtungen von außen oder innen, z.B. mit Wasserglas, erzielen lediglich eine Wasser abweisende Wirkung und sind bei vertikal aufsteigender Nässe aus dem Erdreich wirkungslos. Durch kapillare Kräfte angetrieben steigt die Feuchtigkeit weiter nach oben, so dass das Schadensbild weiter oben wieder zum Vorschein kommt. Das gilt auch für das Anbringen von Wasserdampf sperrenden Spaltplatten oder Fliesen im Spritzwasserbereich.
Eine Mauerwerksbelüftung hat sich bei alleiniger Anwendung als wirkungslos erwiesen. Sie kann jedoch als Begleitmaßnahme für Maßnahmen nach Punkt 4. notwendig sein.
Elektrophysikalische bzw. elektroosmotische Verfahren sind Verfahren mit sehr umstrittenen Erfolgsaussichten. Ein Teil der Verfahren beruht auf der Überlegung, dass Wassermoleküle durch elektrische oder magnetische Felder in ihrer kapillaren Aufwärtsbewegung gestoppt bzw. zur Umkehr bewegt werden können. Dazu sind jedoch sehr starke Feldkräfte erforderlich, die durch die angebotenen Technologien gar nicht erreicht werden können.
Bei osmotischen Verfahren unterscheidet man die aktive Elektroosmose (Mauerelektroden, Spannung 3 -50 Volt) und passive Verfahren (ein elektrisches Feld wird durch galvanischen Abbau der Elektroden erzeugt). Bei osmotischen Verfahren ist ein möglicher Erfolg wahrscheinlich sehr stark abhängig von den vorgefundenen Bedingungen. Durchfeuchtungen, die die Folge einer defekten Vertikalsperrung sind, können mit dem Verfahren nicht beseitigt werden. Ebenso wirkungslos ist das Verfahren bei starken Einflüssen von Eisenträgern o.ä. auf den Feldaufbau.
Besonders problematisch scheinen Verfahren, die auf Funkwellen beruhen bzw. elektrophysikalische Strahlenverfahren. In der Vergangenheit wurden einige völlig unwirksame Geräte für viel Geld verkauft. Skepsis ist also angebracht.
Bei einer so genannten thermischen Horizontalsperre (die keine Sperre ist!) werden Heizungsrohre horizontal ungedämmt in das feuchte Mauerwerk eingebracht. Es erfolgt sozusagen das Trockenheizen des Schadens. Die übliche Argumentation geht von einer mit der Trocknung verbundenen Verringerung der Wärmeleitung des Steines aus, wodurch die Energieverluste rasch abnehmen würden. Jedoch hat auch ein trockener Stein eine meist schwache Wärmedämmung (besonders Natursteine), die Energieverluste sind nach wie vor erheblich. Die thermische Horizontalsperre kann eine Alternative zu den üblichen Verfahren darstellen, wenn andere Verfahren aus bautechnischer Sicht nicht anwendbar sind, z.B. im Denkmalschutz. Allerdings ist mit hohen Heizkosten vor und nach der Maßnahme zu rechnen. Vorsicht ist angebracht bei feuchten Lehmwänden oder mit Lehm gesetzten Wänden, deren Austrocknung zu schwer wiegenden Rissbildungen führen kann.
Natursteinwände lassen den Einbau einer mechanischen Horizontalsperre mit vertretbarem Aufwand kaum zu. Borlochtränk- bzw. Injektageverfahren funktionieren in der Regel dort nicht, da die meisten Natursteine nicht kapillaraktiv sind. Hier bietet sich zunächst ein rings um das Haus führender Spritzschutz aus Kieselsteinen oder ähnlichem Material an, der die Spritzwasserbelastung auf Putz und Fugen mindert.
#Ursache: Feuchte Wände infolge defekter oder fehlender Vertikalsperre
Feuchte Kellerwände (unterhalb der Oberkante Erdreich) werden überwiegend verursacht durch eine fehlende oder defekte vertikale Abdichtungen der Kelleraußenseite. Oftmals ist die Versickerungsgeschwindigkeit von Niederschlagswasser zu gering, so dass sich stauende Nässe einstellt. Grundsätzlich ist daher immer zuerst die Möglichkeit einer Reparatur bzw. das Anbringen einer Vertikalabdichtung von außen in Erwägung zu ziehen. In diesem Zusammenhang ist auch gleich der Einbau einer Horizontalsperre und einer Kelleraußendämmung (Perimeterdämmung) zu prüfen.
Sanierputze (auch Salzspeicherputz genannt) stellen keine vertikale Sperrschicht dar. Sie werden eingesetzt, um auf Innenwänden sichtbare Salzausblühungen zu vermeiden. Die Mauerwerksfeuchte verdunstet im offenporigen Sanierputz weiter, wodurch die Salzkristalle in den Hohlräumen des Putzes verbleiben. Sanierputze müssen nach Erschöpfung der Aufnahmekapazität ersetzt werden (je nach Salzbelastung etwa nach 10 Jahren).
Ohne wirksame Horizontalsperre stellen vertikale Abdichtungen in Form von wasserdampfundurchlässigen Beschichtungen ein Risiko dar. Da infolge der Abdichtung die Wasserverdunstung behindert oder gar unmöglich wird, steigt das Wasser u.U. kapillar weiter nach oben.
#Ursache: Feuchte Wände infolge Putzmängel
Trotz der mehr oder minder starken Saugfähigkeit von Putzen bleiben Wände weitgehend trocken, wenn zwischen den Beregnungen genügend Zeit für das Austrocknen zur Verfügung steht. Zu einer verstärkten Feuchtigkeitsaufnahme der Wände durch Regen kommt es jedoch, wenn Putze oder Verfugungen ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen. So kommt es durch das sogenannte Absanden zu einer raueren Oberfläche, wodurch sich die Verweildauer von oberflächlicher Feuchtigkeit verlängert. Rissbildungen aus verschiedensten Gründen führen ebenfalls zu einer verstärkten Wasseraufnahme. Das ist auch bei unverputzten Sichtziegel- bzw. -steinfassaden der Fall.
Ist die Rissbildung im Putz auf Verarbeitungsmängel des Putzes zurückzuführen, kann durch einen zusätzlich aufgebrachten Putz mit eingelegtem Armierungsgewebe Abhilfe geschaffen werden. Eine weitere Sanierungsmöglichkeit stark gerissener Putze mit konstruktiven Ursachen stellt (bei gleichzeitiger Verbesserung der Wärmedämmung) die Montage einer hinterlüfteten Fassade dar. Hilfreich ist auch die Vergrößerung des Dachüberstandes, insbesondere zur Wetterseite des Hauses.
Häufig wird die Empfehlung gegeben, den Putz bzw. die Sichtziegel- bzw. -steinfassaden mit einer hydrophobierenden, also wasserabweisenden Beschichtung zu versehen. Leider sind diese Mittel nicht rissüberbrückend, so dass ggf. sogar mehr Wasser in die Risse eindringen kann und sich im Wandaufbau verteilt. Wegen der durch die wasserabweisenden Mittel verringerten Abtrocknungsgeschwindigkeit der Putze bzw. Fugenmörtel und Steine kann sich der Feuchteeintrag sogar vergrößern. In der Übergangszeit mit gelegentlichem Frost treten Frostschäden auf. Vor einer Hydrophobierung sollten also Risse dauerhaft verschlossen bzw. Fugen erneuert werden.
#Alte Gemäuer trockenlegen?
Feuchte Wände älterer Gebäude, die aus Natursteinen errichtet und mit Lehm ausgefugt wurden, zeigen oft eine Durchfeuchtung bis etwa 1m über dem Erdboden was völlig normal und meist ungefährlich für die Bausubstanz ist. Vor hundert und mehr Jahren hatte man noch keine horizontale und vertikale Sperrschichten eingebaut. Durch die Zerklüftung des Natursteinmauerwerk ist die Beseitigung der Wasserschäden meist mit großen Mühen und Aufwand durch Materialaustausch möglich. Oftmals sind es aber nur die Putzschichten innen bzw. außen, die ein Schadensbild zeigen. In solchen Fällen ist es eventuell ratsam, die Putze zu entfernen und natursteinsichtiges Mauerwerk zu belassen.
Die Ziegelböden der Keller solcher Häuser liegen meist in feuchtem Sand und transportierten die Feuchtigkeit aus dem Boden. Infolge der Wasserverdunstung an der Oberfläche ergibt sich eine gleichmäßig niedrige Temperatur und hohe Luftfeuchtigkeit. Früher brauchte man/frau diese Bedingungen zur Lagerung von Vorräten.
Entzieht man solchen Kellern oder Erdgeschosswänden die Feuchtigkeit, trocknet der Lehm und es kann zu Rissen und Setzungen kommen. Tonnengewölbe sollen durch solche Trockenlegungen schon eingestürzt sein. Wenn Sie also im Obergeschoss eines solchen Hauses wohnen oder einziehen wollen, rate ich Ihnen, wenn möglich die durchfeuchteten Außenwände doch so zu belassen, wie sie sind. Das Wasser steigt nicht höher als etwa 120 cm über den Erdboden und verdunstet in beide Richtungen – nach innen und außen. Es stellt sich ein Gleichgewicht ein, was schon Jahrzehnte, gar Jahrhunderte funktionierte.
Voraussetzung dafür ist allerdings ein diffusionsoffener Putz (z.B. Trasskalkputz oder Putz mit hydraulischem Kalk) mit hohem pH-Wert, sowohl an der Innen- als auch an der Außenseite der Wand. Die Anstrichstoffe dürfen zur Vermeidung von Schimmelpilz keine organischen Bestandteile enthalten, d.h. es eignen sich reine Kalk- oder Silikatanstriche. Sollte die Luftfeuchtigkeit für eine entsprechende Nutzung von solchen Erdgeschosszonen zu hoch sein, helfen Lüftungsanlagen mit Feuchtesteuerung.
#Fragen und Antworten
Frage: Bezugnehmend auf diesen aus meiner Sicht sehr informativen Bericht dieser Website möchte ich mich gerne weiter informieren, ob unser Gebäude möglicherweise die Voraussetzungen dazu erfüllt, die durchfeuchteten Wände so zu belassen und die daraus resultierend hohe Luftfeuchte im EG durch eine Lüftungsanlage zu steuern. Unser Altbau (1883) hat laut Gutachten bis auf 1,50 m Höhe des EG's deutlich feuchte Wände. Das Gebäude ist teilunterkellert, wobei der immer feuchte, nicht belüftete sowie nicht von innen gedämmte Gewölbekeller einen Lehmboden hat. Die Wände bestehen aus 60cm dickem Bruchsteinmauerwerk in dem viel Schiefer verarbeitet wurde. Es besteht weder eine Horizontalsperre noch kann von einer funktionsfähigen Vertikalsperre ausgegangen werden.
Antwort: Wie bereits in dem Artikel dargestellt, ist die Trockenlegung von derart zerklüfteten Bruchsteinmauerwerk schwierig und aufwendig. Borlochtränkverfahren mit Injektage eines die Kapillarität unterbrechenden Mittels sind hier nicht erste Wahl, da die aufsaugenden Poren eines Ziegelmauerwerks fehlen. Wirklich helfen wird nur das meterweise Ausräumen der Bruchsteine, die Verlegung eines Edelstahlbleches oder einer speziellen Kunststoffbahn und das anschließende Verschließen der Wand unter Einsatz von Quellmörteln. Aber wie gesagt, das ist sehr aufwendig. Eine Möglichkeit sehe ich darin, die Erdgeschosswände zu belassen und die sich einstellende erhöhte Luftfeuchtigkeit durch eine feuchtegesteuerte Lüftungsanlage zu begrenzen. Eine solche Lüftungsanlage wäre auch bei einer funktionierenden Horizontalsperre von Vorteil, da das Bruchsteinmauerwerk eine vergleichsweise schwache wärmedämmende Wirkung besitzt. Es ist daher bei sehr niedrigen Außentemperaturen mit entsprechend niedriger Oberflächentemperatur auf der Innenseite zu rechnen. Das wiederum kann zur Bildung von Tauwasser aus der Raumluft, vornehmlich in Außenwandecken der Räume, führen. Wenn Sie alles so belassen wollen wie es ist, wäre ein diffusionsoffener Putz (z.B. Trasskalkputz oder Putz mit hydraulischem Kalk) mit hohem ph-Wert sinnvoll. Der Wert gibt an, wie sauer bzw. basisch eine Substanz, z.B. eine Flüssigkeit reagiert. pH-Werte über 7 zeigen eine basische Reaktion an, unter 7 ist die Lösung sauer. Oberflächen, auf denen Schimmelpilze wachsen, haben in der Regel einen ph-Wert unter 9. Schimmel lässt sich durch einen dauerhaft hohen ph-Wert des Putzes und des Anstriches über 10 (Kalkputz, Kalkanstrich) vermeiden. Das wäre sowohl an der Innen- als auch an der Außenseite der Wand von Vorteil.
Sollte es bereits zu Salzausblühungen gekommen sein, kann auch ein diffusionsoffener Sanierputz (Salzspeicherputz) verwendet werden. In jedem Fall sollten die vorhandenen Fugen der Bruchsteinwand so weit wie möglich ausgeräumt werden. Die Lebensdauer eines solchen Putzes ist abhängig von der Salzlast, kann aber durchaus 10 und mehr Jahre betragen. Als Anstrichstoffe auf dem Putz eigenen sich reine Kalk- oder Silikatanstriche. Die erwähnte Lüftungsanlage muss folgende Funktion erfüllen: Absaugung der Raumluft und Transport nach außen immer dann, wenn ein bestimmter Grenzwert überschritten wird. Die Reglung sollte dazu die absolute Luftfeuchtigkeit und Temperatur außen mit der absoluten Luftfeuchtigkeit und Temperatur innen vergleichen. Eine einfache Schwellwert-Regelung nach der relativen Luftfeuchtigkeit ist ungeeignet, da die nachströmende Außenluft unter bestimmten Bedingungen, insbesondere im Sommer! Feuchtigkeit eher importiert.
Ergänzende Frage: Vielen Dank für die Hilfestellung. Wir haben zwischenzeitlich Kontakt zu Installateuren für entsprechende Lüftungsanlagen aufgenommen. Die ersten Termine stehen kurz bevor. Vorbereitend würden uns Ihre Einschätzungen zu ein paar praktischen Punkten sehr interessieren: Im Sommer messen wir im EG bis zu 70% relative Luftfeuchte. Ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dies ein Wertebereich ist, bei dem selbst die Lüftungsanlage keinen nennbaren Erfolg (Herunterregulierung) mehr erzielen kann? Oder haben Sie vllt. sogar Praxiserfahrungen die auch einen solch hohen Wert erfolgreich regulieren konnten? Angenommen 60-70% sei ein "machbarer" Wertebereich, stelle ich mir vor, dass die Anlage in dieser Zeit dauerhaft "auf Anschlag läuft". Wenn dem so ist, kann eine Regulierung z.B. durch die Ventile erfolgen? Beispielsweise aus Gründen der Energiekosten für die laufende Anlage. Als eine Anforderung nennen Sie "Die Reglung sollte dazu die absolute Luftfeuchtigkeit und Temperatur außen mit der absoluten Luftfeuchtigkeit und Temperatur innen vergleichen. Tut dies die im Artikel beschriebene AERECO Anlage?
Ergänzende Antwort: Die beschriebene AERECO Lüftungsanlage ist ein Abluftanlage mit hygrisch geregelten Zuluftventilen. Diese Ventile öffnen bei hoher Raumluftfeuchtigkeit und schließen, wenn die Raumluftfeuchtigkeit zurückgeht. Ein Vergleich mit Feuchtigkeit der Außenluft erfolgt nicht. Dabei stellt sich bei mir eine durchschnittliche Raumluftfeuchtigkeit von etwa 55 % ein. Im Sommer geht es gelegentlich herauf bis auf 65 %, im Winter sinkt die Raumluftfeuchtigkeit auch mal auf etwa 35 bis 40% herunter. Meine Lüftungsanlage hat nicht die Aufgabe, die Raumluftfeuchtigkeit zu reduzieren, um unter möglichst allen Verhältnissen eine Kondensatbildung auf der Außenwand auszuschließen. Das ist bei mir schon deshalb nicht erforderlich, weil ich sehr gut gedämmte Hüllflächen besitze (U-Wert der Außenwände kleiner 0,2), eine übermäßige Feuchteanreicherung in den ersten Millimetern der Innenseite der Außenwände auch bei ungünstigen Temperatur- und Feuchteverhältnissen nicht auftritt (Baujahr 2011). Meine Lüftungsanlage hat vorrangig die Aufgabe - abhängig vom nutzungsabhängigen Parameter relative Luftfeuchte - eine hohe Luftqualität in dem jeweilig genutzten Raum zu sichern. Bei Ihnen ist das Ziel jedoch die Trocknung bzw. Trockenhaltung der Natursteinwände. Daher muss vermieden werden (sofern kein baulichen Maßnahmen vorgenommen werden), das bei ungünstigen Temperatur- und Feuchteeigenschaften die einfließende Lüftungsluft noch mehr Feuchtigkeit einschleppt, als die Raumluft besitzt. Dieser Fall tritt z.B. dann ein, wenn bei vergleichsweise hoher Außenlufttemperatur (sagen wir 30°C) die Außenluft eine Luftfeuchtigkeit von z.B. 70% besitzt. Bei diesen Werten befänden sich in der Außenluft eine Wasserdampfmenge von ca. 21 Gramm. Strömt diese Luft in den Raum mit den problematischen Wänden und kühlt sich dabei auf unter 24 °C ab, steigt die relative Luftfeuchtigkeit auf 100%. Stellen Sie sich vor was passiert, wenn diese Luft auf die kühleren Natursteinwände, mit sagen wir 20°C Oberflächentemperatur, trifft. Man würde sagen die Wand schwitzt. Mit anderen Worte: Die Wand wird feucht. Es ist also nicht hilfreich, wenn Luft in den Raum einströmt, die eine hohe Wasserlast mit sich führt. Das sollte die Regelung, vereinfacht gesagt, regeln können: Hat die Außenluft eine höhere absolute Feuchtigkeit als die Innenluft, dann Lüfter aus. Umgekehrt Lüfter an. Ob eine solche Anlage in der Lage sein wird, ihre Wohraumwände signifikant zu trocken, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden: Niemand kennt die im Mauerwerk aufsteigende Wasserlast. Aber die in ihre Funktion skizzierte Lüftungsanlage schafft ein erhebliches Trocknungspotential, da nur dann Luftfeuchtigkeit abgeführt wird, wenn es sinnvoll ist, und verbessert die Raumqualität auch bei anderen Parametern. Übrigens: Sie können nach dem Einbau einer solchen Anlage auch nach wie vor die Fenster öffnen, besonders wirkungsvoll ist dies dann, wenn die Anlage läuft.
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