Wärmegedämmtes Warm- oder Kaltdach?

Das wärmegedämmte Dach kann als Warmdach oder Kaltdach ausgeführt werden, was unterschiedliche Ausführungen in der wasserführenden Ebene zur Folge hat. Die Anforderungen an die Luftdichtheit sind dagegen identisch.

#Warmdach (unbelüftete Konstruktion)

Warmdächer werden überwiegend als Pult- oder Flachdächer ausgeführt. Bei einem Warmdach wird auf Belüftungsebenen ganz verzichtet. In der Regel liegt hier oberhalb der Wärmedämmung unmittelbar die regen- und schneedichte Dachhaut, z.B. eine Bitumenschweißbahn oder eine Kunststofffolie. Daher nennt man Warmdächer auch einschalige Dächer bzw. unbelüftete Flachdächer. Moderne Baustoffe und neue Erkenntnisse zur Bauphysik im Dachbereich haben die sichere Ausführung solcher Dächer erst möglich gemacht.

Bauphysikalische Einflüsse auf Warmdächer (unbelüftete Konstruktionen)

Die bauphysikalischen Einflüsse auf eine unbelüftete Konstruktion sind zahlreich, weshalb eine präzise bauphysikalische Planung und sorgfältige Ausführung erforderlich ist. Bei Warmdächern kennen wir noch die besondere Form des Umkehrdaches. Hierbei liegt die feuchtigkeitsführende Schicht nicht auf, sondern unter der Wärmedämmung. Umkehrdächer haben dadurch einige Vorteile. Durch den Belag mit grobem Kies oder Steinplatten wird die Dämmschicht vor UV-Strahlung und großer Hitze geschützt. Die eigentliche Dachabdichtung liegt unter der Dämmschicht und ist so ebenfalls gut geschützt. Daraus ergibt sich eine lange Lebenserwartung mit geringerer Reparaturanfälligkeit. Im Ein- und Zweifamilienhausbereich haben Warmdächer als Flachdach ausgeführt nur eine geringe Bedeutung.

#Kaltdach (belüftete Konstruktion)

Intaktes Kaltdach ohne Dachgeschossausbau und ohne Dämmung

Vom Kaltdach wird gesprochen, wenn unterhalb der Dachhaut mindestens noch eine belüftete Ebene liegt. In diesem Fall liegen Tragelemente (Sparren, Pfetten, Latten) ganz oder teilweise im Kaltbereich und können von der Außenluft mehr oder weniger allseitig gut umspült werden. Kaltdächer ohne Dämmschichten sind, wenn die Dachdeckung ihre Aufgabe erfüllt und die Belüftung mit Außenluft funktioniert, nahezu „unkaputtbar“. Man sieht es z.B. an Scheunen, deren Dachkonstruktionen sehr alt werden, sofern die Dacheindeckung instand gehalten wird.

Aber nicht nur Sattel- oder Walmdächer, auch Pult- oder Flachdächer können als Kaltdächer konzipiert sein. Dies ist dann der Fall, wenn die Tragkonstruktion der regenabweisenden Dachhaut (Ziegeleindeckung, Trapezblech, Dachpappe, Schiefer o.ä.) mit Außenluft unterlüftet wird und nicht identisch ist mit der obersten Geschossdecke.

#Dachgeschossausbau im Kaltdach

Im Ausbau befindliches Dachgeschoss (oberhalb der Holzfaserdämm-Platten befinden sich Konterlatten und Dachlatten)

Ist ein Dachgeschossausbau in Wohnraumqualität beabsichtigt, erweitert sich die Aufgabenstellung an ein Kaltdach. Sparren und andere Elemente müssen nun zusätzlich Dämmstoffe, eventuell liegende Dachflächenfenster und die raumseitige Verkleidung tragen. Gleichzeitig wird die „Belüftung“ der Tragkonstruktion (vornehmlich Hölzer) durch den Ausbau eingeschränkt. Sparren, Pfetten, Zangen usw. kommen nun u. U. mit einer von der Lüftungsweise abhängigen erhöhten Raumluftfeuchtigkeit, statt mit vergleichsweise trockener und kühler Außenluft in Berührung. Werden Ausführungsfehler zugelassen, sind schwerwiegende Bauschäden möglich.

Innerhalb der Dachkonstruktion reagieren folgende Bereiche auf Durchfeuchtung empfindlich:

  • Unmittelbar unter den Dachziegeln sind die Dachlatten, die Konterlatten, das Unterdach selbst, sowie die Sparren und Pfetten gegen eindringende Feuchtigkeit durch Regen und Flugschnee zu schützen.
  • Oberhalb, zwischen oder unter den Sparren ist ein ggf. vorhandener Dämmstoff und die begrenzenden Elemente (Sparren, Schalung, Unterdach usw.) gegen eindringendes Wasser von außen und gegen Tauwasser (Wasserdampf) von innen zu schützen.
  • Außerdem müssen eingebaute Hölzer austrocknen können, da man immer mit einer recht hohen Einbaufeuchte von frisch verbautem Holz rechnen muss.

Die ursprünglichen bauphysikalischen Bedingungen eines Kaltdaches dürfen sich durch einen Wohnraumausbau nicht gravierend verändern. Die neue, stark veränderte Nutzungsart stellt daher hohe Ansprüche an die Ausführungsqualität des Dachausbaus. Dabei spielt die Herstellung einer (warm)luftdichten Wohnraumhülle gegenüber dem ursprünglichen Dachraum eine herausragende Rolle. Die Gefahr der Kondensatbildung in Dämmschichten, die durch Abkühlung der nach außen drängenden Luftströmung entsteht, wird durch hohe Luftdichtheit gebannt.

Der Einbau von Wärmedämmung im Dachgeschoss (z.B. als Zwischensparrendämmung) macht aus einem Kaltdach kein Warmdach, wie man vielleicht vermuten könnte. Sofern über der Dämmebene mindestens noch eine Belüftungsebene eingerichtet ist, die eine Luft- und Wasserdampfabfuhr ermöglicht, bleibt das Kaltdach ein Kaltdach. Auch Dächer mit Aufsparrendämmung bleiben im Grunde Kaltdächer, sofern nicht über der Dämmschicht unmittelbar eine unbelüftete Dachhaut (Kunststoff-, Bitumenschweißbahn) aufgeklebt ist.

#Kaltdachaufbau mit 1. Belüftungsebene

Ist ein Unterdach eingebaut (Unterspannbahn oder z.B. eine Holzfaserdämmplatte), liegt die erste Belüftungsebene zwischen der Unterseite der Eindeckung (Dachziegel o.ä.) und der Oberseite des Unterdaches. Diese Belüftungsebene ist auch bei einem Dachgeschossausbau unverzichtbar zur Trockenhaltung der Dach- und Konterlatten, der Oberseite der Sparren und des Unterdaches selbst. Sie sichert bei allen Arten einer Dachdämmung den Abtransport von Wasserdampf, der infolge von Diffusionsprozessen an der Oberseite des diffusionsoffenen Unterdaches austritt.

#Dämmschicht mit funktionsfähiger 2. Belüftungsebene

Belüftung auf der Oberseite der Dämmschicht

Eine zweite Belüftungsebene zusätzlich zur ersten Belüftungseben kann zwischen der Unterseite des Unterdaches und der Oberseite der Dämmschicht vorgesehen werden. Diese Belüftungsebene hat die Aufgabe eine Durchfeuchtung des Wärmedämmstoffes zu verhindern, indem eingedrungener Wasserdampf durch die Luftbewegung oberhalb der Dämmung bzw. unterhalb des Unterdaches abgeführt wird. Voraussetzung für die zuverlässige Funktion sind ausreichend bemessene Lufteintritts- und Austrittsöffnungen, was in der Praxis nicht immer sichergestellt werden kann. Als Faustregel gilt für Dächer auf Ein- und Zweifamilienhäusern, dass die Höhe einer Konterlatte, also etwa 30 bis 40 mm, einen ausreichenden Belüftungsquerschnitt sichert. Für die Aufrechterhaltung einer feuchteabführenden Luftströmung ist an der Traufe eine ungehinderte Einströmungsmöglichkeit von Kaltluft und eine Abströmungsmöglichkeit über den First bzw. spezielle Lüftungsziegel (exakte Dimensionierung nach DIN 4108) zu sichern.

Die dargestellte Lösung wurde viele Jahre als die Konstruktion bei ausgebauten Dächern schlechthin angesehen. Jedoch ist sie mit dem Aufkommen von Unterdachkonstruktionen mit extrem diffusionsoffenen Eigenschaften nicht mehr sinnvoll und für die Dämmwirkung kontraproduktiv.

#Dämmschicht ohne Belüftung

Zwischensparrendämmung ohne Belüftungsebene über dem Dämmstoff

Von einer Vollsparrendämmung ohne Belüftung wird gesprochen, wenn zwar auf die 2. Belüftungsebene zwischen Unterdach und Wärmedämmstoff verzichtet wird, nicht jedoch auf die erste Belüftungsebene. Das ist immer dann die richtige Konstruktion, wenn ein Unterdach mit diffusionsoffenen Eigenschaften verfügbar und auf der warmen Seite der Dämmschicht eine luftdicht verlegte Dampfbremse mit feuchtevariablen Eigenschaften eingebaut ist. Das Weglassen der 2. Belüftungsebene hat den Vorteil, dass alle lockeren Dämmstoffe (mattenartige, Holzweichfaser, Mineralwolle u.ä.) nicht mit kalter Außenluft durchströmt werden, wodurch deren Dämmvermögen nicht gemindert wird. Außerdem kann ohne konstruktive Eingriffe die Dämmstoffstärke erhöht werden. Wie bei der belüfteten Variante, ist auf hohe Luftdichtheit an der Warmseite zu achten.

Wärmedämmung mit Belüftung

Vorteile, Einsatz: bei diffusionsdichteren Unterdächern und bei raumseitig fehlender Luftdichtheitsebene Wärmedämmung möglich,

Nachteile, Grenzen: Kaltluftdurchströmung lockerer Dämmschichten ist möglich, dadurch Verringerung der Dämmwirkung; bei Unterbrechungen der Belüftung durch Schornsteine, Dachflächenfenster, Gauben o.ä. kann man sich nicht auf die Belüftung verlassen

Wärmedämmung ohne Belüftung

Vorteile, Einsatz: gesamte Sparrenhöhe steht für die Wärmedämmung zur Verfügung; Wärme dämmende Wirkung lockerer Dämmstoffe (Mineralwolle, Wolle, Baumwolle) wird, da keine Luftdurchströmung, nicht verringert

Nachteile, Grenzen: bei diffusionsdichteren Unterdächern (unbekannte Diffusionswiderstände von Unterspannbahnen, Holz- und Bitumenschichten muss eine feuchtevariable Dampfbremse auf der warmen Seite eingebaut sein damit die Rücktrocknung funktioniert

#Mein Fazit:

Mit modernen Baumaterialien, wie sie feuchtevariable Dampfbremsen darstellen, ist sowohl bei Neubau als auch bei der Sanierung ein Dachaufbau ohne Belüftung des gedämmten Bereiches möglich und sinnvoll.

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