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Herstellung luftdichter Konstruktionen

Alles Wichtige über die Notwendigkeit und die Art und Weise der Ausführung luftdichter Konstruktionen zur Vermeidung von Luftgeschwindigkeiten, die die Behaglichkeit stören.

Thermogramm der Dachfläche zur Sichtbarmachung der Warmluftströmung unter der Dachhaut
Lecks im Dachausbau: Warme Luft streicht an der Unterseite der Dachziegel und der Schornsteineinfassung entlang

Ich sehe keinen Widerspruch darin, eine sorgfältige Ausführung luftdichter Konstruktionen beheizter Gebäude zu fordern, aber gleichzeitig auf ausreichende Be- und Entlüftung hinzuweisen. Denn das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Allerdings ist mir bewusst, dass viele Bauleute und Bauherren die Herstellung einer luftdichten Gebäudehülle ablehnen. Sie sind der Auffassung, dass unsere Gebäude angesichts mancher Bauschäden schon viel zu „dicht“ seien. Aber ist das wirklich so?

Unbestritten ist: Einen Luftaustausch muss es aus hygienischen Gründen geben. Durch den Aufenthalt von Menschen und Tieren bedingt, ist der für die Atmung wichtige Sauerstoff erforderlich. Gleichzeitig sind zu hohe Konzentrationen von Wasserdampf, Kohlendioxid und anderen Spurengasen abzubauen. Über die auszutauschenden Luftmengen gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen. Ich halte mich an die Empfehlungen der Lufthygieniker, die einen Frischluftbedarf von etwa 30 m³ pro Stunde pro Person bei leichter Tätigkeit angeben. Stellt sich die Frage, wie soll diese Frischluft in den Raum gelangen? Und auf welchem Weg soll die verbrauchte Luft wieder nach außen abgeführt werden?

Druck- und Strömungsverhältnisse und mögliche Luftundichtheiten
Druck- und Strömungsverhältnisse und mögliche Luftundichtheiten

Ich denke, bei genauerem Hinsehen löst sich der scheinbare Widerspruch auf. Denn die Gegner luftdichter Häuser befinden sich offenbar lediglich im Unklaren darüber, welche Wege des Luftaustausches akzeptabel und welche Wege aus hygienischen und bautechnischen Gründen unbedingt zu vermeiden sind. Schließlich möchte niemand frische Luft über einem feuchten, vielleicht mit Schimmel belasteten Keller beziehen. Ebenso wenig ist die Frischluftversorgung über den mit Fasern belasteten Zustrom mitten durch die Mineralwolledämmung im Dachgeschoss zu akzeptieren.

Ein bestimmter Luftwechsel, charakterisiert durch die Hygieneanforderungen, muss sicherstellen, dass in einer bestimmten Zeitspanne trotz eines luftdichten Gebäudes Raumluft („verbraucht“) gegen Außenluft (frisch) ausgetauscht wird. Dabei muss verhindert werden, dass sich der Luftaustausch unkontrolliert und über dafür nicht geeignete Bauteile vollzieht. Denn die möglichen negativen Folgen von Undichtheiten können für die Bausubstanz gravierend sein und die Behaglichkeit empfindlich stören.

#Welche Folgen haben Luft-Undichtheiten in der baulichen Hülle?

Eine hohe Luftdichtheit trägt ganz entscheidend zu einer hohen Zufriedenheit mit den Umgebungsbedingungen, zur Behaglichkeit bei. Undichtheiten wirken sich dagegen trotz hoher Heizkosten negativ auf die empfundene Behaglichkeit aus. Wie oft wurde ich von Nutzern z. B. auf Zugerscheinungen aus Steckdosen, an der Drückerplatte im Bad-WC oder in einem mit Paneelen ausgestatteten Dachgeschosszimmer hingewiesen.

Luftundichtheiten in der baulichen Hülle

  • führen bei übermäßigem, allein durch Thermik angetriebenem Luftaustausch zu einem erhöhten Heizenergieverbrauch;
  • können Bauschäden durch Tauwasser- und Schimmelbildung nach sich ziehen;
  • verschlechtern in vielen Fällen die Behaglichkeit (kalte Oberflächen, Zugerscheinungen im Winter, Überhitzung im Sommer);
  • setzen die Luftqualität (durch Freisetzung von Fasern, Stäuben, Schimmelpilzsporen oder den Transport von Gerüchen) herab;
  • haben Auswirkungen auf die Gesundheit, z. B. durch den Transport von lungengängigen Fasern, Schimmelpilzsporen, Schadstoffen aus der Außenluft, Pollen, Allergene etc.;
  • verschlechtern den Schallschutz, da Luftschall an die Bewegung von Luft gebunden ist.
Thermogramm zu Luftundichtheiten um die liegenden Dachflächenfenster (1) herum
Erhebliche Luftundichtheiten oberhalb und um die liegenden Dachflächenfenster (1) herum

#Wie beeinflussen Leckagen die Energiebilanz eines Gebäudes?

Der Heizenergieverbrauch steigt bei undichten Gebäuden teilweise erheblich, weil es unfreiwillig und ohne hygienische Notwendigkeit zu einem verstärkten Luftwechsel kommt. Das vergrößert jene Wärmemenge, die sich in der nach außen strömenden Abluft befindet. Sie muss der zuströmenden Kaltluft durch die Heizung wieder zugeführt werden.

Mit Hilfe von Wärmebildern von außen kann die Wirkung und die ungefähre Lage der Leckagen sichtbar gemacht werden. Zusätzliche Wärmebilder von innen lassen eine präzisere Ortung der Leckagen zu.

Wärmebild von Orten mit Luftundichtheiten im Dachgeschoss, am First und am Giebel
Wärmebild von Orten mit Luftundichtheiten im Dachgeschoss, am First und am Giebel

Meiner Erfahrung nach weisen mehr als die Hälfte aller untersuchten Gebäude Schwächen bei der Ausführung luftdichter Konstruktionen auf. Viele von außen erstellte Wärmebilder zeigen die Überdrucksituation im oberen Teil der Gebäude an. Dort befindliche Leckagen lassen die warme Raumluft abströmen, die so die betreffenden Bereiche unter der Dachhaut erwärmt. Das wird auf Wärmebildern als gelb-rote Temperaturerhöhung sichtbar.

Wärmebild von innen: In der obersten Geschossdecke festgestellte Ausströmungen warmer Raumluft
Wärmebild von innen: In der obersten Geschossdecke festgestellte Ausströmungen warmer Raumluft

Im Keller/Erdgeschoss dieser Gebäude entsteht ein Unterdruck, wodurch im Winter kalte Luft durch undichte Wohnungseingangstüren, Briefschlitze, Kellerausgangstüren, unterströmbare Sohlbänke, u. v. a. m. nachströmt. Wind kann allerdings auch zu einer Umkehr der dargestellten Strömungsverhältnisse führen.

Die Höhe des durch Leckagen verursachten Luftaustausches ist abhängig von

  • dem Temperaturunterschied zwischen innen und außen,
  • der Windstärke,
  • der Höhe des Gebäudes und
  • der Größe und Lage der Undichtheiten.
Wärmebild: Durch Unterdruck im Erdgeschoss strömt kalte Luft unter der Wohnungseingangstür ein.

Für den Mehrverbrauch an Heizenergie und die Verschlechterung der Behaglichkeit sind quantitativ vor allem folgende Durchströmungen verantwortlich:

  • Wärmedämmung im ausgebauten Dachgeschoss (Dachschräge, oberste Geschossdecke, Abseitenwand)
  • Geschossdecken (oberste Holzbalkendecken längs der Balken)
  • Außenwände (Leichthochlochziegel ohne Hohlraumdämmung und ohne horizontale Dichtungsschicht)
Warmluftfahnen an der Oberseite der obersten Geschossdecke (Bretter)

Es handelt sich dabei häufig um Konstruktionen, bei denen

  • durchströmbare Wärmedämmstoffe (sehr häufig Mineralwolle) nicht sachgerecht eingebaut wurden,
  • die Winddichtung (z. B. diffusionsoffenes Unterdach) lückenhaft verlegt wurde oder gänzlich fehlt und
  • Leckagen infolge mangelhafter Abdichtung von Durchdringungen, Balken, Fenstern, Türen, Schornsteinen, Rohren, Leitungen etc. zugelassen wurden.
Warmluftfahnen rings am Rand der obersten Geschossdecke um einen Schornstein
Warmluftfahnen rings am Rand eines Schornsteins in der obersten Geschossdecke

Werden Wärmedämmstoffe wie Mineralwolle, Holzweichfaser, Schafwolle, Flachs u. ä. faserige Stoffe mit kalter Luft von außen durchströmt (z. B. wegen fehlender oder falsch verlegter Winddichtung auf der kalten Seite der Konstruktion), wird die wärmedämmende Wirkung ruhender Luft reduziert bzw. aufgehoben.

#Winddicht außen, luftdicht innen

Die erforderliche Luftdichtheitsebene liegt in einem gedämmten Satteldach der Winddichtung gegenüber und ist auf der warmen Seite der Konstruktion (zum beheizten Innenraum) herzustellen. Sie muss lückenlos verlegt und dicht miteinander verklebt werden. An den Rändern ist die Luftdichtheitsebene anzukleben oder einzuputzen.

Es ist vorteilhaft, wenn die Luftdichtheitsebene gleichzeitig die Aufgabe einer Dampfbremse übernimmt. Hierzu werden spezielle Dampfbremspappen oder -gewebe verwendet, die sowohl die Wasserdampfdiffusion bremsen als auch als luftdichtende Schichten funktionieren.

Prinzipdarstellung der Lage der winddichten und luftdichten Ebenen
Prinzipdarstellung der Lage der winddichten und luftdichten Ebenen

Besondere Aufmerksamkeit verlangen die unvermeidlichen und oft zahlreich vorhandenen Anschlüsse und Durchdringungen. Konstruktive Details zur Herstellung der Luftdichtheit werden in der DIN 4108, T.7 angegeben. Der verantwortliche Architekt bzw. Bauunternehmer ist zur Herstellung der Luftdichtheit nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik verpflichtet, sofern er für die Ausführungsplanung vertraglich verantwortlich gemacht wurde.

Die Herstellung der Winddichtheit ist eine Aufgabe, die das Unterdach (Unterspannbahn, Holzfaserdämmplatte o. Ä.) zu erfüllen hat.

ausführlich in energytools.de Unterspannbahn-Vordeckung Link: www.energytools.de/hausbau-und-erneuerung/bauteile-und-konstruktionen/dachdaemmung-und-dachbodendaemmung/unterspannbahn-vordeckung-unterdach/

#Wie hoch ist das Bauschadensrisiko durch Undichtheiten?

In gedämmten Konstruktionen können durch hohe Feuchtebelastungen Bauschäden, wie Pilzbefall oder Moderfäule hervorgerufen werden. Übermäßig feucht werden kann es durch

  • das Eindringen von Raumluft mit hoher Luftfeuchte in eine luftdurchlässige Konstruktion bzw. ein Bauteil;
  • eine hohe Anfangsfeuchte von eingebauten Konstruktionselementen (z. B. Einbaufeuchte von Holzbalken),
  • Undichtheiten für Regenwasser bzw. Flugschnee von außen,
  • einen Bruch oder eine Undichtheit wasserführender Rohre,

Mechanismus: Strömt Raumluft durch eine Leckage von innen nach außen in die Wärmedämmung, kühlt sich im Winter der warme Luftstrom in der Dämmung ab. Der in der Luft enthaltene Wasserdampf kann infolge Abkühlung zu Tröpfchen kondensieren (Taupunkt). Eine Durchfeuchtungsgefahr entsteht für

  • Holzhäuser,
  • Holzkonstruktionen im Dach,
  • Holzfenster in der Außenwand und
  • Deckenbalken aus Holz (Balkenköpfe).

Die Zahl der mit dem Luftstrom transportierten Wasserdampfmoleküle ist sehr viel größer als die Zahl der durch Diffusion wandernden Wasserdampfmoleküle. Damit hinterlässt unkontrollierter Luftstrom durch Leckagen sehr viel mehr Feuchtigkeit in einer Konstruktion als die Wasserdampfdiffusion. Diese recht neue Erkenntnis führte zu einer Neubewertung der Rolle von Dampfbremsen zur Begrenzung der Wasserdampfdiffusion und stellt neue Forderungen nach dauerhaft luftdichtenden Eigenschaften einer gedämmten Konstruktion.

Eine Dampfsperre mit Leckage lässt einmal eingedrungene Feuchtigkeit kaum wieder los
Eine Dampfsperre mit Leckage lässt einmal eingedrungene Feuchtigkeit kaum wieder los

#Welche Mängel begünstigen eine Durchfeuchtung gedämmter Konstruktionen?

  1. Besonders Leckagen (Löcher, Risse, Dreiecke, mangelhafte Verklebungen, falsche Materialwahl o. Ä.) in Dampfbremsen bzw. -sperren mit hohen Diffusionswiderständen (z. B. Aluminium- oder einfache PE-Folien) haben ein hohes Durchfeuchtungspotenzial. Es existiert, weil einmal eingedrungene Feuchtigkeit kaum wieder aus der Konstruktion herausfinden kann. Oft kommt es noch zum seitlichen Eindringen von Dampfmolekülen (Flankendiffusion über Mauerwerk). Statt einer Wasserdampfbremse finden wir häufig solche "Feuchtigkeitsfallen", die in gedämmten Konstruktionen nichts zu suchen haben. Sie führen zu Durchfeuchtung, Schimmelbefall und niedrigen Oberflächentemperaturen.
Zwischensparrendämmung mit Leckagen durch ungeeignete alu-kaschierter Mineralwolle
Zwischensparrendämmung mit Leckagen durch ungeeignete alu-kaschierter Mineralwolle
  1. Besonders kritisch wirken sich dampfdichte Bremsen/Sperren in Vollsparrendämmungen aus, wenn die Dacheindeckung nicht hinterlüftet ist und selbst aus einem dampfdichten Material (Bitumenbahn, Zinkblech) besteht. Kleinste Beschädigungen oder fehlerhafte Verlegung der innen angebrachten Dampfsperren können zu einem massenhaften Eintrag von Wasserdampf führen. Ein Rücktransport bzw. Rücktrocknung von Wasserdampf ist nahezu ausgeschlossen. Solche Konstruktionen haben oft über einen langen Zeitraum mit Durchfeuchtungen zu kämpfen, die zu Schimmelbefall, Moderfäule und niedrigen Oberflächentemperaturen führen.
Unsauber abgeklebte Überlappungen und Durchdringungen führen zum "Einschleichen" von Raumluft
Unsauber abgeklebte Überlappungen und Durchdringungen führen zum "Einschleichen" von Raumluft
  1. Sehr "wirkungsvolle" Leckagen entstehen u. a. durch Risse oder eine nicht sauber abgeklebte Durchdringung der innen angebrachten Dampfbremse. Nicht selten sind Elektriker dafür verantwortlich, weil noch schnell ein Kabel gezogen werden musste (z. B. für die down-lights).
Nut-Feder-Schalungen fallen bei einem Test auf Luftdichtheit häufig durch.
Bei einem Test auf Luftdichtheit fallen Nut-Feder-Schalungen häufig durch.
  1. Hinter Verkleidungen aus Paneelen o. Ä. ist die Ausbildung einer luftdichten Ebene unerlässlich, denn solche Verkleidungen sind alles andere als luftdicht. Wird diese Aufgabe ignoriert, kommt es wie aus der Abbildung ersichtlich oft zu einem rasanten Transport von Raumluft (bei der Überprüfung mit 4,12 m/sec) in die gedämmte Konstruktion hinein. Neben einem Bauschadensrisiko mit Folgen für die Behaglichkeit (Zugerscheinungen) erhöhen sich auch die Kosten für die Heizwärme.

#Wie sieht eine optimale, fehlertolerante Konstruktion im Dachausbau aus?

Eine optimal ausgeführte gedämmte Konstruktion im Dachausbau hat auf der

  • kalten Seite ein diffusionsoffenes Unterdach (diffusionsoffene Unterspannbahn oder empfehlenswerte Holzfaserdämmplatten) und auf der
  • warmen Seite eine Dampfbremse, die feuchtevariable Eigenschaften besitzt.

Als Dämmstoff kommt ein kapillar aktives Material, wie Zelluloseflocken oder Holzfasern, zur Anwendung. Ein solcher Aufbau, luftdicht ausgeführt, hat ein hohes Trocknungspotenzial, da der in der Konstruktion befindliche Wasserdampf sowohl zur Dachseite als auch zur Raumseite hin diffundieren kann. Selbst kondensierter Wasserdampf (Tröpfchenbildung), der sich infolge einer Luft-Leckage gebildet haben könnte, kann durch kapillaren Transport in alle Richtungen verteilt werden, wodurch sehr viel Verdunstungsfläche zur Verfügung steht.

Geringe Wassertropfenbildung in der Dämmschicht nach Durchströmung mit Raumluft infolge Leckage
Geringe Wassertropfenbildung in der Dämmschicht nach Durchströmung mit Raumluft infolge Leckage

#Wie erreiche ich Winddichtheit auf der kalten Seite der Konstruktion?

Für die Lebensdauer einer gedämmten Dachkonstruktion sind Leckagen auch auf der kalten Seite der Konstruktion, also dort, wo die Winddichtung (Unterdach, Unterspannbahn) liegt, problematisch. Falls es zu einer Durchströmung mit kalter Außenluft kommen kann, kühlt sich der Dämmstoff ab. Damit „wandert“ der Taupunkt (Erreichen der Sättigungsgrenze) von außen nach innen. Kehrt sich die Strömungsrichtung um (warme Luft strömt von innen nach außen durch den abgekühlten Wärmedämmstoff), kann ein rasch einsetzender Kondensatausfall die Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffes drastisch erhöhen. Das zieht eine Verschlechterung der Dämmwirkung nach sich, führt zu Fäulnis und Schimmel.

Ein Unterdach aus winddicht abgeklebten Holzfaserdämmplatten und eingeblasene Holzfasern zwischen den Sparren, abgedeckt durch eine luftdicht verlegte feuchtevariable Dampfbremse, bringt dagegen hohe Winddichtheit und Sicherheit gegen unkontrollierte Durchströmungen.

#Wie verhindere ich Behaglichkeitseinschränkungen im Sommer?

Darstellung des geringen Wärmeflusses nach innen bei guter Winddichtigkeit
Im Sommer: Geringerer Wärmefluss bei guter Winddichtheit (Abb.: Moll, pro clima)

Was hat eine gedämmte Dachkonstruktion mit eventuell mangelhafter Behaglichkeit im Sommer zu tun? Nun, sich wohlzufühlen hat im Sommer mit der Höhe der Umgebungstemperaturen zu tun. Das setzt voraus, dass die sommerliche Wärmebelastung durch Zustrom warmer Luft von außen gering bleibt. Ebenso muss die Wärmeleitung in den Innenraum der von der Sonne erwärmten Bauteile reduziert werden. Erreicht wird dies, indem eine hohe äußere Wind- und innere Luftdichtung um eine entsprechend starke Dämmschicht ausgeführt wird. Daneben hat auch die Wärmespeicherkapazität des verwendeten Dämmstoffes Einfluss auf die thermische Behaglichkeit im Sommer.

ausführlich bei energytools.de: Aufgaben der Wärmedämmung Link: www.energytools.de/hausbau-und-erneuerung/behaglichkeit-und-bauphysik/aufgabe-der-waermedaemmung

Darstellung der Folgen einer Leckage, die zum Eindringen warmer Außenluft führt
Leckagen führen zum rascheren Eindringen warmer Außenluft (Abb.: Moll, pro clima)

Fugen und Löcher führen zur eventuellen Durchströmung des Wärmedämmstoffes – es erfolgt eine raschere Erwärmung des Innenraumes. Dies ist ein Mangel, der insbesondere bei leichten, lockeren Dämmstoffen auftritt, die aus mineralischen oder organischen Fasern bestehen. Eine entgegengesetzte, positive Wirkung haben in diesem Zusammenhang Dämmstoffe, die eine hohe Materialdichte und eine vergleichsweise hohe Masse besitzen, wie z. B. Holzfaserdämmplatten.

ausführlich bei energytools.de: Natürliche Klimatisierung im Sommer Link: www.energytools.de/hausbau-und-erneuerung/behaglichkeit-und-bauphysik/klimatisierung

Wärmedämmende Wirkung
Die wärmedämmende Wirkung (z. B. eines Pullovers) beruht auf den Einschlüssen unbewegter Luft zwischen den Fasern. Weht ein starker Wind, pfeift es merklich hindurch. Mit Hilfe einer luftundurchlässigen Windjacke, die über den Pullover gezogen wird, kehrt wieder Behaglichkeit ein.

Deshalb empfehle ich ein System der Dämmung im Dach, bei dem etwa 6 cm starke Holzfaserdämmplatten als Unterdach genutzt werden. Sie dienen entsprechend abgeklebt als gut funktionierende Winddichtung. Gleichzeitig bilden diese Platten als Teil der Dämmschicht eine zusätzliche Aufsparrendämmung. Zelluloseflocken oder Holzfasern werden für die Zwischensparrendämmung eingesetzt und eine luftdicht verklebte, feuchtevariable Dampfbremse bildet den konstruktiven Abschluss.

#Wie wird eine hohe Luftdichtheit erreicht?

Ausgangspunkt zahlreicher Energieberatungen sind Behaglichkeitsstörungen mit unbekannter Ursache. Sehr häufig werden unangenehme Luftströmungen z. B. im ausgebauten Dachgeschoss beschrieben. Mal zieht es aus der Steckdose, mal mag man sich in bestimmten Bereichen eines Raumes nicht aufhalten. Die im Wärmebild sichtbar gemachten „Strömungsfahnen“ zeigen die Wirkung solcher Undichtheiten auf die Luftströmungen im Raum.

Realbild eines Dachgeschossausbaus zum Vergleich mit dem Thermogramm (Wärmebild)
Realbild eines Dachgeschossausbaus zum Vergleich mit dem Thermogramm (Wärmebild)
Wärmebild eines Dachgeschossausbaus zum Vergleich mit dem Realbild
Unsichtbare Ein- bzw. Ausströmungen werden durch ein Wärmebild sichtbar gemacht

Die Luftdichtheitsebene ist vor dem Anbringen der raumseitigen Verkleidung (Gipskarton, Putz, Schalungen) zu verlegen, sofern die Verkleidung nicht selbst die Luftdichtheitsebene darstellt. Infolge der zahlreichen Konstruktionen am Bau, die eine hohe Luftdichtheit aufweisen sollen, ist die richtige Wahl der Ausführungsdetails zur Herstellung der Luftdichtheit keine einfache Disziplin. Normalerweise sollte der ausführende Handwerker eine klare Vorstellung von der Lage, den erforderlichen Materialien und deren Verarbeitung sowie den Ausführungsdetails einer Luftdichtheitsebene besitzen.

Skizze zur
Ausführung der Luftdichtheit im ausgebauten Dachgeschoss bei Trockenbau

Er sollte mit der erforderlichen Ruhe und dem nötigen Respekt für die Vorleistungen anderer Gewerke an die Ausführung herangehen. Leider trifft man auf der Baustelle oftmals auf gegenteilige Situationen.

Die Luftdichtheitsebene (in den Bildern rot) im Dachgeschoss eines Hauses liegt bei jeder Konstruktionsart auf der inneren, warmen Seite! Die konkrete Verlegung ist jedoch abhängig von der Art der raumseitigen Ausführung. Wenn man als Bauherr selbst Hand anlegt, sollte immer beachtet werden, dass auch die kleinsten zurückgelassenen Fugen in einer noch so gut gedämmten Konstruktion über einen längeren Zeitraum betrachtet meist große Feuchtigkeitsmengen passieren lassen.

Skizze zur
Ausführung der Luftdichtheit im ausgebauten Dachgeschoss, verputzt

Untersucht man Baumängel der Vergangenheit, waren meist Fugen und Leckagen an unkontrolliertem Luftwechsel, die zu Bauschäden führten, beteiligt. Auf der Ausströmseite sank aber die Temperatur wegen des hohen Luftdurchsatzes nicht so stark, dass immer Kondensatausfall auftrat. Und wenn doch, dann wurde der Schaden praktisch "trocken geheizt".

#Überprüfung der Ausführung luftdichter Konstruktionen

In der Planungsphase eines Gebäudes sollte für die Bauphase vom Architekten oder einem Bauingenieur ein Luftdichtheitskonzept erarbeitet werden. Das ist erforderlich, um die Herstellung der Luftdichtheit leichter zu überwachen. Dafür können auch freiberufliche Sachverständige mit Fachkenntnis und Baustellenerfahrung, Mitarbeiter von Überwachungsvereinen, z. B. TÜV oder Spezialisten einer Bauherreninteressengemeinschaft mit der Überprüfung beauftragt werden. Gute Ergebnisse sind nur durch detailgenaue, aussagekräftige Zeichnungen, häufige Baustellenbesuche und intensive Kommunikation zu erzielen. In bestimmten Phasen und zum Abschluss einer handwerklichen Leistung sollte die Ausführungsqualität der Luftdichtheitsebene überprüft werden. Neben der Sichtprüfung sind spezielle Dichtheitstests sinnvoll. Dazu gibt es verschiedene Methoden. Eine davon ist der sogenannte Blower-Door-Test.

Prinzip der Luftdichtheitsmessung mit Unterdruck (Leckage-Ortung)
Prinzip der Luftdichtheitsmessung mit Unterdruck (Leckage-Ortung)

Bei einem solchen Test wird das Gebäude mittels Differenzdruckmessung auf Dichtheit und Luftwechselrate überprüft. Wird dieser Test rechtzeitig nach Abschluss bestimmter Arbeiten durchgeführt, können Undichtheiten festgestellt und Leckagen abgestellt werden. Die Luftdichtheit kann sowohl quantitativ als auch qualitativ (Leckageortung) bestimmt werden.

Mit den Zahlenwerten der quantitativen Messung wird die Luftwechselrate bestimmt. Sie hat im Neubau bestimmten Anforderungen zu genügen (Gebäudeenergiegesetz). Auf gar keinen Fall sollte allein die Luftwechselrate bestimmt werden. Wichtiger ist die Ortung der Problemstellen, also eine Leckageortung als Voraussetzung für die Beseitigung von Fehlstellen.

Die Luftdichtheit sollte kontrolliert werden:

  1. Vor dem Einbau der raumseitigen Verkleidung (z. B. Gipskartonplatten, OSB-Platten) im Dachgeschoss sind die Verklebungen der Dampfbremse und deren Anschlüsse an den Giebelwänden, Trennwänden und Sparren zu checken.
  2. Vor dem Einbau der Verkleidungen vor Innendämmungen sind die Verklebungen an den Rändern zu prüfen.
  3. Vor dem Einbau einer Vorwand-Installation im Bad/WC ist die Wand luftdicht zu putzen und Durchdringungen ankommender und weggehender Rohrleitungen abzudichten.
  4. Vor dem Einbau von Steck- und Schalterdosen sind die ankommenden Kabel abzudichten und Leerrohre zu verschließen.
  5. Nach dem Einsetzen, aber vor dem Putzen der Laibungen sind bei Fenstern und Türen die Anschlüsse zum Mauerwerk mit Dichtbändern innen und außen abzukleben.
  6. Vor dem Auflegen der Fensterbänke bzw. Sohlbänke innen wie außen sind die Kammern von Ziegelsteinen zu verschließen bzw. abzukleben.
  7. Vor der Inbetriebnahme von Belüftungsanlagen sind die Anschlüsse und Dichtungen der Lüftungskanäle zu überprüfen.

Hilfreich ist bei einem Luftdichtheitstest der zusätzliche Einsatz einer Wärmebildkamera. Sie kann, entsprechendes Fachwissen des Thermografen vorausgesetzt, Leckagen lokalisieren, visualisieren und darstellen, wo und wie ein- oder abströmende Luft die Temperaturverhältnisse beeinflusst.

Allerdings stellt die Sichtbarmachung noch keine Lokalisierung der eigentlichen Ursache dar. Für die präzise Interpretation der möglichen Gründe spielt die Erfahrung des Beraters bzw. Thermografen eine wichtige Rolle. Im konkreten Fall (Abbildungen) ist es wahrscheinlich die fehlende Abdichtung am oberen Abschluss der Giebelwand, die die charakteristischen „Kaltluftfahnen“ hervorruft. Solche Informationen erhält der Thermograf während eines Luftdichtheitstests bei niedrigen Außentemperaturen, hervorgerufen durch Unterdruck im Inneren des Gebäudes.

#Mein Fazit

  1. Luftdichte Konstruktionen sollen nicht die hygienische Be- und Entlüftung unterdrücken, aber verhindern, dass sich der Luftaustausch unkontrolliert und über dafür nicht geeignete Bauteile vollzieht.
  2. Die Luftdichtungsebene ist immer auf der warmen Seite der Konstruktion anzuordnen.
  3. Die Winddichtungsebene befindet sich auf der kalten Seite der Konstruktion und wird idealerweise aus Holzfaserdämmplatten gebildet.
  4. Bei einem Neubau oder großer Modernisierung mit Dachgeschossausbau empfiehlt sich die Anfertigung eines Luftdichtheitskonzeptes mit genauer Kontrolle der Ausführung.
  5. Empfehlenswert ist die Überprüfung der Luftdichtheit mit einem Dichtheitstest.

Autor: fnow