Einfache feuchtegesteuerte Lüftungsanlage
Beispiel für eine feuchtegesteuerte Wohnungslüftung, Aufbau, Funktionsweise, Vorteile, Wartung, praktische Erfahrungen
Die traditionelle Art der Be- und Entlüftung in Wohnungen ist nicht geeignet eine dauerhafte hygienische Raumluftqualität zu sichern. Das gilt in besonderen Maße für Wohnungen mit mehrfach abgedichteten Fenstern und Wohnungen, die keine Einzelöfen besitzen (raumluftunabhängige Wärmeerzeugung).
Selbst bei disziplinierter Einhaltung eines ausgefeilten Lüftungsregime wird es bei reiner Fensterlüftung kaum möglich sein, kritische Schadstoffkonzentrationen und zu hohe Luftfeuchtigkeitswerte immer zu vermeiden. Meine in zahlreichen Wohnungen durchgeführten mehrtägigen Aufzeichnungen der Luftfeuchte zeigen, dass auch bei häufigem stoßweisen Lüften die relative Luftfeuchtigkeit oftmals nicht weit genug abgesenkt werden kann. Bei Lebenssituationen, die ein häufiges, in Zwei-Stundenintervallen organisiertes Lüften unmöglich machen, müssen Besitzer und Mieter sich etwas anderes einfallen lassen.
Ich habe mich für mein 2012 bezogenes Niedrigenergiehaus für eine kontrollierte Wohnungslüftung entschieden. Als Führungsgröße habe ich die Luftfeuchtigkeit gewählt. Meine Anlage ist eine reine Be- und Entlüftungsanlage ohne Wärmerückgewinnung, weshalb keine luftführenden Rohrleitungen bis auf relativ kurze Rohrstücke für die Sammlung und Abtransport der Abluft erforderlich waren.
Zentraler Bestandteil der feuchtegesteuerten Wohnungslüftung ist ein dauerhaft laufender Abluftventilator, der Raumluft über Abluftentile aus Küche, Bad und Gäste-WC nach außen befördert.
Der Ventilator, untergebracht in einer Lüfterbox mit 6 Zugängen, hat eine elektrische Leistungsaufnahme von 23 Watt bei einem eingestellten Luftdurchsatz von 100 m³/h. Damit verursache ich einen Strombezug von 200 kWh pro Jahr.
Um dem Luftwechsel von der Höhe der Raumluftfeuchte abhängig zu machen, habe ich mich für die zum Aereco-System gehörigen feuchtegeregelten Zuluft-Ventile entschieden. Der von der Luftfeuchtigkeit abhängige Luftdurchsatzes ist einfach, preiswert und ohne Fremdenergieaufwand zu realisieren. Außerdem bildet die Höhe der Raumluftfeuchte recht gut die Nutzung der Räume ab. Die Fräslöcher im Rahmenprofil der Fenster wurden noch während der Fensterproduktion im Werk nach entsprechenden Schablone angefertigt. Eine nachträgliche Herstellung solche Fräsungen ist bei zahlreichen Profilen und auch bei Holzfenstern möglich.
Die auf dem Fensterrahmen aufgeschraubten Ventile können über eine gesteuerte Klappe bei konstantem Unterdruck mehr oder weniger Luft passieren lassen. Der Luftauslass erfolgt nach oben. Die Klappenöffnung bzw. Schließung erfolgt durch ein Bändchen aus Polyamidfäden, welches sich bei Feuchtezuwachs streckt und bei Trockenheit zusammenzieht. Kommt es durch intensive Raumnutzung (Atmung, Tee trinken, Pflanzen, usw.) zu einem Anstieg der Raumluftfeuchtigkeit, öffnen die Klappen der Ventile, so dass wegen des herrschenden geringfügigen Unterdrucks mehr Zuluft nachströmen muss. So werden die Räume mit hoher Nutzung stärker belüftet als Räume mit schwacher Nutzung.
Das gilt auch für jene Räume, in denen abgesaugt wird (Bad, WC, Küche), da hier ebenfalls feuchtegesteuerte Abluftventile eingebaut werden. Wer möchte, kann im WC ein Ventil einsetzen, das mit der Funktion „Voll auf“ ausgestattet ist. Hierbei wird über einen Knopf die Feuchtesteuerung zugunsten einer Intensivlüftung für etwa 20 Minuten aufgegeben. Für diese Funktion benötigen die Abluftventile jedoch eine Batterie.
Die feuchtegesteuerte Wohnungslüftung hatte 2009 in einer vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik durchgeführten Studie für den Lüftungsanlagenhersteller Aereco gut abgeschnitten. Die Studie stellte fest, dass die Anlage nur wenig mehr Energie im Vergleich zu solchen verbraucht, in denen eine Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung für den nötigen Luftwechsel sorgt. Eine feuchtegesteuerte Wohnungslüftung ist dabei deutlich kostengünstiger als das Vergleichssystem. Das gilt sowohl für die Anschaffungskosten als auch für die Wartungskosten im laufenden Betrieb.
Ich hatte bereits Erfahrungen mit dieser Methode der Be- und Entlüftung in einem anderen Fall gesammelt und war von den Ergebnissen überzeugt. Ich wollte diese Art der Bedarfslüftung, bei der die Luftwechselrate in den Räumen nutzungsabhängig verschieden ist und auf eine geringe Grundlüftung zurückgeht, wenn die Räume nicht genutzt werden. Ausgegeben habe ich bei insgesamt 125 m² beheizte und belüftete Wohnfläche für Ventilatorbox, fünf feuchtegesteuerte Zuluftventile, drei feuchtegesteuerte Abluftventile, Rohrleitungen und die fünf Fräsungen in den Fensterprofilen rund 2700 €. Montiert habe ich selbst.
#Wie sehen meine Erfahrungen aus?
Die feuchtegesteuerte Wohnungslüftung arbeitet mittlerweile 12 Jahre und ich kann sagen, dass meine Erwartungen voll erfüllt wurden. Die Anlage arbeitet störungsfrei im Hintergrund. Die Luftfeuchtigkeit erreichte nur selten bei besonderen Wetterlagen kritische Werte (ich habe drei Messstellen eingerichtet). Sie schwankt zwischen 40% und 58%. Das Lüftergeräusch ist nur in den Räumen, wo abgesaugt wird, als sehr leises Rauschen hörbar. Die Luftqualität ist nach subjektiver Empfindung jederzeit ausgezeichnet.
Bisher habe ich bei meiner Lüftungsanlage den Fettfilter vor dem Absaugventil in der Küche zweimal jährlich in den Geschirrspüler gestellt. Alle zwei Jahre habe ich die Absaugventile von anhaftendem Staub gereinigt. Die feuchtegeregelten Zuluftventile sind wartungsfrei.
Feuerstätten (Kaminöfen) müssen raumluftunabhängig angeschlossen werden, da es wegen des herrschenden Unterdruckes sonst zu einer Rauchgasumkehr kommen kann. Ich habe einen speziell für raumluftunabhängige Feuerung zugelassenen Kaminofen aufgestellt und an das dafür geeignete Abgassystem mit Frischluftzufuhr von außen angeschlossen.
Die Dunsthaube habe ich auf anraten des Händlers als Umlufthaube installiert, was sich jedoch als ungünstig herausstellte. Hier würde ich lieber einen Abzug installieren, der über ein eigenes Rohr nach draußen verfügen sollte.
Nachteilig ist, dass bei auftretendem Sturm der Luftdurchtritt an Zuluftventilen so groß wird, dass es zu Zugerscheinungen kommt. In solchen Situationen muss man die Ventile händisch schließen (0-Stellung), was jedoch in weniger als einer Minute erledigt ist.
Den tatsächlichen Einfluss auf meine Energiekosten kann ich nicht angeben, da das Gebäude in Niedrigenergiebauweise gleich mit Lüftungsanlage in Betrieb gegangen ist. Für 125 m² beheizte und belüftete Wohnfläche wurden von 2012 bis 2024 im Schnitt bisher 7400 kWh Erdgas (Brennwertkessel, Warmwasser für zwei Personen) zuzüglich etwa 700 kWh Holzfeuer verbraucht, der Elektroenergieverbrauch lag bei knapp 2000 kWh. Die Wohnung liegt in Oberfranken auf knapp 700 m, die Auslegungstemperatur im Winter liegt bei minus 16°C.