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Schimmel selbst entfernen

Erste Hilfe: Schimmel selbst entfernen, nach dem Entdecken bekämpfen, Inaktivierung, Mittel, Umgang mit Folien und Tapeten

Schimmel in der Fensterlaibung
Schimmel in der Fensterlaibung

Zur Vermeidung von Schimmelpilz in Innenräumen spielt die Suche nach der Ursache erhöhter Feuchtigkeit und ihre Beseitigung eine entscheidende Rolle.

Ist es hier und da doch zu einem Schimmel- oder zumindest zu einem Verdachtsfall gekommen, sind möglichst rasch Maßnahmen einzuleiten. Da die Ursachen, die zum Auftreten von Schimmelpilzen führen, im Prinzip fast immer gleich sind, folgt auch die Bekämpfung des akuten Befalls einem bestimmten Muster.

Auch von abgetöteten oder Inaktiven Schimmelpilzen gehen allergische und reizende Wirkungen aus. Daher sind alle schimmelpilzbefallene Materialien vollständig zu reinigen oder zu entfernen.

Immungeschwächte Menschen oder Menschen mit anderen Vorerkrankungen, die mit dem Wachstum von Schimmelpilz in Verbindung gebracht werden, sollten mit der Deaktivierung und Schimmelsanierung Fachunternehmen beauftragen.

#Deaktivierung des akuten Befalls

In jedem Fall sollte der akute Befall zunächst biologisch deaktiviert werden. Dazu muss die Produktion von weiteren Sporen gestoppt und das Pilzgeflecht abgetötet werden. Als besonders wirksam und gleichsam ungefährlich in der Anwendung haben sich 70 bis 80%iger Alkohol (Isopropanol) und Wasserstoffperoxid (H2O2) in einer Konzentration von 10% bis 12% bewährt. Stärkere Konzentrationen sind nicht geeignet und können schwere gesundheitliche Auswirkungen haben. Wasserstoffperoxid (H2O2), einem Mittel, das u.a. in der Medizin zur Desinfektion oder beim Frisör als Bleichmittel angewandt wird, muss frisch und stabilisiert sein. Es zerfällt bei der Anwendung in Wasser und freien Sauerstoff, auf den die desinfizierende und bleichende Wirkung zurück zu führen ist.

Biozidanwendungen (häufig fälschlicherweise als Desinfektionsmaßnahmen bezeichnet) sind bei Schimmelsanierungen in den meisten Fällen nicht sinnvoll und werden in der Praxis viel zu häufig angewendet. (Schimmelleitfaden Umweltbundesamt)

Anti-Schimmel-Mittel auf Chlor-Basis aus dem Drogerie- oder Baumarkt empfehle ich nicht: Erstens bringen die Mittel nur einen kurzfristigen Erfolg, zweitens gehen die gegen den Schimmel wirkenden Inhaltsstoffe auch in die Raumluft über. Das wird auch, anders als gewünscht, durch die Versprühung bzw. Vernebelung dieser Mittel erreicht. Sie wirken so nicht nur gegen Schimmel, sondern greifen auch die am gesunden Menschen lebenden, schützenden Pilze an und könnten gesundheitliche Belastungen hervorrufen.

Wenig sinnvoll ist die häufig empfohlene Verwendung einer Essiglösung, da mit der Essigsäure die Neutralisation von basischen Putzbestandteilen (Kalk) erfolgt und der pH-Wert oberflächlich abgesenkt wird. Im Grunde wird dem Schaden durch eine Behandlung mit Essig also nur Wasser zugeführt.

Schimmelbekämpfung mit frischem Wasserstoffperoxid größer 10% bis 12%
Schimmelbekämpfung mit frischem Wasserstoffperoxid größer 10% bis 12%

#Schritt für Schritt-Anleitung

Wer Schimmel selbst entfernen möchte, sollte darauf achten, dass die Schimmelsporen bei der Beseitigung nicht weiter in der Wohnung verteilt werden. Befolgen Sie daher während der Entfernung von Schimmel diese Regeln:

  • Halten Sie während der Arbeit die Türen zu anderen Räumen geschlossen.
  • Öffnen Sie die Fenster des mit Schimmel befallenen Raumes.
  • Bedecken Sie Möbel und Teppich mit einer PE-Folie (Malerbedarf).
  • Lüften Sie Schimmelsporen nach draußen weg (Durchzugsrichtung aus dem Raum hinaus beachten!).
  • Tragen Sie bei der Anwendung der Anti-Pilzmittel Haushaltshandschuhe.
  • Setzen Sie eine Schutzbrille und eine Atemschutzmaske auf (diese erhalten Sie im Baumarkt, Filter mit der besten Filtergüte auswählen oder eine Einmal-Coronamaske benutzen).
  • Machen sie Tapeten bzw. Farben mit Wasser nass, am besten mit Hilfe einer weichen Walze, damit die Schimmelsporen sich nicht in der Raumluft verteilen. Danach wird die Tapete oder Farbe abgezogen bzw. abgespachtelt.
  • Tapeten, benutzte Tücher, Farbreste etc. sofort in Plastiksäcke geben, dicht verschließen und über den Hausmüll entsorgen.
  • Flächen: raue poröse Oberflächen, Putze aller Arten, poröse Deckenverschalungen aus Gips, Gipskartonplatten bis mindestens 50 Zentimeter um die mit Schimmel befallene Stelle hinaus mit Isopropanol (70%ig, gut lüften, brennbar, Explosionsgefahr) oder Wasserstoffperoxid-Lösung (H2O2 stabilisiert, nicht brennbar, 10 bis 12%ig, ätzend auf Haut und Augen) bestreichen.
  • Benutzen Sie einen weichen, breiten Pinsel oder eine weiche Rolle. Nicht versprühen, weil dadurch auch die oberflächlichen Sporen aufgewirbelt werden.
  • Die Mittel erhalten Sie im Versandhandel oder in der Apotheke. Es wird eine Menge von etwa 70 bis 100ml pro m² Wandfläche benötigt. Bei der Anwendung der Mittel, insbesondere bei H2O2 Schutzhandschuhe, Schutzbrille und Gesichtschutz tragen!
  • Die Mittel können besser in das Mauerwerk eindringen, wenn diese vor der Behandlung mit einem Infrarot-Wärmestrahler getrocknet wurden. Keinesfalls sollte dafür ein Heizlüfter verwendet werden, der die Sporen in den Raum verteilt!
  • Nach etwa 60 Minuten die behandelten porösen Oberflächen mit einem feuchtem Tuch abwischen. Warten Sie dann die vollständige Trocknung der behandelten Fläche ab.
  • Inzwischen sollten Sie die Abdeckfolien und Tücher vom Boden und den Möbeln vorsichtig aufnehmen, in einen Folienbeutel geben und über den Hausmüll entsorgen.
  • Duschen Sie nach erfolgter Schimmelbehandlung und waschen sie die Wäsche, die sie bei der Arbeit getragen haben.
  • Beschichten Sie die problematische Fläche nach vollständiger Trocknung nur mit einer reinen Kalk- oder besser mit Silikatfarbe (ohne Bindemittel und organische Farbpartikel).

Oberflächen aus Glas, Metall, Kunststoffprofile von Fenstern und Türen können mit einem z.B. in Isopropanol getränkten Tuch abgewischt werden.

Polstermöbel: Die vollständige Beseitigung von Sporen und Myzel stark verschimmelter Polstermöbel ist nicht möglich. Deshalb sollten die Polstermöbel entsorgt werden, vor allem wenn es sich um Möbel aus Wohnungen von Personen handelt, die bereits vorgeschädigt sind. Bei geringem Befall z.B. bei Wandkontakt, Flächen mit Isopropanol feucht abwischen. Die Nutzung von Wasserstoffperoxid wird dafür nicht empfohlen, da ein Ausbleichen möglich ist. Die Möbel nicht absaugen, weil hierbei die Sporen verteilt werden können. Polstermöbel am besten nach draußen bringen und mit der Windrichtung ausklopfen.

Schrankrückwände (Holzfaserplatten) austauschen, wenn der übrige Schrank mit Isoprapanol feucht abgewischt werden kann. Offenporiges Holz wird selten befallen, wenn doch, erst tränken mit Isopropanol, danach eventuell abschleifen.

Teppiche sind am besten zu entsorgen. Wenn Waschen möglich ist, mit 60 °C waschen. Teure Teppiche nach draußen schaffen und mit der Windrichtung ausklopfen. Ob die wünschenswerte Nutzung von Isopropanol möglich ist, sollte mit dem Teppichspezialisten besprochen werden.

Gegenstände aus Leder, wie Kleidung, Schuhe oder Taschen lassen sich mit Isopropanol getränkten Lappen gründlich abwischen. Schuhe am besten entsorgen.

Kleidung mit mindestens 60 °C waschen oder entsorgen.

Matratzen unbedingt entsorgen.

Silikon-Fugen: Bad, Dusche, Fensterbretter herausschneiden und erneuern.

Autor: now