Aufgaben einer Wärmedämmung
Zur Aufgabe und Funktionsweise der Wärmedämmung, Einteilung in Gruppen, U-Wert, die Vermeidung von Durchströmung des Dämmstoffes, Regeln für dessen Einbau und wirtschaftliche Aspekte

Die Aufgabe der Wärmedämmung besteht darin, den Abfluss von Wärme aus beheizten Innenräumen über unterschiedliche Hüllflächen (Wände, Decken, Fußböden, Fenster und Türen) möglichst vollständig zu unterbinden. Zur Erfüllung dieser Aufgabe werden Stoffe in Fließrichtung des Wärmestromes eingebracht, die die Wärme schlecht „weiter“leiten. Dazu zählen z.B. Porenbeton, Schaumpolystyrol, Mineralwolle oder Holzfasern.
Um die Weiterleitung von Wärme zu bremsen oder ganz zu unterbinden, benötigt ein Dämmstoff eine Hohlraum-Struktur, die aus zahlreichen Poren, Kammern oder verfilzten Fasern gebildet wird. In den Hohlräumen befindet sich im Wesentlichen die schlechte Wärmeleiterluft. Je kleiner, zahlreicher und gleichmäßiger die enthaltenen Hohlräume sind, desto besser wird der Wärmetransport unterdrückt.

In den Hohlräumen befinden sich neben Luft auch noch Wasserdampf. Die dort befindliche Wassermenge stellt sich nach dem Feuchtegehalt der umgebenden Luft ein und nennt sich Ausgleichsfeuchte. Steigt die Ausgleichsfeuchte, nimmt die Wärmedämmwirkung ab. Fällt sie, wird im Dämmstoff trockener, steigt die wärmedämmende Wirkung.
Die wärmedämmende Wirkung ist umso besser, je trockener der Dämmstoff ist und je mehr kleine, luftgefüllte Hohlräume er besitzt.
Die sich in den zahlreichen Zwischenräumen, Kammern oder Poren befindliche Luft darf sich idealerweise nicht bewegen oder mit Luft in anderen Hohlräumen im Austausch stehen. Der Luftdurchsatz wird umso besser unterbunden, je enger das Stützgerüst zwischen den Poren und Kammern ausgeprägt ist. Diese beiden Fakten haben für die Auswahl und den Einbau von Dämmstoffen entscheidende Bedeutung.

Insofern könnte diese Aufgabe auch mit "isolieren" beschrieben werden, jedoch wird der Begriff Isolation überwiegend in der Elektrotechnik verwendet. Er steht für die Nichtweiterleitung von elektrischem Strom. Ein Isolator, der für stromführende Leitungen eingesetzt wird, verhindert die Ableitung von elektrischer Energie an die Umgebung oder vermeidet, dass bei Berührung eine Gefahr ausgeht. Das Foto zeigt einen keramischen Isolator, wie er in der Starkstromtechnik benutzt wird.

#Die Wärmeleitfähigkeit
Die maßgebliche Stoffeigenschaft, die die Nichtweiterleitung von Wärme kennzeichnet, wird Wärmeleitfähigkeit genannt. Sie wird mit der Einheit W/mK (Watt pro Meter und Kelvin) angegeben. Der Wert ist unabhängig von der Dämmstoffdicke und der Einbausituation. Zahl und Einheit geben die Wärmemenge an, die in einer Stunde bei einem Temperaturunterschied von ∆T = 1 K durch 1 m² einer 1 m dicken Schicht eines Stoffes strömt.
Abhängig ist die Wärmeleitfähigkeit eines Dämmstoffes von
- der Anzahl, Anordnung und Größe der Poren
- der Rohdichte
- dem Gefügeaufbau
- der Feuchtigkeit, der Temperatur und dem Luftdruck.
#Einteilung von Wärmedämmstoffen
Als Wärmedämmstoffe gelten Stoffe, deren Wärmeleitfähigkeit nicht höher als 0,1 W/(mK) ist. Unterhalb dieses Wertes werden Dämmstoffe in Wärmeleitfähigkeitsgruppen (WLG) bzw. Wärmeleitfähigkeitsstufen (kurz WLS) eingeteilt. Dazu werden die tatsächlichen (gemessenen) Wärmeleitfähigkeiten gerundet und der jeweiligen WLG zugeordnet. So wird z.B. Schafwolle mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,037 W/(mK) in die WLG 040 eingeordnet. Nadelholz besitzt im trockenen Zustand eine Wärmeleitfähigkeit von 0,13 W/(mK). Das ist im Verhältnis zu Beton ein gut dämmender Baustoff, aber eben kein Wärmedämmstoff, sodass er auch keiner WLG-Gruppe zugeordnet wird.

Besonders gute Dämmstoffe sind z.B. PU-Schaumplatten. PU-Schaum kann als eine sehr kleinteilige, geschlossenzellige Struktur geschäumt werden und schafft dadurch eine Wärmeleitfähigkeit von weniger als 0,025 W/mK. Eine noch geringere Wärmeleitfähigkeit hat das Vakuum. Dieser beste aller Dämmstoffe ist aber nur schwer händelbar. Vakuum-Dämmplatten sind teuer, der Einbau ist kompliziert.
Auf der Baustelle sollte für die entsprechenden Aufgaben immer ein spezieller, aber kostengünstiger Dämmstoff mit möglichst geringer Wärmeleitfähigkeit verwendet werden.
Zu den Werten der Wärmeleitfähigkeit verschiedener Dämmstoffe ausführlich in energytools.de: Bau- und Dämmstoffe, Link: www.energytools.de/hausbau-und-erneuerung/bau-und-daemmstoffe
#Durchströmung des Dämmstoffes verhindern

Kann Luft einen Wärmedämmstoff durchströmen, steht die Funktionsweise der Wärmedämmung auf dem Spiel. Das kann sehr gut nachvollzogen werden, wenn man sich im Winter mit einem grob gestrickten Pullover draußen in den Wind stellt. Es kommt also nicht allein auf einen niedrigen Wert der Wärmeleitfähigkeit an. Ein Dämmstoff verlangt auch eine stoffabhängige Art des Einbaus.
Einige Dämmstoffe lassen auf Grund ihrer Struktur wenig oder keine Luft hindurch (z.B. Schaum-Polystyrol, Polyurethan-Schaumstoffe, dicht eingeblasene Zellulose- oder Holzfasern, Holzfaserdämmplatten). Andere Dämmstoffe, wie z.B. Mineralwolle, Glasfasern, Schafwolle, Baumwolle-Matten oder Hanffasermatten lassen die Luft hingegen nahezu widerstandsfrei passieren. Um Dämmstoffe in ihrer Wirkung zu optimieren und um Bauschäden zu vermeiden, müssen sie luftundurchlässig eingebaut werden.
#Luftundurchlässiger Einbau von Wärmedämmstoffen
Im Wohnungsbau wird eine wärmegedämmte Konstruktion, wie z.B. das ausgebaute Dachgeschoss, nur dann ihrer Aufgabestellung gerecht, wenn die verwendeten Wärmedämmstoffe sachgerecht eingebaut werden.
Die Durchströmung mit Luft aus den Wohnräumen (warm, feucht) von der Innenseite muss ebenso verhindert werden wie die Durchströmung durch Kaltluft von der Außenseite.


Maßnahmen zur Herstellung der Luftdichtheit wärmegedämmter Bauteile werden aber auch aus einem anderen Grund nötig. Alle Bauteile, in denen Dämmstoffe verbaut werden, müssen dort, wo Stöße, Ecken, Überlappungen, Durchdringungen oder Anschlüsse zu Luftdurchlässigkeiten führen, luftdicht eingebaut werden. In der Praxis betrifft dies z.B. den gesamten gedämmten Dachbereich. Hohe Luftdichtheit ist hier erforderlich, um die Gefahr eines möglichen Tauwasserausfalles im Dämmstoff zu minimieren. Hohe Luftdichtheit lässt sich mit geeigneten Materialien (Überklebung, Dichtstoffe, Baupappen) und sorgfältiger Ausführung herstellen.
ausführlich in energytools.de: Hinweise zur Ausführung von luftdichten Details, Link: www.energytools.de/hausbau-und-erneuerung/behaglichkeit-und-bauphysik/herstellung-luftdichter-konstruktionen
#Was ist der U-Wert?
Der U-Wert ist die Maßeinheit für den Wärmedurchgangskoeffizienten eines Bauteils. Er berechnet sich aus der Wärmeleitfähigkeit, der Dicke, der Anzahl und der Art der beteiligten Bau- und Dämmstoffe, der Einbauart sowie dem Wärmeübergangswiderstand auf der Innen- und der Außenseite. Die Einheit des U-Wertes ist W/m²K (Watt pro m² und Kelvin). Das ist ganz schön kompliziert. Etwas einfacher ausgedrückt sagt der U-Wert aus, wie viel Wärme in einer bestimmten Zeit aus dem Wohnraum durch die Wand, Decke, Fußboden oder Fenster nach draußen verschwindet.
Ist der U-Wert groß, ist die Wärmedämmung schlecht und es bewegt sich viel Wärme nach draußen. Die inneren Oberflächentemperaturen sind niedrig.
Ist der U-Wert klein, ist die Wärmedämmung gut, und es bewegt sich wenig Wärme nach draußen. Die inneren Oberflächentemperaturen sind hoch, es ist behaglich.
Die nachfolgende Tabelle zeigt die U-Werte und Oberflächentemperaturen der Hauptbauteile eines Hauses in Abhängigkeit des Baujahres. Die Jahreszahlen ergeben sich aus den zu diesem Zeitpunkt gültigen Normen bzw. Vorschriften, wie der Wärmeschutzverordnung (1984, 1995).

#Beispiel: Veränderung der Oberflächentemperaturen
- Haus a: U-Werte eines Wohnhauses Baujahr 1983, 130 m², 36 cm Ziegelwand, Isolierverglasung, Wärmebedarf 26.000 kWh
- Haus b: U-Werte eines Wohnhauses Baujahr 2020, 130 m², 17,5 cm Kalksandstein, 20 cm Dämmstoff, Dreifachverglasung, Wärmebedarf 6.000 kWh

#Die Wärmespeicherfähigkeit von Dämmstoffen
Jedes Bauteil eines Hauses kann eine bestimmte Wärmemenge aus der umgebenden Luft aufnehmen. Dazu muss die Umgebungstemperatur höher sein als die Bauteiltemperatur. Eine bestimmte Wärmemenge fließt dem Bauteil auch zu durch die Einstrahlung von Sonne oder die Wärmestrahlung eines Kaminofens. Diese eingespeicherte Wärme kann aus dem Bauteil natürlich auch wieder an die Umgebung abgegeben werden, wenn die Raumlufttemperatur absinkt.
Wie viel Wärme durch einen Stoff, hier einem Wärmedämmstoff, aufgenommen werden kann, kann der spezifischen Wärmekapazität c entnommen werden. Der Wert gibt an, wie viel Wärme ein Dämmstoff je kg bei einer Temperaturänderung von 1 Kelvin aufnehmen kann. Das Produkt aus der Einbaudichte des Dämmstoffes (in kg/m³) und der spezifischen Wärmekapazität c (in Wh/kgK) des Dämmstoffes charakterisiert die gespeicherte Wärme (Einheit: Wh/m³K).

Je mehr Wärme ein Stoff speichern kann, desto langsamer reagiert er bei Aufheizung und Abkühlung (Amplitudendämpfung) mit einer Temperaturänderung. Mineralische Wärmedämmstoffe können nur eine vergleichsweise geringe Wärmemenge von 0,84 bis 1,0 Kilojoule pro Kilogramm und Grad Kelvin [kJ/kgK] speichern. Höhere Werte um 2,2 kJ/kgK werden nur von Holz- und Zellulosedämmstoffen erreicht.
Wird der Wert der spezifischen Wärmekapazität eines Dämmstoffes mit seiner Einbaudichte multipliziert, ergibt sich die Wärmespeicherungszahl. Eine Mineralfaserdämmung von 12 cm Stärke und 25 kg/m³ Rohdichte kann eine Wärmemenge von 2,5 bis 3,0 kJ/m²K speichern. Eingeblasene Holzfasern mit einer Einbaudichte von 70 kg/m³ kommen bei gleicher Einbau-Stärke auf 18,5 kJ/m²K, das heißt rund 6 bis 7-mal so viel.
Eine hohe Wärmespeicherung wird von Normen und Bauregeln nicht gefordert, macht sich aber beim sommerlichen Wärmeschutz und bei der passiven Sonnenenergienutzung positiv bemerkbar. Vorwiegend Räume im Dachgeschoss heizen sich dann nicht so schnell auf. Einmal aufgeheizte Räume kühlen nur sehr langsam aus.
Andererseits kann sich eine hohe Wärmespeicherung jedoch auch negativ auf den Heizwärmebedarf auswirken. Dies wäre der Fall, wenn Räume oder Gebäudeteile nicht dauerhaft beheizt werden. Durch längere Heizunterbrechungen, z.B. eine Wochenendabsenkung oder bei nur zeitweise genutzten Räumen (Gästezimmer, Hobbyräume), fallen die Innenlufttemperaturen nach der Heizunterbrechung so langsam ab, dass die Wärmeverluste noch für längere Zeit (bis mehrere Tage) recht groß sind. Um diese Räume wieder aufzuheizen, wird eine vergleichsweise große Wärmemenge benötigt. Gebäude geringer Baumasse, aber guter Wärmedämmung, vor allem Räume mit einer Innendämmung und wenig Baumasse, reagieren dagegen mit einer raschen Temperatursteigerung, so dass auch die Wärmemenge, die zur Aufheizung benötigt wird, deutlich kleiner ausfällt.
#Phasenverschiebung
Der richtige Einbau von Dämmstoffen führt zu einem behaglichen Raumklima im Winter. Ebenso kann durch Dämmstoffe sommerliche Überhitzung der Wohnräume verhindert werden.
Die sogenannte Phasenverschiebung ist ein Maß für den sommerlichen Wärmeschutz. Das ist der Zeitraum zwischen dem Auftreten der höchsten Temperatur auf der Außenoberfläche eines Bauteils (zum Beispiel bei Sonneneinstrahlung) bis zum Erreichen der höchsten Temperatur auf der Innenseite. Das "Durchwandern der Höchsttemperatur" durch das Bauteil braucht Zeit. Je länger es dauert, und je tiefer die Temperatur dabei absinkt, desto besser ist der Schutz vor Überhitzung auf der Innenseite.

Beispiel: Ihr Arbeitszimmer befindet sich im ausgebauten Dachgeschoss Ihres Hauses. Sie haben vor einigen Jahren eine Zwischensparrendämmung mit 16 cm Mineralwollematten zwischen den Sparren vorgenommen. Raumseitig ist alles mit Gipskartonplatten verkleidet. Die Dacheindeckung besteht aus anthrazitfarbenen Betondachsteinen, darunter befindet sich eine Unterspannbahn. Warum wird es im Sommer bei Sonneneinstrahlung recht schnell unangenehm warm im Arbeitszimmer, obwohl das Dach gut gedämmt ist?
Nun, die Solarstrahlung verursacht eine Temperaturerhöhung der Dachsteine auf 70 bis 80 °C. Entsprechend warm wird es im Luftraum unter den Dachsteinen. Thermik setzt ein, warme bis heiße Luft steigt in der Dachschräge auf bis zur Firstentlüftung. Die Unterspannbahn heizt sich auf, die Wärme wird weitergeleitet an die Mineralwolle. Da die Mineralwolle nur eine geringe Wärmekapazität hat, kommt es zu einer raschen Temperaturerhöhung der Wolle und der sie umgebenden Luft. Die Gipskartonplatten werden nach ein bis zwei Stunden spürbar wärmer.
Bau- und Dämmstoffe mit geringer Wärmeleitfähigkeit, aber vergleichsweise hoher Wärmekapazität bewirken eine starke Phasenverschiebung. Holzfaser- oder Zellulosedämmungen mit hoher Einbaustärke und -dichte bewirken die höchste Phasenverschiebung aller Dämmstoffe. Eine gute Phasenverschiebung von mehreren Stunden bewirkt, dass Bauteile sich z.B. auf der Außenseite schon wieder abkühlen können, obwohl die erhöhte Temperatur die Innenseite noch gar nicht erreicht hat. Die Phasenverschiebung sorgt daher für angenehmere, nahezu gleichbleibende Raumtemperaturen.
#Wasserdampfdiffusion µ-Wert (my-Wert)
Die Wasserdampfdiffusion ist ein molekularer Austauschvorgang. Sie spielt eine Rolle bei der Frage, ob eine wärmegedämmte Konstruktion durch zu hohe Wasserdampfmengen feucht wird und damit an Dämmkraft verliert. Da die Dämmwirkung eines Stoffes von seiner Trockenheit abhängig ist, besteht das Ziel darin, wärmegedämmte Konstruktionen möglichst trocken zu halten, also einen Überschuss an Wasserdampf im Dämmstoff zu verhindern.
Wasserdampfdiffusion: Die Wasserdampfdiffusion ist der Vorgang, bei dem ein Konzentrationsunterschied von Wasserdampfmolekülen in verschiedenen Schichten der Luft oder eines Bauteiles ausgeglichen wird. Je nach Größe des vom Material abhängigen Dampfdiffusionswiderstandes erfolgt der Konzentrationsausgleich langsamer oder schneller. Um die Diffusion zu bremsen oder zu unterdrücken, kann eine Dampfbremse bzw. Dampfsperre eingesetzt werden.

Die Beurteilungsgröße für die „Bremswirkung“ gegen Wasserdampfdurchgang heißt „Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl“. Nach ihrem Formelzeichen µ (das kleine griechische „m“, gesprochen „mü“) wird sie umgangssprachlich als µ-Wert bezeichnet. Die Zahl ohne physikalische Einheit zeigt an, wie hoch der Widerstand eines Materials gegen das Diffundieren von Wasserdampf gegenüber einer gleich dicken Luftschicht ist.
Der µ-Wert für Mineralwolle-Dämmstoffe z.B. ist 1. Eine Mineralwolledämmschicht verhält sich bezüglich des Wasserdampfdurchganges also so, als wäre dort Luft vorhanden. Schaumpolystyrol hat dagegen einen µ-Wert von etwa 20 und ist damit nur halb so dicht gegenüber dem Wasserdampfdurchgang wie Nadelholz, das einen µ-Wert von 40 hat.
Bei Außenbauteilen, also praktisch bei allen gedämmten Konstruktionen, sollte der Wasserdampfdiffusionswiderstand der einzelnen Schichten von innen nach außen abnehmen. Dann ist eine nachteilige Tauwasserbildung infolge Wasserdampfdiffusion in der Wand nicht zu erwarten. Was dies für die Auswahl des Dämmstoffes und seinen Einbau bedeutet, ist im Artikel "Problem Wasserdampfdiffusion" ausführlich dargestellt.
#Äquivalente Dämmschichtdicken
Die Dämmwirkung eines fertigen Bauteils hängt sowohl von der Wärmeleitfähigkeit der verwendeten Stoffe als auch von deren Schichtdicke ab. Dabei kann eine höhere Wärmeleitfähigkeit durch eine dickere Schicht ausgeglichen werden – und umgekehrt.
Um Bauteilschichten hinsichtlich ihrer Dämmwirkung (U-Wert) vergleichen zu können, wird die äquivalente Dämmschichtdicke berechnet. Sie gibt an, welche Dicke eines zu bewertenden Stoffs erforderlich ist, um die Dämmwirkung einer bekannten Schicht zu erreichen.
Stark vereinfacht lässt sich dazu folgende Näherungsformel nutzen:
U ≈ λ / Schichtdicke in m
Für die überschlägige Berechnung kann der U-Wert der bisherigen Konstruktion unberücksichtigt bleiben, wenn dieser nur geringen Einfluss auf das Ergebnis hat. Das ist immer dann der Fall, wenn der zu erzielende U-Wert sehr klein gegenüber dem bisherigen ist, beispielsweise bei älteren Ziegelwänden.
Beispiel: Welche Schichtdicke wird für den Dämmstoff einer Außenwanddämmung benötigt, wenn ein U-Wert von 0,3 erreicht werden soll? Das Dämmmaterial soll eine Holzfaserdämmplatte mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,045 W/mK sein.
- Rechenweg: 0,3 ≈ 0,045 / Schichtdicke in m
- Umstellen: Schichtdicke ≈ 0,045 / 0,3
- Ergebnis: Schichtdicke ≈ 0,15 m = 15 cm
#Vier Regeln für den Einbau von Wärmedämmstoffen
Um die optimale Funktionsweise der Wärmedämmung zu sichern, ist die Konstruktion so zu planen und beim Einbau von Wärmedämmstoffen darauf zu achten, dass:
- der Dämmstoff ausreichend dick gewählt wird (Viel hilft viel, das ist hier richtig)
- der Dämmstoff luftundurchlässig eingebaut wird
- an keiner Stelle eine Luftzirkulation zwischen Dämmstoff und dem zu dämmenden Bauteil auftritt
- die Wärmedämmung nicht feucht werden kann (dämmstoffspezifische Dampfbremse)

Werden die Regeln befolgt, ist mit einem entsprechenden Anstieg der Oberflächentemperatur zu rechnen. Von der Wärmedämmung ist ein langes Leben über viele Jahrzehnte zu erwarten. Das belegen auch praktische Erfahrungen mit den erstmals in den 60er Jahren eingebauten Dämmschichten aus Schaumpolystyrol. Dabei sind die Kosten für Pflege und Instandhaltung sehr gering. Eine optimale Wärmedämmung ist sogar noch so guter oder raffinierter Technik zur Wärmeerzeugung vorzuziehen. Diese hält im Schnitt nicht halb so lang, muss fortwährend gepflegt und instand gehalten werden, verursacht Betreuungsaufwand und kostet Betriebsstrom. Wärmedämmung bedeutet passive Verbrauchsreduzierung – und was nicht verbraucht wird, muss auch nicht immer wieder neu bereitgestellt und bezahlt werden.
#Erhöhung der Oberflächentemperatur und Einsparungen an Heizenergie
Sorgfältig gedämmte Haus-Bauteile verbessern die Behaglichkeit, beseitigen das Feuchte- und Schimmelrisiko und sparen beim Brennstoffverbrauch. Anders ausgedrückt: Man fühlt sich wohl in einem gut gedämmten Haus, ist keinen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt und reduziert die Energiekosten.
Ich weiß, es gibt zahlreiche Hausbesitzer und Mieter, die völlig anderer Meinung sind. Dämmung lässt die Wand nicht atmen, führt zu Schimmelbildung usw. Sogar der eine oder andere Experte vertritt diese Meinung, die sich aber mit meinem Wissen, vor allem aber mit meinen Erfahrungen beißt. Gar nicht verstehen kann ich, dass gegenwärtig viele nach einer Wärmepumpe Ausschau halten, aber dabei die passive Energieeinsparung aus den Augen verlieren. Dabei muss eine Luft-Wasser-Wärmepumpe annähernd die gleiche Wärmemenge, wie z.B. der ersetzte Gaskessel, bereitstellen, denn am Bedarf nach Wärme hat sich nichts geändert. Nur durch die Verbesserung der Eigenschaften der baulichen Hülle wird Wärmebedarf dauerhaft verringert.
Doch wie viel Dämmung braucht das Haus? Macht es Sinn, sich mit 6 cm Dämmstoffstärke zufrieden zu geben? Kann man noch mehr sparen? Oder sind gar 20 cm angesagt? Und gibt es dabei keine bauphysikalischen Grenzen? Eine in der Energieberatung oft gestellte Frage lautet daher: Wie viel Geld für Wärmedämmung spart wieviel Energie – und, ist das dann auch wirtschaftlich? Um darauf eine vernünftige Antwort zu geben, sind folgende einfache überschlägige Berechnungen hilfreich:
- Energieeinsparung in %= 1 – (U-Wert des Bauteiles (hinterher) / U-Wert des Bauteiles (vorher))
- Einsparung in Liter Öl oder m³ Erdgas = 10 mal (U-Wert des Bauteils (vorher) minus U-Wert des Bauteils (hinterher))
Ausgangskonstruktion | Beschreibung |
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Klassisches Ziegelmauerwerk mit Vollziegeln, 60er Jahre, 30 cm Wandstärke, mit Betondecke 15cm. Der U-Wert der Wand liegt bei etwa 1,3 bis 1,5 W/m²K. Die mögliche Einsparung in % errechnet sich so: Einsparung = 1 – (U-Wert des Bauteiles (hinterher) / U-Wert des Bauteiles (vorher)) |
Innendämmung_6_cm | |
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Beispiel 1: Mit einer Innendämmung von nur 6 cm verbessert sich der U-Wert der Wand auf ca. 0,89. Rechenweg für die Einsparung = 1 – (0,89 / 1,5) = 0,41. Die Energieeinsparung beträgt 41 %, bezogen auf die vorher von der Außenwand verursachten Verluste. Um die damit verbundene Einsparung von Brennstoffen überschlägig zu bestimmen, rechne ich: Einsparung an Brennstoff= 10 x (1,5 – 0,89) = 6,1 (Liter bzw. Kubikmeter). Die Einsparung bezieht sich auf einen Quadratmeter der jeweiligen Bauteilfläche (in diesem Fall die Außenwand) und ein Jahr. Bei einer gedämmten Außenwandfläche von 100 m² ergibt sich somit eine Reduzierung des Verbrauchs von ca.: 6,1 mal 100 m² = 610 Liter Öl bzw. Kubikmeter Erdgas im Jahr. |
Außendämmung_6_cm | |
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Beispiel 2: Mit einer von nur 6 cm verbessert sich der U-Wert der Wand auf ca. 0,46. Rechenweg für die Einsparung = 1 – (0,46 / 1,5) = 0,69. Die Energieeinsparung beträgt 69 %, bezogen auf die vorher von der Außenwand verursachten Verluste. Einsparung an Brennstoff = 10 x (1,5 – 0,46) =10,4 (Liter bzw. Kubikmeter). Die Einsparung bezieht sich auf einen Quadratmeter der jeweiligen Bauteilfläche (in diesem Fall die Außenwand) und ein Jahr. Bei einer gedämmten Außenwandfläche von 100 m² ergibt sich somit eine Reduzierung des Verbrauchs von ca.: 10,4 mal 100 m² = 1040 Liter bzw. Kubikmeter. |
Außendämmung_12_cm | |
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Beispiel 3: Mit einer Außendämmung von 12 cm verbessert sich der U-Wert der Wand auf ca. 0,3. Rechenweg für die Einsparung = 1 – (0,3 / 1,5) = 0,80. Die Energieeinsparung beträgt 80 %, bezogen auf die vorher von der Außenwand verursachten Verluste. Einsparung an Brennstoff = 10 x (1,5 – 0,3) =12 (Liter bzw. Kubikmeter). Die Einsparung bezieht sich auf einen Quadratmeter der jeweiligen Bauteilfläche (in diesem Fall die Außenwand) und ein Jahr. Bei einer gedämmten Außenwandfläche von 100 m² ergibt sich somit eine Reduzierung des Verbrauchs von ca.: 12 mal 100 m² = 1200 Liter bzw. Kubikmeter im Jahr. |
#Mein Fazit
- Wärmedämmung hat ein sehr langes Leben.
- Wärmedämmung spart Heizkosten und verbessert die Behaglichkeit.
- Der Aufwand für Pflege und Instandhaltung ist gering.
- Wärmedämmung bedeutet passive Verbrauchsreduzierung.
- Die Investition in Wärmedämmung ist nachhaltiger als eine Investition in Technik