Wandbaustoffe
Wandbaustoffe für verschiedene Bauweisen von Ein- und Mehrfamilienhäusern, Arten, Eigenschaften, Vor- und Nachteile, Checkliste zur Auswahl der Bauweise
Für den traditionellen Hausbau, also die monolithische ("aus einem Stein") Massivbauweise, stehen zahlreiche Baustoffe zur Verfügung. Sie haben, um allen Anforderungen gerecht zu werden, bei viele Parametern Bestwerte aufzuweisen. So sind gute wärmedämmende Eigenschaften (niedrige Wärmeleitfähigkeit) ebenso erforderlich, wie eine ausreichende Druckfestigkeit. Auch Anforderungen an den Schallschutz und den Brandschutz müssen eingehalten werden. Die Ergebnisse, die die Baustoffindustrie in diesem Zusammenhang vorzuweisen hat, sind hervorragend. Klassische Ziegelsteine sind nahezu verschwunden. Daneben haben sich weitere Bauweisen, wie die Errichtung von Fertigteil-Häusern oder mehrschalige Bauweisen aus massiven Steinen und zusätzlichen Dämmstoffschichten mit oft sehr guten Parametern etabliert.
Die früher übliche Bezeichnung Ziegelstein beschreibt heutige Eigenschaften nicht mehr hinreichend genau. Insbesondere wärmetechnische Werte, wie die Wärmeleitfähigkeit und das Wärmespeichervermögen, lassen sich aus der Bezeichnung „Ziegelstein“ nicht mehr ableiten. Selbst eine Kennzeichnung des Mauerwerks in Baubeschreibungen oder Verkaufsanzeigen wie „gebaut mit wärmedämmenden Hochlochziegeln“ ist kaum noch als qualitatives Merkmal ausreichend. Denn in den letzten 30 Jahren hat sich, bei annähernd gleichem Aussehen der Baustoffe und Formate, die Wärmeleitfähigkeit von Lambda = 0,21 W/mK auf etwa 0,07 W/mK verringert.
Grundsätzlich hat sich an der Bauweise mit massiven Wandbaustoffen, also Bauen im Verband der einzelnen Steine, aber nicht viel geändert. Die Steine sind wegen der Forderung nach geringeren Produktionskosten und höherer Baugeschwindigkeit zwar größer geworden. Aber die prinzipielle Art und Weise der Verbindung der Steine untereinander hat sich nicht gewandelt. Nur die breite Mörtelfuge (Lagerfuge) ist durch eine dünne Klebefuge verdrängt worden. Und Stoßfugen werden heute kaum noch vermörtelt oder verklebt. Der wesentliche Fortschritt aber ist der, dass sich durch die Anhäufung von Poren im Stein und die mit Dämmstoffen gefüllten, vertikal angeordneten Luftkammern, die wärmedämmenden Eigenschaften verbessert haben. Dies gilt grundsätzlich auch bei nicht massiver Bauweise. Hier ist für die gute Dämmwirkung der hohe Dämmstoffanteil (Fertigteil-Häuser, Styropor-Schalsteine) mit der in den Stoffstrukturen eingeschlossenen ruhenden Luft verantwortlich.
Die gute Wärmedämmung moderner, massiver Wandbaustoffe beruht also vor allem auf den im Stein bzw. in den Füllstoffen eingeschlossenen Luftkammern.
- Die Bauwilligen in Deutschland haben eine klare Präferenz. Die meisten Wand-Quadratmeter werden mit Hochlochziegeln (Poroton) gebaut. Durch die porosierte Ziegelmasse und die mit Dämmstoff gefüllten Hohlräume wird eine minimale Wärmeleitfähigkeit von 0,065 W/mK erreicht. Damit ist die Errichtung von monolithischen Gebäuden bis hin zum Passivhaus ohne zusätzliche Außendämmung möglich. Vertikale Stoßfugen werden nicht vermörtelt. Durch Kleberauftrag auf der horizontalen Fuge werden die Steine verklebt. Sonderbauteile, wie speziell gedämmte Stürze und Schalen für Ringbalken, sind erforderlich.
- Für Porenbeton (Gasbeton), einem Baustoff aus Kalk, Sand und Wasser, entscheidet sich ein knappes Viertel der Bauwilligen. Bei einer minimalen Wärmeleitfähigkeit von 0,06 W/mK ist auch mit diesem Baustoff das Errichten von Passivhäusern bei entsprechender Wanddicke möglich. Die sehr gute Wärmedämmung entsteht mit Hilfe von Zusätzen, die vor dem Aushärten Luftporen bilden. Der Schallschutz ist akzeptabel, die Verarbeitung einfach. Vertikale Stoßfugen werden nicht vermörtelt. Durch Kleberauftrag auf der horizontale Fuge werden die Steine verklebt. Sonderbauteile, wie speziell gedämmte Stürze und Schalen für Ringbalken sind erforderlich.
- Mit Holz (Holzrahmen, Fertighausbauweise) bauen etwa 20% der Bauwilligen (Ein-/ Zweifamilienhäuser). Die erreichbare Wärmedämmung ist meist besser als die der monolithisch errichteten Gebäude. Hergestellt aus Holzständerwerk und Tafeln, die Hohlräume gefüllt mit Dämmstoff, werden ganze Wände in der Halle vorgefertigt, aus denen sich innerhalb weniger Tage ein Haus errichten lässt.
- Einen mit etwa 18 % gleich großen Anteil erreichen Gebäude, die zweischalig aus Kalksandsteinen und einer zusätzlichen Wärmedämmung erbaut werden. Hier sind die Funktionen Statik, Schallschutz und Wärmespeicherung strikt von der Funktion Wärmedämmung getrennt. Kalksandsteinwände weisen einen hohen Schallschutz auf und erreichen durch die Wärmedämmung auf der Außenseite einen guten Wärmeschutz bei wenigen Wärmebrücken. Sonderbauteile wie speziell gedämmte Stürze und Schalen für Ringbalken sind hier nicht erforderlich, da alle lastabtragenden Bauteile durch die ohnehin erforderliche Außendämmung eingehaust werden. Die Wärmedämmung außen (WDVS) führt zu einem relativ gleichmäßig temperierten Steinverbund, wodurch die Neigung zur Rissbildung unterdrückt wird. Die hohe Wärmespeicherfähigkeit der schweren Kalksandsteine führt zu gleichmäßig hohen Wandtemperaturen, wodurch die erzielbare Behaglichkeit optimal ist.
- Neben den erwähnten Baustoffen werden Häuser auch noch mit Liaporsteinen und Steinen aus Klima-Leicht-Blöcken errichtet. Liaporsteine werden aus Blähton-Kügelchen unter Einsatz von Zement als Bindemittel hergestellt. Wenn die Hohlkammern der Steine mit Dämmstoff gefüllt sind, wird eine Wärmeleitfähigkeit von 0,08 W/m²K erreicht. Der Klima-Leicht-Block (KLB-Stein) wird aus Beton gefertigt und erreicht durch eine Verfüllung der Hohlräume mit Mineralwolle ebenfalls eine Wärmeleitfähigkeit von 0,08 W/m²K. Vertikale Stoßfugen werden nicht vermörtelt. Durch Kleberauftrag auf der horizontale Fuge werden die Steine verklebt. Sonderbauteile, wie speziell gedämmte Stürze und Schalen für Ringbalken sind erforderlich.
- Mit Hilfe von speziellen Formelementen aus Styropor wird eine Wand zusammengesteckt. Anschließend wird der über mehrere Steinebenen entstandene Hohlraum armiert und mit Beton verfüllt. Durch die 4,5 cm starke Innenseite und die bis etwa 20 cm starke Außenseite der Schalungssteine aus Styropor ist die erreichbare Wärmedämmung bei vergleichsweise geringer Wandstärke hoch, so dass das Erreichen des Passivhausstandards möglich ist. Sonderbauteile, z.B. für Decken- und Dachelemente, sind erforderlich.
#Und summa summarum?
Konstruktion | Knackpunkte | Bewertung |
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monolithischer Wandaufbau aus Hochlochziegeln ohne Zusatzdämmung | Hochlochziegel und Putz müssen Statik, Schallschutz, Wärmeschutz, Luftdichtheit, Wärmespeichermasse und Wärmebrückenfreiheit realisieren, Sonderbauteile sind meist erforderlich | Gute Statik, mittelmäßiger Schallschutz bei ungefüllten Steinen, oft mittelmäßiger Wärmeschutz, meist schwache Luftdichtheit, wärmebrückenfreies Errichten ist möglich, ist aber stark fehleranfällig, Jalousiekästen wegen der Hochlochziegel werden oft nicht luftdicht eingebaut |
monolithischer Wandaufbau aus Porenbetonsteinen ohne Zusatzdämmung | Porenbetonsteine und Putz müssen Statik, Schallschutz, Luftdichtheit, Wärmespeichermasse und Wärmebrückenfreiheit realisieren | Gute Statik, mittelmäßiger Schallschutz, besserer Wärmeschutz, gute Luftdichtheit möglich, Vermeidung von Wärmbrücken aufwändig, Jalousiekästen ohne Luftundichtheiten möglich, Feuchtigkeit in der Bauphase kann Schimmelbefall verursachen |
zweischaliger Aufbau mit Wandaufbau aus Kalksandsteinen plus Wärmedämmung | Kalksandsteine müssen Statik, Schallschutz, Luftdichtheit und Wärmespeichermasse realisieren, die zweite Schicht muss nur Wärmedämmung und Wärmebrückenfreiheit realisieren | Gute Statik, guter Schallschutz, sehr guter Wärmeschutz, gute Luftdichtheit möglich, Wärmebrückenfreiheit möglich und wenig aufwändig, Jalousiekästen ohne Luftundichtheiten möglich |
Aufbau mit Schalsteinen aus Schaumpolystyrol | Steine aus Schaumpolystyrol müssen zusammen mit der Vergussmasse Beton Statik, Schallschutz, Wärmeschutz, Luftdichtheit, Wärmespeichermasse, Wärmebrückenfreiheit können | Gute Statik, schwacher Schallschutz, sehr guter Wärmeschutz möglich, gute Luftdichtheit möglich, Wärmebrückenfreiheit möglich, Jalousiekästen luftdichter Einbau schwierig |
Aufbau mit Fertigteilen | Holzrahmen für die Statik, Gefache mit Wärmedämmstoff müssen Schallschutz, Wärmeschutz realisieren, Beplankung innen muss Luftdichtheit gewährleisten, die resultierende Baumasse, besonders bei Holzfasern und Zellulose, muss möglichst viel Wärmespeichermasse ermöglichen | Sehr guter Wärmeschutz; wenig Wärmebrücken; die Vorfertigung vermeidet Baumängel, gute Luftdichtheit möglich, Wärmespeichermasse akzeptabel, Schallschutz befriedigend, Um- und Anbauten nur aufwändig möglich |