Fenster und Türen
Übersicht zu den Funktionen und Bewertungskriterien von Fenstern und verglasten Türen, den Oberflächentemperaturen, den Grundsätzen des Einbaus und der Verschattung

Fenster und Türen erfüllen wichtige Funktionen im Haus. Sie bringen
- natürliche Belichtung in die Räume,
- stellen eine Verbindung zwischen dem Inneren eines Hauses und der Umgebung her,
- dienen der Be- und Entlüftung und
- nehmen eine gestalterische Gliederungsfunktion wahr.
Hochwertige, energiesparende Verglasungen in gut gedämmten Häusern leisten darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur passiven Sonnenwärmenutzung und zur Verminderung des Heizwärmebedarfs.

Fenster und Türen mit Glasanteil können bezüglich ihrer wärmedämmenden Eigenschaften jedoch auch wesentliche Schwachstellen eines Gebäudes darstellen. Damit können diese Bauteile auch sehr negative Auswirkungen auf die Behaglichkeit in Wohnräumen haben. Fenster und Türen sollten daher bei der Begutachtung des energetischen Ist-Zustandes eines Gebäudes und vor Auswahl und Einbau neuer Elemente besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
#Wie bewertet man die Qualität von Fenstern und Haustüren?
Das wichtigste Kriterium für die Beurteilung der Qualität von Fenstern und Türen ist ein möglichst niedriger U-Wert. Das ist ein Maß für die Güte der Wärmedämmung eines Bauteils und wird auch Wärmedurchgangskoeffizient genannt. Der Wert gibt an, wie viel Wärme bei einem Temperaturunterschied von einem Kelvin (ein Grad) pro Zeiteinheit und pro m² eines Bauteils von der wärmeren zur kälteren Seite transportiert wird. Der Wert wird angegeben in W/m²K (Watt pro m² und Kelvin). Je kleiner der U-Wert, desto besser die Dämmung.

Meist wird nur über den U-Wert der Verglasung gesprochen. Die Bestwerte liegen heute bei einem U-Wert von 0,5 W/m²K für eine Wärmeschutzverglasung mit drei Scheiben. Zum Vergleich:
- Verglasungen, die um 1990 eingebaut wurden, haben einen U-Wert von ca. 1,5 W/m²K,
- Verglasungen aus der Zeit um 1980 haben einen U-Wert um 3 W/m²K.
Mit anderen Worten: Eine heutige Dreifach-Wärmeschutzverglasung verursacht nur noch etwa 30 % der Wärmeverluste, die eine Verglasung nach den technischen Möglichkeiten von 1990 aufwies.
Beschäftigt man sich intensiver mit Fenstern und Haustüren, wird auffallen, dass es weitere Bewertungskriterien gibt. So spielt auch die energetische Qualität des Rahmens unterschiedlicher Materialien sowie die Luftdichtheit eine Rolle. Bei Haustüren kommt es auch auf den U-Wert der nicht durchsichtigen Füllstoffe an.
ausführlich in: Energiesparende Fenster und Haustüren auswählen
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Qualität des Einbaus der Fenster und Haustüren. Hierbei gibt es große Unterschiede hinsichtlich eines wärmebrückenarmen und luftdichten Einbaus. Es ist hilfreich, wenn der Bauherr die wichtigsten Einbauregeln kennt.
ausführlich in: Fenster und Türen richtig einbauen
Beim Einbau von inneren und äußeren Fensterbänken können Fehler gemacht werden, die zu Bauschäden und Behaglichkeitsstörungen führen können.
ausführlich in: Innere und äußere Fensterbank einbauen
#Welche Qualität haben ältere Fenster und Haustüren?
Bei der energetischen Bewertung bestehender Fenster und Türen, die noch nicht so alt sind, ist eine möglichst genaue Bestimmung der U-Werte der Gläser und Rahmen von großem Wert. Nur so ist es möglich, unabhängig vom Behaglichkeitsgewinn, den künftigen Wärmebedarf (Brennstoffbedarf) zu berechnen und die Wirtschaftlichkeit eines Fenster- und Haustürentausches zu ermitteln. Für die bestehenden Elemente kennen wir jedoch die Eigenschaften meist nicht. Was hilft?
- Rechnung: Gut, wenn die Rechnung der zuletzt eingebauten Fenster und Haustüren noch verfügbar ist und die U-Werte (seinerzeit noch k-Werte) ersichtlich sind.
- Wärmebilder: Hilfreich ist auch die Inanspruchnahme einer fundierten, anbieterunabhängigen Energieberatung. Hierbei kann ein Beratungsingenieur z. B. mittels einer Wärmebildkamera (Infrarot-Thermografie) die energetischen Eigenschaften von auszutauschenden Elementen näherungsweise bestimmen. Das ist nicht immer einfach und bedarf einiger Erfahrung. Vor allem die Spiegelungen anderer, gegenüberliegender Bauteile (z. B. von Außenwänden) in Verglasungen führen zur Verfälschung der erfassten Oberflächentemperaturen und damit zu einer Falschbewertung der energetischen Qualität.

Spiegelungen gegenüberliegender Bauteile (Außenwand, Fenster) im Wärmebild ausführlich in: Wärmebilder von Verglasungen
- Beschriftung: Manchmal hilft ein Blick auf Gravuren in der Abstandsleiste der Scheiben, aus denen eventuell das Alter oder sogar der U-Wert direkt ersichtlich ist.

Ob diese Werte allerdings die aktuellen Eigenschaften widerspiegeln, ist nicht sicher. Z. B. kann durch Verlust des seinerzeit eingefüllten Edelgases der tatsächliche U-Wert der Verglasung erheblich höher, also schlechter ausfallen.
- Alter: Ist eine Erfassung der Eigenschaften mit technischen Hilfsmitteln nicht möglich, muss nach Abschätzung des ungefähren Alters der Fenster und Türen eine Entscheidung getroffen werden. Sind verglaste Bauelemente älter als etwa 20 Jahre, sollten sie im Zuge einer energetischen Sanierung mit gewechselt werden. Sind die Rahmen noch in Ordnung, kann versucht werden, lediglich die Verglasung zu tauschen.
Vor dem Kauf einer älteren Immobilie ist Vorsicht geboten, wenn mit Eigenschaften wie „Isolierverglaste Fenster und Türen“ geworben wird. Davon sollte man sich nicht täuschen lassen, denn "isolierverglast" charakterisiert weder einen bestimmten und schon gar nicht einen niedrigen U-Wert und stammt aus der Zeit der 1980er Jahre. Leider wird aber im Immobilien-Exposé der Makler häufig ein Kreuzchen bei „Isolierverglasung“ gemacht, obwohl eine differenziertere Betrachtung der tatsächlichen Eigenschaften der verwendeten Gläser notwendig wäre. Aber dies verlangt ingenieurtechnische Expertise und die ist teuer.
Welche Auswahlkriterien vor einem Tausch, aber auch vor der Festlegung der Erstausstattung eine Rolle spielen, habe ich in einer detaillierten Checkliste zusammengefasst.
ausführlich in: Checkliste Fenstertausch
#Welche Oberflächentemperaturen von Verglasungen sind für gute Behaglichkeit anzustreben?
Der heute erreichbare Dämmwert einer Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung hat sich seit Einführung der sogenannten Isolierverglasung in den 1980er Jahren bis heute etwa vervierfacht. Anders ausgedrückt verursachen solche Verglasungen nur noch etwa 25 Prozent der Wärmeverluste einer "Isolierverglasung".

Das hat gravierende Auswirkungen auf die Oberflächentemperatur der Innenseite der Verglasung und damit für die erzielbare Behaglichkeit. Während die Temperatur der Oberfläche heute bei etwa 18 °C liegt – wohlgemerkt bei −10 °C Außentemperatur – messen wir auf den veralteten Verglasungen nur 9 bis 10 °C. Derart niedrige Oberflächentemperaturen führen zu gravierenden Behaglichkeitsstörungen, weil die durch Abkühlung an der inneren Scheibe fallende Luft ein unangenehmes Zuggefühl verursacht. Außerdem entziehen die kalten Oberflächen dem warmen menschlichen Körper Strahlungswärme. Da kann sich in der Nähe der Fenster keine Behaglichkeit einstellen, selbst bei einer Raumlufttemperatur von 25 °C.
ausführlich in: „Hohe Oberflächentemperatur von Wand, Fenster, …“

Auch Haustüren sollten eine möglichst hohe Oberflächentemperatur auf der Innenseite aufweisen. Darüber hinaus muss die Tür stabil genug sein, um hohe Dichtigkeit zu gewährleisten.
ausführlich in: Was Haustüren können sollten
Um im Rahmen natürlicher Klimatisierung ein Aufheizen der Räume bei starker Sonneneinstrahlung zu vermeiden, sind Verschattungselemente wie Rollläden und Klappläden sinnvoll. Vor allem die für Rollläden erforderlichen Rollladenkästen stellen dabei ein kritisches Element dar, da die Luftdichtheit nicht immer gewährleistet ist.
ausführlich in: Rollläden und Klappläden
Auch bei Dachflächenfenstern spielt die Verschattungsmöglichkeit eine wichtige Rolle. Darüber hinaus ist auf den luftdichten Einbau zu achten.
ausführlich in: Dachflächenfenster
Besonderheiten müssen bei Wintergärten Berücksichtigung finden, um Behaglichkeit zu schaffen. Dabei spielen Verschattung, Belüftung, Wärmespeicherung und Beheizung eine wichtige Rolle.
ausführlich in: Wintergärten
#Mein Fazit
- Ein heutiges, gutes Fenster wird durch den U-Wert, also die energetische Glasqualität, charakterisiert. Auch der U-Wert des Rahmens und die Einbauweise spielen eine wichtige Rolle.
- Der Einbau muss wärmebrückenfrei und luftdicht erfolgen.
- Fensterbänke für innen und außen verlangen eine wärmebrückenarme Konstruktion. Der Einbau muss regen- und luftdicht erfolgen.
- Die Verschattungsmöglichkeit von Verglasungen, Dachflächenfenstern und Wintergärten ist für eine hohe thermische Behaglichkeit essenziell.