Vermeidung von Wärmebrücken
Vermeiden Sie Wärmebrücken! Sie haben negative Auswirkungen auf Behaglichkeit, Heizwärmeverbrauch und Bauschadensfreiheit.
Ich nenne sie Wärmebrücken, nicht Kältebrücken, weil stets Wärme über einen mehr oder weniger nachvollziehbaren Weg verschwindet, und nicht Kälte zu uns gelangt. Was wir als kalt bezeichnen, ist genau genommen die Abwesenheit von Wärme. Die Wärmebrücke Wärmebrücke zu nennen ist hilfreich, weil damit der Weg ersichtlich wird, über den Bauteile Wärme verlieren, die durch die Heizung immer aufs neue bereitgestellt werden muss. Der Wärmetransport von der Innenseite eines beheizten Raumes, über den Putz, die Ziegel, eine eventuell angebrachte Wärmedämmung, bis hin zum Außenputz und von dort an die Außenluft ist zu unterbrechen oder zumindest zu bremsen. Das Bild von der Kältebrücke ist dabei nicht nur falsch, sondern es verstellt uns auch den Blick, die richtigen Sanierungsschritte zu tun.
- Wärmebrücke
- Eine Wärmebrücke ist ein Bereich oder Abschnitt in Bauteilen, in dem Wärme auf einen geringerem Widerstand trifft als in angrenzende Baustoffen. Die Folge davon ist das rasche Abfließen der Wärme und eine gegenüber der Umgebung der Wärmebrücke deutlich abgesenkte Temperatur auf der warmen, also inneren Seite des Bauteiles. Im Thermogramm von der kalten Seite (Außenthermogramm) wird die erhöhte Temperatur im Bereich der Wärmebrücke sichtbar (hier Sturzträger).
Wärmebrücken ergeben sich häufig, wenn Bauteile aus schwächer wärmegedämmten Baustoffen mit ansonsten gut dämmenden Baustoffen zu einer Konstruktion zusammengesetzt werden. So entsteht z.B. eine materialbedingte Wärmebrücke in einer Außenwand, wenn infolge Unachtsamkeit an Stelle eines wärmegedämmten Ziegels ein Betonziegel eingebaut wurde. Ebenso ergibt sich eine Wärmebrücke, wenn auf einem gedämmten Mauerwerk ein ungedämmter Betonsturzträger aufgelegt wurde. Auch eine Betondecke, die ohne Dämmung der Stirnseite auf ein gedämmte Wandkonstruktion aufgelegt wurde, ist eine Wärmebrücke mit erheblichen Wärmeverlusten (besonders bei einer Fußbodenheizung).
Konstruktive Wärmebrücken ergeben sich, wenn, z.B. aus statischen Gründen, keine ausreichend bzw. lückenlose wärmegedämmte Konstruktion möglich ist.
Geometrische Wärmbrücken ergeben sich, wenn z.B. die innere Wandoberfläche kleiner ist als die zugehörige Außenfläche. So stellt jede Außenecke eines Gebäudes eine geometrische Wärmebrücke dar, die je nach Ausführung der Wand von unterschiedlicher Bedeutung sein kann.
Hat die Wärmebrücke ein große Fläche, besteht sie aus einem sehr gut Wärme leitenden Material oder sind gar mehrere Wärmebrücken beteiligt, kann viel Wärme rasch verschwinden. In solchen Wohnräumen ist es meist unbehaglich kühl trotz Wärme abgebender Heizung. Das Bauschadensrisiko ist in diesem Fall durch mögliche Schimmel- und Kondenswasserbildung meist sehr hoch. Für Neubau und Modernisierung ergibt sich daraus die wichtige Aufgabe, Anzahl und Bedeutung von Wärmebrücken auf ein Minimum zu reduzieren.
Wärmebrücken zu minimieren ist keine leichte Disziplin und keineswegs eine Kelbstverständlichkeit, wie zahlreiche Baumängel immer wieder zeigen. Aber es ist schon mit ein wenig Hintergrundwissen möglich, Wärmebrücken weitgehend zu vermeiden. Übrigens: Sichtbar gemacht werden Wärmebrücken auf eine einfache Art und Weise mittels Thermografiekamera.
Ein Beispiel welches vor mir steht: Der Tee wird in der Tasse kalt, weil er seine Wärme allmählich abgibt. In diesem Fall sind die umgebende Luft, die Untertasse, der Tisch, kurz gesagt, alles was vom Tee erwärmt wird, die Wärmebrücken. Irgendwann ist es vorbei und der Tee ist kalt, die Umgebung aber hat sich unmerklich etwas erwärmt.
Für einen Neubau fängt die Planung zur Vermeidung von Wärmebrücken, bereits mit der Bodenplatte bzw. dem Fundament an. Kann hierbei die Last des Gebäudes auf einen Dämmstoff abgetragen werden? In den meisten Fällen ist dies möglich (siehe Informationen zur Bodenplatte). Kann für die Außenwand eine Konstruktion so gestaltet werden, dass von vornherein die Anzahl der möglichen Wärmebrücken minimiert wird? Bei einer Außenwand ist eine einfache und wirksame Möglichkeit durch eine zusätzliche Außendämmung gegeben (siehe Informationen zum Wärmedämmverbundsystem).
Streng genommen ist jedes reale Bauteil eine Wärmebrücke mit bestimmten Ausmaßen, die einen Wärmetransport zulässt. Um die Wärmeableitung zu reduzieren, muss die Wärme-Durchlässigkeit der Brücke verringert werden. Dies kann durch wärmebrückenarme Konstruktionen, also die möglichst vollständige Vermeidung von Wärmebrücken, und den Einsatz gut wärmedämmender Baustoffe erreicht werden. Im Falle des Tees könnte man statt der Porzellanuntertasse z.B. eine Korkscheibe benutzen oder, wie in meinem Fall, den Tee in einem doppelwandigen Teeglas servieren.
Übrigens: Mein Tee ist durch die Wahl des doppelwandigen Glases (Prinzip Thermoskanne), während ich dies hier schrieb, schön heiß geblieben.