energytools.de bauen-heizen-lüften   ›   Hausbau und Erneuerung   ›   Bauschäden und Schimmel   ›   Schimmel im Wohnraum   ›   Bauliche Mängel und ihre Beseitigung

Bauliche Mängel und ihre Beseitigung

Schimmelbefall entsteht aus dem Zusammentreffen von für den Schimmel günstigen Bedingungen. Über Wärmebrücken erhöht sich durch Abkühlung der Raumluft die für das Wachstum notwendige Raumluftfeuchte.

Schimmelgefährdete Bereiche hinter dem abgestellten Heizkörper und einem Schrank
Wärmebrücke Fenstersturz auf dessen Innenseite Schimmelbildung wahrscheinlich ist

#Wärmebrücken

Es sind vor allem Wärmebrücken, die das Auftreten von Schimmelbefall begünstigen. Wärmebrücken sind, kurz gesagt, Wege auf denen Raumwärme besonders schnell nach außen entweichen kann. Das trifft auf Bauteile zu, die aus massiven Baustoffen bestehen und ganz oder teilweise eine schwache oder fehlerhaft ausgeführte Wärmedämmung besitzen. Im Winter ist die Oberflächentemperatur auf einer Wärmebrücke im Verhältnis zur Raumtemperatur sehr niedrig. Unmittelbar über der Oberfläche der Wärmebrücke kann infolge der Abkühlung der Raumluft die relative Luftfeuchtigkeit auf 80% und mehr steigen. Diese Verhältnisse bewirken den Entwicklungsstart von einigen Schimmelpilzarten.

Einzelne Steine und Bauteile bilden "wirkungsvolle" Wärmebrücken
Wärmebild: Einzelne Steine und Bauteile bilden "wirkungsvolle" Wärmebrücken

Häufig sind es Ausführungsmängel, die zu Wärmebrücken führen. Einige von ihnen sind jedoch bereits in der Planung angelegt, weil der Entwurfsverfasser die Wirkung geometrischer oder konstruktiver bedingter Wärmebrücken unterschätzt. Sie lassen sich trotzdem weitgehend vermeiden. Nachträglich kann die Wirkung vorhandener Wärmebrücken nur durch kompensatorische Maßnahmen, wie durch zusätzliche Wärmedämmung, gedämpft werden.

Wärmebild von innen aufgenommen: Wärmebrücke Außenwandecke
Wärmebild von innen aufgenommen: Wärmebrücke Außenwandecke

Umgekehrt lässt sich aus der Lage des Schimmelbefalls die Lage der Wärmebrücke bzw. besonders niedrige Oberflächentemperaturen gut erkennen. Ist eine Wärmebildkamera oder ein einfaches Infrarotthermoter zur Hand, kann die Verteilung der Oberflächentemperaturen messtechnisch genau verfolgt werden. Das habe ich in "Abbildungen typischer Schimmelschäden" dargestellt, indem ich Wärmebilder den realen Bildern gegenübergestellt habe.

ausführlich:

Eine häufige Wärmebrücke stellen Sturzträger von Fenstern bzw. Türen dar.

Sturzträger mit sehr niedriger Oberflächentemperatur.
Sturzträger mit sehr niedriger Oberflächentemperatur.

#Wie lässt sich die Oberflächentemperatur erhöhen?

Mit sehr einfachen Mitteln und geringen Kosten geht das leider nicht. Einige besonders kritische Wärmebrücken, wie z.B. Außenwandecken auf der eine Betondecke liegt und der ober-, unter- und stirnseitige Dämmschichten gänzlich fehlen, verlangen planungs- und kostenintensive Eingriffe in die Bausubstanz. Das geht eigentlich nur von außen. Daher kommt es für eine Eigenleistung durch Mieter kaum in Frage. Ihnen bleibt nur der Weg zum Vermieter, der gebeten werden kann, die den Schimmelbefall begünstigenden baulichen Mängel beseitigen zu lassen.

Ein erster Dämmkeil wird in die Außenwandecke geklebt
Ein erster Dämmkeil wird in die Außenwandecke geklebt

Mit Abstrichen bezüglich der Wirkung der Maßnahmen bleiben dennoch einige Möglichkeiten, zu denen der Vermieter trotzdem sein Einverständnis geben muss. Es handelt sich um raumseitige Maßnahmen zur Erhöhung der Oberflächentemperatur, die in Eigenleistung vornehmbar sind. Vorasusetzung bei allen Maßnahmen ist, dass die Wände bzw. Wandabschnitte trocken sind und bleiben.

  1. Der Einsatz von Dämmkeilen in kalte Außenwandecken kann Schimmelbildung dort unterbinden. Diese Maßnahme ist sicher und führt zur Behaglichkeitsverbesserung, hat aber nur wenig Auswirkung auf den Heizwärmebedarf.
  2. Dämmkeile lassen sich auch in Fensterlaibungen, auf und unter dem Sturz einsetzen, um die Oberflächentemperatur zu erhöhen. Dies ist eine sehr wirksame Methode, um den Schimmel im Fensterbereich zu verbannen.
  3. Die Oberflächentemperaturen von kalten, schwach gedämmten Außenwänden lassen sich mit einer Innendämmung der gesamten Fläche erhöhen. Das macht das Wohnen deutlich behaglicher. Der Heizwärmebedarf sinkt in Abhängigkeit der gedämmten Fläche.

Die Raumluftfeuchtigkeit darf auch nach Durchführung solcher Maßnahmen keine Extremwerte annehmen (bis etwa 55%).

Wie die einzelnen Vorschläge umgesetzt werden können, habe ich im Abschnitt "Dämmung der Außenwand von innen" dargelegt.

ausführlich: Dämmung der Außenwand von innen

Eigentümer können vorrangig die Anbringung eines Vollwärmeschutzes in Erwägung ziehen. Ein Vollwärmeschutz hat neben der Heizwärmeeinsparung den Vorteil, dass sich die Oberflächentemperaturen aller mit der Dämmung versehenen Bauteile eines Hauses erhöhen. Bei der Montage sind einige wichtige Ausführungsregeln zu beachten, die nicht immer befolgt werden.

ausführlich: Dämmung der Außenwand von außen

#Wärmegedämmte Wände als Ursache?

Wärmegedämmte Wände sollten eigentlich zu keiner Schimmelbildung führen, denn der Sinn der Wärmedämmung besteht neben der Heizwärmeeinsparung ja gerade in der Schaffung einer erhöhten Oberflächentemperatur auf der Innenseite. Dieser Widerspruch klärt sich jedoch rasch auf, wenn man sich mit der Art der Wärmedämmung und ihrer Ausführung beschäftigt. Wir kennen die Dämmung von außen, bei der der gesammte massive oder hölzerne Baukörper mit einem organischen (z.B. Holzfaserplatten) oder mineralischen (z.B. Mineralwolle) Dämmstoff eingehaust wird.

Hinterströmung der Außendämmung führt zu lokal auskühlender Wand

Bei der Ausführung wurde und wird aber häufig ein entscheidender Qualitätsparameter missachtet: Die Unmöglichkeit des Unter- oder Hinterströmen des Dämmstoffes mit Außenluft. Ja es gibt sogar hier und da noch die Auffassung, das der Dämmstoff gerade hinterlüftet werden muss, um die Feuchtigkeitsabfuhr aus der "atmenden Wand" zu ermöglichen. Dahinter steht leider gefährliches Halbwissen, welches in der Praxis durch die mögliche Hinterlüftung mit Außenluft zu u.U. sehr kalten Wandabschnitten führt. Es ist leicht vorstellbar, dass dadurch die Oberflächentemperatur auf der Innenseite sinken kann, was in der Folge eine lokale Schimmelbildung ermöglicht. Ein weiterer Nebeneffekt dieser Ausführung ist die mangelhafte Energieeinsparung, die nicht an die theoretischen, bei richtiger Ausführung möglichen Ergebnisse heran reicht.

Geöffnete Gipskartonplatten mit einer "Innendämmung" und Schimmel an den Wänden

Im Grunde ähnlich geht es bei einer Vielzahl von ausgeführten Innendämmungen zu. Auch hierbei hält sich beharrlich eine Ausführungsregel, bei der der Dämmstoff vor der zu dämmenden Wand hinterlüftet werden müsse, weil sonst die Konstruktion im Inneren nass werden und Schimmel enstehen würde. Auch hier wäre die hinterlüftungsfreie Montage der Dämmstoffe richtig, die die Innendämmung zu einer sicheren und schimmelfreien Methode zur Anhabnung der inneren Oberflächentemperaturen macht.

Wie Innen- und Außendämmungen meiner Meinung nach richtig angebracht werden, habe ich in folgenden Hinweisen ausführlich dargestellt.

#Mangelhafte Luftdichtheit

Durch Luftleckagen stark verschimmelte und nasse Mineralwolle im ausgebauten Dachgeschoss
Durch Luftleckagen stark verschimmelte und nasse Mineralwolle im ausgebauten Dachgeschoss

Bei der Ausführung von Dämmarbeiten für eine Innendämmung, einer Dämmung der obersten Geschossdecke (Dachboden), der Dämmung der Dachschräge bei ausgebauten Dachgeschossen u.a.m. kommt es häufig zu einer Einströmung von warmer Raumluft in die Dämmebene. Diese Leckagen haben ein hohes Potential eine Schimmelbildung in Dämmstoffen herbeizuführen. Da meist auch Hölzer in solchen Konstruktionen verbaut sind, ist ein Befall mit holzzerstörenden Pilzen möglich. Ursachen sind eine mangelhafte Ausbildung der Luftdichtheit sowie eine fehlerhafte Ausführung der Dampfbremse, falls diese erforderlich ist.

ausführlich: Herstellung luftdichter Konstruktionen

#Kommen neue Fenster als Ursache in Frage?

Nein, die neuen Fenster oder Türen verursachen direkt natürlich keinen Schimmelbefall. Aber etwas anderes ist geschehen. Neue Fenster haben eine bedeutend höhere Luftdichtheit als Fenster aus der Zeit vor 50 Jahren. Und das ist auch gut so und sollte nicht durch Manipulationen an den Dichtungen wieder aufgehoben werden. Und es kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu. Etwa gleichzeitig mit der Modernisierung der Fenster wurden viele Ofenheizungen durch Zentralheizungen ersetzt. Infolge dieser Veränderung fehlen Schornsteine, die im Winter für Auftrieb und Unterdruck in den Räumen sorgen.

Jahrzehnte begleiteten uns luftundichte Fenster, die passiven Luftaustausch im Winter ermöglichten
Jahrzehnte begleiteten uns luftundichte Fenster, die einen passiven Luftaustausch im Winter ermöglichten

Die hohe Dichtheit der modernen Fenster und der Wegfall von Einzelofenheizungen führt im Winter zu einem Anstieg der relativen Feuchte im Raum. Und dies verlangt einen anderen Umgang mit den Fenstern bezüglich der Lüftung. Während die undichten Fenster der Vergangenheit einen passiven Luftaustausch zugelassen haben, der meist zu hoch war, kommt bei neuen Fenstern eine solcher Luftaustausch ohne aktives Zutun nicht mehr zustande. Um Luftfeuchte abzubauen heisst es nun zum Fenster gehen, es weit zu öffnen, 5 Minuten zu warten, und diesen Vorgang mehrmals am Tag zu wiederholen, bis die Luftfeuchte sich tendenziell bei maximal 55 % eingepegelt hat. Denjenigen, die jetzt sagen, das geht doch wegen der Arbeit gar nicht, sage ich: Wer auf die Arbeit geht, wird zu Haus in der Regel auch kaum Feuchtigkeit in die Raumluft abgeben (ausgenommen Pflanzen und Aquarien).

Wie das "neue Lüften" genau vonstatten gehen sollte, habe ich ausführlich im Artikel: Lüften lernen dargestellt.

#Feuchte Wände

Feuchte Wände führen unabhängig vom auslösenden Problemzu verringerter Wärmedämmung und niedriger Oberflächentemperatur. Bevor auf solchen Wandabschnitten etwas gegen den Schimmelbefall getan wird, muss die Ursache beseitigt werden.

Ein einfaches Feuchtemessgerät reicht bei vergleichender Messung zur trockene Wand
Ein einfaches Feuchtemessgerät reicht bei vergleichender Messung zur trockene Wand

Welche Ursachen feuchter Wände kommen in Frage:

1. Durchfeuchtetes Mauerwerk infolge defekter, falsch angeschlossener Rohrleitungen oder fehlerhafter Dachentwässerungen

Nein, die neuen Fenster oder Türen verursachen direkt natürlich keinen Schimmelbefall. Aber etwas anderes ist geschehen. Neue Fenster haben eine bedeutend höhere Luftdichtheit als Fenster aus der Zeit vor 50 Jahren. Und das ist auch gut so und sollte nicht durch Manipulationen an den Dichtungen wieder aufgehoben werden. Und es kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu. Etwa in der gleichen Zeit der Fenstererneuerung wurden viele Ofenheizungen gegen Zentralheizungen getauscht. In der Folge dieser Modernisierung fehlen Schornsteine, die für Auftrieb und damit für Unterdruck sorgen.

  • Wasser- und Heizungsrohre
  • Abwasserrohre
  • Anschlüsse von Waschmaschinen und Geschirrspüler
  • Anschlüsse von WC-Becken
  • kaputte oder verstopfte Dachrinnen

2. Durchfeuchtetes Mauerwerk infolge defekter Vertikal- und/oder Horizontalsperrungen

Dauerhaft durchfeuchte Wände und Putz verringern die Wärmedämmung, wodurch die Oberflächentemperatur absinkt. Das führt an den inneren Oberflächen zu einem starken Anstieg der relativen Luftfeuchte, was wiederum die oberflächliche Schimmelbildung begünstigt und eventuell durch Kondensation zu weiterer Durchfeuchtung führt.

  • Fehlende Sperrschichten
  • Defekte in Sperrschichten

3. Hohe Bauteilfeuchte im Neubau

  • Hohe Holzfeuchte (durch Einbau feuchter Hölzer im Dach und Dachausbau)
  • Hohe Raumluftfeuchtigkeit durch verdunstendes Anmachwasser aus Beton, Estrich, Klebe- und Putzmörtel
  • Eingedrungenes Regenwasser während der Rohbauphase ohne Dacheindeckung
  • Stehendes Regenwasser auf der Boden-oder Kellerplatte (Wandsteine saugen sich voll)

4. Durchfeuchtetes Mauerwerk oder Holzschäden durch Leckagen bei Sanitärfugen oder defekte Abwasseranschlüsse

  • in Duschkabinen, Badewannen, WC

5. Durchfeuchtetes Mauerwerk oder Holzschäden infolge Hochwasser

6. Durchfeuchtetes Mauerwerk infolge Verwendung versalzter Baustoffe

  • versalzte Steine, versalzte Zuschlagstoffe (Kies)

7. Durchfeuchtete Dämmschichten oder Holzschäden im Dachgeschossausbau

  • mangelhafte Luftdichtheit
  • eindringender Regen oder Flugschnee von außen

8. Durchfeuchtetes Mauerwerk oder Holzschäden durch mangelhafte Abdichtungen an Schornsteinen

9. Durchfeuchtetes Mauerwerk infolge schadhaftem Außenputz oder Schäden an Verkleidungen (Befeuchtung durch Schlagregen)

10. Feuchte Stellen rund um Steck- bzw. Schalterdosen mit Gefahr eines Stromschlages

  • Luftundichtheit bei einer Innendämmung

Gelegentlich findet man zunächst unerklärliche Schimmelschäden auf kleinen Bereichen im Mauerwerk, die eine erhöhte Baufeuchte aufweisen. Nach meiner Erfahrung handelt es sich hierbei oft um salzhaltige Steine, die in früherer Zeit einmal in Stallungen o.ä. Bereichen verwendung fanden. Salzhaltige Steine kommen auch aus Abbruchhäusern, wo z.B. die Sockelsteine wegen der Nutzung von Streusalz versalzt waren. Solche Steine sind hygroskopisch, ziehen Wasser aus der Umgebungsluft und werden dadurch feucht. Das verringert die Oberflächentemperatur, wodurch hohe relative Feuchtewerte unmittelbar über der Wand gemessen werden können, die einen Schimmelbefall begünstigen.

Ausführlich: Feuchte Wände

Autor: fnow