Nachträgliche Flachdachdämmung
Eine nachträgliche Flachdachdämmung ist eine sinnvolle Maßnahme, um Energie zu sparen, die Behaglichkeit zu erhöhen und die Bausubstanz zu schützen.
Es gibt verschiedene Methoden und Materialien, die je nach den Gegebenheiten des Daches und den individuellen Bedürfnissen geeignet sind. Hier sind die wichtigsten Informationen und Aspekte, die Sie beachten sollten:
#Warum eine nachträgliche Flachdachdämmung?
- Energieeinsparung: Eine gute Wärmedämmung reduziert den Wärmeverlust im Winter und den Wärmeeintrag im Sommer, wodurch Heiz- und Kühlkosten gesenkt werden.
- Verbesserte Behaglichkeit: Eine gedämmte Dachfläche sorgt für ein angenehmeres Raumklima und verhindert Temperaturschwankungen.
- Schutz der Bausubstanz: Eine fachgerecht eingebaute Wärmedämmung beugt Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung vor, was die Lebensdauer des Daches verlängert.
- Wertsteigerung der Immobilie: Eine energetische Sanierung, einschließlich der Dachdämmung, kann den Wert der Immobilie steigern.
#Aufbau/Arten der Flachdächer
Als Flachdach bezeichnet man einen mehrschichtigen Dachaufbau, der im Gegensatz zum Steildach nur ein geringes Gefälle aufweist. Die Mindestneigung gemäß der Flachdachrichtlinie beträgt mindestens 2%. Damit soll erreicht werden, dass sich kein Wasser ansammeln und gefrieren kann oder der Wuchs von Algen und Pflanzen gefördert wird. Bei einer Konstruktion aus Holz sollte die Dachneigung bei mindestens 3% liegen, damit Durchbiegungen nicht zu Wasseransammlungen führen.
Ein Flachdach kann als nicht belüftetes (Warmdach) oder als belüftetes Dach (Kaltdach) ausgeführt werden.
#Nicht belüftetes Flachdach (Warmdach)
Ein unbelüftetes Flachdach besteht aus einer Tragkonstruktion z.B. einer obersten Geschossdecke aus Stahlbeton, Holz oder Stahltrapezprofilen.
Auf, zwischen oder unter der Tragkonstruktion wird eine Wärmedämmung verlegt. Bei einer Betondecke wird die Wärmedämmung auf der Tragkonstruktion befestigt, z:B. geklebt. Anschließend erfolgt die Verlegung der Entwässerungsschicht, z.B. in Form einer Polymer-Bitumenbahn oder einer Kunststofffolie. Wird die Wärmedämmung dagegen auf die Entwässerungsschicht gelegt und anschließend beschwert, spricht man von einem Umkehrdach.
#Schichtenfolge von unten nach oben
- Um die benötigte Neigung des Daches zu bekommen, werden bei Betonkonstruktionen (Decke des Gebäudes) entweder eine Schicht Gefällebeton (Gefälleestrich) aufgebracht oder Gefälledämmplatten verwendet. Bei Holz- und Trapezblechdachkonstruktionen kann man dagegen das Gefälle ohne großen technischen Aufwand erreichen. Die Tragkonstruktion hat neben der raumtrennenden Funktion noch die Aufgaben, Lasten aufzunehmen und abzutragen sowie Schall- und Brandschutz zu gewährleisten.
- Es folgt eine Ausgleichs- bzw. Trennschicht. Sie hat die Aufgabe, unverträgliche Werkstoffe zu trennen und dient zudem als Gleitschicht. Bei Holzkonstruktionen stellt die Trennschicht auch die Luftdichtheit der Konstruktion her (sehr wichtige Aufgabe!).
- Die Dampfbremse soll die Diffusion von Wasserdampf in die Wärmedämmung und unter die Abdichtung verzögern bzw. verhindern. Bei Holzkonstruktionen kann die Dampfbremse auch zur Herstellung der Luftdichtheit herangezogen werden. Einige für den Aufbau verwendbare Dämmstoffe besitzen eine Kaschierung aus einer Aluminiumfolie, die die Aufgabe der Dampfbremse/Dampfsperre übernimmt (Ausführlich zur Aufgabe der Luftdichtheit und Dampfbremse.
- Zur Wärmedämmung eignen sich beispielsweise Mineralfaserplatten, Polystyrol PS, expandiertes Polystyrol EPS, extrudiertes Polystyrol XPS und Schaumglas. Bei Schaumglas auf Betonkonstruktionen ist eine Dampfbremse/sperre nicht erforderlich, da der Dampfdiffusionswiderstand sehr hoch ist. Nach dem Einbau ist die Schaumglasplatte druck- und feuchteunempfindlich. Die Wärmedämmschicht kann auch zur Herstellung des benötigten Mindestgefälles dienen.
- Die Aufgabe der Dampfdruckausgleichsschicht ist es, örtlichen Dampfdruck, der bei Erwärmung aus eingeschlossener oder eingewanderter Feuchtigkeit entsteht, zu verteilen und dadurch zu entspannen. Sie ermöglicht zudem Relativbewegungen zwischen Dachabdichtung (Dachhaut) und Wärmedämmung.
- Um die Konstruktion wasserdicht zu bekommen, gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten: der bituminöse Aufbau und der Folienaufbau. Mindestens zweilagig sind die bituminösen Aufbauten, während Folienabdichtungen grundsätzlich einlagig ausgeführt werden.
- Eine Kiesschicht mit einer Dicke von 5 bis 10 cm kann dem Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung, Windsog und mechanischer Beschädigung dienen. Als Oberflächenschutz finden auch Plattenbeläge, Begrünungen, Schiefersplitt u.a. Verwendung.
#Das belüftete Flachdach (Kaltdach)
Das "Kaltdach" ist eine Dachkonstruktion mit einer oberen Schale, die die Abdichtung gegen Niederschlag übernimmt und einer unteren Schale, die für die Wärmedämmung sorgt. Dazwischen liegt ein mit Außenluft belüfteter Dachraum, der durch Querlüftung sichern soll, dass im Sommer die aufgewärmte Dachhaut durch Unterlüftung mit kühlerer Außenluft gekühlt wird. Diese Funktion darf nicht eingeschränkt werden, z.B. durch Verschließen der Lüftungsöffnungen oder durch Zuwachsen mit einer Außenwandbegrünung. Bei einer funktionierenden Querlüftung ist der sommerliche Wärmeschutz für die darunter befindlichen Wohnräume meist besser als bei einem Warmdach.
Wie bei allen anderen Konstruktionen auch, versucht der Wasserdampf der Raumluft aus einem Bereich mit einer hohen Wasserdampfkonzentration (warme Raumluft) in einen Bereich mit geringem Wasserdampfanteil (kühlere Außen-Luft) auszuwandern (zu diffundieren). Bevor dieser Wasserdampf jedoch die Unterseite der Dachhaut erreicht, wird er bei einer gut funktionierenden Querlüftung abgeleitet, kann nicht kondensieren und richtet so keinen Schaden an. Dies ist im Winter besonders dann von Vorteil, wenn eine Dampfbremse vor der Wärmedämmung fehlt, löchrig ist oder/und warme Raumluft in großen Mengen durch Leckagen in den belüfteten Hohlraum eindringt. Oftmals wird ein solcher Mangel gar nicht bemerkt, da bei funktionierender Querlüftung eventuell feucht werdende Dämmstoffe immer wieder trocknen können. Es zeigt sich halt nur bei den Heizungskosten und auch nur dann, wenn es einen Vergleich mit einem etwa gleichen Gebäude bei näherungsweise identischen Nutzungsgewohnheiten gibt.
Der belüftete Dachraum oberhalb der Dämmschicht darf nicht mit warmer Raumluft aus den beheizten Räumen durchspült werden. Deshalb ist die luftdichte Ausführung der unteren Schale sehr wichtig. Sonst kann es bei niedrigen Temperaturen im Bereich der oberen Schale (Kaltdach!) zu einem Kondensatausfall aus der Raumluftfeuchte kommen. Bei funktionierender Querlüftung mit kühler Außenluft und funktionierender Luftdichtheit ist das Risiko dafür aber gering.
#Nachträgliche Flachdachdämmung
Nachträglich lässt sich die Wärmedämmung eines Flachdaches
- durch das Aufbringen von Wärmedämmstoff auf der äußeren Schale (siehe auch Aufsparrendämmung) realisieren. Diese Methode ist sowohl bei Betonkonstruktionen (Warmdach) als auch bei Holzkonstruktionen (Kaltdach) möglich und sehr energieeffizient, weil eine durchgehende Dämmschicht ohne Wärmebrücken ermöglicht wird. Allerdings ist sie auch sehr aufwendig und erfordert in der Regel eine komplette Neueindeckung des Daches. Die zusätzliche Dämmschicht auf einer Holzkonstruktion eines Kaltdaches verlangt, dass die darunter befindliche Querlüftung aufgehoben wird. Anderenfalls wird die Wärmedämmung unterlüftet, was deren Dämmwert erheblich schmälert. Bevor die Belüftungsöffnungen verschlossen werden, muss jedoch bauphysikalisch abgeklärt werden, welche Feuchtigkeitsbelastungen dadurch entstehen können und wie diese verhindert werden. Bei einer Holzkonstruktion eines Kaltdaches ist eine Kombination aus Aufdachdämmung und zusätzlicher Wärmedämmung des Belüftungsraumes (Dämmstoff einblasen) denkbar, wie später dargestellt wird.
- durch Verstärkung bzw. Austausch der vorhandenen Wärmedämmung innerhalb von Holzkonstruktionen (Zwischensparrendämmung). Diese Methode wird angewendet, wenn das Dach von innen zugänglich ist oder/und wenn die Möglichkeit besteht, auf die vorhandene Dämmschicht zusätzlich Dämmstoff aufzublasen. Diese Methode ist meist weniger aufwendig als die Aufsparrendämmung (kann mit dieser kombiniert werden), führt aber zu Wärmebrücken durch die Konstruktionshölzer, wenn die Dämmung nicht lückenlos verlegt wird bzw. werden kann.
- durch das vollständige Ausblasen des bisher belüfteten Hohlraumes wird das Kaltdach zu einem unbelüfteten Warmdach. Diese Konstruktion hat eine sehr hohe wärmedämmende Wirkung, führt zu optimaler Behaglichkeit und sichert eine geringe Aufheizung im Sommer. Der Schallschutz ist gut. Diese Variante stellt allerdings sehr hohe Anforderungen an die Luftdichtheit der Konstruktion auf der warmen Seite (Wohnräume). Die dort erforderliche Dampfbremse, die gleichzeitig die Funktion der Luftdichtheitsebene übernehmen kann, muss einen der Konstruktion entsprechenden feuchtevariablen Dampfdiffusionswiderstand aufweisen. Dieser sichert auch die sommerliche Rücktrocknung nach einer eventuellen winterlichen Feuchtigkeitszunahme im Dämmstoff. Eine sorgfältige Planung, die Einbeziehung eines Bauphysikers und die Einhaltung der Parameter in der Bauphase sind sehr wichtig.
- oder durch eine Dämmung von innen unterhalb der Wohnraumdecke. Hier lassen sich z.B. Holzfaserdämmplatten in einer Haltekonstruktion anbringen oder Schaumkunststoffe ankleben. Anschließend wird die Luftdichtheit mit einer feuchtevariablen Dampfbremse hergestellt.
In allen Fällen stellen solche zusätzlichen Dämmschichten Eingriffe in die Bauphysik der Ausgangskonstruktion dar, weshalb fachspezifische Kenntnisse und Berechnungen unbedingt erforderlich sind.
#Gut geeignete Dämmstoffe für die Flachdachdämmung von oben
- Hartschaumplatten (EPS, XPS, PUR/PIR): Sehr guter Dämmwert, feuchtigkeitsbeständig, aber teilweise umweltbedenklich.
- Mineralwolle (Glaswolle, Steinwolle): Guter Dämmwert, nicht brennbar, relativ kostengünstig.
- Schaumglas: Sehr guter Dämmwert, druckfest, feuchtigkeitsbeständig, aber teurer.
#Gut geeignete Dämmstoffe für die Flachdachdämmung von unten
- Nachwachsende Rohstoffe (Holzfaser, Zellulose): Gute Dämmwerte, umweltfreundlich, bei fachlich richtigem Einbau keine Gefahr der Durchfeuchtung.
- Holzfaserdämmplatten: Guter Dämmwert, bei fachlich richtigem Einbau keine Gefahr der Durchfeuchtung.
#Wichtige Aspekte bei der Planung und Ausführung:
- Dampfbremse: Eine Dampfbremse ist unerlässlich, um zu verhindern, dass zu viel Feuchtigkeit aus dem Innenraum in die Dämmung eindringt und dort zu Schäden führt. Die Dampfbremse muss fachgerecht angebracht werden und kann die Funktion der Luftdichtheitsebene wahrnehmen
- Belüftung: Bei bestimmten Konstruktionen (z.B. Kaltdach) ist eine ausreichende Belüftung wichtig, um Feuchtigkeit abzuführen. Wird der zur Belüftung erforderliche Hohlraum vollständig mit Dämmstoff gefüllt, wird aus dem Kaltdach ein Warmdach. Dies verlangt fachlich einwandfreie Kenntnisse über den Aufbau und die notwendigen Eigenschaften von Luftdichtheitsebene und Dampfbremse.
- Dachabdichtung: Die Dachabdichtung muss in einwandfreiem Zustand sein, um das Eindringen von Wasser zu verhindern. Gegebenenfalls muss sie im Zuge der Dämmmaßnahmen erneuert werden.
- Fachgerechte Ausführung: Die Dämmarbeiten sollten nur von einem Fachbetrieb ausgeführt werden, der seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat. Aber auch der interessierte Amateur kann sich durch fundierte Informationen schlau machen. Er wird mit Ruhe und Leidenschaft arbeiten und so eine hohe Qualität sichern.
#Checkliste für die nachträgliche Flachdachdämmung:
- Bestandsaufnahme des Daches: Zustand der Dachabdichtung, Konstruktion, Zugänglichkeit.
- Gespräch mit Bauphysiker/in über die Punkte 3. und 4.
- Auswahl der geeigneten Dämmmethode und des Dämmstoffes.
- Planung und Berechnung der Dämmstoffstärke.
- Einholung von Angeboten von Fachbetrieben.
- Beantragung von Fördermitteln.
- Fachgerechte Ausführung der Dämmarbeiten.
- Kontrolle der ausgeführten Arbeiten.
#Förderung nachträgliche Flachdachdämmung:
- Bundesförderung für effiziente Gebäude (z.B. von der KfW).
- Förderung über die Steuererklärung
#Mein Fazit:
Eine nachträgliche Flachdachdämmung ist eine Investition in die Zukunft. Sie spart Energie, erhöht die Behaglichkeit und schützt die Bausubstanz. Eine sorgfältige Planung und die fachgerechte Ausführung sind entscheidend für den Erfolg der Maßnahme. Lassen Sie sich von einem Bauphysiker/Bauphysikerin beraten, um die optimale Lösung für Ihr Flachdach zu finden.