Unterspannbahn - Vordeckung - Unterdach

Zur Rolle des Unterdaches, der Unterspannbahn bzw. der Vordeckung und zur Modernisierung der Dächer im Bestand

Dächer mit Dachziegeln werden seit einigen Jahrzehnten überwiegend trocken verlegt, also nicht mehr vermörtelt. Zur Verbesserung der Winddichtheit, zur Sicherheit gegen Flugschnee und als Schutz in der Phase Dacheindeckung bzw. Reparatur erhalten Wohnhäuser zumeist ein Unterdach.

Typischer Dachaufbau mit regendichtem Unterdach (Unterspannbahn)

Die Abbildung zeigt den typischen Aufbau eines Unterdaches mit einer über den Sparren verlegten Unterspannbahn (grünlich). Mit den Konterlatten (senkrecht) wird die Unterspannbahn fixiert. Die Konterlatten mit einer Höhe von 3 bis 4 cm ermöglichen die Belüftung über dem Unterdach bzw. unter den Dachziegeln. Die Dachlatten sind horizontal auf den Konterlatten fixiert, um die trocken verlegten Dachziegel aufzunehmen.

#Eigenschaften des Unterdaches

Ein Unterdach hat die Aufgabe, in der Bauphase und bei kurzzeitigen Dachöffnungen die Regendichtheit zu gewährleisten. Außerdem muss es während der Lebensdauer Tauwasser von eingedrungenem Flugschnee sicher nach unten zur Rinne ableiten. Wird das Dachgeschoss ausgebaut und mit einer Zwischensparrendämmung versehen, hat das Unterdach eine weitere Aufgabe zu erfüllen. Es muss nun auch noch eine winddichte Ebene gegenüber Dämmstoffen bilden, damit diese nicht mit Außenluft durchströmt werden. Bei Dachdämmungen, die eingeblasen werden, dient das Unterdach (hier z.B. Holzfaserdämmplatten) auch als verlorene Schalung.

Wird das Dach komplett neu eingedeckt, kann vorher festgelegt werden, welche bauphysikalischen Eigenschaften das künftige Unterdach aufzuweisen hat. Wird nicht gedämmt, sind keine besonderen Anforderungen, außer der Dichtheit gegen Regen und Flugschnee, zu beachten. Dient das Unterdach jedoch auch als äußere Begrenzung einer Zwischensparrendämmung muss gewährleistet sein, dass eventuell in der Dämmung vorhandene Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf sowohl nach innen als auch nach außen, also durch das Unterdach, abgeführt werden kann. Dem ausführenden Betrieb sind daher klare Vorgaben zu machen, was beabsichtigt ist.

#Wasserdampf-Diffusionswiderstand

Die Höhe des Wasserdampf-Diffusionswiderstandes des Unterdaches informiert uns, ob und in welcher Menge Wasserdampfmoleküle durch die Schicht hindurch diffundieren können. Es ist anzustreben für das Unterdach ein Material einzusetzen, das dem je nach Konzentrationsgefälle wanderndem Wasserdampf nur einen geringen Widerstand entgegenbringt, Regen oder Feuchtigkeit aus tauendem Flugschnee aber nicht eindringen lässt. Unterspannbahnen bzw. Holzfaserdämmplatten müssen dennoch winddicht verlegt werden.

Ein Auswahlkriterium für das Material des Unterdaches ist also der Wasserdampf-Diffusionswiderstand bzw. die so genannte Dampfdiffusionswiderstandszahl, für die der griechische Buchstabe µ (my) steht. Sie sollte den dimensionslosen Wert von 5 nicht übersteigen. In der Praxis wird der Entscheider aber eher mit dem Wert der äquivalenten Luftschichtdicke, dem sd-Wert konfrontiert. Bei diesem fließt neben dem µ auch die Schichtdicke des Materials ein. Übliche Werte für diffusionsoffene Unterspannbahnen bzw. Unterdachplatten aus Holzfasern liegen zwischen 0,02 m bis 0,5 m (Meter). Je kleiner der Wert ist, umso weniger Widerstand (umso besser, umso teurer) wird den Wasserdampfmolekülen auf dem Weg nach draußen entgegen gesetzt. Auf der sicheren Seite bewegt man sich, wenn eine äquivalente Luftschichtdicke (sd-Wert des Materials) von kleiner 0,05 m eingehalten wird. Das ist ein materialspezifischer Wert, der im Angebot des Dachdeckers Erwähnung finden sollte.

#Winddichtheit des Unterdaches

Unterdach aus Holzfaserdämmplatten

Nicht nur feuchte Dämmschichten, auch solche, durch die der Wind fegt, haben kaum noch eine Wärme dämmende Wirkung. Daher ist das Unterdach winddicht herzustellen. Das gelingst besonders gut und einfach mit Holzfaserdämmplatten. Das Foto zeigt ein zeitgemäßes Unterdach aus diffusionsoffenen Holzfaserdämmplatten, sowie die Konter- und Dachlattung.

#Materialien für das Unterdach bei ausgebauten Dächern

Eine gut funktionierende Lösung für das Unterdach im Neubau und bei der Dachsanierung ist der Einsatz von wasserabweisenden Holzfaserdämmplatten. Die hydrophobierende Wirkung wird durch den Zusatz von Latex, Naturharz, Paraffin u.a. Zusatzstoffen erzielt. Die Platten sind ausreichend diffusionsoffen. Eine aussagekräftiges Video zur Verarbeitung von Holzfaserdämmplatten finden Sie [hier](https://www.youtube.com/watch?v=eoAErJRlwDw.

Ab etwa 22 mm Stärke sind die Platten ausreichend biegesteif, flattern nicht im Wind und können als verlorene Schalung genutzt werden, wenn Dämmstoffe eingeblasen werden. Ab etwa 40 mm Stärke haben sie je nach Zulassung auch aussteifende Wirkung, so dass dann Windrispenbänder o.ä. nicht erforderlich sind. Der Wärmedurchgangskoeffizient liegt bei etwa 0,04 W/mK, so dass jeder Zentimeter mehr die Wärmedämmung des Daches verbessert.

Dächer mit einer Unterdeckung aus Holzfaserdämmplatten weisen durch ein Nut-Feder-System an den Stößen eine hohe Winddichtheit und einen messbar verbesserten Schallschutz aufgrund poröser Plattenstruktur mit hohem Flächengewicht auf. Während der Bauzeit können Holzfaserdämmplatten als Behelfsdeckung mehrere Wochen lang dem Wetter standhalten. Ein weiterer Vorteil: Holzfaserdämmplatten überdecken den Sparren und bilden eine zusätzliche Aufdachdämmung. Dadurch verbessert sich der U-Wert (er wird kleiner), was einen verringerten Wärmebedarf zur Folge hat. Auch der sommerliche Wärmeschutz lässt sich sehen, weil die vergleichsweise hohe Masse der Holzfaserdämmplatte zu einen verlangsamten Wärmetransport von außen nach innen führt.

Bei Stärken unter 4 cm besteht die Gefahr, dass die Nut-Feder-Verbindungen der Holzfaser-Dämmplatten vom Dachdecker aufgetreten werden.

Gegen die Unterdächer aus Holzfaserdämmplatten können Zellulose oder Holzfasern als Dämmstoff zwischen die Sparren eingeblasen werden. Ein Luftraum ist unnötig. Unterdächer aus Holzfaserdämmplatten werden daher zunehmend eingesetzt. Alles in allem besitzen Unterdeckungen aus Holzfaserdämmplatten hervorragende Eigenschaften.

Wird das Dachgeschoss nicht ausgebaut, kann ein Unterdach auch aus einer diffusionsoffenen Unterspannbahn erstellt werden.

#Unterdächer im Bestand

Überwiegend wurden und werden für Unterdächer jedoch sogenannte Unterspannbahnen und in geringerem Umfang Brettschalungen mit Vordeckung (Bitumenbahnen) verwendet.

Im Bestand wird der Ausbauende also das nehmen müssen, was da ist. Somit stellt sich die Frage, welche Eigenschaften die vorhandene Vordeckung besitzt. Leider steht der Wert meist nicht auf der vorgefundenen Unterdeckung oder ist auf andere Weise erkennbar. In der Praxis finden wir Unterspannbahnen aus speziellem wasserabweisenden Gewebeflies (mit einem sd-Wert unter 0,05 m), aber auch armierte Folien mit deutlich geringerer Diffusionsfähigkeit (sd-Werte von 10m bis 100m).

Unterdach aus einer armierten Folie mit hohem Dampfdiffusionswiderstand

Als Faustregel gilt, dass Vordeckungen aus Folien aller Art, die vor dem Jahr 2000 verlegt worden sind, nur in Ausnahmefällen ausreichend diffusionsoffene Eigenschaften aufweisen. Letztere sind für eine Dämmung zwischen den Sparren nur dann unproblematisch, wenn entweder ein Luftspalt zwischen Dämmstoff und Folie verbleibt oder eine feuchtevariable Dampfbremse auf der Warmseite zum Einsatz kommt. Wird ein Luftspalt zwischen Dämmstoff und Folie gewünscht, ist zu gewährleisten, dass an der Traufe die Lüftungsluft von außen einströmen und am First wieder ausströmen kann. In jedem Fall muss das gedämmte Dach eine hohe Luftdichtheit aufweisen.

In Gegenden mit häufigen Wetterkapriolen, hohen Windlasten und viel Flugschnee wurden bzw. werden auch Brettschalungen oder OSB-Platten verlegt, die mit Bitumenpappe bzw. ähnlichen Bahnen versehen sind. Bei diesen Vordeckungen sind die Eigenschaften nicht ersichtlich und gehen auch oftmals nicht aus den Rechnungen hervor. Aus Sicherheitsgründen sollte dann von einer Vordeckung ausgegangen werden, die als nicht diffusionsoffen anzusehen ist. Der Einbau einer Wärmedämmung im Dach (Dachausbau) bedarf dann einer besonders sorgfältigen Planung und Überwachung das Baugeschehens. Vor allem hat dies Konsequenzen für die Auswahl der auf der warmen Seite der Konstruktion geeigneten Luftdichtheitsebene (Dampfbremse). Hier ist unbedingt der luftdichte Einbau einer Dampfbremse mit feuchtevariablen Eigenschaften angezeigt.

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