Schornstein beeinflusst Luftwechsel

Veränderung der Luftwechselrate nach Rückbau von Schornsteinen

links Abgassystem für raumluftunabhängige Gasfeuerstätten, rechts Schornstein für einen Kaminofen

Ein Schornstein dient der ungefährlichen Abfuhr von Abgasen, die bei einer Verbrennung im Ofen oder Heizkessel entstehen. Dieses Abgas hat eine Temperatur zwischen 80 und 250°C je nach Brennstoff und Heiztechnik. Infolge der hohen Temperatur hat das Abgas eine geringe Dichte, so dass es im Schornstein von ganz allein nach oben steigt und den Schornstein verlässt. Das verursacht auf der Ofenseite einen Sog, also einen Unterdruck. Dadurch das der Ofen "zieht", wird die für die Verbrennung benötigte Luft angesaugt. Dieser Vorgang verursacht einen Unterdruck, der ausgeglichen werden muss. So kommt es im Aufstellraum des Ofens zum Nachströmen von Luft aus anderen Räumen oder, über ein Zuluftrohr, zu einer Ansaugung der Verbrennungsluft von außen. Ist kein Zuluftrohr vorhanden, kann sich der Druckausgleich nur durch Zustrom von Verbrennungsluft über Undichtigkeiten, wie Öffnungen, Spalten, Ritzen, Fenster- und Türrahmen, Schlüssellöcher, Briefschlitze etc. vollziehen

Zum Einbau vorgesehener zweizügiger Fertigteilschornstein

Man könnte auch sagen, dass eine in Betrieb befindliche Feuerstätte, z.B. ein Kaminofen, dafür sorgt, dass stetig frische Luft von außerhalb des Gebäudes angesaugt wird. Ein Schornstein hat demnach eine ähnliche Wirkung wie eine Abluftanlage mit Ventilator. Und selbst wenn der Ofen aus ist, wird, angetrieben durch den im Winter vorhandenen Temperaturunterschied zwischen innen (z.B. 20°C) und außen (z.B. 3°C), ein Zug feststellbar sein. Dieser führt in der kalten Jahreszeit zu einem ununterbrochenen, mehr oder weniger starken Zustrom frischer Luft.

Andersherum ausgedrückt: Dort wo der für den Luftaustausch erforderliche Antriebsmechanismus fehlt (z.B. bei Zentralheizung, Fernheizung, Stromheizung), reduziert sich der Abtransport warmer, feuchter, eventuell mit Luftschadstoffen angereicherten Raumluft. Gleichzeitig kommt es kaum zu einem Zustrom frischer Luft von außen, es sei den die Fenster sind geöffnet. Der "natürliche" Luftwechsel kommt zum Erliegen. Das ist auch im Sommer der Fall, da es keine nennenswerten Temperaturunterschiede zwischen innen und außen gibt. Allerdings haben wir im Sommer die Fenster meist länger und öfter geöffnet, so dass das sich dennoch ein ausreichender Luftwechsel einstellt.

Der Schornstein wurde nach Einbau einer Zentralheizung teilweise abgerissen und von oben verschlossen

Wird ein Schornstein abgerissen oder anderweitig außer Betrieb genommen, kommt der geschilderte Lüftungsantrieb zum Erliegen. Auch wenn eine Einzelofenheizung durch eine Zentralheizung ersetzt wird, erfolgt dieser Eingriff in die Dynamik der Be- und Entlüftung der Räume. Die Luftströmungen im ganzen Haus verändern sich im Winter und kommen in einigen Räumen komplett zum Erliegen. Das hat Folgen.

Da weniger frische, im Winter meist trockene Luft von außen nachströmt, kommt es im Winter tendenziell zu einem Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen. Das Risiko für feuchte Wände und Schimmelbildung steigt. Durch den einschlafenden Luftwechsel werden auch Luftschadstoffe langsamer abgeführt.

Sind in zentral beheizten Räumen nun auch noch dicht schließende Fenster und Türen eingebaut, z.B. nach eine Modernisierung, kommt der bisherige natürliche Luftaustausch nahezu vollständig zum Erliegen.

#Mein Fazit:

  • Es ist nicht ratsam, sich auf Selbstlüftung zu verlassen, die bei heutiger luftdichter Bauweise kaum, und im Sommer wegen der geringen Temperaturunterschiede sowieso nicht funktioniert.
  • Bei einer Einzelofenheizung mit Schornsteinanschluss und undichten Fenstern strömt im Winter viel und meist trockenere Außenluft in den Raum und führt durch „Verdünnung“ zu einer Reduzierung der relativen Luftfeuchtigkeit.
  • Bei einer Zentralheizung und dichten Fenstern ist dies nicht mehr der Fall – die Luftfeuchtigkeit geht tendenziell nach oben, die Belastung durch Luftschadstoffen steigt – wenn die Lüftungsweise nicht angepasst wird.
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