Wärmegedämmte Außenwände

In diesem Abschnitt beschäftige ich mich mit der Ausführung gut gedämmter Außenwände, deren Einfluss auf die Behaglichkeit und die Heizenergieeinsparung

Die Außenwände eines Gebäudes bewahren die Bewohner vor dem Einfluss des Wetters (Feuchteschutz, sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz), bieten Blickschutz, schützen vor Lärm und geben Sicherheit und Brandschutz. Sie besitzen eine statische Funktion, die durch unterschiedliche Baustoffe (siehe Wandbaustoffe) erfüllt werden kann. Aber Außenwände machen flächenmäßig auch den größten Anteil aller Hüllflächenelemente (Wände, Fenster, Dach, Boden) eines Hauses aus. Daher entscheiden gut wärmegedämmte Außenwände über die empfundene Behaglichkeit sowie den größten Teil des Energiebedarfes für Raumheizung.

Außenwände eines Niedrigenergiehauses in der Bauphase (17,5 cm Kalksand-Stein plus 20 cm Styropor)

#Wie erreichen wir optimale Behaglichkeit?

Ich habe mich im Abschnitt "Behaglichkeit und Bauphysik" umfangreich mit den wichtigsten Bedingungen optimaler Behaglichkeit auseinandergesetzt. Für den Außenwandaufbau ergibt sich daraus eine einzige, aber wichtige Schlussfolgerung:

Eine Außenwand muss im beheizten Teil des Hauses eine gute Wärmedämmung besitzen. Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) der Gesamtwand sollte 0,20 W/m²K nicht überschreiten. Nur dann erreichen wir auf den Innenseiten der Außenwände ausreichend hohe Oberflächentemperaturen.

Denn eine nahe bei der Raumlufttemperatur liegende Temperatur der Innenseite der Außenwand verhindert die rasche Abkühlung der Raumluft an der Wand. Die Raumluft sinkt dadurch nicht zu Boden. Es kommt nicht mehr zu Zugerscheinungen am Boden ("kalte Füße") und im Außenwandbereich der Räume ("es zieht im Nacken"). Da die Temperatur einer gut gedämmten Außenwand nur noch um ein, zwei Grad unter der Lufttemperatur des Raumes liegt, wird außerdem der Entzug von Strahlungswärme des menschlichen Körpers stark gemindert. Gleichzeitig sinkt die Gefahr der Bildung von Schimmelpilzen. Selbst bei geringem Luftwechsel wird der schimmelpilzkritische Luftfeuchtewert von 80% unmittelbar über der inneren Wandoberfläche nicht mehr erreicht.

#Wovon hängt die Höhe der Einsparungen bei sanierten Außenwänden ab?

Die Höhe der Einsparung an Heizenergie ist abhängig

  • vom Alter eines Hauses, das einer bestimmten Bauweise entspricht (Massivhaus, Fertighaus, Niedrigenergiehaus, Passivhaus);
  • von der Größe der Oberfläche, die die einzelnen Bauteile ausmachen;
  • von der Qualität und Stärke der dafür verwendeten Baustoffe bzw. Baugruppen;
  • von der Art der Nutzung und den Gewohnheiten der Nutzer.

Vor 1982, dem Start der 1. Wärmeschutzverordnung in der BRD, geplante und errichtete Häuser, haben nach heutigen Gesichtspunkten Bauteile, die viel zu gering Wärme gedämmt sind. Das trifft wegen der großen Fläche besonders für die Außenwände zu, und zwar auch für 50 cm starke Außenwände aus ungebrannten Lehmziegeln, Stampflehm oder Natursteinen. In solchen Häusern ist es meist unbehaglich. Solche Häuser müssen und können gedämmt werden!

Heizenergiebedarf in Liter Heizöl (1 l entspricht etwa 10kWh) durch Dämmmaßnahmen

Besonders hohe Einsparungen werden mit einer zusätzlichen Wärmedämmung erzielt, wenn die Wände nur 24 bis 36 cm stark sind und aus schweren Steinen, wie hartgebrannten Ziegeln, Klinkern und Betonsteinen bestehen. Eine Außendämmung führt auch bei geputzten oder ungeputzten Fachwerkwänden zu großen Einsparungen. Bei sorgfältiger Ausführung der Dämmung verringert sich sogar die Gefahr einer feuchtebedingten Zerstörung von Holzbalken. Dies gilt auch für die nachträgliche Außendämmung von Fertigteilhäusern älterer Bauart.

Wärmebild eines Fertigteilhauses aus den 70er Jahren

Eine Wärmedämmung der Außenwände von außen ist zwar meist die beste Lösung, aber auch eine Kerndämmung bei Hohlwandmauerwerk oder, in besonderen Fällen, eine Innendämmung, ist fast immer möglich. Die äußere Dämmung ist der inneren Dämmung vorzuziehen, jedoch überwiegen auch bei einer Innendämmung die Vorteile gegenüber ungedämmten Wandkonstruktionen. Zu den einzelnen Dämmmaßnahmen und deren Ausführung lesen sie mehr im Abschnitt "Dämmung der Außenwand von außen" bzw. im Abschnitt Wärmedämmung der Außenwände von innen.

Auch wenn mit monolithischen Aufbauten eine akzeptable Behaglichkeit bei geringem Heizenergieaufwand möglich ist: es geht noch besser, noch sparsamer, noch behaglicher, schaut man sich mehrschalige Konstruktionen an.

Zweischalig, mit Porotonziegeln, ungedämmte Geschossdecke, plus Wärmedämmung

Bei mehrschaligen Wänden sind die einzelne Aufgaben einer Wand, also Statik, Wärmeschutz, Schallschutz getrennt. Sie werden nicht von einem einzigen speziellen Stein abverlangt, sondern von hochspezialisierten Bau- und Dämmstoffen übernommen. Beim Setzen der inneren Wandschale aus hochbelastbaren Steinen ist nur auf Statik und Schallschutz zu achten, was den Bauablauf beträchtlich vereinfacht. Ausführungsmängel, z.B. durch den Einbau anderer Steine, sind unkritisch. Der Aufbau der inneren Schale aus Stein verlangt keine chirurgische Präzision, wie sie bei monolithischen Konstruktionen erforderlich wäre.

Außenwand (Bestand) und eine Wärmedämmung auf der Außenseite

Wärmeschutz macht der Wärmedämmstoff, der außen über die gesamte Außenwandfläche verlegt wird. Die später anzubringende Dämmung verlangt vom Maurer nur insofern Aufmerksamkeit, als bestimmte Maße beim Mauerwerk einzuhalten sind. Hierfür sollten Detailzeichnungen des Architekten vorliegen. Das ist wichtig, damit die Dämmung später auch in voller Stärke überall aufgebracht werden kann. Anschlüsse zu anderen Bauteilen sind ohne Wärmebrücken möglich, wenn darauf im Planungsprozess konsequent geachtet wird. Spezialsteine sind nicht erforderlich.

Zweischalige, wärmegedämmte Außenwände haben aus meiner Sicht also einige bedeutende Vorteile:

  • Planungs – bzw. ausführungstechnische Mängel wirken sich bei der inneren Mauerwerksschale kaum aus.
  • Wärmebrücken, die die Maurer zurückgelassen haben und die bei einer monolithischen Konstruktion ohne Dämmschicht erhebliche Probleme machen können, werden zu einem späteren Zeitpunkt von der außen liegenden Wärmedämmung kompensiert.
  • Spezielle Bauteile, wie wärmegedämmte Stürze, Ringbalken-Konstruktionen, Dämmungselemente für die Stirnseiten der Massivdecken, u.a.m. werden nicht benötigt.
  • Im Bauablauf können bereits nach dem raschen Hochziehen der inneren Wandschale die Decken aufgelegt und gegossen werden. Die Dachkonstruktion kann montiert, Fenster und Türen können eingesetzt und mit dem Innenausbau kann begonnen werden.
  • Bei richtiger Planung und Montage der Wärmedämmung werden Wärmebrücken weitgehend vermieden.
  • Die außenliegende Wärmedämmung hüllt die wärmespeichernde Masse der inneren Wandschale ein, was zu einer sehr geringen Schwankung der inneren Oberflächentemperatur führt.

Nachteilig ist, dass

  • die Planung und der Einbau von Fenstern und Türen bei zweischaligen Wandkonstruktionen (das gilt auch für den Fall der Modernisierung) erhöhte Aufmerksamkeit verlangen (siehe dazu: Einbau von Fenstern und Türen)
  • spätere bauliche Änderungen am Haus komplizierter umzusetzen sind,
  • durch die außen angebrachten Dämmstoffe die Montage von Fallrohren, Lampen, Geländern o.ä. an der Außenwand etwas aufwendiger macht.

#Dreischalige wärmegedämmte Außenwände

15cm Wärmedämmung in der Mitte zweier Mauerwerksschalen

Dreischalige Wandkonstruktionen (mit einer zusätzlichen Mauerwerksschicht außen) bringen zur zweischaligen Bauweise keine nennenswerten wärmetechnischen Vorteile, unabhängig davon, ob es sich um belüftete oder unbelüftete Konstruktionen handelt. Vorteile ergeben sich allerdings bei einer Wohnsituation mit häufigen Extremwetterlagen. In diesem Falle lassen sich zweischalige Wandaufbauten mit einer zusätzlichen äußeren Schale aus Stein, z.B. Klinker, oder mit hinterlüfteten Fassadenelementen ausführen. Dieser Wandaufbau wird dann recht dick, wenn man keine Abstriche bei der erforderlichen Dämmung machen möchte. Aber nicht nur die Wandstärke kann zu einem Problem werden: Jede Wetterschutzschale mit hinterlüfteten Elementen führt zu einem deutlichen Mehr an Fehlermöglichkeiten bei der Ausführung (siehe auch: Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade).

#Und Summa summarum?

Durch gut und richtig wärmegedämmte Außenwände lässt sich

  • die Behaglichkeit verbessern,
  • der Wärmeverbrauch verringern,
  • die sommerliche Aufheizung vermindern,
  • die Gefahr der Tauwasserbildung auf der Wandinnenseite mit nachfolgendem Schimmelpilzwachstum beseitigen und
  • die Rissbildung in Wänden verringern, die durch große Temperaturänderungen bedingt sind

Wenn alles gut läuft, bekommen die Bewohner durch die zusätzliche äußere Dämmung eine lückenlose, wärmebrückenarme Wandkonstruktion mit hohen Behaglichkeitswerten und geringem Heizwärmebedarf, die Wohnraumschimmel nicht zulässt.

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