Wachstumsvoraussetzungen

#Wann wächst der Pilz besonders gut?
Besonders gut wächst er im Sommer. Aber die Temperaturanforderungen sind breitbandig. Das Wachstumsminimum liegt bei einigen Minusgraden. Optimal wachsen die meisten Pilzarten bei 12°C - 28°C.
Der Hauptfaktor des Schimmelwachstums ist immer Feuchtigkeit – und dabei überwiegend die Feuchtigkeit in der Raumluft. Von wesentlicher Bedeutung dabei ist, dass der minimale, für das Wachstum des Pilzes erforderliche Wasserwert bei etwa aw= 0,80 liegt. Das entspricht etwa einer relativen Luftfeuchte von 80% unmittelbar über der Oberfläche, z.B. einer Außenwand. Einige wenige Arten beginnen mit der Sporenauskeimung bereits bei noch niedrigerer Luftfeuchte (70%).
Auch das Erreichen des so genannten Taupunktes, also einer Tröpfchenbildung aus Wasserdampf im oder auf dem Baustoff, ist nicht notwendig. Praktisch bedeutet dies, dass Wasser, gebunden in einer feuchten Wand, für die beginnende Ausbildung eines Pilz-Myzels gar nicht erforderlich ist! Das wird häufig bei der Ursachenermittlung übersehen.

Natürlich verursachen auch Baustoffe oder Bauelemente, die z.B. durch einen Rohrbruch oder durch Hochwasser durchfeuchtet wurden, das eine oder andere Schimmelproblem. Doch nach meinen Erfahrungen ist es vor allem eine zu hohe Raumluftfeuchtigkeit, die viele Schimmelschäden begünstigt. Werte bis 50% relativer Feuchte werden in der Regel zu keinen Problemen führen. Steigt die relative Luftfeuchtigkeit aber auf 60% und höher, gemessen etwa in Raummitte, wird dies beim Vorliegen bestimmter baulicher Voraussetzungen fast immer einem mehr oder weniger ausgeprägten Schimmelbefall auslösen.
Denn bei niedrigen Oberflächentemperaturen, wie sie bei geringer Wärmedämmung von Außenwänden, Fußböden und Decken typisch sind, kommt es durch Abkühlung der Raumluft über kalten Wandabschnitten zu einem raschen Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit auf Werte um 80% und mehr.!!
Die Ursache ist darin zu sehen, dass die Höhe der relativen Luftfeuchte von der Lufttemperatur abhängig ist. Befinden sich z. B. bei 20 °C Raumtemperatur 9,5 g Wasser in einem m³ Raumluft, würde man mit einem Hygrometer eine relative Luftfeuchtigkeit von 55% messen. Würde sich diese Luft an einer nur 12 °C kalten Außenwandecke abkühlen, stiege der relative Feuchtegehalt auf nahezu 92 % obwohl der absolute Wassergehalt bei 9,5 Gramm geblieben ist. 92% sind ein Wert, bei dem die Wand noch nicht nass ist - mit dem Schimmelpilzsporen aber schon etwas anfangen können!
ausführlich: relative und absolute Luftfeuchtigkeit
#Die dominierende Rolle der Luftfeuchtigkeit

Für das Wachstum von Wohnraumschimmel ist eine messbare Durchfeuchtung des Putzes oder der Tapete nicht erforderlich. Wie die Schimmelpilzkurve (rote Linie) zeigt, beginnen die meisten Schimmelpilzarten bereits bei einer Luftfeuchtigkeit unmittelbar über dem Substrat von 80% zu wachsen.
#Wie verringere ich die durchschnittliche Raumluftfeuchtigkeit?
Der erste Schritt in die richtige Richtung ist die Anschaffung eines gut gehenden elektronischen Hygrometers mit Alarmfunktion. Hygrometer erfassen die relative Luftfeuchte, über deren Höhe uns kein Sinnesorgan irgendetwas mitteilt. Mit Hilfe eines Hygrometers erst erkennt man den Zusammenhang zwischen steigender und sinkender Luftfeuchte und dem Lüftungsverhalten.
In einem zweiten Schritt wird die Kipplüftung im Winter verbannt und mindestens ein Fensterbrett soweit abgeräumt, dass das Lüften mit weit geöffnetem Fenster möglich wird. Dann wird konsequent häufig, aber kurz gelüftet.
Türen der zu belüftenden Räume sollten beim Lüften geschlossen bleiben, oder es wird eine Querlüftung über zwei gegenüberliegende Räume vorgenommen. Es wäre dann aber darauf zu achten, dass sich keine Strömung von wärmeren zu kühler gehaltenen Räumen aufbaut. Räume mit geringerer Raumtemperatur, wie z.B. Schlafzimmer, bleiben geschlossen. Wenn es hier zu kalt sein sollte, wird mit dem im Raum befindlichen Heizkörper geheizt
Es ist besonders effektiv und letztlich auch energiesparender, erwärmte Luft weg zu lüften. Trockene Luft von außen erwärmt sich rascher, so dass es viel schneller behaglich warm wird. Optimal wäre der Einbau einer einfachen Lüftungsanlage, die sich, was den nötigen Luftwechsel in den Räumen betrifft, an dem Niveau der Luftfeuchtigkeit orientiert und so dafür sorgt, dass kritische Werte im Winterhalbjahr oberhalb 55% gar nicht erst entstehen.
#Nährstoffe
Neben einer gewissen Feuchtigkeit ist die zweite wichtige Grundvoraussetzung für das Schimmelpilzwachstum ein günstiger Nährboden. Dazu bedarf es einer kohlenstoffhaltigen, organischen Substanz. Besonders häufig finden wir Pilzgeflechte daher auf Oberflächen mit einem hohen Anteil an Zuckereiweiß und Holzbestandteilen. Da kein flüssiges Wasser für das Schimmelwachstum erforderlich ist, bleiben manche Befallstellen u.U. lange Zeit unbemerkt. Hinter Verkleidungen und unter Tapeten, hinter Schränke und Scheuerleisten schaut man nicht jeden Tag nach. Schimmelpilze finden wir auch unter scheinbar nicht befallenen Oberflächen, wie in kunstharzhaltigem organischem Putzmörtel oder in Poren von Dämmstoffen. Da es sich hierbei meist um Myzel handelt, das noch keine farbigen Sporen ausgebildet hat, kann der Existenznachweis nur im Labor geführt werden.,
#"Gute" Nährstofflieferanten
- Tapeten, Raufasertapeten, Kleister
- Papier, Pappen, Gipskartonplatten
- Holz und Holzwerkstoffe wie Hartfaser-, OSB-, Span-, Sperrholzplatten
- Hartfaserplatten (Holzwerkstoff mit Bindemitteln) für Schrankrückwände
- Dispersions-, Latex-, Acryl- und geleimte Wandfarben
- kunstharzhaltige organische Putzmörtel (z.B. für Fliesenfugen), Wandfarben und Klebstoffe
- Silikone, Gummi, verschiedene Folien
- Textilien, Teppiche
- Dämmstoffe wie Mineralwolle, Schaumpolystyrol
- Leder
- Hausstaub
- Stroh
- Rückstände von organischen Reinigungs- und Körperpflegemitteln (in Duschkabinen)
#Weniger gute Nährstofflieferanten
- unbehandelte Zellulosefasern zum Einblasen (laut Schimmelleitfaden Umweltbundesamt)
#liefern keine Nährstoffe
- Glas
- Metalle
- Glaswolle ohne Bindemittel