Optimale thermische Behaglichkeit
Faktoren, die die optimale thermische Behaglichkeit beeinflussen, über ihr Zusammenwirken und welche Grenzwerte einzuhalten sind.
Wer sich wohlfühlt, befindet sich in der Regel in einer Situation, in der sich zahlreiche Umgebungsbedingungen in einem positiven Bereich und in einem für die Person geltenden Gleichgewicht befinden. Ich konzentriere mich im folgenden auf die speziellen Faktoren, die die sogenannte thermische Behaglichkeit ausmachen. Sie ist gekennzeichnet durch Temperaturen, Wärmestrahlung, Feuchtigkeitswerte und Bewegungen der Umgebungsluft.
Bereits geringe Abweichungen eines Faktors können das empfundene Gleichgewicht durcheinander bringen und verlangen nach Korrektur. Hierbei spielt die Lufttemperatur eine große, aber nicht die alleinige Rolle. Wie wäre es sonst zu erklären, dass wir mal mit 17°C zufrieden sind, unter anderen Bedingungen aber 25°C benötigen? Welche „anderen Bedingungen“ sind es, die auf unser Wohlgefühl Einfluss nehmen?
In der Grafik (Quelle: Impulsprogramm Hessen) wird auf 6 Faktoren hingewiesen, die auch nach meinen Erfahrungen, die Behaglichkeitsproblematik hinreichend beschreiben. Es sind dies
- die Temperatur der Raumluft,
- die Oberflächentemperatur der Umschließungsflächen (bauliche Hülle),
- die Einrichtung und aktive Wärmequellen (Wände, Decken, Fußböden, Fenster, Mobiliar, Heizkörper), die hier als Wärmestrahlung vom Fußboden symbolisch dargestellt wird,
- die Höhe der Luftfeuchtigkeit der Raumluft,
- die Stärke der Luftbewegung (Strömungsgeschwindigkeit der Raumluft) sowie
- die Zustrahlung von solarer Energie durch die Fenster.
#Alle Faktoren wirken gleichzeitig
Von Bedeutung ist, dass die genannten Faktoren in wechselnden Anteilen immer gleichzeitig auftreten. Deshalb wäre es unzureichend, optimale thermische Behaglichkeit nur an einer Größe, wie z. B. der Lufttemperatur, festzumachen – was aber leider allzu oft getan wird.
Die Veränderung eines Faktors bei gleichbleibend anderen Bedingungen kann die empfundene thermische Behaglichkeit empfindlich stören oder deutlich verbessern. Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass sich die Bedingungen gegenseitig beeinflussen. Die Änderung einer Größe wirkt auf eine oder mehrere andere Größen. Schalten Sie beispielsweise bei hohen Lufttemperaturen einen Ventilator ein, erhöht sich die Luftbewegung und sie empfinden Abkühlung. Bei niedrigerer Lufttemperatur kann die gleiche Luftbewegung eines Ventilators oder auch ein wesentlich leichterer Luftzug unbehaglich wirken.
So können einzelne Faktoren für optimale Behaglichkeit bedeutsamer werden, andere hingegen treten in den Hintergrund. Trotzdem gibt es natürlich einige allgemeingültige Orientierungs- bzw. einzuhaltende Grenzwerte.
- Die Temperatur der Raumluft kann bei etwa 19 bis 20 °C liegen, sofern die Oberflächentemperaturen der Hüllflächen (Wände, Fenster, Decken Fußböden) minimal 17 °C betragen.
- Liegen die Oberflächentemperaturen im Winter darunter (was im ungedämmten Altbau normal ist), muss die Raumlufttemperatur für die meisten Menschen angehoben werden, um eine behagliche Atmosphäre zu sichern.
- Durch wärmedämmende Maßnahmen (Außen-, Innendämmung, 3-Scheiben-Verglasung u.v.a.m.) lässt sich die innere Oberflächentemperatur auf mindestens 17 °C anheben.
- Heizungen sollten möglichst großflächig niedrig temperierte Wärme abgeben.
- Die Luftfeuchtigkeit sollte in einem Bereich zwischen 35% bis 55% liegen.
- Eine Strömungsgeschwindigkeit der Luft über 0,15 m/sec empfinden die meisten Menschen als unbehaglichen Zug.
- Die ungebremste Zustrahlung von Solarenergie ist oftmals unangenehm. Eine mögliche Lösung sind außen angebrachte Jalousien oder Fensterläden.