Praxis: Luftwechsel nach Heizkesselerneuerung
Die Veränderung der Betriebsweise von Heizgeräten oder Kaminöfen kann die Höhe des Luftwechsels erheblich beeinflussen.
Ein sehr interessanter Beratungsfall führte mich in die Wohnung einer Familie, die für Wärmebereitstellung und warmes Wasser lange Jahre eine Gastherme nutzte. Eine Schimmelbildung setzte ein, nach dem die Gastherme durch ein neues Gas-Brennwertheizgerät ersetzt wurde. Die sonstigen Wohnbedingungen blieben gleich.
Für die Ursachenermittlung muss man wissen, dass es Gas-Heizgeräte in zwei unterschiedlichen Ausführungen mit unterschiedlichen Betriebsweisen gibt. Abhängig von der Verbrennungsluftzufuhr, werden sie entweder raumluftabhängig oder raumluftunabhängig angeschlossen.
Die bisher betriebene Gas-Therme war raumluftabhängig angeschlossen. Die für die Verbrennung erforderliche Verbrennungsluft wird bei dieser Betriebsweise direkt dem Aufstellraum entnommen, in diesem Fall aus dem Bad. Die Gastherme selbst war dazu nicht gekapselt, so dass die erforderliche Verbrennungsluft direkt raumluftabhängig entnommen werden kann. Über Öffnungen in der Badtür war ein Luftverbund mit dem Rest der Wohnung hergestellt. Wenn die Therme gestartet war, wurden Abgase mit einer Temperatur um 100 °C erzeugt, die durch den Auftrieb im Abgasrohr bzw. einem Schornstein infolge des entstehenden Unterdrucks abgeführt wurde.
Durch die offene Verbindung mit dem Abgasweg (Schornstein) der bisher angeschlossenen Therme entstand auch ein Auftrieb, ohne dass die Therme gestartet war. Allein der Temperaturunterschied zwischen der Wohnraumluft und der winterlichen Außenluft reichte aus, damit immer ein gewisse Menge warmer Abluft nach außen über den Schornstein abströmen konnte. Zusätzlichen Auftrieb erhielt die abströmende Luft durch ein immer brennendes Zündflämmchen.
Infolge des mehr oder weniger starken Zuges entstand immer ein Unterdruck im Aufstellraum, der zur Ansaugung von Luft aus den anderen Räumen führte. So wirkte die bisher angeschlossene Gastherme in der kalten Jahreszeit wie eine Art unsichtbares Lüftungssystem. Die mit Feuchtigkeit angereicherte Luft wurde zu einem erheblichen Teil abgeführt und trockene Außenluft durch Ritzen und Spalten (Fenster und Türfugen, Briefkastenschlitze, Schlüssellöcher) angesaugt. Das war die Situation vor der Modernisierung.
Das neue Gas-Brennwertgerät wurde raumluftunabhängig angeschlossen. Bei dieser Anschlussart erfolgt die Verbrennungsluftversorgung über ein zusätzliches Luftrohr von außerhalb der Wohnung. Diese Veränderung der Betriebsweise der Gasthermen verringerte den Luftaustausch in der Wohnung, da es im Bad nun keine Unterdrucksituation mehr gab. Die Mieter behielten ihre Lüftungsgewohnheiten zunächst bei. Der Luftaustausch verringerte sich dadurch und die Wohnraumluft wurde feuchter. Da es sich um eine Altbauwohnung mit schwacher Wärmedämmung handelte, kam es in der nachfolgenden Heizperiode zu massivem Schimmelbefall.
Eine gut gemeinte Modernisierung zum Zwecke der Energieeinsparung (Brennwertgeräte haben einen um etwa 15 % besseren Wirkungsgrad) führt zu einem sich über mehrere Jahre hinziehenden Problem mit unangenehmer Schimmelbelastung. Erst nachdem klar war, wie es zur Schimmelbildung kommen konnte, wurde eine Änderung der Lüftungsweise besprochen und umgesetzt (häufigere und kürzere Stoßlüftung), wodurch das Problem nach und nach beseitigt wurde.
#Mein Fazit:
- Modernisierungen zur Energieeinsparung (Heizung, neue Fenster) führen nicht selten zu einer Reduzierung der Intensität des Luftaustausches. In der Folge wird die Luft feuchter, was zu Durchfeuchtungen mit Schimmelbildung beitragen kann.
- Eine Modernisierung muss sich auch mit der Notwendigkeit zur Veränderung des Lüftungsverhalten beschäftigen.