Wärmegedämmter Keller oder Bodenplatte?

Wärmegedämmte Keller oder Bodenplatte, Zweck, Entscheidungsgrundlagen, Umnutzung, Planung der Dämmung

Die Wärmedämmung der Bodenplatte für ein Wohnhaus wird errichtet

Bodenplatten, Streifenfundamente und Kelleraußenwände haben den Zweck, die Gebäudelasten auf eine größere Fläche zu verteilen sowie die Gründung frostfrei auszuführen. Während eine Bodenplatte als Gründung keinen Raum schafft, kann bei einem entsprechend geplanten Keller auf zusätzlichen Raum bzw. ein nahezu vollständiges Geschoss zurückgegriffen werden.

Gedämmte Kelleraußenwände werden u.a. mit Styroporschalsteinen errichtet

Überwiegend dienten Keller in der Vergangenheit der Bevorratung von Lebensmitteln oder Brennstoffen. Diese Funktionen sind jedoch weitgehend verloren gegangen. Für den Neubau ergibt sich die Frage, ob der Bau eines Kellers mit seinen zusätzlichen Kosten noch sinnvoll ist, und ob es nicht eine preiswertere Bodenplatte auch tut, die unter bestimmten Aspekten sogar die bessere Lösung darstellt. Ich habe beim Neubau meines Hauses aus baukonstruktiven und wärmetechnischen Gründen eine Lösung mit Bodenplatte ohne Keller gewählt. Doch dazu später. Besteht ein Keller bereits, stellt sich die Frage, ob eine über die Bevorratung hinausgehende Nutzung möglich ist, und wenn ja, welche Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen.

#Vielseitige Nutzung von Kellern

Zweifellos zugenommen haben Kellernutzungen mit hohen Anforderungen an den Komfort, wie z.B. Hobby-, Party- und Büroräume oder Sport-, Sauna- und Wellnessbereiche. Während bei traditioneller Kellernutzung eher gleichmäßige kühle Temperaturen im Vordergrund stand, wird bei den veränderten Nutzungen eine vergleichsweise hohe Temperatur der Oberflächen der umgebenden Wände, Fenster, Fußböden und Decken gewünscht. Gründe dafür sind die erwartete Behaglichkeit, aber auch die Vermeidung von Bauschäden.

Kellerraumseitig, aber auch knapp oberhalb der Kellerdecke im Wohnbereich, kann es bei schwacher Dämmung der Kelleraußenwände zu niedrigen Oberflächentemperaturen kommen, die Schimmelschäden verursachen können. Darüber hinaus führen oben erwähnte Nutzungen bei schwach gedämmten Kelleraußenwänden zu hohen Wärmeverlusten, die vermeidbar wären. Besonders anschaulich werden diese Verluste, wenn mit einer Thermografiekamera (Wärmebild) auf den Sockelbereich geschaut wird.

Wärmebild eines akzeptabel gedämmten Gebäudes mit schwacher Kellerdämmung

#Gut gedämmte Kellerwände oder Bodenplatte?

Auf die Perimeterdämmung (grünlich, 20cm) wird die Außenwanddämmung (20cm) gestellt und verklebt

Vor der Gründungsplanung eines Neubaus stellt sich also die Frage, welchen Eigenschaften und Anforderungen Priorität eingeräumt wird. Steht der Platzbedarf im Vordergrund, ist natürlich eine Lösung mit Keller unumgänglich. So wie man für einen trockenen Keller sorgt, sollte dann unabhängig von der späteren Nutzung auch ein wärmegedämmter Keller vorgesehen werden. Denn Nutzungswünsche, die später hinzukommen, stellen möglicherweise Anforderungen an die Außenwände, die nur mit sehr hohem Aufwand realisiert werden können. Außerdem kann ein bereits in der Neubauphase mitgedämmter Keller mit weniger Wärmebrücken errichtet werden. Die nachträgliche Wärmedämmung ist in der Ausführung anspruchsvoll, kostspielig und verlangt einiges an Spezialwissen.

Schwache Kellerwärmedämmung am ansonsten gut gedämmten Gebäude

Bei lediglich temporär genutzten Räumen (Gästezimmer, Hobby- und Partyräume) kann sowohl im Neubau als auch im Altbau eine Innendämmung sinnvoller sein. Durch die Innendämmung heizt sich der Raum rascher auf. Handelt es sich aber um eine kontinuierliche Nutzung für Wohnzwecke mit kontinuierlicher Beheizung im Winter, ist die Außendämmung von Kellerräumen zweckmäßiger. Werden gut gedämmte Kellerräume nicht aktiv beheizt, aber ausreichend belüftet, stellen sich hier Temperaturen zwischen 12°C und 16°C ein. Dieser Temperaturbereich ist unabhängig davon, ob es sich um eine Innen- oder um eine Außendämmung der Kelleraußenwände handelt.

Zur Ausführung der Innendämmung finden Sie ausführliche Informationen im Abschnitt Innendämmung. Wichtige Grundsätze und Ausführungsregeln der Außendämmung (ausführlich hier) gelten auch bei der Dämmung der Kelleraußenwand. Bei der Planung ist rasch zu erkennen, dass bei jeder Kellerdämmung, besonders bei der Innendämmung, einige Wärmebrücken unvermeidbar sind und Kompromisse gemacht werden müssen. Wer auf den Platz nicht angewiesen ist, ist daher mit der einfacher zu realisierenden und wärmetechnisch besseren Lösung einer wärmegedämmten Bodenplatte besser beraten.

#Bodenplatten

Bodenplatten stellen wie Keller einen Außenkontakt des Gebäudes zur Umgebung dar. Deshalb ist die Frage, inwieweit Bodenplatten die Energiebilanz und Behaglichkeitswerte eines Gebäudes beeinflussen, von Bedeutung.

Schwache Wärmedämmung einer konventionellen Bodenplatte

Ungedämmte Bodenplatten konventioneller Bauart zeigen wegen ihrer in wärmetechnischer Hinsicht konstruktiven Schwächen oft erhebliche Mängel. Bei einer solchen Bodenplatte ist die Wärmedämmung des nutzbaren Bodens erst oberhalb der Bodenplatte aufgebracht.

Da die Außenwand direkt auf der ungedämmten Bodenplatte aufsitzt, kommt es ohne Außendämmung daher immer zu einen mehr oder weniger deutlichen Wärmeverlust am Fußpunkt der Außenwände. Nahezu alle ohne Keller errichteten Gebäude, die ich thermografiert oder deren Thermogramme ich ausgewertet habe, wiesen wärmetechnische Schwächen im Bereich der Bodenplatte auf. Besonders schwerwiegende Verluste waren bei Fußbodenheizungen zu beobachten. Um den Mangel zu beseitigen, kann eine nachträgliche Dämmung (Perimeterdämmung) von außen, am Günstigsten bis etwa 50 cm über der Oberkante der Bodenplatte, ausgeführt werden.

Eine bessere Lösung stellen von unten und von den Seiten gedämmte Bodenplatten dar. Bei dieser Form der Gründung ruht die lastabtragende Bodenplatte auf bzw. in einer speziellen, erdreichberührenden Dämmschicht.

Die Bodenplatte ist von unten und von der Seite (verlorenen Schalung grün) gedämmt.

Man benutzt praktisch den Wärmedämmstoff als verlorene Schalung, d.h. auch die Stirnseiten der stahlarmierten Bodenplatte sind komplett von Dämmstoff eingehaust. Die nach außen zeigende, unter dem Erdreich liegende Dämmschicht ist eine so genannte Frostschürze, die das Unterfrieren der Bodenplatte im Winter unterbindet. Dafür eignen sich nur Dämmstoffe mit spezieller Zulassung für Perimeterdämmungen.

Wie Sie eine wärmegedämmte Bodenplatte dimensionieren und ausführen zeige ich Ihnen in dem Artikel: Wärmegedämmte Bodenplatte

Über die nachträgliche Verbesserung von wärmetechnischen Eigenschaften von Bodenplatten und Kelleraußenmauerwerk lesen Sie mehr im Artikel: Nachträgliche Wärmedämmung der Kelleraußenwand

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