Luftströmungen im ausgebauten Dachgeschoss
Die Interpretation der Wärmebilder von Dachgeschossen verlangt Kenntnisse zu Ursachen von Luftströmungen in bautechnischen Konstruktionen.
Eine gute Diskussionsgrundlage zur qualitativen Bewertung gedämmter Dachgeschosse liefert die Gebäudethermografie. In der Regel wird bei niedrigpreisigen Dienstleistungen dieser Art aber nur von außen und vom Erdboden aus thermografiert. Die so entstandenen Aufnahmen zeigen oft erhebliche Temperaturunterschiede auf Dachflächen, vor allem rings um Dachflächenfenster, Gauben und Schornsteinen sowie am First. In zahlreichen mir vorliegenden Auswertungsberichten werden diese Temperaturdifferenzen lapidar mit der Qualität der Wärmedämmung im Dach in Verbindung gebracht.
Der Auftraggeber der Untersuchung erhält eine Beurteilung der Güte der vorhandenen bzw. frisch ausgeführten Wärmedämmmaßnahmen. Zusammenfassend erhält der Auftraggeber Hinweise auf Verbesserungspotential. Doch solche Schlussfolgerungen sind in der Mehrzahl der Fälle gar nicht möglich. Der Grund ist plausibel: Hervorgerufen werden die erkennbaren Temperaturunterschiede fast immer nur durch Luftströmungen unter der Dachhaut. Daraus lässt sich aber keine Qualitätsaussage zum Dämmstoff, seiner Stärke und der Einsparungshöhe ableiten, wohl aber lässt sich der Erfolg der Umsetzung des Luftdichtheitskonzeptes bemessen.
Die Aufnahmen geben damit also lediglich Hinweise, wo und mit welchen weiteren technischen Hilfen (z.B. einer Luftdichtheitsmessung, Blower door) gesucht werden kann. Für einen erfahrenen Berater sind die Aufnahmen jedoch schon hinreichendes Indiz für den einen oder anderen Mangel (Lücken in der Dampfbremse, fehlende Luftdichtheit). Dabei greift der Berater auf seine Erfahrungen zur üblichen Ausführung bestimmter Konstruktionen im Dachgeschoss zurück. Aussagen der Besitzer von Thermografiekameras bzw. Auswertern von Thermogrammen, die kein ausreichendes bauphysikalisches und baukonstruktives Detailwissen mitbringen, sind mit Vorsicht zu genießen.
Belastbare Aussagen zur energetischen Qualität von Dämmschichten (U-Wert, erreichte Luftdichtheit) und zur Lokalisierung von Wärmebrücken erfordern bei Kaltdächern (belüftet!) immer eine Thermografie der Warmseite, die nur von der Innenseite aus möglich ist. Vorausgesetzt ist dabei, dass der raumseitige Abschluss des Wohnungsausbaus (also z.B. die Gipskartonplatten) nicht ebenfalls mit Außenluft hinterlüftet ist.
#Mein Fazit
Die mittels Thermografiekamera bei Außenaufnahmen sichtbar gemachten Auffälligkeiten eines Daches zeigen Bereiche unterschiedlicher Temperatur. Sie werden durch Luftströmungen unterhalb der Eindeckung verursacht. Die Luftströmungen können durch Leckagen in der Dampfbremse ( Luftdichtheitsbahn), durch vergessene Bereiche oder/und durch Einströmungen an der Traufseite/Giebelseite (z.B. über Fenstern) verursacht werden. Eine Dachdämmung kann nur dann eine hohe Qualität besitzen, wenn die Wärmedämmung ausreichend stark, lückenlos und luftdicht ist.
Weiterführende Hinweise zur Luftdichtheit findet der Leser im Beitrag: Herstellung luftdichter Konstruktionen
#Fragen und Antworten
Frage: Ich habe dieses Jahr ein EFH gebaut in dem die Giebelwände in Tafelbauweise gemäß Statik und Energiepass erstellt sind. Heute stellte ich ein Paar Wasserflecken an den Anschlussstellen Zwischendeckebalken an der Außenwand fest. Gleich danach habe ich mit meinem Mann nach Problem gesucht und gefunden! Wir haben zweiseitige Beplankung der Holzständerkonstruktion mit 15 mm OSB und dazwischen Steinwolle. An der Innenseite der äußeren OSB ist die Steinwolle richtig feucht! Es ist uns klar, dass bei den Wetterbedingungen wir keine besondere Reparaturmassnahmen ausführen... möchten aber fragen, welche Ursachen die Kondenswasserbildung auslösen und was man dagegen machen kann?
Antwort: Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das beschriebene Schadensbild auf eine Luftundichtheit zurückzuführen. Warme Raumluft aus dem Inneren des Hauses hat das Bestreben das Haus zu verlassen. An einer undichten Stelle kommt es zur Durchströmung von innen nach außen. Auf dem Weg nach draußen kühlt sich die warme Raumluft ab, wodurch die relative Luftfeuchtigkeit steigt. Bei sehr niedrigen Außentemperaturen kühlt die nach außen strömende Luft soweit ab, dass die Sättigungsgrenze erreicht wird, wodurch Tauwasser ausfällt. Bei einer längeren Kälteperiode können erheblich Wassermengen als Tauwasser ausfallen. Bevor Sie an die Beseitigung der Ursache herangehen, sollten Sie mit Hilfe einer Luftdichtheitsuntersuchung die genaue Lage der Luftundichtheiten lokalisieren lassen. Eine einfache Lokalisierung gelingt auch mittels Räucherstäbchen. Der Qualm zieht erkennbar in Richtung der undichten Stelle weg. Da die Luftdichtheit einer solchen Wandkonstruktion immer auf der warmen Seite hergestellt werden sollte, können Sie nach einer Leckageortung versuchen als Sofortmaßnahme die Leckage abzudichten, z.B. durch das Aufkleben von faserarmierten Papierstreifen. Ich empfehle jedoch mittelfristig eine präzise Leckortung durchführen zu lassen und die Leckagen Professionell abdichten zu lassen. Im Übrigen ist die Herstellung einer luftdichten Gebäudehülle eine gesetzlich festgelegte Aufgabe, die ihr Bauunternehmer zu bewerkstelligen hat.