Praktische Ausführung von Innendämmungen
Übersicht zu verschiedenen Ausführungen und bevorzugten Einsatzmöglichkeiten; Praxishinweise, Verarbeitungshinweise und Tipps
- Die Ausführungen von Innendämmungen sind vielfältig. Sie reichen von Verbundplatten, bei denen die Deckplatte werkseitig mit dem Dämmstoff verklebt ist (wahlweise mit integrierter Dampfbremse), über eine Innendämmung zwischen einer Holzlattenkonstruktion bis hin zu Systemen, bei denen der Innenputz (Nassputz) direkt auf die Dämmplatten aufgetragen wird.
- Weiche Dämmstoffe lassen sich besser an eventuelle Wandunebenheiten anpassen als harte Platten.
- Beachten Sie bei der Auswahl: Alle Dämmstoffe der dargestellten Systeme einer Innendämmung haben eine positive Energiebilanz. D.h. sie sparen mehr Energie, als zu ihrer Herstellung erforderlich war. Durch die Energieeinsparung wird ein beträchtlicher Teil klimaschädlicher Gase und Umweltgifte zurückgehalten.
#1. Innendämmung mit Gipskarton-Schaumpolystyrol-Verbundplatte WLG 032

Eine preiswerte, gut funktionierende und häufig angewandte Art der Innendämmung ist das Ankleben von so genannten Verbundplatten aus Gipskarton und Schaumpolystyrol. Diese Art der Innendämmung kann in allen Räumen mit Außenwänden vorgenommen werden, auch im Bad. Vorausetzung ist in jedem Fall eine trockene Außenwand ohne Durchfeuchtungsmöglichkeit durch Schlagregen. Außerdem muss lückenlos gedämmt werden. Die Dämmschicht darf nicht von Raumluft hinterströmt werden.

Bei dem System ist eine zusätzliche Dampfbremse nicht erforderlich, da der Dämmstoff ab einer Stärke von 3 cm selbst bereits eine ausreichend dampfbremsende Wirkung besitzt. Bei Verbundplatten mit Mineralwolle ist eine integrierte Dampfbremse dagegen empfehlenswert.
#Verarbeitungshinweise
#Material

Das Material sollte eine Gipskarton-Verbundplatte mit Styropor (Neopor) der Wärmeleitfähigkeitsgruppe 032 sein. Man erkennt es an der grau-silbernen Färbung. Die Dämmstoffstärke sollte mindestens 6 cm, besser 8 cm betragen. Nachteilig ist die Größe der Platten, die es dem Amateur nicht gerade einfach macht bei Transport und Montage. Aber die Platten können vorher auch halbiert werden. Die Montage der kleineren Platten ist im Verbund mit versetzen Höhen und Senkrechten empfehlenswert.
Handelsnamen für gebräuchliche Platten sind z.B.:
- Rigips: Rigitherm Doublissimo
- Knauf: InTherm
Eine zusätzliche Dampfbremse wird nicht benötigt!
#Vorbereitung
Materialkalkulation für 1 m² Gipskartonverbundplatte Ankleben mit ca. 4 kg Trockenmasse pro m² eines für Wärmedämmverbundsysteme geeigneten Klebe- und Armierungsmörtels
Weiteres Material und spezielle Werkzweuge
- Spachtelmasse für Gipskartonplatten
- Armierungsgewebe zum Einlegen
- Quellband (zum Draufstellen)
- PU-Dosenschaum (für eventuelle Spalten)
- lange Wasserwaage (2 m)
- Stahllineal zum Anzeichnen
- Cuttermesser und Ersatzklingen
- Zahntraufel 1 cm Zahnweite, 10 cm bis 20 cm breit oder
- Trapezspachtel zum Auftragen der Klebemasse
#Ankleben der Verbundplatten
Der Untergrund sollte keine hohlen Putzstellen haben (Klopfprobe) und von Tapeten, alten Farben (vor allem Öl-Farben) befreit sein. Ich empfehle den Untergrund zu grundieren (Putzgrund). Keineswegs sollten Verbundplatten mechanisch mit einfachen Schrauben befestigt werden (Wärmebrücke!). Dort wo es nicht anders geht, können Thermodübel für WDVS Verwendung finden.
Achtung: Verarbeitungshinweise in denen die Verklebung ausschließlich mit Mörtelbatzen empfohlen wird, sind fehlerhaft. Um eine Hinterströmung mit Raumluft zu vermeiden, ist unbedingt auch eine umlaufende Mörtelwulst zu ziehen, wie in der Abbildung weiter unten dargestellt.

- Die Verklebung der Verbundplatten erfolgt kann ganzflächig (mit Zahnspachtel aufgetragener Mörtel) oder wegen der einfacheren Justierung besser nach der Wulst-Punkt-Methode erfolgen. Geklebt wird mit einem mineralischen Klebe- und Armierungsmörtel, der für Wärmedämmverbundsysteme auf Schaumpolystyrolbasis zugelassen ist.
- Bei mineralischen Klebemörteln empfiehlt es sich nicht, den Kleber mit einem Zahnspachtel auf die Wand zu bringen, da bei stark saugendem Untergrund der Mörtel zu schnell versteift.
- Bevor die ersten Platten gestellt werden, sollte ein entsprechend breites Quellband (vorkomprimiertes Dichtband) auf den Boden verlegt sein (Luftdichtheit, Schallschutz).

- Ein 2 m langes Richtscheit sollte bei der Hand sein. In den Ecken zur Decke und zu den einbindenden Innenwänden sollten Dämmkeile bereits montiert sein (Beachten Sie die Verlege-Hinweise in Dämmkeile).

Fensterlaibungen, Fensternischen, Brüstungs- und Sturzbereiche usw. müssen möglichst in gleicher Dämmstoffstärke bis auf den Fenster- bzw. Türrahmen mit gedämmt werden. Sollte dies in der gleichen Stärke konstruktionsbedingt unmöglich sein, ist bei geringerer Dämmstoffstärke ein Dämmstoff mit kleinerer Wärmeleitfähigkeit, also höherer Dämmwirkung einzusetzen. Zum Rahmen hin ist es ratsam, vorher ein Quellband setzen um später eine dauerelastische Fuge herzustellen. Ausführliche Hinweise entnehmen Sie bitte dem Link: Konstruktionsdetails Fenster
Besondere Aufmerksamkeit verlangt auch die Innendämmung mit Verbundplatten bei Holzbalkendecken. Es ist ratsam die Zwischenräume zwischen den Balken in die Dämmung mit einzubeziehen. Ausführliches dazu finden Sie im Ratgeber Innendämmung bei Holzbalkendecke.
Bei dieser Gelegenheit sind auch die Heizkörpernischen durch Dämmung zu verschließen. Dazu gibt es einen eigenen Ratgeber (Dämmung der Heizköpernische). Beachten Sie auch die Hinweise zu Konstruktionsdetails verschiedener Bauteile.
Achtung: Die Platten dürfen nicht auf ein Holzlattengerüst geschraubt werden.
Nach der Montage der Elemente können breitere Fugen zwischen Dämmstoffelementen mit PU-Schaum ausgefüllt werden (nicht jedoch mit Mörtel!). Das Spachteln der Fugen zwischen den einzelnen Elementen sollte unter Einbettung eines Armierungsgewebes geschehen. Die Anschlussfugen zu anderen Bauteilen (Innenwand, Decke, Fußboden, Fenster) sind nicht zu spachteln. Damit diese Dehnungsfugen rissfrei bleiben sollen, sind diese mit dauerelastischen Dichtstoffen (Acryl) zu verschließen. Zum Abschluss kann tapeziert werden.
Die bei einer Dämmung mit Mineralwolle eingesetzte feuchtevariable Dampfbremse als separates Bauteil ist hier nicht erforderlich.
Das System ist preiswert, einfach in der Handhabung, bei richtiger Verarbeitung sicher und im Baumarkt bis auf die empfehlenswerten Dämmkeile zu haben (siehe Marktübersicht Dämmkeile).
#2. Innendämmung mit Mineralfasermatten oder anderen mattenartigen Dämmstoffen
Der Einbau von Mineral-, Glasfaser- und Holzweichfasermatten zwischen Holzlattung erfordert eine separate Dampfbremse. Bei diesem System muss über bzw. vor dem Dämmstoff eine luftdicht ausgeführte Dampfbremse mit speziellen feuchtevariablen Eigenschaften verlegt werden. Eine billige Standard PE-Folie aus dem Baumarkt ist keine Dampfbremse sondern eine Dampfsperre, die hier nichts verloren hat. Auch aluminiumkaschierte Randleistenmatten gehören nicht an die Außenwand. Die Aluminiumkaschierung begünstigt Ausführungsfehler (Leckagen, Undichtheiten) und verhindert die Rücktrocknung.

#Arbeitsschritte bei einer Innendämmung mit faserartigen Matten und separater Dampfbremse
- Zunächst wird eine Traglattung in der Breite der Matten (minus 1 cm) angeschraubt und ausgerichtet. Am Boden, der Decke, an den Rändern und an den Laibungskanten bei Fenstern und Türen ist jeweils eine Traglatte zu montieren (gilt auch für die letzte Lage bei mehrlagigem Aufbau). Die Schrauben der ersten Lage Traglatten sind mindestens 1 cm zu versenken. Bei stärkeren Innendämmungen sollte die Unterlattung nach dem Auffüllen mit Dämmstoff kreuzweise in mehreren Lagen verlegt werden (empfehlenswert zur Minimierung von Wärmebrücken).
- Die feuchtevariabele Dampfbremse wird so zugeschnitten, dass die Überlappungen von etwa 10 cm immer über einer Traglatte liegen, damit Klebebänder auch wirklich angedrückt werden können. Zur Hilfe kann zunächst getackert werden. Die Tackerklammern sind aber mit einem Streifen Klebeband zu überkleben. Als Klebeband kommt nur eine spezielles dauerhaftes Klebeband des Herstellers der Dampfbremse in Frage.
- An den Rändern wird die mindestens 5 cm überstehende Dampfbremse in die Ecken eingelegt und mit einem Doppelklebeband gegen bzw. mit Spezialklebeband auf dem Putz o.ä. festgeklebt. Es empfiehlt sich, eingebundene Innenwände zuvor mit Dämmkeilen zu versehen (Beachten Sie die Hinweise in Dämmkeile).
- Eine Lage Lattung mit einer Stärke von etwa 2 cm im Abstand der Gipskartonplatten bildet den abschließenden Installationsraum (für eventuelle Kabel etc.) und einen Sicherheitsabstand zur Dampfbremse. Der Sicherheitsabstand ergibt sich aus der Forderung, dass die Dampfbremse an keiner Stelle durchlöchert werden darf. Auch spätere Durchdringungen (Nägel o.ä.) dürfen keine Schäden verursachen. Anschließend werden Gipskartonplatten o.ä. montiert und gespachtelt. An den Übergangsrändern sind dauerelastische Fugen auszubilden.
#3. Innendämmung mit Dämmplatten aus Mineralschaum WLG 040

Wer mit künstlichen Dämmstoffen aus organischem Material Probleme hat (Petrolchemie), kann auch auf anorganische mineralische Dämmstoffe zurückgreifen. Hier wäre u.a. die so genannte Mineralschaumplatte zu nennen. Mineralschaum ist ein massiver, komplett mineralischer Dammstoff auf Basis Sand, Kalk, Zement und Wasser.
Seine Eigenschaften lassen sich mit denen des Baustoffes Porenbeton (Gasbeton) vergleichen. Der Dämmstoff wird hinterlüftungsfrei, möglichst ganzflächig (Zahnspachtel) an die Wand geklebt und anschließend unter Gewebeeinlage geputzt bzw. gespachtelt. Eine Dampfbremse ist nicht erforderlich. Für eingebundene Innenwände sind Dämmkeile hilfreich, die vom Hersteller der Platten mit angeboten werden.
#4. Innendämmung mit Kalzium-Silikat-Platten WLG 065

Die Kalziumsilikat-Dämmplatte wird vollflächig verklebt (Zahnspachtel) und nach dem Trocknen unter Gewebeeinlage verputzt.
Die Anwendung von Kalzium-Silikatplatten in der Innendämmung sollte Sonderfällen vorbehalten sein, in denen z.B. mit einer überhöhten Mauerwerksfeuchte gerechnet werden muss. In kritischen Fällen (bereits längere Zeit vorhandene Schimmelerscheinungen und partielle dauerhafte Durchfeuchtungen infolge Tauwasser) sind kapillaraktive Innendämmsysteme, wie sie z.B. mit Kalziumsilikatplatten realisiert werden können, sinnvoll. Dieses Material kann eine stärkere Tauwasserbildung verhindern. Aufgrund der geringeren Dämmwirkung sind aber im Vergleich zu den klassischen Dämmstoffen größere Schichtdicken erforderlich. Das Preis-Leistungsverhältnis ist ungünstig. Vorteile ergeben sich aus der Schimmelresistenz des Materials, der Unbrennbarkeit und der problemlosen Recycelfähigkeit. Das Material ist diffusionsoffen und besitzt eine hohe kapillare Saugfähigkeit. Mögliches Tauwasser hinter der Dämmschicht wird durch die kapillaraktiven Eigenschaften verteilt und entspannt. Dampfbremsen und diffusionsdichte Anstriche dürfen auf Kalziumsilikatplatten nicht aufgebracht werden!
#5. Innendämmung mit Holzfaserdämmplatten (Lehmputz)


Bei Holzfaser-Dämmplatten, die mit einem lehmhaltigen Kleber oder ganz ohne Kleber angebracht werden, ist eine Verdübelung durch wärmebrückenarme Kunststofftellerdübel erforderlich. Im folgenden Beispiel wird nicht geklebt sondern mit Stelldübeln (+- 2 cm) befestigt.

#6. Innendämmung mit Zelluloseflocken oder Holzfasern

Zelluloseflocken aus Altpapier werden befeuchtet und an die vorbereitete Wand (Holzabstandslattung) gesprüht. Nach dem Aufsprühen wird die Oberfläche abgezogen und eine feuchtevariable Dampfbremse luftdicht verlegt. Anschließend erfolgt die raumseitige Beplankung mit oder ohne Installationsebene durch eine Gipskarton- oder Spanplatte. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, eine verlorene Schalung zu montieren. In den entstehenden Hohlraum werden Zelluloseflocken oder Holzfasern eingeblasen.
#7.Anbringung von PU-Schaum-Dämmplatten
Dämmplatten aus Polyurethanschaum (PU-Schaum) werden mit einem mineralischen Spezial-Kleber an die zu dämmende Wand mit Hilfe eines Zahnspachtels geklebt. Es besteht auch die Möglichkeit mit Hilfe der Punkt-Wulstmethode zu verkleben, was besonders bei huckligen bzw. rauen Wänden von Vorteil ist. Dabei wird eine umlaufende Kleberwulst durch Klebebatzen im Mittelbereich ergänzt. Nach dem Trocknen kann unter unter Gewebeeinlage verputzt werden.

#8. Ankleben von Schaumglasplatten
Schaumglasplatten werden mit Hilfe von Bitumen o.ä. Kaltkleber vollflächig aufgeklebt. Der Innenputz erfolgt unter Einlage eines Gewebes oder Verkleidung mittels Trockenputz. Diese Konstruktion ist nahezu dampfdicht und kapillarsperrend.

#9. Ankleben von Perliteplatten

Die Perlite-Dämmplatte wird vollflächig mit einem mineralischen Spezialkleber verklebt (Zahnspachtel) und nach dem Trocknen unter Gewebeeinlage verputzt.