Dach- und Dachbodendämmung

Dachdämmung: Dämmung der obersten Geschossdecke bei unbeheiztem Dach oder Dämmung der Hüllfläche bei beheiztem Dachgeschoss?

Wärmedämmung auf der Geschossdecke oder zwischen bzw. auf den Sparren?

Bei keinem anderen Bauteil des Hauses wird so viel selbst – und leider oft auch falsch – gemacht, wie bei einem Dach, das entweder ausgebaut, beheizt und also auch gedämmt wird oder wo der Dachboden lediglich als Speicher genutzt wird. Aber nicht nur Laien machen Fehler. Fachhandwerker, wie Dachdecker oder Trockenbauer, haben die unterschiedlichsten Auffassungen z.B. dazu, ob dieses oder jenes belüftet werden darf bzw. muss, wo eine Dampfbremse hingehört, wo etwas atmen muss oder nicht, und wo man denn nun den Taupunkt nicht hinlegen darf.

Violett: Lage des Dämmstoffes bei verschiedenen Situationen

Eine Wärmedämmung innerhalb des Hauses auf der obersten Geschossdecke oder in der Dachschräge – zu verlegen ist für den Laien möglich. Aber entgegen zahlreich verbreiteter „do it yourself“-Anleitungen ist es alles andere als einfach, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen, zumal Bauschadensrisiken konsequent vermieden werden müssen.

Bevor ich mich mit den Fragen einer Dachdämmung beschäftige, möchte ich folgende Fallunterscheidung treffen:

Ich unterscheide

  1. eine Wärmedämmung der obersten Geschossdecke (Abb. links), wobei der Dachboden (Dachraum) nicht ausgebaut ist bzw. wird und unbeheizt bleibt (speichern, unterstellen) oder
  2. die Wärmedämmung der unmittelbaren Hüllfläche eines künftig ausgebauten und beheizten Dachraumes (Abb. Mitte) oder
  3. ein bereits ausgebautes und beheizbares Dachgeschoss (Abb. rechts), bei dem eine nachträgliche Verbesserung der Wärmedämmung als Aufsparrendämmung oder als Zwischensparrendämmung von außen vorgenommen wird.

#Fall 1: Dachgeschoss wird nicht ausgebaut

Wärmedämmung des Dachbodens (oberste Geschossdecke)

Bleibt das gesamte Dachgeschoss unausgebaut, und damit auch unbeheizt, gehört die Wärmedämmung immer auf den Dachboden. Sichtbar bleiben, wenn man von innen schaut, die Unterspannbahn bzw. Unterdeckung, oder wo es keine gibt, die Dachziegel. Den Dachboden zu dämmen, also die Wärmedämmung auf bzw. in die obersten Geschossdecke einzubauen, ist immer dann richtig, wenn der Dachraum unbenutzt oder lediglich als Trockenboden oder Speicher für allerlei Krempel genutzt wird. In diesem Fall bleibt es also über der Wärmedämmung im Winter kalt. Der Dachraum kann und sollte mit Außenluft belüftet werden können. Da Frostgefahr über der Dämmschicht besteht, ist ggf. auf Heizungsrohre und Ausdehnungsfäße (Schwerkraftheizung) zu achten. Der Einbau von Wärmedämmung in die Dachschrägen wäre in diesem Fall zwar technisch möglich, aber wenig sinnvoll, da Wärmedämmung nur bei Temperaturunterschieden wirksam wird. Die Dachbodendämmung ist in der Regel mit dem erforderlichen Hintergrundwissen unkompliziert und auch für den Laien möglich.

Zu den verschiedenen Möglichkeiten der Dachbodendämmung, dem Aufbau und der Ausführung erläutere ich alles Wichtige im Abschnitt Wärmegedämmte oberste Geschossdecke.

#Fall 2: Dachgeschoss wird ausgebaut

nachträglicher Dachgeschossausbau mit luftdichten Abklebungen (gelb) der OSB-Platten

Wird das Dachgeschoss oder Teile davon ausgebaut (mittlere Abbildung), wird am Besten die mit dem Ausbau entstehende Hüllfläche der später zu beheizenden Räume gedämmt. In diesem Fall ist es wichtig sich vorzustellen, wo die Grenzflächen des Ausbaus liegen, denn hier gehört die Wärmedämmung hin.

Die Planung des Ausbaus beginnt mit der Festlegung des zu erreichenden Dämmniveaus (Dämmstoffstärke und Dämmstoff). Gleichzeitig sind ausgehend von der Ist-Situation die möglichen Innengrenzen des Ausbaus festzulegen. Der Bauherr muss sich darüber im Klaren werden, dass die Veränderung der Nutzung des Dachgeschosses neue bauphysikalische Anforderungen mit sich bringen. Durch Beheizung steigt der Temperaturunterschied zwischen innen und außen. In den beheizten Räumen nimmt die Raumluftfeuchtigkeit zu. Die Wohnraum-Temperatur und der Anstieg der Luftfeuchte erfordern nun eine hohe Luftdichtheit der bewohnten Räume im Dachgeschoss.

Ist bereits eine Unterspannbahn aus Folien bzw. ein Unterdeckung aus Brettschalung mit Bitumenpappe bereits vorhanden, sind Kenntnisse über deren bauphysikalische Eigenschaften wichtig. Sie entscheiden über das weitere Vorgehen und den Systemaufbau der Wärmedämmmaßnahmen im Dach. Tiefer gehende Informationen dazu erhalten Sie im Thema: Unterdach, Vordeckung, Unterspanbahn

### Fall 3: Dachgeschoss ist ausgebaut

nachträgliche Dämmung zwischen den Sparren mit Hilfe einer feuchteadaptiven Dampfbremse

Ist das Dachgeschoss bereits ausgebaut und soll der Ausbau ohne Änderungen weiter genutzt werden, kann eine Verbesserung der Situation in der Regel nur durch eine Verlegung von Dämmstoffen von außen (Abb. rechts) erfolgen. Hier kann der Laie allerdings nicht mehr viel tun, denn bei dieser Situation muss man aufs Dach. Hier wird entweder eine Aufsparrendämmung verlegt oder eine spezielle Art der Zwischensparrendämmung vorgenommen. In beiden Fällen muss die vorhandene Dachhaut (Ziegel, Schindeln, Brettschalung etc.) aufgenommen werden. Kommt eine Zwischensparrendämmung zum Einsatz ist eine feuchteadaptive Dampfbremse luftdicht über und zwischen den Sparren zu verlegen. Anschließend wird ein Dämmstoff (im Bild Mineralwolle) zwischen die Sparren eingebracht. Über den Sparren kann eine zusätzliche Aufsparrendämmung (Holzfaserdämmplatten, PU-Schaum) verlegt werden, da in vielen Fällen die Höhe der Sparren für eine vernünftige Dämmstoffhöhe nicht ausreichen wird.

#Gesetzliche Vorgaben zur Dämmung im Dach

Im Gebäudeenergiegesetz werden in der Anlage Anlage 7 (zu § 48) die Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten von Außenbauteilen bei Änderung an bestehenden Gebäuden wie folgt angegeben. Für nachfolgenden Einbausituationen in Wohngebäuden gilt ein einzuhaltender U-Wert von U = 0,24 W/(m2·K):

Gegen Außenluft abgrenzende Dachflächen einschließlich Dachgauben sowie gegen unbeheizte Dachräume abgrenzende Decken (oberste Geschossdecken) und Wände (einschließlich Abseitenwände):

  • Ersatz oder Neuaufbau einer Dachdeckung einschließlich der darunter liegenden Lattungen und Verschalungen oder
  • Aufbringen oder Erneuerung von Bekleidungen oder Verschalungen oder Einbau von Dämmschichten auf der kalten Seite von Wänden oder
  • Aufbringen oder Erneuerung von Bekleidungen oder Verschalungen oder Einbau von Dämmschichten auf der kalten Seite von obersten Geschossdecken

Dafür ist überschlägig eine minimale Dämmstoffdicke von 14 bis 16 cm erforderlich. Bei Inanspruchnahme von Fördermitteln der KFW-Förderbank liegt der einzuhaltende U-Wert niedriger.

Optimale Behaglichkeit und geringster Heizwärmeverbrauch stellen sich aber erst bei Dämmstoffstärken von deutlich mehr als 20 cm ein. Erst ab 30 cm Stärke eines lückenlos und luftdicht verlegten Dämmstoffes mit hoher Wärmekapazität ist auch die sommerliche Aufheizung nicht mehr das Problem.

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