Praxifälle: Schimmelbefall und Beseitigung
Drei Fälle aus der Praxis zeigen Planungs- bzw. Ausführungsfehler, die Auswirkungen auf die Entstehung von Schimmelbefall haben, der durch die Nutzer nicht vermieden werden konnte.
#Fall 1: Schimmelbefall in der Wohnstube

#Ursachenermittlung (Fall 1)
Oberflächentemperaturen | Untersuchung |
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Die Wohnung wird von 2 Erwachsenen bewohnt. Die Raumlufttemperatur lag bei der Begehung bei 21°C, die Außenluft war -2°C kalt. Die relative Feuchte betrug 48%. Das Luftvolumen der Wohnung beträgt überschlägig ca. 156 m³. Die Wohnung ist überwiegend mit geweißter Raufaser tapeziert. Bei der Begehung wurde eine starke Schimmelbildung in der Wohnstube im Grenzbereich des vertikalen Profils der Leichtmetallverglasung Loggia und dem Anschluss zur Außenwand vorgefunden. Die gemessenen Oberflächentemperaturen lagen im Schadensbereich zwischen 10 und 13°C. |
Zeichnung | Untersuchung |
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Im Ausschnitt aus den Konstruktionszeichnungen wurde der mit Schimmel befallene Bereich blau markiert. Aus der Zeichnung wird ersichtlich, dass der Entwurfsverfasser eine schwerwiegende Wärmebrücke übersehen hat. Die Wärmebrücke wirkt auf dem kurzen Weg zwischen der Ecke im blau markierten Bereich und der Außenseite des Wandstumpfes. Diese Wärmebrücke durch den Wandbaustoff (Poroton-Ziegel) hat nur eine Länge von etwa 6 cm, was die sehr niedrigen Oberflächentemperaturen an der Innenseite erklärt. |
#Schadensbehebung (Fall 1)
Zeichnung | Verbesserung |
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Die hinterlassene Wärmebrücke lässt sich ohne Rückbau des Fensterrahmens mit Hilfe einer kaschierten wärmegedämmten Platte (rotes Rechteck) kompensieren. Die Dämmstoffstärke (z.B. XPS-Extruderschaum) sollte 3 cm nicht unterschreiten. Von außen angebracht, verschließt die Platte den schmalen Scheibenbereich, der jedoch für die Bewohner ohnehin keinen Gewinn bringt. Die Platte überdeckt so auch teilweise den Eck-Rahmen, wodurch seine Bauteiltemperatur steigen dürfte. |
#Fall 2: Schimmelbefall im Schlafzimmer, Fensterlaibung

#Ursachenermittlung (Fall 2)

Die Wohnung wird von 2 Erwachsenen und einem Kleinkind bewohnt. Die Raumlufttemperatur betrug bei der Begehnung 17°C, die Außentemperatur lag bei -3°C. Die relative Feuchte im Schlafzimmer betrug 54%. Das Luftvolumen der Wohnung beträgt überschlägig ca. 146 m³. Die Wohnung ist überwiegend mit geweißter Raufaser tapeziert. Bei der Begehung wurde eine starke Schimmelbildung im Bereich der Fensterlaibung des Schlafzimmers festgestellt. Die niedrigste Oberflächentemperatur lag in der Ecke bei 6,5 °C. Die Oberfläche ist fühlbar durchfeuchtet.
In allen untersuchten Wohnungen derselben Wohnanlage stellten die Fensterlaibungen bezüglich des Schimmelwachstums ein Problem dar. Die Oberflächentemperaturen waren teilweise so niedrig, dass bei vergleichsweise normalen Raumluftfeuchten nicht nur eine kritische Oberflächenfeuchte sondern bereits Kondenswasser ausgebildet wird. Bei fast allen Fenstern der Wohnanlage stellte sich heraus, dass der Rahmenanschluss tendenziell undicht (Luftdichtheit) ausgeführt war. Die Fuge zwischen Rahmen und Laibungsmauerwerk war nicht gedämmt und lediglich mit Mörtel verschlossen. Die Fensterbänke waren nicht, wie in den Projektunterlagen dargestellt, unterhalb gedämmt. Die Kammern der Hochlochziegel wurden oben nicht luftdicht verschlossen.

#Schadensbehebung (Fall 2)
Unter Beachtung wirtschaftlicher und konstruktiver Gesichtspunkte wurde vorgeschlagen, die Fensterlaibungen Zug um Zug umlaufend mit einer mindestens 15 mm starken Wärmedämmplatte (Begrenzung durch Fensterbänder) aus einem sehr guten Dämmstoff mit einer Wärmeleitfähigkeit Lambda kleiner 0,03 (z.B. Polystyrol-Extruderschaum oder PUR-Schaum-Platten (Putzträger-beschichtung mit Armierungsgewebe, z. B. Wedi-Platten) zu versehen. Der Anschluss zum Fensterrahmen sollte mit einem Quellband (Kompriband) erfolgen und die Fuge dauerelastisch gedichtet werden (fungizid eingestellter Silikongummi). Fensterbänke ohne Unterdämmung sind auszubauen und die Hohlkammern der Ziegel luftdicht zu verschließen, bevor die Fensterbänke wieder eingesetzt werden (siehe Foto unten).

#Fall 3: Schimmelbefall in der Außenwandecke der Stube

#Ursachenermittlung (Fall 3)

In der Außenwandecke einer Wohnstube wurde Schimmelbefall in bestimmten Abständen von unten nach oben festgestellt. Das Mass entsprach etwa der Ziegelhöhe. Daher konnte nur der verwendete Mörtel zwischen den Steinen die punktuellen Wärmebrücken verursacht haben.
#Schadensbehebung (Fall3)
Dem Vermieter wurde der Vorschlag unterbreitet, die Wärmebrücken mit Hilfe von innen angebrachten Dämmkeilen zu kompenisieren.
Ausführlich: Dämmkeile in der Innendämmung