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Praxisfälle: Schimmelbefall und Beseitigung

Drei Fälle aus der Praxis zeigen Planungs- bzw. Ausführungsfehler, die Auswirkungen auf die Entstehung von Schimmelbefall haben, der durch die Nutzer nicht vermieden werden konnte.

#Fall 1: Schimmelbefall an einer Außenwand

Massiver Schimmelbefall an einer Außenwand direkt neben dem Fensterrahmen (Festverglasung zum Balkon)
Massiver Schimmelbefall an einer Außenwand direkt neben dem Fensterrahmen (Festverglasung zum Balkon)

#Ursachenermittlung

In den Pfeilen: Oberflächentemperaturen im Bereich der Befallstelle (Außenwand neben Balkon
In den Pfeilen: Oberflächentemperaturen im Bereich der Befallstelle (Außenwand neben Balkon)

Die Wohnung wird von 2 Erwachsenen bewohnt. Die Raumlufttemperatur lag bei der Begehung bei 22°C, die Außenluft war -2°C kalt. Die relative Feuchte betrug 58%. Das Luftvolumen der Wohnung beträgt überschlägig ca. 156 m³. Die Wohnung ist überwiegend mit geweißter Raufasertapete tapeziert. Bei der Begehung wurde eine starke Schimmelbildung im Wohnraum vorgefunden. Der Schimmelbefall zeigte sich auf einem etwa 15 bis 20 cm breiten Streifen auf der Außenwand im Grenzbereich des vertikalen Rahmen-Profils einer Festverglasung zum Balkon. Die gemessenen Oberflächentemperaturen lagen im Schadensbereich zwischen 10 und 13°C. Im Ausschnitt aus den Konstruktionszeichnungen (siehe Grundriss) wurde der mit Schimmel befallene senkrechte Bereich magentafarben markiert. Aus der Zeichnung wird ersichtlich, dass der Entwurfsverfasser eine schwerwiegende Wärmebrücke zwischen der Außenwand innen bis an deren Stirnseite (Außenluft) übersehen hat.

Grundriss Wohnraum/Balkon: Schimmelbefall in magenta markierter Bereich identisch mit Befall auf dem Foto (180° gedreht)
Grundriss Wohnraum/Balkon: Schimmelbefall magenta markierter Bereich identisch mit Befall auf dem Foto (180° gedreht)

Die Wärmebrücke wirkt auf dem kurzen Weg zwischen der Ecke im magentafarbenen markierten Bereich und der Außenseite des Wandstumpfes (Hochlochziegel). Diese Wärmebrücke durch den Wandbaustoff hat nur eine Länge von etwa 6 cm, was die sehr niedrigen Oberflächentemperaturen an der Innenseite erklärt.

#Schadensbehebung, Schimmel begünstigende bauliche Mängel beseitigen

Kompensation der Wärmebrücke durch eine Wärmedämmplatte ohne Rückbau der Fensterrahmen

Die Wärmebrücke lässt sich ohne Rückbau des Fensterrahmens mit Hilfe einer kaschierten wärmegedämmten Platte (türkises Rechteck) kompensieren. Die Dämmstoffstärke (z.B. XPS-Extruderschaum) sollte 3 cm nicht unterschreiten. Von außen angebracht, verschließt die Platte den schmalen Scheibenbereich, der jedoch für die Bewohner ohnehin keinen Gewinn bringt. Die Platte überdeckt so auch teilweise den Eck-Rahmen der Verglasung, wodurch seine Bauteiltemperatur steigen dürfte.

#Fall 2: Schimmelbefall im Schlafzimmer, Fensterlaibung

Massiver Schimmelbefall in der Fensterlaibung
Massiver Schimmelbefall in der Fensterlaibung

#Ursachenermittlung

Die niedrigste gemessene Oberflächentemperatur lag bei 6,5 °C.

Die Wohnung wird von 2 Erwachsenen und einem Kleinkind bewohnt. Die Raumlufttemperatur betrug bei der Begehung 17°C, die Außentemperatur lag bei -3°C. Die relative Feuchte im Schlafzimmer betrug 54%. Das Luftvolumen der Wohnung beträgt überschlägig ca. 146 m³. Die Wohnung ist überwiegend mit geweißter Raufaser tapeziert. Bei der Begehung wurde eine starke Schimmelbildung im Bereich der Fensterlaibung des Schlafzimmers festgestellt. Die niedrigste Oberflächentemperatur lag in der Ecke bei 6,5 °C. Die Oberfläche war fühlbar durchfeuchtet.

In allen untersuchten Wohnungen derselben Wohnanlage stellten die Fensterlaibungen bezüglich des Schimmelwachstums ein Problem dar. Die Oberflächentemperaturen waren so niedrig, dass bei vergleichsweise normalen Werten relativer Luftfeuchte nicht nur eine kritische Oberflächenfeuchte messbar war, sondern bereits Kondenswasser ausgebildet wurde. Bei fast allen Fenstern der Wohnanlage stellte sich heraus, dass der Rahmenanschluss zur Außenwand nicht gemäß dem Projekt ausgebildet war. Die Fuge zwischen dem Fensterrahmen und dem Laibungsmauerwerk war weder luftdicht ausgeführt, noch gedämmt und lediglich mit Mörtel verschlossen. Es zeigten sich Risse durch die eine Luftströmung spürbar wurde. Die Fensterbänke waren nicht, wie in den Projektunterlagen dargestellt, unterhalb gedämmt. Die Kammern der Hochlochziegel waren am oberen Abschluss unmittelbar unter der Fensterbank nicht luftdicht verschlossen. Nach Herausnahme der Fensterbank war eine kalte Luftströmung spürbar. Die Montage war nur punktuell mit PU-Schaum erfolgt.

Fehlerhafte Fensterbrettmontage führt zur Unterspülung mit Kaltluft von außen
Fehlerhafte Fensterbrettmontage führt zur Unterspülung mit Kaltluft von außen

#Schadensbehebung, Schimmel begünstigende bauliche Mängel beseitigen

Unter Beachtung wirtschaftlicher und konstruktiver Gesichtspunkte wurde vorgeschlagen, alle Fensterlaibungen in der Wohnanlage mit einer mindestens 15 mm starken Wärmedämmplatte (Begrenzung durch Fensterbänder) nachträglich zu dämmen. Die Dämmung sollte mit einem sehr guten dämmenden Material mit einer Wärmeleitfähigkeit Lambda kleiner 0,03 (z.B. Polystyrol-Extruderschaum oder PUR-Schaum-Platten (Putzträgerbeschichtung mit Armierungsgewebe, z. B. Wedi-Platten) erfolgen. Der Anschluss zum Fensterrahmen ist mit einem Quellband (Kompriband) auszuführen und die Fuge dauerelastisch mit einem fungizid eingestellten Material abzudichten. Fensterbänke ohne Unterdämmung sind auszubauen und die Hohlkammern der Ziegel oben luftdicht zu verschließen, bevor die Fensterbänke wieder eingesetzt werden (siehe Foto unten).

Hohlkammern der Hochlochziegel sind luftdicht verschlossen und mit einer Wärmedämmung versehen
Hohlkammern der Hochlochziegel sind luftdicht verschlossen und mit einer Wärmedämmung unter der Fensterbank versehen

#Fall 3: Schimmelbefall in einer Außenwandecke

Schimmelbefall in einer Außenwandecke Wohnzimmer

Die Wohnung wird von 2 Erwachsenen bewohnt. Die Raumlufttemperatur betrug bei der Begehung 21°C, die Außentemperatur lag bei -4°C. Die relative Feuchte im Wohnraum betrug 59%. Das Luftvolumen der Wohnung beträgt überschlägig ca. 180 m³. Die Wohnung ist überwiegend mit geweißter Raufaser tapeziert. Bei der Begehung wurde eine starke Schimmelbildung im Bereich einer Außenwandecke des Wohnraumes festgestellt. Die niedrigste Oberflächentemperatur lag in der Ecke bei 8,6 °C.

#Ursachenermittlung

Schimmelbefall: Wechselnde Temperaturen etwa in Fugenhöhe des Mauerwerkes
Schimmelbefall: Wechselnde Temperaturen etwa in Fugenhöhe des Mauerwerkes

Der Schimmelbefall trat in bestimmten Abständen von unten nach oben auf. Das Maß entsprach etwa der Ziegelhöhe von 25 cm. Daher konnte der verwendete Mörtel zwischen den Steinen die punktuellen Wärmebrücken verursacht haben.

#Schadensbehebung

Dem Vermieter wurde der Vorschlag unterbreitet, die Wärmebrücke in der Raumecke mit Hilfe von innen angebrachten Dämmkeilen zu kompensieren.

ausführlich bei energytools.de: Dämmkeile in der Innendämmung, Link: www.energytools.de/hausbau-und-erneuerung/bauteile-und-konstruktionen/waermegedaemmte-aussenwaende/aussenwanddaemmung-von-innen/daemmkeile-in-der-innendaemmung

Autor: now