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Gesundheitliche Beeinträchtigungen

Schimmelpilze im Wohnraum, ihre Sporen und Stoffwechselprodukte, Geruchsstoffe sowie erzeugte Gifte, wie Aflatoxine und Mycotoxine, füren zu Krankheitssymptomen und allergischen Reaktionen.

Irgendwo habe ich gelesen, dass 70 Prozent der aus unbekannter Ursache Verstorbenen im pathologischen Befund einen Pilzbefall aufweisen. Ob diese Zahl stimmt, kann ich nicht sagen. Unabhängig davon sollte uns diese Information aber zu denken geben, denn Schimmel ist kennzeichnend für Zersetzungsvorgänge. Aktiver Befall gehört daher keinesfalls in unsere Wohnräume.

Schimmel in einer Raumecke

Jeder Mensch, der irgendwann eine feuchte, schimmelbefallene Wohnung betreten hat, spürt intuitiv: Hier ist es ungemütlich und ungesund. Auch ich hatte diese Gefühl bei zahlreichen Begehungen von Wohnungen, die einer Untersuchung der Ursachen von schwarzen Flecken, merkwürdigen Gerüchen und hohen Heizkosten voraus gingen. Oftmals kam es während der Inaugenscheinnahme zu Gesprächen über Erkrankungen, die eventuell mit den "Stockflecken" in Verbindung stehen könnten. Nun bin ich kein Arzt sondern Ingenieur, aber ich habe natürlich von derartigen Zusammenhängen gehört und gelesen.

Schimmelpilze können abhängig von der chemischen Zusammensetzung ihrer Nährstoffe, der Temperatur, der Feuchtigkeit und dem ph-Wert des Subtrates selbst viele neue Stoffe bilden und geben diese häufig als Geruchstoffe wahrnehmbar an die Raumluft ab. Es ist allerdings nicht immer ganz klar, ob dabei nicht noch andere Helfer, wie bestimmte Bakterien, daran beteiligt sind. Im Schimmeleleitfaden 2024 des Umweltbundesamtes "...wird der Begriff „Schimmel“ daher generell für einen mikrobiellen Befall bei Feuchteschäden verwendet, der durch Schimmelpilze, Hefen und Bakterien verursacht wird. Die Schimmelpilze gelten dabei weiterhin als Leitorganismen oder Indikatoren für Schimmelbefall, da sie mit wenigen Ausnahmen bei Schimmelbefall immer vorhanden sind."

Abklatschprobe zur labormäßigen Schimmelbestimmung
Abklatschprobe zur labormäßigen Schimmelbestimmung

Neben der Allgemeinhygiene ist es die von Schimmelpilzen im Wohnraum ausgehende gesundheitliche Gefahr, die ihre Bekämpfung erfordert. Bei einigen Arten ist ein Zusammenhang mit Erkrankungen der Atemwege (Asthma) und dem Auslösen von Allergien bekannt. Andere Arten besiedeln den Menschen direkt (Atemwege, Lunge, Innenohr, Außenohr, Nasennebenhöhlen). Neben den Sporen selbst werden teils giftige Stoffwechselprodukte, z.B. die sogenannten Aflatoxine oder Mycotoxine, für Erkrankungen verantwortlich gemacht. Bei einigen wird auch eine krebserregende Wirkung vermutet.

Besonders Kinder zeigen bei einer Schimmelbelastung eine nachteilige gesundheitliche Entwicklung. Bei Kindern mit bestehendem Astma verschlimmert sich die Krankheit. Ein Zusammenhang zwischen feuchten Innenräumen und/oder Schimmelbefall und der Entstehung von Asthma wird als gesichert angesehen. In Hinblick auf allergische Reaktionen ist auffällig, dass ein Teil der Kinder ausschließlich gegenüber innenraumspezifischen Schimmelpilzen sensibilisiert ist. Wenn Beschwerden besonders bei kaltem, feuchtem Wetter auftreten, handelt es sich vermutlich um eine Allergie im Zusammenhang mit Schimmelbefall, da Pollen dann kaum in der Luft sind.

Strukturformel Aflatoxin B1, Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10810336

Nicht alle Mycotoxine haben auf Menschen eine toxische Wirkung, wie das von einem Schimmelpilz gebildete Penicillin zeigt. Aflatoxine dagegen sind für Menschen giftig. Sie werden aber wohl nur von Schimmelpilzen gebildet, die auf Lebensmitteln, z.B. Nüssen, vorkommen. In Tierversuchen führten Mykotoxine zu Erkrankungen durch Einatmen. Einige Mykotoxine sind als krebserregend eingestuft.

Toxische Reaktionen werden durch leichtflüchtige Substanzen (VOC) in der Raumluft verursacht, die vom wachsenden Schimmel und/oder den mitbeteiligten Bakterien abgegeben werden. Diese leichtflüchtigen Substanzen (ein Gemisch aus Alkoholen, Terpenen, Ketonen, Ester, Ether, Aldehyde) gehen sowohl von lebenden als auch inaktiven Pilzen aus und werden auch oder überwiegend von beteiligten Bakterien produziert. Sie sind verantwortlich für den charakterischen Geruch.

Schimmelbefall unter der Tapete

Bei älterem Schimmelbefall kommen im Schadensbereich zusätzlich Milben vor. Milben ernähren sich von Hautschuppen und Schimmelpilzen. Bekannt ist, dass Milbenkot allergische Reaktionen auslösen kann und damit zu den bei Feuchte- und Schimmelschäden beobachteten gesundheitlichen Problemen der Raumnutzer beitragen.

Die Aufnahme der Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen im Innenraum erfolgt über die Atemluft. Insbesondere Menschen mit Vorschädigungen der Atemorgane, aber auch Menschen mit Beeinträchtigungen des Immunsystems gelten als besonders gefährdet gegenüber einer Exposition durch Schimmelpilze. Ein eindeutiges Zurückführen einzelner gesundheitlicher Symptome auf bestimmte Schimmelpilzbestandteile ist nach Expertenmeinung aber derzeit nicht möglich.

Allerdings sind die Erkenntnisse über die Zusammenhänge wohl noch recht dünn und nur wenig ins allgemeine Bewusstsein vorgerückt. Auch Hausärzte suchen meiner Meinung nach zu selten nach den Beziehungen zwischen einer Erkrankung und einer Belastung durch Schimmel im Wohnraum.

Weiterführende Veröffentlichung:

AWMF-Schimmelpilz-Leitlinie „Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen" – Update 2023 AWMF-Register-Nr. 161/001

Autor: now