Details zur luftdichten Ausführung einer Innendämmung
Details aus der Praxis, wie eine luftdichte Innendämmung ausgeführt wird, und Beispiele, wie es nicht gemacht werden darf.
Gelangt Raumluft wegen einer nicht luftdicht ausgeführten Innendämmung in den Raum zwischen der Außenwand und den Dämmstoff, ist dort in der kalten Jahreszeit eine Tauwasserbildung unvermeidbar. In der Vergangenheit wurde diesem Aspekt zu wenig Bedeutung beigemessen. Im Gegenteil, es herrschte sogar die Auffassung vor, dass eine Belüftung erforderlich sei. Die dabei wissentlich zugelassenen oder sogar vom Planer vorgesehenen Ein- und Ausströmöffnungen führten oftmals zu einer Durchfeuchtung der innen gedämmten Wand mit möglicher Schimmelbildung.
Heute wird eine Innendämmung möglichst luftdicht ausgeführt. Besondere Aufmerksamkeit verlangt dabei
- die luftdichte Abdichtung sich überlappender Dampfbremsmaterialien,
- die Herstellung dauerelastischer oberer, seitlicher und unterer Abschlüsse zu anderen Bauteilen (auch wenn geputzt wird),
- die Montage luftdichter Durchdringungen von Rohrleitungen, Kabeln, Steckdosen und ggf. dem Schornstein, und
- die Plattenstöße von Verbundplatten untereinander.
#Luftdichte Überlappungen der Dampfbremse in der Installationsebene
Bei Materialien der Luftdichtheitsebene, die infolge ihrer stofflichen Eigenschaften nicht einfach miteinander verklebt werden können, eignen sich zur Abdichtung doppelseitig klebende Butylkautschuk-Klebebänder, vorkomprimierte Dichtbänder mit Anpresslatte, oder spezielle, einseitig klebende gewebearmierte Bänder. Ideal ist eine Anpresslatte, die zugleich Konterlatte für die nachfolgende raumseitige Verkleidung darstellt. Sie presst das doppelseitige Klebeband bzw. das Kompriband zusammen und dichtet die Überlappungen der Dampfbremse gegeneinander ab. Tesafilm o.ä. Klebebänder sind für eine dauerhafte Verklebung nicht geeignet, da die Klebkraft rasch nachlässt. Je größer die verarbeiteten Dampfbremsbahnen liegen, um so weniger Überlappungen entstehen! Überlappungen sollten möglichst auf einem Widerlager abgedichtet werden (Befestigung der Anpresslatte). Die Breite der Überlappung beträgt bei dichter Ausführung etwa 5 bis 10 cm.
Bei Innendämmungen die geputzt werden, sind insbesondere die Ränder zu anderen Wandabschnitten (einbindende Innenwände) oder anderen Materialien (Fensterrahmen) durch Rissbildung gefährdet. Hier können sich Ein- bzw. Ausströmstellen für die Raumluft bilden. Durch einen Kellenschnitt zur Ausbildung einer Dichtungsfuge hier einer zum Problem werdenden undichten Stelle vorgebeugt werden. Dampfbremsen können auch auf den von mir empfohlenen Dämmkeilen (siehe Dämmkeile) aufgeklebt werden und/oder an den Rändern eingeputzt werden.
#Elektroinstallationen
Die Verlegung von Steckdosen oder Lichtschaltern in eine luftdichte Innendämmung ist möglichst zu vermeiden. Sie bringen ein erhebliches Risiko für Undichtheiten mit sich. Wer nicht darauf verzichten kann, muss auf den luftdichten Einbau der Dosen (spezielle luftdichte Hohlwanddosen) und der Kabeldurchführungen achten. Die Rückseite der Dosen muss gegenüber der Wand ebenfalls gedämmt sein (mindestens 3cm). Einfacher und sicherer geht es, wenn mit einer so genannten Installationsebene gearbeitet wird. Die Luftdichtheitsschicht bleibt unverletzt, wenn die Abstandslatte wenigstens in der Stärke der Installationsdosen minus Dicke der raumseitigen Verkleidung ausgeführt wird. Kabel aller Art können nun mühelos in der Installationsebene verlegt werden. Die Installationsebene selbst kann vor der raumseitigen Montage einer Gipskartonplatte mit einem Dämmstoff zusätzlich verfüllt werden.
#Wasserführende Rohrleitungen in der Installationsebene
Vorsicht ist bei raumseitig vor bzw. in der Außenwand verlegten Installationsrohren (Heizung, Wasser, Abwasser) angeraten. Wird die Dämmung einfach aufgebracht, besteht anschließend Frostgefahr für die Rohre! Eine Dämmung der Rohrleitungen reicht bei längeren Frostperioden nicht aus! Entweder bleibt dieser Teil der Wand ausgespart (geht bei wärmeführenden Rohren), oder die Rohre müssen vor die Dämmung verlegt werden, z.B. als Fußleisteninstallation (bessere Lösung). Die luftdichte Innendämmung wird dadurch nicht verletzt. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, wasserführende Rohre (Heizungsrohre mit Dämmung) in eine Installationsebene, wie in der Abbildung dargestellt, zu verlegen.
#Unverputztes Mauer- oder Fachwerk
Bei beidseitig unverputztem Mauerwerk und bei beidsichtigen Fachwerkwänden ist vor dem Anbringen einer Innendämmung die Innenseite möglichst glatt und, eventuell unter Zuhilfenahme eines Gewebes, rissfrei zu verputzen. Vor allem bei Hochlochziegelwänden ohne vermörtelte Stoßfuge und bei Fachwerkausfachungen ist ohne eine innenseitig geschlossene Putzschicht die Forderung nach Luftdichtheit kaum erfüllbar. Zweckmäßig ist es, den Verputz bei Fachwerk mit eingelegtem Armierungsgewebe auszuführen, um eine Rissbildung zu vermeiden.
#Installationen in Gipskarton-Styropor-Verbundplatten
#Fehler aus der Praxis der Innendämmung
Beispiel 1
Immer wieder werden Schimmelschäden mit einer angebrachten Innendämmung in Verbindung gebracht. Untersucht man diese Schäden genauer, stellt sich meist heraus, dass Grundregeln für eine luftdichte Innendämmung nicht beachtet wurden. Schimmelpilz ist niemals eine Folge richtig ausgeführter Innendämmung. So ist z.B. häufig der Vorgang eines ungewollten oder ggf. sogar absichtlich herbeigeführten Lufttransportes („Das muss doch hinterlüftet werden!“) durch Ritzen und Löcher für verschimmelte Wandoberflächen hinter Verkleidungen verantwortlich. So wurde ich im Rahmen einer gutachterlichen Stellungnahme in einen Raum geführt, in dem es auffallend nach Schimmelpilz roch.
Eine Außenwand (Giebel) war wegen der niedrigen Oberflächentemperaturen mit Gipskartonplatten verkleidet worden, allerdings ganz ohne Dämmstoff. Man glaubte, die Gipskartonverkleidung auf Holzlatten verschrauben und im Abstand von 60 cm jeweils oben und unten Belüftungsöffnungen ausschneiden zu müssen, damit es nicht zu einem Feuchteschaden kommt. Doch das Gegenteil trat ein.
Die absichtlich hergestellten Belüftungsöffnungen ermöglichten eine muntere Luftzirkulation. Oben strömte wärmere Luft nach, weil unten die abgekühlte, schwerere Luft hinausströmte. Die in der Abbildung dargestellten Temperaturverhältnisse verursachten schwere Feuchteschäden mit starkem Schimmelbefall an der Außenwand
#Beispiel 2
In einem anderen Fall roch es stark nach einem bisher unentdeckten Schimmelbefall. Der Auftraggeber erzählte mir, dass zwei Jahre zuvor der Büroraum eine Innendämmung erhalten hatte. Auf den gestellten Gipskartonplatten war äußerlich nichts zu sehen. Ein Wärmebild zeigte sehr kühle Wandabschnitte, so dass eine Öffnung veranlasst wurde. Zum Vorschein kam eine extrem liederlich verlegte Mineralwolle ohne Dampfbremse. Es gab massiven Schimmelbefall im Bereich der Außenwandecke. In diesem Fall einer "versuchten" Innendämmung bestanden Ausströmöffnungen im Sockelleistenbereich und bei den Steckdosen (Es zog aus den Steckdosen heraus). Die Einströmung der Raumluft hinter die Konstruktion erfolgte über die abgehängte Decke aus schallabsorbierenden, aber durchlöcherten Gipselementen.
#Beispiel 3
Durch innere Verkleidungen oder Brettverschalungen (Nut-Feder-Paneele) kalter Außenwände kommt es immer wieder zu massiven Schäden, die durch kondensierende Raumluft im Belüftungshohlraum bedingt sind. Ursache ist immer die schwache Dämmung der Wandabschnitte und eine mehr oder weniger unbedachte „Zwangsbelüftung“. Wenn, wie in den Fotos sichtbar, unten und oben Belüftungsöffnungen eingebracht werden, kann die dahinter befindliche abgekühlte Wand auf direktem Wege mit warmer Raumluft konfrontiert werden. Es können schwere Feuchteschäden entstehen (hier Hausschwamm und Schimmelbefall). Eine kohlenstoffhaltige Nahrungsquelle ist für Schimmelwachstum immer gegeben und Licht brauchen Schimmelpilze zum Wachstum nicht.