Heizkörper für mehr Behaglichkeit

Zu den Aufgaben der Heizkörper, der Deckung der Heizlast, sowie den Auslegungskriterien für eine behagliche Wärmeumgebung

Frisch montierte Heizkörper mit großer Ansichtsfläche in einem Schulraum

Der für optimale Behaglichkeit gewünschte hohe Strahlungsanteil wird durch eine große Ansichtsfläche erzielt. Die für die rasche Erhöhung der Lufttemperatur wichtige Konvektionsleistung benötigt eine große Wärmetauscherfläche. Die oftmals geäußerte Auffassung, Heizkörper müssten gleichmäßig warm werden ist falsch. Vielmehr ist eine Temperaturdifferenz von 15 bis 25 Grad zwischen Vor- und Rücklauf bei geöffnetem Thermostatventil durch hydraulischen Abgleich einzustellen.

Thermogramm eines durchströmten Plattenheizkörpers bei niedriger Vorlauftemperatur (29°C)

Technisch gesehen, müssen Heizkörper so dimensioniert, ausgewählt und betrieben werden, dass sie die maximale Heizlast des Raumes decken, in dem sie angebracht sind. Diese Heizlast ist abhängig ist von der Größe des Raumes, den baulichen Gegebenheiten und der Außentemperatur. Die präzise Berechnung der Heizlast und die daraus abgeleitete Bestimmung der Heizkörperform- und Leistung ist ein recht aufwendiger Rechengang (mehr dazu in Überschlägige Auslegung von Heizkörpern)

Neben den technischen Regeln der Dimensionierung für einen wirtschaftlichen und energiesparenden Betrieb der Heizung sind auch Auslegungskriterien für ein behagliches Raumklima zu beachten. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Anbringungsort der Heizkörper, für den auch bei einem Niedrigenergiehaus der Bereich unterhalb der Fenster gewählt wird (ausführlich dazu in Heiztechnik gegen Kaltluftfall)

Heizkörper, wie Radiatoren, Konvektoren oder Plattenheizkörper, werden in verschiedenen Bauformen gefertigt, um sowohl ästhetischen Ansprüchen als auch funktionellen Anforderungen gerecht zu werden. Streng genommen zählen auch Fußboden-, Wand- und Deckenheizungen zu den Heizkörpern, werden wegen Ihrer besonderen Bauform aber meist extra behandelt (mehr dazu in Heizkörperarten und Bauformen)

#Fragen und Antworten

Frage: Ich bin im Begriff in mein neues Haus von Nachtspeicheröfen zu einer Zentralheizung zu wechseln. Gerade mache ich mir Gedanken darüber wo, welche Heizkörper platziert werden sollten. Vielen Dank schon einmal für die wertvollen Informationen auf dieser großartigen Webseite. Hier sind meine Fragen (In meinem Fall handelt es sich um einen Altbau (1959) und gehen wir mal davon aus, dass die Fenster schlechter dämmen als die Wände):

  • Wie sollen Heizkörper positioniert werden, wenn in einem Raum unter keinem Fenstern Platz ist, zum Beispiel weil sich dort eine Badewanne befindet/befinden soll?
  • Und wie verändert sich die Lage wenn es sich nur um ein Fenster (von z.B. 4 Fenstern) in z.B. der Wohnküche handelt, weil dort die Küchenarbeitsplatte ist.
  • Ist die oft gesehene Lösung bei Balkontüren mit Fenster (Heizkörper nur unter Fenster) optimal, oder wäre z.B. ein zusätzlicher hoher, schmaler Heizkröper neben der Türe sinnvoll?
  • Was mache ich bei einem fensterlosen Flur (Raum in der Mitte des Hauses umschlossen von Räumen). Brauche ich hier einen Heizkörper oder bekommt der genug Wärme ab? So das waren die "einfachen" Fragen. Stellen wir uns nun folgendes Szenario vor:
  • Ein Raum mit 4m x 3,3m Wandlänge
  • Zwei große Fenstern (je 164cm x 140cm, nicht gegenüberliegend) Sind hier zwei entsprechende große Heizkörper dann nicht etwas zu viel des guten? Oder sollte man beide einbauen und dann beide quasi auf halber Flamme laufen lassen? Vielleicht ist hier mein Grundverständnis auch einfach falsch.
  • An den oben beschriebenen Raum ist an einer fensterlosen Wand (eig. logisch) ein weiterer Raum mit einem 1m breiten Durchbruch (ohne Türe) angeschlossen.
  • Der Raum ist ca. 3m x 2m groß.
  • Der Raum hat kein eigenes Fenste. Würde sich dieser Raum auch ohne eigenen Heizkörper gleichmäßig mit dem Raum mit den zwei Fenstern (und Heizkörpern) erwärmen? Oder ist hier die Wärmeverteilung durch den (engen) Durchbruch behindert?

Antwort: Zu 1. Eine Badewanne unter dem Fenster ist nur bei einem sehr hochwertigen Fenster (passivhaustauglich, U-Wert um 0,5) akzeptabel. Dennoch wird es nicht wirklich behaglich, wenn es draußen winterlich kalt ist. In Schwimmbädern finden sich daher häufig Unterflurkonvektoren (z.B. Kermi, Arbonia u.a.) mit einem Gebläse, das die warme Luft gegen die Verglasung bläst. Ich könnte mir eine solche Lösung auch im Bad vorstellen, wobei z.B. ein schmaler Konvektor in Höhe des Badewannenrandes montiert werden müsste. Allerdings wird der Abstand vom vorderen Badewannenrand zum Fenster (öffnen?) dadurch noch größer. Denkbar ist auch die Montage eines schmalen Schachtelementes zwischen Fenster und Badewannenrand ähnlich der Frontscheibenbeheizung im PKW, wobei die Warmluft in einem Heizelement unterhalb der Wanne erzeugt wird. Ist dies alles nicht machbar, sollte die für den Raum erforderliche Heizleistung auf möglichst mehrere kleinere Heizkörper (neben dem Fenster, in der Nähe der Wanne angebracht) verteilt werden.

Zu 2. Heizkörper lassen sich auch unterhalb der Küchenarbeitsplatte vor dem Fenster anbringen. Die Arbeitsplatte erhält dazu ein großzügig bemessenes Lüftungsgitter, so das die Warmluft des Heizkörpers ungehindert aufsteigen kann. Wichtig ist die Montage eines Zuluftgitters im Sockel des Küchenelementes (wie für einen Einbau-Kühlschrank) für ungehinderte Luftströmung. Der Heizkörper sollte in diesem Fall eine Wärmeabgabe mit möglichst hoher Konvektionsleistung besitzen.

Zu 3. Ein zusätzlicher hoher, schmaler Heizkörper neben der Balkontür ist sinnvoll, um die zu geringe Wärmezustrahlung aus diese Richtung zu erhöhen. Dabei sollte auf Vorhänge oder ähnliches verzichtet werden.

Zu 4. Räume, die von anderen beheizten Räumen umschlossen werden, benötigen keinen Heizkörper. Allerdings müssen Sonderfälle beachtet werden, z.B. Räume über schwach gedämmten Decken (z.B. über Tordurchfahrt) oder ähnliche Fälle. Meine Grundregel lautet, unter jedes Fenster gehört ein Heizkörper, auch dann, wenn mit einem Heizkörper die erforderliche Heizleistung gedeckt werden kann. Vor beiden Fenstern gibt es den Kaltluftfall, der kompensiert werden sollte. Stellen Sie sich auch vor, dass die Raumeinrichtung geändert werden soll. Dann fehlt später möglicherweise der entscheidende Heizkörper. Werden beide Heizkörper auf der gleichen Thermostatventilstellung betrieben, wird nicht mehr Heizenergie benötigt, als wenn nur ein Heizkörper die gesamte Heizleistung aufbringen muss. Entscheiden Sie sich für flache Heizkörper mit nur einer Platte statt mit zwei Platten. Der "angehängte" Raum ohne Fenster würde sich nicht gleichmäßig erwärmen, da der Durchbruch für den Luftaustausch tatsächlich eine Behinderung darstellt. Auf jeden Fall dauert es länger eine gewünschte Temperaturänderung herbeizuführen. Beachten Sie auch die wärmetechnische Qualität der Außenwände. Bei schwacher Wärmedämmung der Außenwände des gefangenen Raumes kommen im Winter nur sehr niedrige Oberflächentemperaturen zu Stande, die die Behaglichkeit beeinträchtigen. Ohne zusätzlichen Heizkörper fehlt es Ihnen in dem Raum auch an behaglicher Wärmestrahlung. Bauen Sie hier doch einen schicken Säulenradiator o.ä. ein - am Besten auf der dem Durchbruch gegenüberliegenden Seite, wenn dies die schmale Seite des Raumes ist.

>