Böse trockene Heizungsluft
Das Wohnraumklima ist in unseren Wohnungen im Winter nach Meinung zahlreicher Ratgeber im Web zu trocken und ungesund. Schuld daran sei die Heizungsanlage.
Als ich im Winter 2018/19 wegen einer Recherche im Internet unterwegs war, fiel mir die Überschrift „Heizungsluft: Trockengebiete“ ins Auge. Es war eine Veröffentlichung auf der Webseite der „Zeit-online“ vom November 2016 [Joachim Retzbach, Heizungsluft: Trockengebiete, https://www.zeit.de/zeit-wissen/2016/s1/erkaeltung-heizungsluft-schnupfen-luftfeuchtigkeit-gesundheit-winter-herbst]. Sofort war mein Interesse geweckt, da ich mich als Beratungsingenieur schon seit geraumer Zeit mit dem Begriff Heizungsluft auseinandergesetzt habe. In dem erwähnten Artikel versucht der Autor eine Antwort auf die Frage zu geben, ob denn Heizungsluft krank macht. Eingeleitet wird der Text mit Sätzen wie diesen: „Im Winter verwandeln sich gut beheizte Wohnungen und Büros in Wüstensimulatoren: Die Luft wird warm und trocken.“
Es war Winter als ich den Artikel las, Ende Februar. Draußen schneite es, innen war es angenehm warm, 20,6°C. Wenn die zentrale Aussage des Artikels stimmen würde, müsste in meinem Büro jetzt so etwas wie Wüstenklima herrschen, die Luft wäre nicht nur warm, sondern auch trocken, sehr trocken!
Nun, ich habe ein spezielles Messgerät zur Anzeige der Luftfeuchtigkeit, ein Hygrometer, auf dem Schreibtisch stehen. Das Display zeigte 56%, und soweit ich bis dato wusste, war dies ein akzeptabler Wert. Mein Blick wanderte zur gegenüber liegenden Wand, wo ich drei weitere, etwa 1m höher liegende Messstellen für die Luftfeuchtigkeit und einen so genannten Schimmelwächter angebracht habe. Die Hygrometer zeigten Luftfeuchtigkeiten zwischen 49% und 54,4%. Der Schimmelwächter -ganz links im Bild- blinkte grün, was soviel heißt: Alles ist gut, keine Gefahr. Die Außentemperatur – ich messe sie noch mit einem gewöhnlichen Thermometer – betrug 0° C. Zur Erfassung der Luftfeuchtigkeit ging ich mit einem präzise messenden Hygrometer hinaus. Die Anzeige pendelte sich bei 93 % ein, denn es fielen Regentropfen mit einigen Flocken Schnee vermischt.
Für mich stellte sich also die Frage: Warum messe ich in meinem beheizten Büro als normal geltende Werte der Luftfeuchtigkeit, um mich herum aber ist andauernd die Rede davon, die Heizungsluft sei zu trocken, sie trockne die Schleimhäute aus und mache krank? Sind meine ermittelten Werte denn nicht normal, oder messe ich falsch? Und was heißt „zu trocken“? Dem will ich auf den Grund gehen!