Was hilft gegen zu trockene Luft?
Die eigene Einschätzung über die Höhe der Luftfeuchtigkeit, ohne dass Messwerte eines Hygrometers zur Verfügung stehen, kann trügen.
Nach meiner Erfahrung, die ich durch viele Messreihen in privaten Haushalten gesammelt habe, liegt die subjektive Einschätzung über die tatsächliche Höhe der Raum-Luftfeuchtigkeit sehr oft daneben. Ein einigermaßen verlässlicher Indikator für sehr trockne Luft, falls kein Hygrometer zur Verfügung steht, sind elektrische Entladungen, wie sie z.B. beim Aufstehen aus der Sitzgruppe oder beim Kleidungswechsel auftreten.
Im normalen häuslichen Umfeld gibt es nur sehr selten eine Situation, in der eine zusätzliche Befeuchtung der Luft wirklich notwendig wäre. Nur wenn ein gut funktionierendes Hygrometer über mehrere Tage hinweg Werte unter 30 % anzeigt, sollte eine Befeuchtung in Betracht gezogen werden.
Um die Atemluft im Notfall zu befeuchten reicht ein Wäschegestell, dass mit feuchter Wäsche in dem betreffenden Raum aufgestellt wird. Im Bad sollten die nach dem Duschen aufgehängten Handtücher in den meisten Fällen reichen, da die Befeuchtungsintensität wegen der großen Oberfläche der Wäschestücke recht hoch ist. Die Feuchtigkeit kommt durch Verdunstung in die Raumluft, so dass kaum Keime mit übertragen werden – was, wie wir später sehen werden, von herausragender Bedeutung ist. Außerdem brauchen Sie dafür kein neues technisches Gerät, das Anschaffungs-, Wartungs- und Stromkosten verursacht und so auch wieder Zeit stehlen kann.
Viele im Handel angebotene Wasserverdunster zur Erhöhung der Raum-Luftfeuchtigkeit funktionieren, indem Wasser über eine größere Fläche geleitet wird und, unterstützt durch ein Gebläse, verdunstet. Die Belastung durch Keime aller Art kann erheblich sein, insbesondere wenn die Hygienehinweise zur Wartung der Geräte nicht beachtet werden. Vor allem der rechtzeitige regelmäßige Wasserwechsel ist einzuhalten. Solche Wasserverdunster werden übrigens auch als „Klimaanlagen“ verkauft, um im Sommer die Raumtemperatur abzusenken. Abgesehen von einer zweifelhaften Funktion, dürfte hierbei die Keimbelastung noch höher ausfallen.
Ein anderes Verfahren zur Luftbefeuchtung, welches auf Wasserverdampfung beruht (Kochen!), zeigt eine vergleichsweise geringe Belastung. Hier sorgt die hohe Verdampfertemperatur für eine Abtötung der allermeisten Keime. Jedoch erhöht sich die Stromrechnung.
Auch von Zimmerspringbrunnen ist abzuraten:
„Denn sie produzieren sogenannte Aerosole. Das sind flüssige Schwebeteilchen, die mit dem Atem bis zu den Lungenbläschen gelangen können. Auf diese Weise transportieren sie unter Umständen Allergene oder Keime tief in die Lunge, falls sich im Brunnen entsprechende Erreger gebildet haben. „Zimmerspringbrunnenalveolitis“ nennen Fachleute die möglicherweise resultierende Krankheit, bei der sich die Lungenbläschen entzünden. Sie geht mit Atemnot, Husten,Fieber und Schüttelfrost einher.“ [Dr.med.Roland Mühlbauer, Apothekenrundschau, 2016]
Eine eben solche Wirkung rufen auch Luftbefeuchter hervor, die eine Wasserzerstäubung mittels Ultraschall vornehmen. Hierbei ist eine Infektion, z.B. mit Legionellen, möglich, da noch feinere lungengängige Aerosole in die Luft abgegeben werden.
„Gefahr droht vor allem dann, wenn sie nicht ausreichend gereinigt werden, so dass sich Pilze und Bakterien ansiedeln können.“ [Dr.med.Roland Mühlbauer, Apothekenrundschau, 2016]
Und auf der Webseite der „Lungenärzte im Netz“ heißt es:
„Luftbefeuchter und Zimmerbrunnen können zu Lungenerkrankungen führen: Verschiedenste Keime können sich in stehendem Wasser ansiedeln und die so genannte Befeuchterlunge hervorrufen, bei der es zu einer allergisch bedingten Entzündung der Lungenbläschen kommt (exogen allergische Alveoloitis).“ Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) … hin [https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/luftbefeuchter-und-zimmerbrunnen-koennen-zu-lungenerkrankungen-fuehren/]
Bei Geräten zur so genannten Luftwäsche mit Befeuchtungsfunktion wird die Atemluft über große Flächen geleitet, so dass ein Wasserfilm entsteht. Staub, Pollen, Rauchpartikel und andere Luftbestandteile sollen durch das Wasser gebunden und in einen Wassertank geleitet werden. Aber das in den Geräten befindliche Wasser wird durch die „Waschfunktion“ verunreinigt, weshalb Hersteller zu einem speziellen Hygienemittel raten. Eine „Luftwäsche mit Luftbefeuchtung“ für die Atemluft ist meiner Meinung nach für den häuslichen Gebrauch nicht erforderlich. Sie macht die Luft nicht wirklich gesünder. Bei Missachtung der Hygienevorschriften kann der gewünschte positive Beitrag sogar ins Gegenteil umschlagen. Außerdem sind die Kosten, sowohl für die Anschaffung als auch für den Betrieb, recht hoch. Zwar geht von den Geräten keine Aerosolgefahr aus, aber wenn man in seiner Wohnung auf möglichst wenig Staub achtet und Schadstoffemissionen (Rauch, Lösungsmittel usw.) weitgehend vermeidet, ist unsere Atemluft eigentlich o.k..
Auch die mit Wasser gefüllten Gefäße an Heizkörpern oder Schälchen mit Wasser auf dem Heizkörper stellen ein Risiko dar, denn hiermit schafft man sich in guter Absicht in kürzester Zeit eine warme Zuchtstation für allerlei Keime. Allerdings verdunstet das Wasser nur, es bilden sich keine lungengängigen Aerosole. Bei Heizungsanlagen mit Heizkostenabrechnung führt die Abdeckung der Oberfläche zu höheren Oberflächentemperaturen, was die Heizkostenerfassung verfälscht (vergrößert) .
Auch Pflanzen können durch Wasserabgabe der Blätter und Wasserverdunstung des Gießwassers ein feuchteres Klima erzeugen, jedoch ist Pflanzerde häufig mit Schimmelpilzen belastet. Die Befeuchtungsleistung durch Pflanzen wird meiner Meinung nach überschätzt.
Aquarien leisten ebenfalls einen Beitrag um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Da Pflanzen und Aquarien dauerhaft aufgestellt werden, ist deren Feuchtigkeitsabgabe als kontinuierlich anzusehen. Es ergibt sich daher eher ein Beitrag zu überhöhter Luftfeuchtigkeit, wie ich bei Hausbesuchen und durch Messungen feststellen konnte.
Mein Fazit:
- Die zusätzliche Luftbefeuchtung mit verschiedenen Methoden ist riskant, da oftmals lungengängige Aerosole mit teils erheblicher Keimbelastung entstehen.
- Eine Befeuchtung der Atemluft ist nur bei länger anhaltender Luftfeuchtigkeit unter 30 % in Erwägung zu ziehen.
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