Optimierung der Heizkurve

Was ist eine Heizkurve, Hinweise zur ihrer Optimierung

Eine Heizkurve oder Heizkennlinie ist die grafische Zuordnung zwischen einer bestimmten Außentemperatur und der zugehörigen Vorlauftemperatur des Heizwassers. Die Heizkurve rot bzw. 1,6 zeigt z.B., dass bei 0°C das Heizwasser mit etwa 60 °C bereitgestellt wird, bei minus 10°C dagegen mit etwa 82°C usw. Neigung und Niveau einer Heizkurve kann in einer außentemperaturgeführten Regelung eingestellt werden.

Verschiedene Heizkurven, deren Neigung und Parallelverschiebung am Regelgerät einzustellen sind

Die optimale Einstellung zu ermitteln, ist wegen der vielen Einflussgrößen (Wärmeschutz des Gebäudes, technische Parameter der Heizungsanlage) ein Versuch-Irrtum-Vorgang, der nur durch den Nutzer zur Zufriedenheit durchgeführt werden kann. Die Voreinstellung durch den Hersteller oder den Heizungsinstallateurs ist in der Regel eine Kompromisseinstellung, die sichert, dass es immer warm wird. Sie muss nach Einbau der Heizung am Regelgerät optimiert werden, um alle Energiesparmöglichkeiten auszunutzen und beste Behaglichkeit zu erzielen. Optimal eingestellt ist sie, wenn man sowohl in Heizungen mit Wärmepumpe, wie auch in Heizungen mit Brennwertkesseln für Gas und Heizöl, unter allen Außenbedingungen mit der niedrigst möglichen Vorlauftemperaturen auskommt.

Die Heizkurve (A) zu optimieren heißt,

  1. die gegenwärtige Steilheit (bzw. Neigung) schrittweise soweit zu reduzieren, bis die Vorlauftemperatur gerade noch zur Beheizung des problematischsten Raumes ausreicht. Ziel ist dabei eine möglichst flache Heizkurve, wie z.B. die Kurve 0,4 einzustellen. Bei dieser Einstellung wird bei 0°C Außentemperatur eine Vorlauftemperatur von nur noch 30°C bereitgestellt. Bei minus 10°C wird das Heizungswasser auf 42 °C erwärmt und zu den Heizköpern geleitet.
Neigungsverstellung der Heizkurve
  1. das Niveau der Heizkurve möglichst niedrig festzulegen. Bei einer Niveauverstellung (auch als Parallelverschiebung bezeichnet) verschiebt man die Heizkurve parallel nach unten oder oben. Das hat zur Folge, das bei gegebener Heizkurve die Heizwassertemperaturen gleichmäßig um einen bestimmten Wert abgesenkt oder erhöht werden. Damit lassen sich Anpassungen vornehmen, wenn die Heizwassertemperaturen nur bei bestimmten Außentemperaturen zu hoch oder zu niedrig sind. Eine Parallelverschiebung (B) der Heizkurve ist auch zur Anpassung an die Nutzerbedürfnisse, d. h. zur Einstellung der gewünschten Absenktemperatur in der Nacht (Nachtabsenkung) sowie zur Anpassung an die baulichen Gegebenheiten (z. B. Wärmespeichermasse des Gebäudes) erforderlich.
Niveauverstellung einer Heizkurve (oder Parallelverschiebung)

#Welche Einstellungen sind vorzunehmen

  • Ist die Raumtemperatur immer etwas zu niedrig oder die Temperaturänderung dauert zu lange muss das Niveau erhöht, also die Heizkurve um einen bestimmten Betrag parallel verschoben werden.
  • Ist die Raumtemperatur nur an sehr kalten Tagen zu niedrig, muss die Neigung der Heizkurve erhöht werden
  • Ist die Raumtemperatur an kalten Tagen ausreichend aber in der Übergangszeit zu niedrig, muss das Niveau erhöht und die Neigung abgesenkt werden
  • Ist die Raumtemperatur in der Übergangszeit zu hoch, an kalten Tagen aber ausreichend muss das Niveau abgesenkt und Neigung erhöht werden

Ganz allgemein lässt sich sagen, das Gebäude mit hohen Wärmeverlusten und/oder knapp bemessenen Heizkörpern eine steilere Heizkurve, z. B. die Kurve 2,0 benötigen. Häuser mit einem guten Wärmeschutz und reichlich dimensionierten Heizkörpern benötigen dagegen eine flache Heizkurve, d.h. eine Kurve mit geringer Steilheit, z. B. 0,6.

#Empfehlungen für die Vorgehensweise

  • Suchen Sie die Bedienungsanleitung ihrer Heizungsanlage heraus, die in der Regel auch Hinweise zur Einstellung der richtigen Heizkurve enthält. Außerdem finden sie so die Hinweise, welche Knöpfe zu betätigen sind bzw. in welchem Menü welcher Schritt vollzogen werden kann.
  • Für ein erstes richtiges Gefühl sorgt das Wissen, dass Gebäude mit hohen Wärmeverlusten und/oder knapp bemessenen Heizkörpern eine steilere Heizkurve, z. B. die Kurve 2,0 benötigen. Häuser mit einem guten Wärmeschutz und reichlich dimensionierten Heizkörpern benötigen dagegen eine flache Heizkurve, d.h. eine Kurve mit geringer Steilheit, z. B. 0,6.
  • Für das Einstellen einer Heizkurve mit minimaler Steilheit ist ein hydraulischer Abgleich sinnvoll, aber nicht Voraussetzung.
  • Die erste optimale Einstellung der Neigung der Heizkurve findet man am Ehesten, wenn die Außentemperatur an mehreren Tagen gleichmäßig hintereinander unter 0°C liegt.
  • Protokollieren sie den Vorgang. Ändern Sie stets nur die Neigung oder das Niveau (nicht beides gleichzeitig) und warten Sie die "Antwort" des Heizungssystem ab, bevor sie weitere Einstellungen vornehmen.
  • Die Thermostatventile für Heizköper oder Thermostaten für die Fußbodenheizung sollten in der gesamten Heizungsanlage beim Optimierungsvorgang auf die gewünschte Raumtemperatur eingestellt sein (z.B. Zahlenwert 3, entspricht etwa 20°C Raumtemperatur) und in der Optimierungsphase möglichst nicht verstellt werden.
  • Das Versuch-Irrtum-Verfahren muss bei jeder Veränderung der Heizkurveneinstellung solange unterbrochen werden, bis sich im Gebäude infolge der thermischen Trägheit der Gebäudemasse ein Gleichgewicht eingestellt hat. Bei massiven, schweren Gebäuden bedeutet dies eine Wartezeit von ein bis zwei Tagen, bei leichten Gebäuden (Fertighausbau) reicht schon ein halber Tag.
  • Wegen möglicher Über- bzw. Unterdimensionierungen der Heizkörper in den einzelnen Räumen (bezogen auf die Heizlast) wird die Reduzierung der Vorlauftemperatur (also die Absenkung der Neigung) abgebrochen, wenn schon in einem ersten Raum die gewünschte Raumtemperatur nicht mehr erreicht wird. Jetzt stellt man die Heizkurve wieder etwas steiler ein.
  • Eine Unterversorgung (zu geringe Vorlauftemperatur) merkt man hingegen sehr bald, da es überall zu lange dauert, bis eine Temperaturänderung zu spüren ist.
  • Ein Überangebot an Wärme, d. h. in diesem Fall zu hohe Vorlauftemperaturen, zieht höhere Wärmeverluste von Heizgerät und Rohrleitungen nach sich. Dies wird aber meist nicht erkannt, da die Thermostatventile eine Überheizung des Raumes verhindern. Ein Hinweis auf einen solch ungünstigen Betriebszustand kann lediglich das kurzzeitige Aufheizen der Heizkörper mit recht hohen Temperaturen und anschließende Abkühlen der Heizflächen sein.

Achtung: Nach einer Maßnahme zur Verbesserung der Wärmedämmung (Außenwand, Dachgeschoss, Fußboden, Fenster) wird eine geringere Vorlauftemperatur benötigt. D. h., nach jeder Dämmmaßnahme ist eine Optimierung der Heizkurve (Absenkung) erforderlich. Das Gesagte gilt nicht für selbstoptimierende Regelungen.

Mit der Optimierung der Heizkurve erreicht der Nutzer, dass der Wärmeerzeuger nur so viel Wärme produziert, wie für das Erreichen der gewünschten Raumtemperatur erforderlich ist.

>