Leitfaden zur Planung der Warmwasserbereitung

Leitfaden zur Planung einer Anlage zur Warmwasserbereitung für Neubau und Modernisierung im Ein- bzw. Zweifamilienhaus (Checkliste).

Die Warmwasserbereitung nimmt in der heimischen Energiebilanz mit einem Verbrauchsanteil von ca. 20% einen vorderen Platz ein. Es lohnt sich also, mögliche Einsparpotentiale bei Planung einer Anlage zur Warmwasserbereitung zu berücksichtigen. Dazu sind Kenntnisse über das eigene Verbrauchsverhalten von Vorteil. Wenn Sie also vor einem Neubau oder der Modernisierung Ihrer Altanlage stehen, und unabhängig davon, ob Sie nun selbst bauen oder den Bau einem Sanitär- und Heizungsbaubetrieb überlassen, empfehle ich sichere Antworten auf folgende Fragen zu finden:

Wasserzähler

Bild: Wasserzähler

#Versuchen Sie Ihren bisherigen täglichen Warmwasserverbrauch möglichst genau zu ermitteln.

  • Vergessen Sie dabei nicht das kleine Händewaschen, den "Zwischendurchabwasch" und das Wischwasser.
  • Kalkulieren Sie einen eventuell zusätzlichen Bedarf, z.B. durch den sinnvollen Anschluss von Waschmaschine und Geschirrspüler an die Warmwasserleitung. Diese Geräte machen ohne Einbindung ihr benötigtes Warmwasser mittels vergleichsweise teurer Elektrodirektheizung. Der Anschluss an das Warmwassernetz verringert deren Stromkosten deutlich, erhöht die Energiekosten (Wärmepumpe) bzw. Brennstoffkosten (Heizkessel) aber nur geringfügig.
  • Nutzen Sie zur Verbrauchsermittlung einen Warmwasserzähler in der Warmwasserleitung.
  • Auch der Kaltwasserzähler hilft, sofern sie dem gezapften Warmwasser kein kaltes Wasser zumischen müssen. Das erfordert jedoch geringe Speichertemperaturen um max. 45°C - zumindest für eine gewisse Zeit.
  • Ein möglicher Rechenwert, den auch der Heizungsbauer nutzt, ist der statistische Durchschnittsverbrauch von etwa 45 Litern pro Person und Tag.
  • Sparsame Leute verbrauchen jedoch weniger als 20 Liter- es gibt aber auch Fälle, wo mehr als 100 Liter täglich „verbadet" werden.

#Steigt oder verringert sich der Warmwasserbedarf in der Zukunft?

  • Denken Sie an den Zuwachs in der Familie oder an den Auszug von Familienmitgliedern.
  • Nach meiner Beobachtung benötigen Erwachsene, aber auch ältere Kinder und Jugendliche heute deutlich mehr warmes Wasser als noch vor 30 oder 40 Jahren.
  • Der geplante Einbau einer größeren Badewanne oder/und stark strahlender Dusch- und Brauseköpfe (Wellnessduschen) erhöhen leider den Warmwasserverbrauch.

#Wie viele Zapfstellen sollen gleichzeitig mit warmen Wasser versorgt werden?

Überlegen Sie sich, ob in Ihrem Haushalt tatsächlich an mehreren Zapfstellen zeitgleich warmes Wasser benötigt wird. Kommt es zu familiären Konflikten, wenn mal gelegentlich Engpässe entstehen? Je weniger Maximalforderungen hier gestellt werden, um so einfacher und preiswerter wird die Anlage zur Warmwasserbereitung, da die so genannte Schüttleistung geringer ausfallen kann.

#Wie weit sind die Hauptzapfstellen von der Heizanlage entfernt?"]

  • Berücksichtigen Sie bei der Planung, dass geringe Entfernungen der Zapfstellen zueinander und zum Warmwasserbereiter den Aufwand für die Versorgungsleitungen (auch für die Abwasser-Entsorgungsleitungen) verringert. Auch die Wärmeverluste fallen niedriger aus.
  • Kurze Wege vom Ort der Warmwasserbereitung bis zu den Zapfstellen benötigen keine Zirkulationseinrichtung, verringern also den Aufwand für Rohrleitungen einschließlich Dämmmaterial und reduzieren die Verluste.
  • Ziehen Sie eventuell in Erwägung, Heizung und Warmwasserspeicher näher an die wichtigsten Zapfstellen zu verlegen, vermeiden Sie aber eine Dezentralisierung mit kleinen Elektro-Warmwasserspeichern bzw. Durchlauferhitzern. Hauptzapfstellen sind meiner Meinung nicht die Badewanne (hier kann man warten), sondern die Küchenspüle und das Waschbecken zum Zähneputzen. Hier toleriert man keine langen Wartezeiten.

#Ist es möglich, die Hauptzapfstellen über jeweils eigene Warmwasserleitungen zu versorgen?

Wenn die Hauptzapfstellen mit separaten, dabei vergleichsweise schwachen Rohrleitungen erschlossen werden, muss bei einer Zapfung nur wenig abgekühltes Wasser aus dem Rohr verdrängt werden. Die Wassermenge in einem Rohr mit etwa 10 mm Innendurchmesser beträgt gerade einmal 79ml pro lfd. Meter, so das bei einer Rohrlänge von 6 Metern weniger als ein halber Liter Wasser verdrängt werden muss. Es ist also rasch warmes Wasser verfügbar, eine Zirkulationsleitung ist nicht erforderlich, wenn man sich für eine sternförmige Erschließung und nicht für eine baumartigen Struktur entscheidet (Ein-, Zweifamilienhäuser).

#Ist der Aufstellplatz für einen Warmwasserspeicher vorhanden?

Der Platzbedarf für einen stehenden Warmwasserspeicher beträgt etwa 1m² Standfläche. Warmwasserspeicher mit Inhalten bis zu 100 Litern werden auch als wandhängende Geräte angeboten. Weniger Aufstell- bzw. Montagefläche ist bei einem wandhängenden Durchlauferhitzer für Gas erforderlich.

#Welche Einbringmaße müssen beachtet werden (Türbreiten, Raumhöhen)?

Größere Warmwasserspeicher, vor allem Lösungen mit Pufferspeicher, haben einen Durchmesser bis 90 cm und eine Höhe bis zu 2 m. Prüfen Sie, ob diese Geräte problemlos durch Türen passen bzw. im gekippten Zustand transportiert und aufgestellt werden können.

#Wird eine solare Unterstützung der Warmwasserbereitung gewünscht?

Der Wunsch nach solarer Unterstützung der Warmwasserbereitung ist ausgeprägt. Viele überschätzen jedoch den positiven Effekt, insbesondere wenn es sich um kleinere Anlagen mit geringem Warmwasserbedarf handelt. Für zwei sehr sparsame Menschen lohnt sich bsw. keine solarthermische Anlage. Prinzipiell verlangt eine solarunterstützte Warmwasserbereitung einen großvolumigeren, also auch höheren und meist dickeren Speicher, 2 Rohrleitungen zum Dach und eine entsprechend geeignete Dachfläche mit Südausrichtung voraus. Die Standfläche eines solchen Speichers beträgt etwa 1,5 m², die Deckenhöhe sollte mind. 2 m betragen. Eine solare Unterstützung kann auch mit einer Solarstrom-Anlage erfolge. So ist es bei geringen Einspeisevergütungen um 7 bis 8 Cent/kWh wirtschaftlicher den Überschussstrom mit Hilfe eines Elektroheizstabes zur Aufheizung eines Warmwasserspeichers zu verwenden als zu verkaufen.

#Ist die Solarenergienutzung erst später beabsichtigt?

Wenn Sie sicher wissen, dass Sie in ein, zwei Jahren eine Solaranlage nachträglich installieren werden, kann der notwendige Solarspeicher bereits jetzt installiert werden (großvolumig, mit Elektroheizstab Option). Eventuell kann man auch schon Rohrleitungen vormontieren. Wird die Installation einer Solaranlage jedoch erst für eine spätere Zeit in Erwägung gezogen, müssen meiner Meinung nach noch keine Vorbereitungen getroffen werden. Die Technik entwickelt sich weiter! Außerdem: Persönliche Lebensumstände verändern sich und verlangen möglicherweise nach neuen, heute noch nicht planbaren Lösungen.

#Wie ist die Wasserqualität beschaffen?

Haben Sie Erfahrungen mit Inhaltsstoffen Ihres Wasser, z.B. dem Kalkgehalt? Besprechen Sie diese Erfahrungen mit einem Heizungsbauer aus der Gegend, Ihren Nachbarn oder dem Wasserwerk. So erhalten Sie Hinweise, welches System der Warmwasserbereitung und welche Materialien für die jeweilige Wasserbeschaffenheit günstig sind.

#Welche Rohrmaterialien sind im Hausnetz vorhanden?

Grundsätzlich gilt, dass in Fließrichtung des Wassers niemals unedlere Materialien nach edleren Materialien eingesetzt werden sollen. Der Installateur verlegt also kein verzinktes Rohr nach einer Kupferleitung. Das gilt auch für eine eventuell bereits vorhandene Zirkulationsleitung. Im Zweifelsfall kann auf Kunststoffrohre zurückgegriffen werden.

#Welche finanziellen Aufwendungen sind möglich bzw. vorgesehen?

Fragen Sie sich, für welchen Zeitraum eine Lösung zur Warmwasserversorgung gebraucht und wie viel dafür ausgeben werden soll bzw. kann. Bei kurzfristigem Bedarf kann auch mal eine Lösung mit geringen Investitionskosten aber dafür höheren Betriebskosten gewählt werden. Eine langfristige Lösung sollte jedoch immer in einer Zentralversorgung gesucht werden, da nur in diesem Fall weitere Komponeneten sinnvoll eingebunden werden können (Solarwärme, Solarstrom, Wärmepumpe)

#Welche Eigenleistungen sind geplant?

Haben Sie vor einen Teil oder die gesamte Anlage selbst zu verlegen, sollten Sie sich vorher ausgiebig sachkundig machen. Überschätzen Sie dabei nicht Ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten. Fragen Sie Nachbarn, Freunde oder Profis nach möglicher Hilfe. Bestimmte Tätigkeiten, wie z.B. die Arbeit an Gasleitungen oder Elektroinstallationen, sind für Sie natürlich tabu.

#Welcher Umbauaufwand ist akzeptabel?

Bei einer Modernisierung werden Sie sich fragen, ob der geplante Aufwand in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen steht. Wenn Sie die vor zwei Jahren verlegten Fliesen wieder aufbrechen müssen, wird es wirtschaftlicher sein, z.B. auf die nachträglich Installation einer Zirkulationsleitung zu verzichten.

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