Einrohrheizung
Zur Funktionsweise, den technischen Voraussetzungen, den Besonderheiten und den Vor- und Nachteilen der Einrohrheizung
Bei einer Einrohrheizung werden die Heizkörper eines Heizkreises einer Warmwasserheizung analog eines elektrischen Schaltkreises "in Reihe geschaltet". Der Rücklauf des ersten Heizkörpers ist der Vorlauf des zweiten Heizkörpers, dessen Rücklauf den Vorlauf des dritten Heizkörpers usw. speist. Die Heizkörper werden also nacheinander durchflossen.
Im Gegensatz dazu ist bei einer Zweirohrheizung (die in der Praxis überwiegend angewendet wird) jeder einzelne Heizkörper eines Heizkreises sowohl am Vorlauf des Heizkreises als auch am Rücklauf des Heizungssystems verbunden - die Heizkörper werden praktisch parallel "geschaltet". So erhalten alle Heizkörper einer Zweirohrheizung die von der Zentralregelung vorgegebene selbe Vorlauftemperatur. Deshalb hat die Zweirohrheizung eine Reihe von Vorteilen.
- Die Dimensionierung des Heizkörpers, also die Bestimmung der abzugebenden Leistung nach der Heizlast des Raumes, ist wegen der überall im Heizkreis gleichen Vorlauftemperatur relativ einfach.
- Im eingebauten Zustand zeigen die Heizkörper in der Zweirohrheizung ein gleichbleibendes und eindeutiges Regelverhalten (wärmer - kälter) je nach Stellung des Thermostatventiles und beeinflussen sich dabei gegenseitig nicht.
- Der Einsatz von Hocheffizienzpumpen zum Antrieb des Heizungswassers ist möglich.
- Wegen der möglichen geringen Vorlauf- bzw. Rücklauftemperatur für alle Heizkörper eigenen sich Zweirohrsysteme gut bei Einsatz in Heizungsanlagen mit Brennwertkessel oder Wärmepumpe.
#Die Einrohrheizung hat keine Vorteile
Bei einer Einrohrheizung gibt es die vorgenannten Vorteile nicht. Denn die Vorlauftemperatur des zweiten Heizkörpers in der Reihe entspricht der Rücklauftemperatur des ersten Heizkörpers und die Rücklauftemperatur des zweiten Heizkörpers ist identisch mit der Vorlauftemperatur des dritten Heizkörpers usw.. Das führt zu Nachteilen der Einrohrheizung.
- Die stark schwankenden Vorlauftemperaturen verursachen Schwierigkeiten bei der präzisen Auslegung der Heizkörper, obwohl die Heizlast verschiedener Räume gleich sein kann.
- Die in der Reihe nachfolgenden Heizkörper besitzen eine Heizleistung, die von der "übrig gebliebenen" Temperatur der vorangegangenen Heizkörper abhängt.
- Bei gleicher Heizlast müssen die entfernteren Heizkörper eine größere Normheizleistung aufweisen und daher größer sein als die im Heizkreis weiter vorne angeordneten Heizkörper.
- Eine Einrohrheizung verlangt spezielle Thermostatventile mit einer Bypassmöglichkeit (Überströmen) zwischen Vor- und Rücklauf.
- Da vordere Heizkörper im Heizkreis wegen der höheren Temperatur des Vorlaufwassers begünstigt sind, kann dies zur Überhitzung des betreffenden Raumes führen. Hintere Heizkörper sind dagegen oft benachteiligt, reagieren thermisch träge und/oder können den Raum nicht mehr ausreichend erwärmen.
- Um eine Einrohrheizung optimal einzuregeln, ist ein hydraulischer Abgleich unbedingt empfehlenswert.
- Damit auch ein dritter oder vierter Heizkörper unabhängig vom ersten Heizkörper noch Wärme abgeben kann, muss das Heizungswasser im gesamten Heizkreis immer (auch im Teillastbetrieb) zirkulieren. Daher wird im Betrieb der Heizung eine nahezu gleichbleibende hohe Pumpenleistung (anders als bei Zweirohrsystemen) erforderlich. Dadurch können keine effizienten, selbst regelnden Heizungspumpen genutzt werden, wodurch die Stromkosten erhöht sind. Außerdem erhöht sich die Geräuschbelastung durch Strömungsgeräusche.
- Damit auch die hinteren (letzten) Heizkörper noch ausreichend Leistung abgeben können, muss die vom Heizkessel bereitgestellte Vorlauftemperatur immer recht hoch sein.
- Es kann passieren, dass durch hohe Temperatur des Heizungswassers allein die Rohrleitungsabgabe ausreicht, um einen Raum zu erwärmen (bei guter Wärmedämmung des Hauses).
- In der Übergangszeit wird eine geringere Heizleistung abverlangt, die bei einer Einrohrheizung jedoch nicht zum deutlichen Absenken der Heizwassertemperatur führen kann. Einrohrheizungen sind daher nicht optimal für den Einsatz der Brennwert- oder Wärmepumpentechnik geeignet.
- Im Teillastbetrieb wird nur ein geringer Teil des zirkulierenden Heizwassers für Heizzwecke herangezogen, wodurch sich die Rücklauftemperatur der Vorlauftemperatur annähert. Dadurch entstehen höhere Rohrleitungs- Wärmeverluste.
- Die gegenüber einer Zweirohrheizung meist höhere Vorlauftemperatur verursacht höhere Wärmeverluste bei der Wärmeerzeugung, aber auch bei der Wärmeverteilung.
- Eine gerechte Heizkostenabrechnung ist nur mittels Wärmemengenzähler für jeweils einen Strang einer Einrohrheizung möglich. Heizkostenverteiler sind dafür nicht geeignet.
#Spezielles Thermostatventil
Um überhaupt die Wärmeabgabe eines Heizkörpers regeln zu können, bedarf es eines Thermostatventiles, welches im geschlossenen Zustand das Heizungswasser zu nachfolgend angeordneten Heizkörpern "vorbei" leitet. Dazu wird in der Anschlussbaugruppe ein Bypass eingebaut. Der Rücklauf ist dann genauso warm wie der Vorlauf. Die Rücklauftemperatur ist andererseits um 10 bis 15 Grad kälter, wenn das Ventil offen ist und der Heizkörper durchströmt wird. Die Temperaturspreizung in Einrohrsystemen kann daher 0 sein oder aber sehr groß werden. Es ist zu beachten, dass falsch herum angeschlossene Thermostatventile (Vor-/ Rücklauf vertauscht) nicht mehr regeln können. Ein solcher Fehlanschluss kann sich in rhythmischen, klappernden Geräuschen äußern.
Mein Fazit:
- Einrohrheizungen im Bestand können durch entsprechende Einstellungen in der Effektivität verbesserte werden.
- Für den Neubau ist sie nicht geeignet.