Innendämmung von Fachwerk

Auch Fachwerkgebäude können, ohne Schäden zu verursachen, bei Beachtung weniger Regeln von innen gedämmt werden (Innendämmung Fachwerk).

Eine zusätzliche Wärmedämmung von Außenwänden in Fachwerkgebäuden ist wegen der meist schwachen Dämmleistung wünschenswert und sinnvoll, wird aber von Laien, wie von Baufachleuten, kontrovers gesehen. Vor allem die Angst vor Bauschäden an den Holzkonstruktionen ist weit verbreitet und verhindert eine fachgerechte Verbesserung der Dämmwerte.

Wärmebild eines von innen gedämmten Fachwerkhauses

Neuere Untersuchungen, u.a. des Fraunhofer-Institutes, zeigen, dass eine bauschadensfreie Wärmedämmung selbst von innen möglich ist. Allerdings muss bei der Ausführung – anders als dies in der Vergangenheit gesehen wurde – vor allem die Herstellung der Luftdichtheit der gesamten Konstruktion im Vordergrund stehen. Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Bauschadensfreiheit bleibt dabei die Vermeidung einer Durchfeuchtung von außen (Schlagregensicherheit) und infolge aufsteigende Nässe!

#Schadensfreie Innendämmung Fachwerk – Ausführungshinweise

In Fachwerkbauten können die traditionell verwendeten Ausfachungsmaterialien, wie Lehm oder Vollziegel, nicht mehr die heutigen Anforderungen an Heizwärmeverbrauch und Behaglichkeit erfüllen. Die Aufgabe besteht also meist darin, eine Wärmedämmung vorzusehen, ohne in das äußere Erscheinungsbild der Gebäude einzugreifen. Als einzig mögliche Maßnahme bleibt dabei die Anbringung einer Wärmedämmung auf der Innenseite der Außenwand.

Innendämmungen beeinflussen jedoch die Temperatur- und Feuchteverhältnisse im Wandquerschnitt erheblich. Aufbau und Ausführung der Innendämmung müssen daher so gewählt werden, dass eine bauwerkzerstörende Feuchteanreicherung im Wandquerschnitt (Hölzer) auch auf lange Sicht hin nicht erfolgt. Besonders wichtig ist, dass das dominierende Zerstörungspotential durch

  • Schlagregenbefeuchtung von außen und
  • aufsteigende Feuchte von unten weitgehend ausgeschlossen ist.

Ohne Innendämmung: Ausfachung und Holzbalken können sich nach einer Schlagregenbelastung durch Feuchtetransport sowohl nach außen als auch nach innen entfeuchten. Den Wassertransport sperrende Beschichtungen auf der Außenseite der Hölzer (wie Öl- und Kunstharzfarben, PE-Folien, Bitumen u.ä.) können dies verlangsamen oder ganz verhindern.

Schlagregenbelastung und Durchfeuchtung bei einem Fachwerk ohne Innendämmung

Mit Innendämmung: Der Feuchtetransport nach innen wird ggf. durch den Dämmstoff (eventuell dampfbremsend) unterdrückt. Ebenso wird durch eine Innendämmung die Verdunstungsgeschwindigkeit nach außen infolge der geringeren Wandtemperatur reduziert. Im Ergebnis verlangsamt sich die Austrocknung nach einer Schlagregendurchfeuchtung.

Schlagregenbelastung und Durchfeuchtung bei einem Fachwerk mit Innendämmung

Eine auf der Innenseite (warme Seite) angebrachte dampfsperrende Schicht (z.B. PE-Folie, Alu-Folie), so wie sie früher gerne empfohlen wurde, versperrt den Trocknungsweg nach innen bei Durchfeuchtungen von außen meist vollständig. Eine Verlangsamung tritt ein bei angebrachten Dampfbremsen mit hohem sd-Wert (Wasserdampfdiffusionswiderstand). Dies kann zu länger anhaltender Durchfeuchtung der Wand führen und muss unbedingt vermieden werden.

  • Eine Innendämmung von Fachwerkwänden mit Beanspruchung durch Schlagregen muss immer auch eine Trocknungsmöglichkeit zum Raum hin aufweisen.
  • Der Wasserdampfdiffusionswiderstand der raumseitigen Dämmschicht inklusive Dampfbremse darf für eine notwendige Trocknungsmöglichkeit nach innen nicht zu groß ausfallen.
  • Gleichzeitig darf die dampfbremsende Wirkung des Dämmstoffes einschließlich der luftdichten Dampfbremse nicht zu klein sein, um das übermäßige Eindringen von Wasserdampfmolekülen in die Konstruktion zu verhindern.

Verschiedene neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass bei einer Innendämmung von Fachwerk der sd -Wert (Wasserdampfdiffusionswiderstand) der raumseitigen Konstruktion 2m nicht überschreiten sollte. Das schließt das früher übliche Anbringen einer raumseitigen Dampfsperre grundsätzlich aus. Der minimal einzuhaltende sd-Wert der innenliegenden Dämmung einschließlich einer zusätzlichen dampfbremsenden Schicht liegt dagegen bei 0,5 m. Damit wird im Winter bei normalen Luftfeuchtebedingungen (20°C, 50% rel.F.) im Innenraum der Dampfdiffusionsstrom ausreichend begrenzt.

Empfohlener Wärmedurchlasswiderstand, Abbildungen: Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer, Dr.-Ing. Martin Krus, Fraunhofer-Institut für Bauphysik

Die Abbildung zeigt den für Fachwerkwände empfohlenen Bereich des Wärmedurchlasswiderstandes der Innendämmung (Der Wärmedurchlasswiderstand ist der Kehrwert des Wärmedurchgangswiderstandes, also der 1/U-Wert).

Der sd-Wert der Konstruktion muss höher ausfallen, wenn

  • der Wärmedurchlasswiderstand der Wand höher ausfällt (durch stärkere Dämmschichten) und/oder
  • die Luftfeuchtigkeitswerte im Innenraum tendenziell höher ausfallen (Bäder).

#Empfehlenswert: Innendämmung von Fachwerk mit feuchteadaptiver Dampfbremse

Eine optimale Lösung stellen wärmegedämmte Konstruktionen mit feuchteadaptiver Dampfbremse dar. Geeignete feuchteadaptive Dampfbremsen weisen im Sommer einen geringen sd-Wert um 0,5 m auf, im Winter dagegen erhöht sich der sd-Wert auf etwa 5 m. Die Konstruktion verhält sich damit auch bei üblicher Schlagregenbeanspruchung unproblematisch und weist insgesamt eine höhere Fehlertoleranz auf.

Folgende generelle Überlegungen sollten eine energetische Sanierung von Fachwerkkonstruktionen begleiten:

  • Beidseitig fachwerksichtige Wände sind selbst bei guter Wärmedämmung der Ausfachung nicht ausreichend abdichtbar (mangelhafte Luftdichtheit zwischen Holzkonstruktion und Ausfachung). Mindestens die Innenseite sollte daher eine luftdichtende Schicht besitzen, z.B. eine Wärmedämmung mit Putz, besser noch eine sorgfältig ausgeführte Luftdichtheitsebene.
  • Die Außenwände sollten im Sinne eines Mindestwärmeschutzes einen Wärmedurchgangswiderstand von etwa 1,0 W/m²K aufweisen. Dieser Wert wird bei unsanierten Fachwerkkonstruktionen (12 bis 14 cm Wandstärke) mit einer Schichtdicke des innen angebrachten Dämmstoffes von 4 cm sicher erreicht. Eine weitere Erhöhung der Dämmstoffstärke ist nur anzuraten, wenn die Ausfachung selbst bereits wärmedämmende Eigenschaften besitzt (Leichtlehm, leichte Hochlochziegel, Porenbetonsteine) und wenn kapillaraktive Dämmstoffe für die Innendämmung angewendet werden (Zellulosedämmstoff, Holzfaser-Dämmplatten, Leichtlehm, Kalziumsilikat-Platten).
  • Vor allem beim Einsatz von nicht kapillaren Faserdämmstoffen (Mineralwolle) ist die Anwendung einer feuchteadaptiven Dampfbremse mit variablem sd-Wert vorteilhaft.
  • Innendämmungen aller Art sind luftdicht, ohne Hinterströmungsmöglichkeit für der Raumluft anzubringen. Luftkonvektion (warme Raumluft) hinter der bzw. durch die Dämmschicht führt zu erheblichen Feuchteschäden sowie unnötig hohen Lüftungswärmeverlusten. Durchströmbare Hohlräume im Bereich der Dämmung sind zu vermeiden.
  • Weiche, anschmiegsame Dämmstoffe (z.B. Holzweichfaserdämmstoffe) lassen sich an eine in Fachwerkbauten häufig unebene Innenseite der Wand hohlraumfreier anbringen als biegesteife Materialien. Besonders gut eignen sich ein- bzw. anblasfähige Dämmstoffe (Zellulose, Holzfasern).
  • Vom Freilegen einer verputzten oder verschalten Fachwerkfassade rate ich ab, insbesondere dann, wenn die Schlagregenbeanspruchung hoch ist (z.B. auf der Westseite oder wenn kein ausreichender Dachüberstand zur Verfügung steht).
  • Anstriche auf dem Holz und der Ausfachung sollten gut dampfdurchlässig (diffusionsoffen) sein. Wärmedämmende und diffusionsoffene Materialien der Ausfachung (Leichtlehm, leichte Hochlochziegel, Porenbeton usw.) sind schweren, dichten Ausfachungsmaterialien (Klinker, dichte Natursteine) vorzuziehen.
  • Raumseitig aufgezogene Putze ausreichender Schichtdicke sind in der Regel luftdichter als Trockenbaukonstruktionen mit aufgeklebten oder geständerten Gipskartonkonstruktionen. Bei Trockenbaukonstruktionen wird das Aufbringen einer Luftdichtheitsebene (Dampfbremse luftdicht verklebt) empfohlen, bevor die Gipskartonplatten angebracht werden.
  • Der Feuchteeintrag beim Ausfachen oder durch raumseitige Putze sollte so gering sein, dass die Baufeuchte innerhalb von sechs Monaten austrocknet.
  • *Die Balkenköpfe in der Außenwand verlangen besondere Beachtung (siehe dazu Innendämmung bei Holzbalkendecke).
  • Ausreichender Tauwasserschutz ist bei einer Innendämmung rechnerisch meist nicht gegeben, weshalb sie in Fachwerkhäusern unter Beobachtung zu stellen ist (Kontrollöffnung, Feuchtefühler).
  • Eine Luftdichtheitsuntersuchung (blower-door) mit Ermittlung von Leckagen ist ratsam.
  • Bei der Sanierung oder Neuerrichtung von wärmegedämmten Fachwerkkonstruktionen sollte eine einfach Lüftungsanlagevorgesehen werden (mehr dazu in Lüftungsanlage ohne Wärmerückgewinnung).

#Fehler vermeiden – Luftdichtheit herstellen

untaugliche Methode zur Verbesserung der Luftdichtheit

Eine Durchströmung der Fachwerkwand von innen nach außen (warm-kalt) ist unter allen Umständen zu vermeiden. Das gilt für ungedämmte wie für gedämmte Konstruktionen gleichermaßen. Versuche, die Leckagen zwischen Ausfachung und Holzständerwerk mit Acryl, Silikon, PU-Schaum o.ä. zu „stopfen“, müssen scheitern. Auch eine Schalung vor der Dämmung (links im Bild) benötigt eine Luftdichtheitsebene unmittelbar vor dem Dämmstoff, da die Paneele nicht luftdicht (herausfallende Äste, Ränder, Verwerfungen etc.) sind. Das Aufsetzen von Deckleisten ist keine ausreichend wirksame Maßnahme gegen den Luftdurchtritt.

Konstruktionsdetail für Innendämmung Fachwerk mit Holzfaserdämmplatte und Lehmputz Luftdichte Innendämmung einer Fachwerkwand mit Holzfaserdämmplatte und Lehmputz Luftdichte Innendämmung einer Fachwerkwand mit Holzfaserdämmplatte und Lehmputz Zum Ausgleich des Ziegeluntergrundes wird ein Lehmputz aufgetragen. Nach dem Trocken wird eine 4 bis 8 cm starke Holzfaserdämmplatte mit Thermodübeln montiert. Ein Lehmputz, armiert, bildet die abschließende Beschichtung. Bei ebenem Untergrund kann die Holzfaserdämmplatte direkt geklebt und gedübelt werden.

Innendämmung eines traditionellen Fachwerks mit angeblasenen Zelluloseflocken
>