Feuchte oder trockene Luft
Feuchte oder trockene Luft: Wir haben kein Sinnesorgan, können aber an einigen Erscheinungen erkennen, ob die Luft eher weniger oder mehr Feuchte enthält.
Können wir empfinden, dass die uns umgebende Luft eher trocken oder eher feucht ist? Sinnesorgane, die uns einen Hinweis auf die Höhe der Luftfeuchtigkeit geben, haben wir leider nicht. Man kann Luftfeuchtigkeit selbst also weder hören oder sehen, noch riechen oder schmecken, und auch nicht wirklich fühlen.
Naja, sehen vielleicht schon, denn Nebel, beschlagene Scheiben oder Brillengläser sind Hinweise auf die vorhandene Luftfeuchtigkeit. Aber streng genommen handelt es sich dabei schon um winzige Tröpfchen, von Wasser im flüssigen Zustand also. Im Normalfall sehen wir die in der Raum- bzw. Atemluft enthaltene, sozusagen gelöste Luftfeuchtigkeit nicht. Denn gasförmiges Wasser, also Wasserdampf, ist unsichtbar. Aber Moment mal, sagen wir nicht Wasserdampf zu dem, was beim Kochen aufsteigt, beim Bügeln zischt, aus einer Dampflok pfeift oder dem Vulkankrater entweicht? Was kommt aus dem Auspuff eines modernen Autos, oder, mit Rauch vermischt, aus dem Schornstein? Woraus bestehen die Wölkchen über einem Kühlturm oder über der mit Wasser gelöschten Feuerstelle?
Egal, ob wir dieses Phänomen nun Wrasen, Nebel, Brodem, Dunst, Brüden, Wasen oder, im Englischen, als Dust bezeichnen: Immer handelt es sich um Wasserdampf, der, wenn wir ihn sehen können, bereits mit kleinen Wassertröpfchen vermischt ist. Die Anzahl der Tröpfchen, auch Kondensat genannt, ist dabei abhängig von der Temperatur und der Höhe der Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft, aber auch von der Größe der Staubpartikel in dieser Luft, an die sich der Wasserdampf anlagert.
Das der Wasserdampf in unserem Leben eine hervorgehobene Bedeutung hat, zeigt sich an zahlreichen Redewendungen: Man kann Dampf ablassen, oder Dampf drauf haben, oder jemandem Dampf machen. Man kann unter Dampf stehen oder hinter etwas Dampf hermachen.
Und so haben wir es täglich mit einer großen Menge Wasserdampf zu tun, z.B. wenn wir an das Wetter denken. Je nach Wetterlage ist die Luft mehr oder weniger stark mit Wasserdampf angefüllt. Ändert sich das Wetter, ändert sich auch meist der Aggregatzustand des Wassers. Es regnet oder schneit, Tau fällt oder es setzt sich Reif ab.
Wir haben zwar keine Sinnesorgane, die Rückschlüsse auf den Wasserdampfgehalt der Umgebungsluft zulassen, jedoch wissen wir, das unsere Behaglichkeit stark von der Höhe der Luftfeuchtigkeit abhängig ist. Reagiert der Körper vielleicht als Ganzes auf unterschiedlich hohe Luftfeuchtigkeiten? Offenbar, denn bei sehr hohen Werten für Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur sprechen wir von unangenehmer Schwüle. Die Körpertemperaturregelung arbeitet dann auf Hochbetrieb, um überschüssige Wärme abzugeben. Das ausgeschwitzte Wasser verdunstet von der Haut und wird unsichtbarer Wasserdampf, wodurch die Körpertemperatur sinkt (das nennen die Fachleute Verdunstungskälte). Ebenso sinkt die Körpertemperatur durch die Abgabe von warmem Wasserdampf mit der Ausatemluft.
Dieser Wasserdampf muss jedoch von der umgebenden Raumluft aufgenommen werden können. Ist die Luftfeuchtigkeit der umgebenden Luft aber schon hoch, wird die Wasserdampfabgabe über die Haut und durch Atmung behindert. Die Temperaturregulation des Körpers kommt an ihre Grenzen. Es wird unbehaglich schwül.
Nebenbei: Auch bei normalen Umgebungstemperaturen und bei durchschnittlicher Luftfeuchtigkeit von 50% wird geschwitzt, ohne dass wir es merken. Zusammen mit der Ausatemluft gibt der Mensch dabei etwa einen dreiviertel Liter Wasser pro Tag an die Umgebungsluft ab. In der Literatur sind die Aussagen über die Menge des durchschnittlich abgegeben Wasserdampfes allerdings widersprüchlich. Eine Abhängigkeit von der Hautoberfläche (Größe des Menschen) und Aktivität ist daher wahrscheinlich.
Unbehaglich wird es auch, wenn es in Strippen regnet und die Luft kalt ist. Novemberwetter. Ist die Luft im November deshalb feuchter als im Sommer? Oder ist es eher umgekehrt?
Nun, aus Erfahrung wissen wir, dass in kalter Luft aufgehängte Wäsche langsamer trocknet als im Hochsommer. Feuchte Wäsche im Wäscheständer, vor die Heizung gestellt, trocknet die Wäsche dagegen rasch. Warme Luft trocknet also besser. Klingt es da nicht paradox, wenn wir feststellen müssten, dass kalte Luft weniger Feuchtigkeit enthält als warme? Die Wäsche müsste dann in kalter Luft sogar besser trocknen! Tut sie aber nicht. Doch woran liegt das?
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