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Hochdruckreinigen von Betondachsteinen

03.02.2020 | von: now | Kategorie: Dachbaustoffe, Dächer

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Nicht empfehlenswert: Hochdruckreinigen von Dachziegeln oder Dachsteinen und anschließende farbliche Behandlung

Ein bemoostes Dach gibt der Natur ein Stück Lebensraum zurück – und weist auf eine gesunde Umgebung hin. Schadet es dem Dach, der Dichtheit? In der Regel nicht. Auf rauen Oberflächen von Dachziegeln können sich organische Rückstände ansiedeln. Besonders auf der Nord- und Nordwestseite von Dächern kommt es wegen der geringen Sonneneinstrahlung zu einem langsameren Abtrocknen von Feuchtigkeit, welche durch Regen und Tauwasser auf die Ziegel gelangt ist. Die Entfernung der auf dieser Grundlage wachsenden Moose und anderen Kleinstpflanzen ist wenig sinnvoll und wird meist mehr schaden als nutzen. Das gilt auch für eine anschließende Beschichtung der derart behandelten Dachziegel.

Welche Gründe sprechen gegen das Hochdruckreinigen?

Hochdruckreinigen von Betondachsteinen
Hochdruckreinigen von Betondachsteinen
  • Während des Hochdruckreinigens steigen die Mitarbeiter des ausführenden Betriebes oftmals unter Missachtung der Unfallverhütungsvorschriften ohne Gerüststellung auf den Ziegeln herum, was gerade bei älteren Ziegeln schnell mal zu einem Bruch führen kann.
  • Der starke Druck von Hochdruckreinigern kann erhebliche Wassermengen unter die Ziegel treiben. Bei einigen Dachkonstruktionen kann das unnötige Durchnässungen von Wärmedämmschichten und Holzkonstruktionen zur Folge haben.
  • Das Hochdruckreinigen löst gerade bei Betondachsteinen kleinere Partikel aus dem Beton, die schon etwas die Bindekraft mit dem übrigen Stein verloren haben – kurz man schwächt den Ziegel.
  • Die Ziegel eines schon lange „gesetzten Daches“ werden durch das Begehen und durch den Hochdruck in Ihrer Lage verändert. Dadurch können neue Spannungen auftreten, die Ziegelbrüche oder Abplatzungen verursachen.
  • Der häufige Einsatz von Chemikalien bei der Hochdruckreinigung belastet außerdem Grund- bzw. Abwasser.

Was spricht gegen zusätzliche Beschichtungen von Dachziegeln?

  • In Beschichtungen befinden sich häufig das Algen- und Mosswachstum behindernde Pestizide. Diese werden relativ rasch ausgewaschen und in das Grund- bzw. Abwasser abgeleitet.
  • Beschichtungen, die auf liegenden Dachsteinen aufgetragen werden, können immer nur auf die sichtbare Oberfläche gelangen. Die wirklich kritischen Überdeckungsbereiche und die Verfalzungen erhalten keine Beschichtung! Selbst wenn die Stoßkanten mit den Beschichtungsmitteln „verschmiert“ werden: Eine Abdichtung dieser Bereiche ist nicht erwünscht, da die Diffusionsfähigkeit der Dachhaut eingeschränkt und die Be- und Entlüftung der Ziegelunterseiten behindert wird.
  • Beschichtungen verändern die Entfeuchtungseigenschaften des Dachziegels selbst. Durch Starkregen bei hohen Windgeschwindigkeiten über die Flanken und Falze nass gewordene Ziegel können nach außen nicht mehr schnell genug abtrocknen. Es entsteht eine erhöhte Frostempfindlichkeit, die die Steine schneller zerstört. Die Herstellergarantie für die Frostbeständigekeit erlischt.
  • Bereits angerissene Steine werden durch die Beschichtung nicht „repariert“. Bei spannungsbedingten Applatzungen an Rändern geht der Abbruch weiter.
  • Bei schweren kunststoffhaltigen Beschichtungen kann der Brandschutz beeinträchtigt werden, da die Ziegel in eine neue Brandklasse einzustufen sind.

Abgesehen von Aspekten zur Ästhetik, über die man in diesem Zusammenhang nicht streiten kann, ist das Hochdruckreinigen mit und ohne nachträgliche Beschichtung für Dächer mit Ziegeleindeckung also nicht zu empfehlen.

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