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Spielt der Schornstein beim Luftwechsel eine Rolle?

03.02.2020 | von: fegonnow54 | Kategorie: Allgemein

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Ein Schornstein dient der ungefährlichen Abfuhr von Abgasen, die bei einer Verbrennung im Ofen entstehen. Dieses Abgas ist heiß (zwischen 100 und 250°C, je nach Brennstoff und Heiztechnik), so dass es im Schornstein infolge geringer Dichte von ganz allein nach oben steigt und den Schornstein verlässt. Das verursacht einen Sog, also einen Unterdruck im Ofen. Der Ofen zieht. Durch die Zuluftöffnungen am Ofen wird Luft für die Verbrennung aus dem Aufstellraum angesaugt. Dieser Vorgang verursacht nun einen Unterdruck im Aufstellraum des Ofen, der ausgeglichen werden muss. So kommt es zum Zustrom von Luft aus anderen Räumen, wobei der wiederum dort entstehende Unterdruck durch Zustrom von Luft von außerhalb der Wohnung über Öffnungen, Spalten, Ritzen, Schlüssellöcher usw. ausgeglichen wird. Diese Verbrennungsluftzufuhr darf nicht behindert werden, sonst kann bei der Verbrennung im Ofen gefährliches Kohlenstoffmonoxid entstehen. Daher ist ein einzuhaltende Mindest-Zustrom und die dafür erforderlichen Öffnungsquerschnitte in Vorschriften geregelt, die der Schornsteinfeger kontrolliert.

Schornsteine
Schornsteine

Man könnte also auch sagen, dass eine in Betrieb befindliche Feuerstätte, z.B. ein Kaminofen, dafür sorgt, dass stetig frische Luft von außen angesaugt wird. Ein Schornstein hat demnach eine ähnliche Wirkung wie eine Abluftanlage mit Ventilator. Und selbst wenn der Ofen aus ist, wird, angetrieben durch den im Winter vorhandenen Temperaturunterschied zwischen innen (z.B. 20°C) und außen (z.B. 3°C), ein Zug feststellbar sein. Dieser führt zu einem mehr oder weniger starken Zustrom frischer Luft von außen. Andersherum ausgedrückt: Dort wo der für den Luftwechsel erforderliche Antriebsmechanismus fehlt (z.B. bei Zentralheizung, Fernheizung, Stromheizung) reduziert sich auch der natürliche Luftwechsel bei sonst gleichen Bedingungen. Das ist auch im Sommer der Fall, da es keine nennenswerten Temperaturunterschiede zwischen innen und außen mehr gibt. Allerdings haben wir im Sommer die Fenster meist länger und öfter geöffnet, so dass das sich dennoch ein ausreichender Luftwechsel einstellt.

Wird ein Schornstein abgerissen oder anderweitig außer Betrieb genommen, kommt der geschilderte Lüftungsantrieb zum Erliegen. Auch wenn eine Einzelofenheizung durch eine Zentralheizung ersetzt wird, erfolgt dieser Eingriff in die Dynamik der Be- und Entlüftung der Räume. Die Luftströmungen im ganzen Haus verändern sich und kommen in einigen Räumen komplett zum Erliegen. Das hat Folgen:

  • Da weniger, meist trockene Luft von außen nach strömt, kommt es im Winter tendenziell zu einem Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen. Das Risiko für feuchte Wände und Schimmelbildung steigt.
  • Sind in zentral beheizten Räumen dicht schließende Fenster und Türen, z.B. nach eine Modernisierung vorhanden, kommt der bisherige natürliche Luftaustausch nahezu vollständig zum Erliegen.
  • Durch den einschlafenden Luftwechsel werden Luftschadstoffe langsamer abgeführt.
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