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Wärmedämmverbundsystem (WDVS)

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Alles zum Wärmedämmverbundsystem (WDVS), geeignete Dämmstoffe, Tipps zu Ausführung und Details, sowie Hinweise zu vermeidbaren Fehlern.

Bei einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) wird ein geeigneter Dämmstoff auf die Wandkonstruktion aufgeklebt und eventuell zusätzlich festgedübelt. Anschließend wird auf den Dämmstoff ein spezieller, mit einer Gewebearmierung versehener Putz aufgezogen. Zum Schluss erhält die Oberfläche einen mineralischen oder kunstharzgebundenen Endputz, der mit einem Egalisationsanstrich beschichtet werden kann. Im Sanierungsfall muss geprüft werden, ob der Alt-Putz ausreichend tragfähig ist, also nicht abfällt bzw. absandet und mit dem genutzten Kleber für die Dämmplatten zurechtkommt.

Schema Außendämmung mit Wärmedämmverbundsystem
Schema Außendämmung mit Wärmedämmverbundsystem

Wenn der vorhanden Außenputz tragfähig ist, kann der Dämmstoff nach einer eventuellen Säuberung (Hochdruckreinigen) direkt auf den Putz geklebt werden. Die hierfür geeignete Klebemethode wird auch als Wulst-Punkt-Methode bezeichnet. Hiermit soll erreicht werden, dass die wärmedämmenden Platten richtig eingespannt sind und nicht mit Außenluft hinterströmt werden können. Mindestens 40 % der Flächen sollen miteinander verklebt sein. Verwendung finden mineralische Klebemörtel oder PU-Schaum. Ob auch gedübelt werden muss, hängt vom Untergrund, der Höhe des Gebäudes und der Windbelastung ab.

Geeignete Dämmstoffe für das Wärmedämmverbundsystem

Dämmstoff Wärmeleit-fähigkeit Brandschutz-klasse Link
EPS Hartschaum-Dämmplatten PS15, PS20, 0,032 bis 0,040 B1 info
XPS Hartschaum-Dämmplatten (für erdreichberührende Bereiche 0,032 bis 0,040 B1 info
Mineralfaser-Dämmmatten 0,035 bis 0,040 A1, A2 info
Mineralschaum-Dämmplatten 0,045 bis 0,050 A1 info
Glasschaum-Dämmplatten (für erdreichberührende Bereiche) 0,040 bis 0,060 A1 info
Polyurethanschaum-Dämmplatten 0,024 bis 0,032 B1, B2 info
Holzfaser-Dämm-platten
0,045 bis 0,050 mit Putz B1 info
Holzwolleverbund-Dämmplatten 0,04 – 0,09 B1 info
Schilf-Dämmplatten 0,055 bis 0,070 mit Putz B1 info
Kork-Dämmplatten 0,045 bis 0,055 mit Putz B1 info

Sinnvolle Dämmstoffstärke im Wärmedämmverbundsystem

Optimale Dämmstoffstärke
Optimale Dämmstoffstärke

Der spezifische Preis eines Dämmstoffes sowie seine Stärke und Montageart bestimmen die Wirtschaftlichkeit einer Dämmmaßnahme von der Ausgabenseite. Ökonomisch sinnvolle Dämmstoffstärken liegen, auch unter dem Gesichtspunkt, dass ein Wärmedämmverbundsystem bei richtiger Montage ein sehr langes Leben hat und sich ohne erheblichen finanziellen Aufwand nicht einfach aufstocken lässt, bei etwa 12 bis 24 cm. Noch stärkere Dämmstoffschichten sind bauphysikalisch möglich, wünschenswert und ökologisch sinnvoll, erhöhen aber den finanziellen Aufwand deutlich (Tragkonstruktion). Auch ein zu geringer Dachüberstand, die Einbaulage der Fenster und Türen oder nachbarschaftsrechtliche Fragen können begrenzend wirken.

Bei genehmigungspflichtigen bzw. förderfähigen Projekten sind Forderungen des Gesetz- bzw. Zuwendungsgebers einzuhalten. Die Anforderungen der gültigen Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) gelten als erfüllt, wenn der resultierende U-Wert nach der Dämmmaßnahme bei 0,24 W/m²K liegt. Dieser Wert ist bei einer Modernisierung je nach Ausgangslage mit einer Dämmstoffstärke von ca. 10 bis 14 cm erreichbar, wobei eine Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffes von 0,04 W/mK vorausgesetzt wird. Strebt man eine geförderte Außendämmung an, so ist nach den technischen Mindestanforderungen der KfW-Förderbank ein U-Wert von mindestens 0,20 W/m²K zu erreichen.

Das A und O der Montage

Unabhängig vom gewählten Dämmstoff ist die Art und Weise seiner Befestigung nahezu gleich und von zentraler Bedeutung. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass die Montage so erfolgt, dass sie

  • den mechanischen Halt der Dämmplatte sichert,
  • die spätere Belastung aus aufgebrachtem Putz oder z.B. aufgeklebten Klinkerplatten aufnehmen kann und
  • eine Hinterströmung der Dämmplatte mit Außenluft verhindert.

Wichtig: Das Wulst-Punkt-Klebeverfahren

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Das A und O der Montage

Besonders der letzte Aspekt ist für die spätere bauschadensfreie Wirkung des Dämmsystems entscheidend. Daher hat sich die Verklebung der Dämmplatte nach dem Wulst-Punkt-Verfahren als beste Möglichkeit durchgesetzt. Sie ist bei den meisten Dämmsystemen vorgeschrieben. Mit welchem Material die Verklebung (Mineralischer Kleber, PU-Schaum) erfolgt, ist dabei unerheblich. Verfahren, bei denen die Dämmplatten trocken in aufgeschraubte Schienensysteme eingesetzt werden, sind dagegen nicht empfehlenswert. Eine Hinterströmung kann bei dieser Montageart praktisch nicht verhindert werden.

Die unweigerlich hinter jeder angeklebten Platte entstehenden, mit Luft gefüllten Hohlräume, stehen luftseitig nicht miteinander in Verbindung, wenn die Platten mit der Wulst-Punkt-Methode angeklebt werden. Durch die umlaufende, geschlossene Wulst wird also ruhende Luft eingeschlossen. Anderenfalls, also dann, wenn ausschließlich punktweise geklebt wird, ist eine Luftbewegung möglich. Von unten einströmende Kaltluft würde sich an der Wand erwärmen und nach oben steigen. Diese Strömung kann die beabsichtigte wärmedämmende Wirkung erheblich beeinträchtigen, im Extremfall sogar ganz aufheben. Es gibt Montagebetriebe, in denen die umlaufende Wulst ganz bewusst weggelassen wird. Als Grund wird angegeben, dass die entstehende Belüftung wichtig sei für die Vermeidung von Schimmelpilz. Diese Argumentation ist bauphysikalisch unhaltbar, nicht nur deshalb, weil diese Montageart gegen die Verarbeitungsrichtlinien der meisten Anbieter verstößt.

Unten: neuer Grundputz, oben: alter, fest anhaftender Putz
Unten: neuer Grundputz, oben: alter, fest anhaftender Putz

Alter Putz kann verbleiben, wenn noch eine feste Haftung gegeben ist und keine Absandung des Putzes beobachtet wird. Die Klebemasse wird auf der Dämmstoffplatte bei sehr ebenen Untergründen ganzflächig mit einem Zahnspachtel oder nach dem Wulst-Punkt-Verfahren aufgebracht.

Die hinterlüftungsfreie Anbringung des Dämmstoffes ist das wichtigste Verarbeitungskriterium bei einem Wärmedämmverbundsystem.

Wärmedämmplatten aus Mineralwolle o.ä. werden im Allgemeinen stumpfstoßend verlegt. Styropor- bzw. Styrodurdämmplatten werden auch mit Nut-Feder- oder Stufenfalzverbindung angeboten, was die Verlegearbeit erleichtert. Für die Funktion des Wärmedämmverbundsystems hat dies jedoch keine Bedeutung.

Zur Vermeidung von Wärmebrücken ist darauf zu achten, das kein Mörtel in die Fuge oder den Stoß gelangt.

Wärmedämm-Verbundsystem: Montage in Bildern

1. umlaufende Mörtelwulst aufbringen
1. umlaufende Mörtelwulst aufbringen

Beim Wulst-Punkt-Verfahren wird zunächst die Klebemasse entlang der Plattenränder umlaufend aufgetragen. So angesetzt, sichert die Klebewulst, dass eine Hinterströmung des Dämmstoffes mit Außenluft unterbleibt. Auch untereinander kommen die pro Platte eingeschlossenen Luftmengen nicht miteinander in Berührung. Die nahe der Ränder angebrachte Klebemasse sichert auch eine geringe mechanische Belastung im Bereich der Stoßkante (wird an den Rändern gehalten). So kann z.B. auch das zur Rissbildung führende Schrumpfen von Dämmplatten aus Schaumpolystyrol unterbunden werden.

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2. zusätzliche Klebepunkte setzen

Mehrere zusätzliche Klebepunkte in der Plattenfläche vergrößern die Klebkraft, verringern mechanisches Durchschwingen und verbessern die Schalldämmung. Angestrebt wird eine Klebefläche, die etwa 40 % der Gesamtfläche ausmacht (40%-Regel). So wie im Schritt 2. abgebildet, sollte die Platte mit dem aufgetragen Kleber vor dem Ansetzen etwa aussehen. Das bei dieser Methode mehr Zeit aufgewendet werden muss als bei einer in der Praxis häufig zu sehenden reinen Punktverklebung ist nachvollziehbar. Jedoch ist die optimale Funktion eines Wärmedämmverbundsystems von der hinterlüftungsfreien Montage abhängig.

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3.ansetzen der Platte

Beim Ansetzen der Platte muss darauf geachtet werden, dass an den Stoßflächen unten und an der Seite kein mineralischer Kleber eingeschlossen wird. Der Kleber würde eine Wärmebrücken bilden, die sich später in einer Verfärbung der Putz-Außenseite abzeichnet. Die Platte wird ins Klebebett gedrückt und dabei an der Schnur ausgerichtet. Oben und an der offenen Seite herausquellender Mörtel wird mit einer geeigneten Kelle abgezogen. Mit einem langen Richtscheit in der Hand wird der Plattensitz noch einmal überprüft, bevor die nächste Dämmplatte in Angriff genommen wird.

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4. ausrichten der Platte an Richtscheit und Schnur

Armieren und Verputzen des Wärmedämmverbundsystems

Den Verarbeitungsrichtlinien gemäße diagonale Verlegung von Zusatzgewebe (lokale Verstärkung) unter der ohnehin erforderlichen Gewebearmierung zur Vermeidung der Spannungsrissbildung.
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Abbildung: Bundesverband Kalksandsteinindustrie eV, Hannover
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Abbildung: Bundesverband Kalksandsteinindustrie eV, Hannover
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Abbildung: Bundesverband Kalksandsteinindustrie eV, Hannover
Falsche und richtige Verlegung der Dämm-Platten eines Wärdämmverbundsystems im Bereich des Fensters

Kritische Bereiche

problem_fehlende_gesimswaermedammung
Falsche Gesimsausführung
loesung_fehlende_gesimswaermedammung
Richtige Gesimsausführung
problem_waermebruecke_aufsatzschiene_wdvs
Wärmestrom über metallische Aufsatzschiene
loesung_waermebruecke_aufsatzschiene_wdvs
Vermeidung von Aufsatzschienen

 

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