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Wärmegedämmte oberste Geschossdecke

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Alles über den Aufbau und Verlegung von Dämmstoffen für eine wärmegedämmte oberste Geschossdecke (von oben und von unten)

Die oberste Geschossdecke sollte immer dann gut gedämmt werden, wenn sie die Grenzfläche zwischen dem letzten beheizten und dem darüber befindlichen unbeheizten Teil des Hauses darstellt und die Dämmwirkung schwach oder gar nicht ausgeprägt ist. Die (zusätzliche) Dämmung ist meist wirtschaftlich und kann – entsprechende Kenntnisse vorausgesetzt – vom Bauherren selbst durchgeführt werden. Wenn das Dachgeschoss also weder ausgebaut noch beheizt wird bzw. nicht daran gedacht ist, dieses in absehbarer Zeit zu tun, sollte eine zusätzliche Dämmung entweder

  • in die Decke eingebaut ( z.B. in die Hohlräume bei Holzbalkendecken) oder
  • auf die Decke aufgelegt oder
  • an der Unterseite der Decke befestigt werden.

Eine Dämmung der Dachschrägen ist bei nicht ausgebauten Dach weder notwendig noch sinnvoll, da hierbei eine im Kaltbereich liegende Fläche mit Dämmstoff versehen würde. Diese Dämmung hätte keine nennenswerte Wirkung.

Dämmung der obersten Geschossdecke

Sehr einfach gestaltet sich eine zusätzliche Dämmung, wenn die oberste Geschossdecke nicht die Aufgabe hat, als Speicher für allerlei Abgelegtes zu dienen. Dann kann bei einer Massivdecke ein Dämmstoff direkt aufgelegt oder aufgeblasen werden. Bei Holzbalkendecken ist dies auch möglich, jedoch sind einige Besonderheiten zu beachten.

Die wärmegedämmte oberste Geschossdecke ist wegen der vergleichsweise geringen Kosten meist effizienter als alle anderen Maßnahmen zur Energiesparung. In der Regel werden sich die Aufwendungen bei ungedämmten Betondecken schon nach 3 bis 5 Jahren und bei Holzbalkendecken nach 5 bis 10 Jahren amortisieren.

Um einen U-Wert der obersten Geschossdecke von 0,14 W/m²K zu erzielen (Mindestanforderung der KfW-Förderbank), ist eine effektive Dämmstoffhöhe von etwa 24 cm bei Dämmstoffen der Wärmeleiffähigkeitsgruppe 0,04 erforderlich. Bei der Verlegung ist unabhängig vom verwendeten Dämmstoff auf Lückenlosigkeit der Dämmschicht zu achten.

Folien, gleich welcher Art, sind hier genauso fehl am Platz, wie z.B. dampfsperrende Kaschierungen auf den Fasermatten (keine Alufolie!). Bei mangelhafter Luftdichtheit von zu dämmenden Geschossdecken (Holzbalken-, Brettbinderdecken) gehört eine luftdichtende Ebene auf die warme Seite der Konstruktion (auf die von der darunter liegenden Raumseite sichtbare Decke).

Bei allen Dämmungen gilt: Der Dämmstoff soll möglichst dicht, ohne Unterlüftung an der zu dämmenden Decke anliegen.

Wärmegedämmte oberste Geschossdecke: Mineralwolle

Ausrollen von Mineralwollematten
Ausrollen von Mineralwollematten, Abbildung: Energieagentur NRW

Durch einfaches Ausrollen von Mineral- bzw. Glaswollematten wird die Wärmedämmung der oberen Geschossdecke beträchtlich verbessert. Diese Maßnahme geht besonders rasch von der Hand, wenn nur wenige Einbauten oder Durchdringungen (Schornsteine, Dunstrohre) zu umbauen sind. Das Preis-Leistungsverhältnis der Maßnahme ist besonders gut, wenn der Bauherr selbst Hand anlegt. Da bei der Verlegung möglichst keine Lücken bleiben sollten, empfiehlt es sich die Dämmstoffhöhe durch kreuzweise Verlegung von zwei Lagen zu erzielen. Um die Decke weiterhin begehen zu können ist die Ausbildung eines gedämmten Pfades aus einer Holzkonstruktion sinnvoll.

Eine Kaschierung mit Aluminiumfolie ist auf der Oberseite der Deckendämmung fehl am Platze
Eine Kaschierung mit Aluminiumfolie ist auf der Oberseite der Deckendämmung fehl am Platze

Eine Folie, gleich welcher Art, ist weder unterhalb noch oberhalb der Dämmstoffe erforderlich, wenn die Geschossdecke als luftdicht angesehen werden kann. Mineralwollematten mit einer Kaschierung aus einem dampfundurchlässigem Material (hier Aluminiumfolie) gehören nicht auf die oberste Geschossdecke. Infolge der dampfdichten Kaschierung auf der Oberseite bilden sich Wassertröpfchen an der Unterseite der Kaschierung, die die Wärmedämmung komplett durchfeuchten können.

Aufblasen von Zellulose

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Aufblasen von Zellulosedämmstoff

Das Aufblasen von Zelluloseflocken ist eine kostengünstige und sehr effiziente Methode zur optimalen Dämmung von Geschossdecken. Die Flocken verfilzen beim Aufblasvorgang und bilden eine lückenlose Dämmschicht. Einbauten bzw. Durchdringungen können ohne Schwierigkeiten umblasen werden. Die wärmedämmenden Eigenschaften sind sehr gut. Die vergleichsweise hohe Dämmstoffmasse wirkt sich im Sommer positiv auf die Behaglichkeit im darunter liegenden Geschoss  aus, denn die Decke wird verhältnismäßig langsam warm. Allerdings kann hier nur der Fachbetrieb tätig werden, da das Aufblasen spezielle Maschinen und Erfahrung benötigt. Das Aufblasen ist relativ rasch erledigt und preiswert. Es entsteht kein Verschnitt. Das Verfahren ist anderen Verfahren meiner Meinung nach technologisch und bauphysikalisch überlegen und schafft sowohl im Sommer als auch im Winter optimale Behaglichkeitswerte. Die energetische Amortisation tritt bei zellulosegedämmten Decken bereits nach einem Winter ein.

wärmegedämmte oberste Geschossdecke (belüftetes Flachdach, Betonkonstruktion)
wärmegedämmte oberste Geschossdecke (belüftetes Flachdach, Betonkonstruktion)

Das Aufblasen von Zellulosedämmstoff (türkis dargestellt) eignet sich auch für die Dämmung der obersten Geschossdecken in Häusern mit Beton-Flachdach (z.B. Mehrfamilienhäuser, kommunale Gebäude, Kita’s u.a.). Insbesondere bei nicht begehbaren Konstruktionen, z.B. bei Betondecken, ist das Einblasen oftmals die einzige Möglichkeit, eine gute und nachhaltige Dämmung aufzubringen. Allerdings bleiben Wärmebrücken im Randbereich der gedämmten Geschossdecke erhalten (rote Pfeile). Sie lassen sich nur durch eine zusätzliche Außendämmung (z.B. WDVS) kompensieren.

Ähnliche Ergebnisse werden bei Pult- bzw. Satteldachkonstruktionen aus Holz mit geringer Dachneigung erreicht. Ebenfalls möglich: Das Ausblasen von vorhandenen Hohlräumen bzw. nur teilweise gedämmten Hohlräumen. Es entsteht keine nennenswerte Beeinträchtigung der Mieter während der Ausführung.

Oberste Geschossdecke: Dämmung mit Sandwichelementen

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Auch bei Sandwichlementen wird, anders als hier dargestellt, keine Folie benötigt.

Selbstverständlich lässt sich eine gedämmte oberste Geschossdecke auch so erzielen, dass anschließend die Begehbarkeit der gesamten Fläche weiterhin möglich ist und die Belastung, die ggf. durch Schränke und Haushaltgegenstände entsteht, keine Probleme macht. Dazu kann eine Holzkonstruktion erstellt werden, die dann z.B. mit Zelluloseflocken ausgeblasen wird. Die Abdeckung kann mit OSB-, Spanplatten, oder mit Dielenbrettern erfolgen. Eine weitere, sehr einfache und preiswerte Lösung für diese Aufgabe stellen druckbelastbare Wärmedämm-Sandwich-Elemente dar. Sie werden, teilweise mit Nut und Feder versehen, einfach ausgelegt, zusammengefügt und miteinander verklebt. Die Platten bestehen aus druckbelastbaren Dämmstoffen (z.B. Schaumpolystyrol, Holzfaserdämmplatten, PU-Schaum), auf die begehbare Nutzschichten (meist Spanplatten) zur Lastverteilung aufgeklebt wurden. Das Angebot an solchen Platten ist reichhaltig.

Oberste Geschossdecke mit zahlreichen Durchdringungen
Oberste Geschossdecke mit zahlreichen Durchdringungen

An den grundlegende Forderungen, die an eine solche Dämmmaßnahme gestellt werden, ändert sich jedoch nichts. Lediglich die Einbauhöhe, die für die Fördermöglichkeit maßgebend ist, kann, z.B. bei Sandwichplatten mit den Dämmstoff PU-Schaum, etwas geringer ausfallen. Gibt es allerdings zahlreiche Ecken und Kanten, Durchdringungen aller Art, ist die Verlegung einer lückenlosen Dämmschicht mit diesem Verfahren aufwendig. Aber es gibt ja auch die Möglichkeit, die Platten nur in ungestörten Bereichen zu verlegen und die restlichen Flächen mit einem schüttfähigen, einblasfähigen oder stopfbaren Material zu dämmen.

Besonderheiten von Holzbalkendecken

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Historische Holzbalkendecke im Schnitt

Während eine massive Decke bei der Deckendämmung von oben oder unten keine Probleme bereiten sollte, sieht das bei Holzbalkendecken etwas anders aus. Hier steht man vor der Frage, ob Holzbalkendecken als luftdichte Konstruktionen angesehen werden können. Nun, das sind sie nicht, wie aus der Schnittdarstellung hervorgeht. Die in der Regel vorhandenen Hohlräume unterhalb des Einschubs (Unterstakenraum) können bei einem Druckunterschied zwischen den Dachkästen eine horizontale Luftströmung aufweisen, wenn diese Räume an den Stirnseiten nicht sachgerecht verschlossen werden. Dabei handelt es sich um eine Strömung aus (im Winter kalter) Außenluft bzw. der Luft oberhalb der Geschossdecke. Diese Strömung kann die Wirkung einer gut gemeinten Dämmung, die auf der alten Dielung aufgebracht wurde, zunichte machen oder zumindest deren Wirkung stark mindern. Das ist wohl auch ein Grund, warum bei zahlreichen sanierten Objekten die realen Energie-Einsparergebnisse hinter den theoretisch berechneten zurück bleiben. Auch die Schüttung im Oberstakenraum ist nicht immer so beschaffen, dass eine Unterströmung von Dachkasten zu Dachkasten völlig unmöglich wäre.

Fehlende Luftdichtheit einer Holzbalkendecke
Thermogramm: Fehlende Luftdichtheit einer Holzbalkendecke

Es ist also ratsam, diese Durchströmungsmöglichkeiten durch geeignete, abgeklebte Abschlüsse im Dachkastenbereich auf beiden Seiten zu unterbinden. Eine „Durchlüftung“ der Deckenelemente ist für eine gedämmte oberste Geschossdecke nicht erforderlich und kontraproduktiv.

Nicht selten wird eine Holzbalkendecke auch in vertikaler Richtung durchströmt. Hier sind es meist ungeputzte Decken, die mit luftdurchlässigen Elementen (Tafeln, Nut-Feder-Bretter, Gipskartonelemente u.a.m.) von unten verkleidet sind. Das Thermogramm (Dielung von oben aufgenommen) zeigt eindrucksvoll die „Warmluftfahnen“, wenn die Luft zwischen den Spalten der Dielung der obersten Geschossdecke austritt. Bevor eine solche Decke gedämmt wird, muss Luftdichtheit auf der warmen Seite hergestellt und überprüft werden. Ansonsten riskiert der Bauherr Bauschäden sowohl in der Dämmung als auch in der Holzkonstruktion infolge kondensierende Luftfeuchtigkeit bei Luftdurchtritt.

Überdämmung der Mauerkronen

Überdämmung der mauerkrone bzw. des Ringbalkens
Überdämmung (2) der Mauerkrone bzw. des Ringbalkens (Abbildung: Isofloc)

Bei der nachträglichen Dämmung oberster Geschossdecken wird oft die Überdämmung der Mauerkronen „vergessen“ oder sehr oberflächlich durchgeführt. Natürlich, die Überdämmung der Mauerkrone ist aufwändig und nur dann ganz zufriedenstellend gelöst, wenn eine lückenlose Verbindung zur Außenwanddämmung hergestellt wird. Das Weglassen ist jedoch nicht akzeptabel, da die Mauerkrone bzw. der Bereich des Ringbalkens meist eine gewichtige Wärmebrücke darstellt. Wird dieser Sachverhalt ignoriert, kann die Ausprägung eines Feuchteschadens mit Schimmelbildung an der Innenseite der Außenwand unterhalb der Geschossdecke die Folge sein.

Im Rahmen einer Außendämmung gut mit gedämmtes Gesims
Im Rahmen einer Außendämmung gut mit gedämmtes Gesims

Bei geeigneter Vorbereitung einer verlorenen Schalung (vom Dachkasten aus), zeigt vor allem das Einblasen von Holz- oder Zellulosefasern hier wiederum seine Vorzüge. Damit kommt man bei fachgerechter Anwendung auch in die kleinste Ecke und auch hinter die Fußpfette.

Eine häufig auffällige Konstruktion stellen auskragende Gesimselemente in Höhe der obersten Geschossdecke dar (60er Jahre), die Aufgrund des vergleichsweise hohen Aufwandes oft nicht in eine Dämmmaßnahme einbezogen werden.

fehlende Sockel- und Gesimsdämmung
fehlende Sockel- und Gesimsdämmung

Im Thermogramm ist der erhebliche Wärmeverlust über die Gesimskonstruktion deutlich erkennbar. Raumseitig findet sich – wegen der innen abgesenkten Oberflächentemperatur – oft Schimmel.

Oberste Geschossdecke von unten dämmen

Sowohl eine Massivdecke als auch eine Holzbalkendecke lässt sich auch gut von unten dämmen. Dabei wird eine optimale Dämmwirkung erreicht, wenn auch hier eine Dämmstoffstärke um 20 cm angestrebt wird. Der Dämmstoff sollte lückenlos und ohne Hohlraum zur Decke angebracht werden. Diese Lösung ist sinnvoll, wenn

  • die Raum- bzw. Deckenhöhe dies zulässt,
  • die Decke von oben nicht gedämmt werden kann (Unzugänglichkeit, Belastung),
  • die Decke Luftundichtheiten aufweist, die sowieso abgedichtet werden müssen.

Das für eine wärmegedämmte oberste Geschossdecke geeignete Dämmstoffangebot ist vielfältig. Bei glatten, massiven Decken lassen sich Schaumpolystyrolplatten mit und ohne aufgeklebter Gipskartonplatte ankleben und ggf. verdübeln. Eine andere Möglichkeit besteht darin, eine Holzlattenkonstruktion anzubringen, die mit Holzweichfasermatten, Mineralwolle oder einem ähnlichen mattenähnlichen Dämmstoff ausgefüllt wird. Danach wird eine lückenlose und luftdichtende Dampfbremse aufgebracht. Eine Konterlattung dient dem Anschrauben von Gipskarton- oder Gipsfaserplatten.

Die Luftdichtheit ist auf der warmen Seite (d.h. der dem beheizten Raum zugewandten Seite) zu gewährleisten. Dampfbremsen (feuchtevariabel) auf der warmen Seite sind luftdicht zu verkleben. Ränder (Übergänge von Gipskartonplatten zur Wand) sind mit Acryl zu verschließen.

Das gilt auch für abgehängte Decken mit einer Wärmedämmung nach oben.

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2 Gedanken zu „Wärmegedämmte oberste Geschossdecke“

  1. Ich habe Ihren Bericht aufmerksam gelesen und bin jetzt vollends verwirrt. Wir haben ein altes Haus gekauft und haben eine Holzbalkendecke mit Lehmeinschub. Der Lehmeinschub schließt plan mit den Balken ab. Eine Dielung gibt es nicht. Da es nur mit riesigem Aufwand möglich wäre eine Luftdichtheit herzustellen, sah ich die Lösung in einer diffusionsoffenen Dämmung, die eine Schimmelbildung und eine Schädigung des aufzubringenden Dämmstoffes verhindern soll. Ist es denn nicht möglich diesen Weg zu gehen, unabhängig davon, ob man den Dachboden als Lagerfläche benutzen möchte oder nicht?
    Über eine kurze Info würde ich mich sehr freuen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Steffen Schallert

    Antworten
    • Die Forderung nach Herstellung der Luftdichtheit ergibt sich daraus, dass durch konvektive Strömungen von warm nach kalt eine weitaus höhere Wasserdampfmenge transportiert wird als durch Diffusionsvorgänge. Dies ist unabhängig von der Wahl der Wahl der Dämmstoffe. Auch ein weitgehend diffusionsoffener Dämmstoff neigt zu Feuchteschäden durch Kondensation, wenn eine Luftleckage in der Konstruktion zum Eintrag großen Wasserdampfmengen führt. Daher ist es immer wichtig auf der warmen Seite der Konstruktion (Unterseite der obersten Geschossdecke) eine möglichst hohe Luftdichtheit herzustellen.

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