Wissen:

Randausbildung von massiven Geschossdecken

03.03.2020 | von: now | Kategorie: Geschossdecken

3.1/5 - (14 votes)

Zur Randausbildung von massiven Geschossdecken und deren Einfluss auf Energieverbrauch, Behaglichkeit und Bauschadensfreiheit

Die Konstruktion und Ausführung der Randausbildung von massiven Geschossdecken nimmt auf den Energieverbrauch einen geringen, auf die Behaglichkeit und die Bauschadensfreiheit jedoch einen gravierenden Einfluss. Dabei spielt die Ausführung des Bereiches rund um das Deckenauflager die entscheidende Rolle. Das gilt für gedämmte Decken (Decke ist Trennfläche zwischen einem beheizten und unbeheizten Bereich) als auch für ungedämmte Decken (Decke ist Trennfläche von gleichmäßig beheizten Bereichen) gleichermaßen. So habe ich Schimmelstreifen im Fußleistenbereich oberhalb einer massiven Geschossdecke gelegentlich auch dann gefunden, wenn die Decke von unten gut gedämmt war.

Die Schadensursache ist immer eine zu niedrige Oberflächentemperatur an den betreffenden Stellen auf der Innenseite der Außenwand.

Schwache Dämmung der Stirnseite der unteren und mittleren Geschossdecke
Schwache Dämmung der Stirnseite der unteren und mittleren Geschossdecke

Die Deckenauflager massiver Decken, z.B. auf Ziegelmauerwerk, sollen so ausgeführt werden, dass Wärmebrücken möglichst gering gehalten werden (DIN 4108 Beiblatt 2). Dazu sind die Stirnseiten der Decken entsprechend zu dämmen. Die Wärmebilder zahlreicher Gebäude mit Massivdecken zeigen jedoch in eindrucksvoller Weise, das die alleinige Dämmung der Stirnseiten nicht ausreicht. Ersichtlich wird, wie sich eine fehlerhaft ausgeführte Randdämmung auf die inneren Oberflächentemperaturen auswirkt. Kommt erhöhte Raumluftfeuchtigkeit in der betreffenden Wohnung dazu, ist eine oberflächliche Befeuchtung der betreffenden Wandabschnitte und Schimmelbildung kaum vermeidbar.

Fehlende Dämmschicht an der Stirnseite der Geschossdecke
Fehlende Dämmschicht an der Stirnseite der Geschossdecke

Solche Schäden haben in der Regel eine Ursache: Die Stirnseite der Decke ist nicht, nur halbherzig oder lediglich in der Höhe der Decke selbst gedämmt. Daraus resultiert eine relativ kurze Wärmebrücke über den oberen bzw. den unteren Stein. Sie führt zu einer verstärkten Auskühlung des Deckenrandbereiches und der Mauerabschnitte kurz oberhalb und unterhalb einer Massivdecke. Dadurch sinkt die Oberflächentemperatur auf der Innenseite der Außenwand. Das ist der Grund, warum ein erheblicher Teil untersuchter Schimmelfälle auf mangelhafte Planung und Ausführung der Auflagerbereiche massiver Geschossdecken zurückgeführt werden kann.

Wärmeabfluss durch fehlende oder zu schwache Dämmung der Stirnseite der Geschossdecke
Wärmeabfluss durch fehlende oder zu schwache Dämmung der Stirnseite der Geschossdecke

Leider gibt es für dieses Problem keine einfache und preiswerte nachträgliche Lösung. Eine Innendämmung bringt bei ansonsten akzeptablem Mauerwerk kaum etwas. Und eine nachträgliche lokale Verbesserung der Wärmedämmung im Auflagerbereich ist kaum möglich. Lediglich eine zusätzliche Wärmedämmung von außen, z.B. mit einem Wärmedämmverbundsystem bzw. mit hinterlüfteter Fassade, kann hier sichere Abhilfe schaffen. Wenn BauherrInnen schon in der Planungsphase auf einen Hausneubau Einfluss nehmen können, ist das Problem konstruktiv lösbar. Eine sichere, aber auch aufwändige Lösung verlangt bei monolithischem Mauerwerk eine Überdämmung der Deckenstirnseite mindestens in der Höhe eines weiteren Steines oberhalb und unterhalb, so wie im Bild dargestellt. Mit dieser Ausführung wird die Wärmebrücke entsprechend „verlängert“. Die Oberflächentemperaturen an der Innenseite der Außenwand kurz ober- bzw. unterhalb der Decke steigen.

Richtige Dämmung der Stirnseite einer massiven Decke bei monolithischem Mauerwerk
Richtige Dämmung der Stirnseite einer massiven Decke bei monolithischem Mauerwerk

Allerdings ist die in der Zeichnung angegebene Dämmstoffstärke von 50 mm nicht mehr zeitgemäß. Sie sollte auf wenigstens 100 mm erhöht werden. Die genaue, planungsgerechte Ausführung dieses Details ist abhängig von den Mauersteinen, der Stärke der Wand und dem Deckenauflager. Die Ausführung muss auf der Baustelle überwacht werden.

Ausführung der Dämmung der Stirnseiten der obersten Geschossdecke
Ausführung der Dämmung der Stirnseiten der obersten Geschossdecke

Es darf nicht verschwiegen werden, dass eine solche Ausführung zu einem erhöhten technologischen Aufwand führt. Bei einer obersten Geschossdecke kann die Konstruktion so ausgeführt werden, dass die zusätzliche Wärmedämmung in die Dachwärmedämmung übergeht.

Deckenauflager ohne zusätzliche Dämmung der Deckenstirnseite
Deckenauflager ohne zusätzliche Dämmung der Deckenstirnseite

Bei einer zwei- bzw. mehrschaligen Wandkonstruktion mit Dämmung spielt die Randausbildung von massiven Geschossdecken keine Rolle. Hier kann die zusätzliche stirnseitige Dämmung der Geschossdecke entfallen, wenn diese Aufgabe die ohnehin verlegte Dämmung mit übernimmt. Das gilt auch für die Wärmedämmung der Außenwand von außen mit hinterlüfteter Fassade bzw. einem Wärmedämmverbundsystem. 

Ausführungsfehler: Unterbrechung der gedämmten Stirnseite der Decke durch einen ungedämmten Sturzträger
Ausführungsfehler: Unterbrechung der gedämmten Stirnseite der Decke durch einen ungedämmten Sturzträger

Vieles spricht daher für einen zweischaligen Wandaufbau, da hier die Mängel aus der Maurerphase einfach kompensiert werden. Die bei der stirnseitigen Dämmung der Geschossdecke benötigten Dämmstreifen können entfallen. Auch sind keine weiteren Steinmaße erforderlich. Die Gefahr der Wärmebrückenbildung sinkt beträchtlich.

10485mal gelesen

Das könnte Sie auch interessieren...


Schreiben Sie einen Kommentar

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und akzeptiere sie.