14.11.2017 | 121 x | von: now | Kategorie: Dächer | Druckansicht
Zur Rolle des Unterdaches, der Unterspannbahn bzw. der Vordeckung und zur Modernisierung der Dächer im Bestand
Dächer mit Dachziegeln werden seit einigen Jahrzehnten überwiegend trocken verlegt, also nicht mehr vermörtelt. Zur Verbesserung der Winddichtheit, zur Sicherheit gegen Flugschnee und als Schutz in der Phase Dacheindeckung bzw. Reparatur erhalten Wohnhäuser zumeist ein Unterdach.
Der typische Aufbau des Unterdaches mit Unterspannbahn

Ein Unterdach hat die Aufgabe, in der Bauphase und bei kurzzeitigen Dachöffnungen die Regendichtheit zu gewährleisten. Außerdem muss es Tauwasser von eingedrungenem Flugschnee sicher nach unten zur Rinne ableiten. Wird das Dachgeschoss ausgebaut und die Dachfläche mit einer Dämmung versehen, hat das Unterdach eine weitere Aufgabe zu erfüllen. Es muss nun auch noch eine winddichte Ebene gegenüber Dämmstoffen bilden, damit diese nicht mit Außenluft durchströmt werden. Bei Dachdämmungen, die eingeblasen werden, dient das Unterdach auch als verlorene Schalung.
Nicht nur feuchte Dämmschichten, auch solche, durch die der Wind fegt, haben kaum noch eine Wärme dämmende Wirkung.
Planung des Unterdaches

Die Höhe des Wasserdampf-Diffusionswiderstandes des Unterdaches informiert uns, ob und in welcher Menge Wasserdampfmoleküle durch die Schicht hindurch diffundieren können. Es ist anzustreben für das Unterdach ein Material einzusetzen, das dem je nach Konzentrationsgefälle wanderndem Wasserdampf nur einen geringen Widerstand entgegenbringt, Regen oder Feuchtigkeit aus tauendem Flugschnee aber nicht eindringen lässt. Unterspannbahnen bzw. Holzfaserdämmplatten müssen winddicht verlegt werden.
Auswahlkriterium für das Material ist also der Wasserdampf-Diffusionswiderstand bzw. die so genannte Dampfdiffusionswiderstandszahl, für die der griechische Buchstabe µ (my) steht. Sie sollte den dimensionslosen Wert von 5 nicht übersteigen. In der Praxis wird der Entscheider aber eher mit dem Wert der äquivalenten Luftschichtdicke, dem sd-Wert konfrontiert. Bei diesem fließt neben dem µ auch die Schichtdicke des Materials ein. Übliche Werte für diffusionsoffene Unterspannbahnen bzw. Unterdachplatten aus Holzfasern liegen zwischen 0,02 m bis 0,5 m (Meter). Je kleiner der Wert ist, umso weniger Widerstand (umso besser, umso teurer) wird den Wasserdampfmolekülen auf dem Weg nach draußen entgegen gesetzt. Auf der sicheren Seite bewegt man sich, wenn eine äquivalente Luftschichtdicke (sd-Wert des Materials) von kleiner 0,05 m eingehalten wird. Das ist ein materialspezifischer Wert, der im Angebot des Dachdeckers Erwähnung finden sollte.

Im Bestand wird der Ausbauende allerdings das nehmen müssen, was da ist. Somit stellt sich die Frage, welche Eigenschaften die vorhandene Vordeckung besitzt. Leider steht der Wert meist nicht auf der vorgefundenen Unterdeckung oder ist auf andere Weise erkennbar. In der Praxis finden wir Unterspannbahnen aus speziellem wasserabweisenden Gewebeflies (mit einem sd-Wert unter 0,05 m), aber auch armierte Folien mit deutlich geringerer Diffusionsfähigkeit (sd-Werte von 10m bis 100m).

Das Unterdach aus Holzfaserdämmplatten

Ab etwa 22 mm Stärke sind die Platten ausreichend biegesteif, flattern nicht im Wind und können als verlorene Schalung genutzt werden, wenn Dämmstoffe eingeblasen werden. Ab etwa 40 mm Stärke haben sie je nach Zulassung auch aussteifende Wirkung, so dass dann Windrispenbänder o.ä. nicht erforderlich sind.

Dächer mit einer Unterdeckung aus Holzfaserdämmplatten weisen eine hohe Winddichtheit und einen messbar verbesserten Schallschutz aufgrund poröser Plattenstruktur mit hohem Flächengewicht auf. Während der Bauzeit können Holzfaserdämmplatten als Behelfsdeckung mehrere Wochen lang dem Wetter standhalten. Ein weiterer Vorteil: Holzfaserdämmplatten überdecken den Sparren und bilden ein Art zusätzlicher Aufdachdämmung. Dadurch verbessert sich der U-Wert (er wird kleiner), was einen verringerten Wärmebedarf zur Folge hat. Auch der sommerliche Wärmeschutz lässt sich sehen, weil die vergleichsweise hohe Masse der Holzfaserdämmplatte zu einen verlangsamten Wärmetransport von außen nach innen führt.
Gegen die Unterdächer aus Holzfaserdämmplatten können Zellulose oder Holzfasern als Dämmstoff zwischen den Sparren eingeblasen werden. Ein Luftraum ist unnötig. Unterdächer aus Holzfaserdämmplatten werden daher zunehmend eingesetzt. Alles in allem besitzen Unterdeckungen aus Holzfaserdämmplatten hervorragende Eigenschaften.
