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Ein Tag im Leben als häuslicher Wassertropfen

26.01.2021 | von: fegonnow54 | Kategorie: Luftfeuchte, Luftfeuchte und Kondensat

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Das ist die Geschichte eines Wassertropfens in häuslicher Umgebung, die zeigt, welchen Schaden er anrichten kann.

Wassertropfen, Bild von Arek Socha auf pixabay.com
Wassertropfen, Bild von Arek Socha auf pixabay.com

Schon früh am Morgen beginnt mein geheimes Leben als häuslicher Wassertropfen. Nach der ruhig überstandener Nacht in der vollkommen dunklen Umgebung der Kaltwasserleitung schraubt jemand hörbar an der Mischbatterie. Ah, denke ich, es geht los. Und schon gerate ich in rasante Fahrt. Auf halben Weg begegnen mir an einer Einmündung andere Wassertropfen, die deutlich agiler sind. Sie sind auch ziemlich frech. Wohl zu heiß gebadet oder was? Ich muss mich aber fügen, nehme den heißen Brüdern und Schwestern aber ein wenig die Kraft. Wir einigen uns vorgabegemäß auf 38 °C.

Am Duschkopf wird es dann richtig eng. Es hilft nichts, ich muss mich verkleinern, wenn ich da durch ein Loch will. Und schon wiege ich nur noch die Hälfte und donnere zum Duschkopf heraus. Der Druck ist ganz plötzlich weg. Ein Teil von mir möchte sich gern in Luft auflösen. Der Rest zerplatzt in viele kleine Tröpfchen auf der kahlen Stelle am Hinterkopf meines Hausherrn. Auch ich und viele meiner Brüder und Schwestern möchten sich jetzt gerne verdrücken und in die Luft gehen, aber die meisten sind immer noch zu groß und wir sind einfach noch zu viele. Über mir wird es aber schon ziemlich trüb in der Luft. Aha denke ich, einige sind abgesprungen und versuchen sich gleich unsichtbar zu machen. Mit etwas Seife vermischt lande ich, jetzt schon wieder etwas fülliger geworden, auf dem Boden der Dusche. Nein, nicht in den Abfluss, schreie ich, dort ist es immer so kalt und dreckig. Geschafft! Es kommen keine Tropfen mehr von oben. Ich halte mich krampfhaft an der Kante zum Ablauf fest. Autsch, jetzt tritt er mich auch noch. Aber alles hat sein Gutes. Ich kann mich am Fuß festhalten und rutsche so nicht in den Ablauf.

Tauwasser auf einem Spiegel (Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.com)
Tauwasser auf einem Spiegel (Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay.com)

Die Duschtür wird geöffnet. Der Hausherr greift zu einem Handtuch. Ich freue mich schon, denn dort ist es immer so schön weich und gemütlich. Kaum gedacht, habe ich auch schon eine trockene Stelle gefunden, hier kann ich mich ausbreiten. Hm, wie kuschelig. Jetzt noch auf den Handtuchtrockner und ich schlafe bestimmt ein. Ich werfe schnell noch eine Blick in den gegenüberliegenden Spiegel, aber ich sehe nichts als Hunderttausende meiner kleinsten Brüder und Schwestern. So ein Gedränge. Mich durchströmt ein Glücksgefühl, dass ich heute wieder im Handtuch sein darf. Doch ich muss aufpassen, früher oder später, wird es mir hier immer zu warm. Ach Mist, jetzt ist es passiert, hoffentlich sind keine Geschwister in der Nähe, mit denen ich anstoßen könnte – und ich schwebe schaurig schön. Jetzt bin ich auch noch unsichtbar, ein super Gefühl, obwohl ich davor immer etwas Angst habe. Während ich abdampfe, frage ich mich, wohin es mich wohl heute verschlägt. In die warme Küche, wo ich neulich war? Na, im Moment scheint alles ruhig, der Hausherr ist wohl schon bei der Arbeit. Ich versuche es vielleicht heute mal im Kinderzimmer. Aber nein, die Tür ist geschlossen. Daneben aber, die Tür ist nur angelehnt, geht es sicher. Ich brauche zwar ein wenig bis ich mich hindurch gequetscht habe, aber mich drängt ja nichts. Geschafft. Andere wollen auch hindurch, wie ich sehe. Wo bin ich?

Fühlt sich an wie Schlafzimmer, recht kühl, fast wie in der Kaltwasserleitung. Da muss ich aufpassen, dass ich nicht irgendwo aufschlage. Und in dem Moment wird es auch schon brenzlig, denn wenn es kalt wird, kann ich mich kaum auf den Beinen halten. Ich glaube, ich muss mich erst einmal setzen. Dort drüben hinter dem Schrank könnte es recht gemütlich zu sein. Als ich eintreffe, sehe ich einige bekannte Gesichter. Mir wird schnell klar, warum sich hier so viele tummeln. Hier ist es wirklich angenehm kühl, und man kann sich im Halbdunkel gut ausruhen. Schweben ist schön, aber anstrengend. Nachdem ich mich kurz vor der Landung wieder sichtbar gemacht habe, schaue ich mich um. Etwas Gedränge hier, aber: Hier haben schon viele meiner Brüder und Schwestern Anschluss gefunden. Dann wird mir schwarz vor Augen, denn es ist alles voller Schimmelpilz! …weiterlesen

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