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Verringerter Luftwechsel nach Einbau eines Gas-Brennwertheizgerätes

03.02.2020 | von: fegonnow54 | Kategorie: Allgemein

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Ein sehr interessanter Beratungsfall führte mich in die Wohnung einer Familie, die für Wärmebereitstellung und warmes Wasser lange Jahre eine Gastherme nutzte. Eine Schimmelbildung setzte ein, nach dem die Gastherme durch ein neues Gas-Brennwertheizgerät ersetzt wurde. Die sonstigen Wohnbedingungen blieben gleich.

Gas-Heizgeräte dieser Art gibt es in zwei unterschiedlichen Ausführungen bzw. Anschlussarten. Abhängig von der Verbrennungsluftzufuhr, werden sie entweder raumluftabhängig oder raumluftunabhängig angeschlossen.

Die zuvor eingebaute Therme war raumluftabhängig angeschlossen. Die für die Verbrennung erforderliche Verbrennungsluft wurde dem Aufstellraum entnommen, in diesem Fall aus dem Bad. Über Öffnungen in der Badtür war ein Luftverbund mit dem Rest der Wohnung hergestellt. Wenn die Therme gestartet war, wurden Abgase mit einer Temperatur um 100 °C erzeugt, die durch den Auftrieb im Abgasrohr bzw. einem Schornstein verschwinden. Durch die offene Verbindung mit dem Abgasweg (Schornstein) der bisher angeschlossenen Therme entstand auch ein Auftrieb, ohne dass die Therme arbeiten musste. Allein der Temperaturunterschied zwischen der Wohnraumluft und der winterlichen Außenluft reichte aus, damit immer ein gewisse Menge warmer Abluft nach außen abgeführt wurde. Noch mehr Auftrieb erhielt die abströmende Luft durch ein immer brennendes Zündflämmchen.

Raumluftunabhaengige Betriebsweise eines Gas-Brennwert-Heizgeraetes
Raumluftunabhaengige Betriebsweise eines Gas-Brennwert-Heizgeraetes

Infolge des mehr oder weniger starken Zuges entstand immer ein Unterdruck im Aufstellraum, der zur Ansaugung von Luft aus den anderen Räumen führte. So wirkte die bisher angeschlossene Gastherme in der kalten Jahreszeit wie eine Art unsichtbares Lüftungssystem. Die mit Feuchtigkeit angereicherte Luft wurde abgeführt und trockene Außenluft durch Ritzen und Spalten (Fenster und Türfugen, Briefkastenschlitze, Schlüssellöcher) angesaugt. Das war die Situation vor der Modernisierung.

Das neue Gas-Brennwertgerät wurde raumluftunabhängig angeschlossen. Bei dieser Anschlussart erfolgt die Verbrennungsluftversorgung über ein zusätzliches Luftrohr von außerhalb der Wohnung. Diese Veränderung der Anschlussart verringerte den Luftaustausch in der Wohnung, da es im Bad keine Unterdrucksituation mehr gab. Durch die von den Mietern beibehaltenen Lüftungsgewohnheiten verringerte sich der Luftwechsel, die Wohnraumluft wurde feuchter. Eine gut gemeinte Modernisierung zum Zwecke der Energieeinsparung (Brennwertgeräte haben einen um etwa 15 % besseren Wirkungsgrad) führt zu einem sich über mehrere Jahre hinziehenden Problem mit unangenehmer Schimmelbelastung. Erst nachdem klar war, wie es zur Schimmelbildung kommen konnte, wurde eine Änderung der Lüftungsweise besprochen und umgesetzt (häufigere und kürzere Stoßlüftung), wodurch das Problem nach und nach beseitigt wurde.

Mein Fazit: Es ist nicht ratsam, sich auf Selbstlüftung zu verlassen, die bei heutiger dichter Bauweise kaum, und im Sommer wegen der geringen Temperaturunterschiede sowieso nicht funktioniert. Bei einer Einzelofenheizung mit Schornsteinanschluss und undichten Fenstern strömt im Winter viel und meist trockenere Außenluft in den Raum und führt durch „Verdünnung“ zu einer Reduzierung der relativen Luftfeuchtigkeit. Bei einer Zentralheizung und dichten Fenstern ist dies nicht mehr der Fall – die Luftfeuchtigkeit geht tendenziell nach oben, die Belastung durch Luftschadstoffen steigt – wenn die Lüftungsweise nicht angepasst wird.

Modernisierungen zur Energieeinsparung (Heizung, neue Fenster) führen nicht selten zu einer Reduzierung der Intensität des Luftaustausches. In der Folge wird die Luft feuchter, was zu Durchfeuchtungen mit Schimmelbildung beitragen kann. Eine Modernisierung muss sich auch mit der Notwendigkeit zur Veränderung des Lüftungsverhalten beschäftigen.

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